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(E.I.R. Nachrichten, 9.7. 2024) – Die britische Medizinzeitschrift The Lancet veröffentlichte am 5. Juli einen Brief von drei Experten für öffentliche Gesundheitspolitik. Sie warnen, daß die tatsächliche Zahl der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung infolge des israelischen Krieges im Gazastreifen drei- bis fünfzehnmal höher sein könnte als die vom Gaza-Gesundheitsministerium angegebene Zahl der Toten. Der Grund dafür seien die Auswirkungen der Zerstörung der zivilen Infrastruktur und der medizinischen Einrichtungen auf die Bevölkerung, die Unterbrechung der Lebensmittelversorgung, die Unfähigkeit, Leichen aus den Trümmern zerstörter Gebäude zu bergen, und sogar der Zusammenbruch der Fähigkeit, die Toten genau zu zählen. Lege man ein Verhältnis von vier indirekten Todesfällen für jeden durch Militäraktionen verursachten Todesfall zugrunde, so errechnen die Autoren, daß die Zahl der Todesopfer bei 186.000 liegen könnte – und vielleicht sogar noch höher.
„Ein sofortiger und dringender Waffenstillstand im Gazastreifen ist unabdingbar, begleitet von Maßnahmen, die die Verteilung von medizinischen Hilfsgütern, Lebensmitteln, sauberem Wasser und anderen Ressourcen für die Grundbedürfnisse der Menschen ermöglichen“, schreiben die Autoren.
„Gleichzeitig ist es notwendig, das Ausmaß und die Art des Leids in diesem Konflikt zu erfassen. Die Dokumentation des wahren Ausmaßes ist von entscheidender Bedeutung, um die historische Rechenschaftspflicht zu gewährleisten und die vollen Kosten des Krieges anzuerkennen. Dies ist auch ein rechtliches Erfordernis. Die vom Internationalen Gerichtshof im Januar 2024 festgelegten vorläufigen Maßnahmen verlangen von Israel, ,wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Zerstörung zu verhindern und die Sicherung von Beweisen zu gewährleisten, die sich auf Anschuldigungen von Handlungen beziehen, die in den Anwendungsbereich der Völkermordkonvention fallen‘.“
Abschließend heißt es: „Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen ist die einzige Organisation, die die Toten zählt… Außerdem werden diese Daten für den Wiederaufbau nach dem Krieg, die Wiederherstellung der Infrastruktur und die Planung der humanitären Hilfe von entscheidender Bedeutung sein.“