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Neue Solidarität
Nr. 33, 15. August 2024

Wirtschafts-Nachrichten

Globale Börsenturbulenzen offenbaren ein System in schwerer Krise

(E.I.R. Strategic Alert, 8.8. 2024) – Am 5. August stürzten die Aktien an der Wall Street ab: Der Dow-Jones-Index schloß mit einem Minus von 1033 Punkten, das entspricht einem Rückgang um 2,6%, dem größten seit zwei Jahren, der Nasdaq Composite verzeichnete sogar einen Tagesverlust von 3,43%. Der Trend hatte in Japan begonnen, wo der Nikkei-Index um mehr als 12% einbrach, das ist der größte Tagesverlust seit dem Schwarzen Montag 1987. Die europäischen Aktienmärkte folgten, als sie einige Stunden später öffneten. In Frankfurt fielen die Aktien um über 3%, in Paris 2,6%, in London 2,3% und in Madrid 2,8%, in Mailand sogar 4%. Die Panik wurde zwar rasch abgebremst, aber die Unsicherheit bleibt.

Dieser Ausverkauf an den Aktienmärkten hatte mehrere Auslöser. Am 2. August sorgte der Bericht über die US-Arbeitslosigkeit für Juli für Unruhe. Und der japanische Yen stieg plötzlich stark gegenüber dem Dollar an, von etwa 160 auf unter 140/$. Dies dürfte das Ergebnis einer massenhaften Auflösung von Yen-Krediten (im sog. „Yen Carry Trade“) sein, die durch Verluste bei Finanzgeschäften in Europa und den USA erzwungen wurde.

Ein weiterer Faktor war der Absturz der Intel-Aktie am 5. August. Das Unternehmen, das kürzlich einen Zuschuß der US-Regierung von 8,5 Mrd.$ für den Bau neuer, moderner Halbleiterfabriken erhalten hatte, kündigte statt dessen die Entlassung von 19.000 der 116.000 Beschäftigten an. Die Aktie fiel innerhalb weniger Tage um 25%. Kein Ruhmesblatt für die „Investitionen in die High-Tech-Infrastruktur“ der „Bidenomics“!

In der Folge sanken die Zinssätze auf dem US-Schatzanleihenmarkt auf breiter Front, mit Ausnahme der kürzesten Laufzeiten (6-Monats- und 3-Monats-Anleihen). Der gesicherte Tagesgeldsatz (SOFR) der Federal Reserve stieg vergangene Woche von 5,21 auf 5,33% und liegt damit weit über den Zinssätzen aller Staatsanleihen. Banken und Geldmarktfonds sind praktisch aufgerufen, nicht mehr in die Wirtschaft zu investieren, sondern nur noch Reserven zu sammeln und sich im Tageskreditfenster der Fed (Standing Overnight Repo Facility) diesen hohen SOFR zu sichern.

Vertreter der Wall Street fordern eine Sondersitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC), um die Zinsen zu senken. Sie werfen der Fed vor, es sei ein großer Fehler gewesen, daß sie auf ihrer Sitzung letzte Woche keine Zinssenkung beschlossen und dies auf die nächste FOMC-Sitzung im September verschoben hat.

* * *

Arbeitslosigkeit wächst als logische Folge der Deindustrialisierung

(E.I.R. Strategic Alert, 8.8. 2024) – Der wirtschaftliche Niedergang in Deutschland fordert seinen Tribut auf dem Arbeitsmarkt: Im Juli waren 2,809 Mio. Menschen arbeitslos, 82.000 mehr als im Vormonat. Im Jahresvergleich waren es im Juli 192.000 Arbeitslose mehr, im Juni 172.000. Der Arbeitsmarkt bleibe „unter Druck“, kommentierte die Staatssekretärin im Arbeitsministerium Leonie Gebers.

Besonders hoch ist dieser „Druck“ in den Branchen Automobil, Chemie und Bau, dem Fundament der produktiven Beschäftigung in Deutschland. Obwohl sich die Anzeichen für eine Depression mehren, ist offiziell nur von „Rezession“ die Rede.

Die Arbeitslosigkeit steigt zwar in den Sommermonaten immer etwas an, weil Unternehmen mit Neueinstellungen oft das Ende der Ferienzeit abwarten. Aber mehrere große Automobilzulieferer haben schon über 20.000 Stellenstreichungen angekündigt, davon allein 14.000 (von 58.000 Mitarbeitern) bei ZF Friedrichshafen. Alle diese Unternehmen, darunter Giganten wie Bosch und Continental, melden erhebliche Verluste im Bereich der E-Autos, weil sich die Investitionen wegen der geringen Verkaufszahlen nicht auszahlen.

Ein spezielles Problem auf dem Arbeitsmarkt ist der Nachwuchsmangel: Die Industrie bräuchte 204.000 neue Auszubildende, aber bisher haben sich nur 121.000 junge Menschen beworben, was die Lücke bei den zukünftigen Arbeitskräften vergrößert. Wegen der überzogenen „grünen“ Vorschriften und anderer Probleme erwägt mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen, wesentliche Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern.

Besonders dramatisch ist die Entwicklung im Bausektor: Im Vergleich zum Jahresbeginn 2022 waren in den sieben größten deutschen Städten 27% weniger Mietwohnungen verfügbar, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). Die Hürden für den Wohnungsbau sind in den Städten deutlich höher als auf dem Land, wo die Zahl der Mietwohnungen „nur“ um 18% sank.

Das hängt auch mit dem geringen Angebot an Neubauten zusammen: Die Planungen der Bundesregierung sahen 400.000 neue Wohnungen pro Jahr vor, in diesem Jahr werden aber maximal 250.000 fertiggestellt. Neue „grüne“ und andere Vorschriften sowie die gestiegenen Materialpreise machen Neubauten zu teuer. Als weitere Hindernisse nennen die Unternehmen Einwände gegen Neubauprojekte, etwa von radikalen Umweltschützern, die der „Natur“ und dem Artenschutz Vorrang einräumen.