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Neue Solidarität
Nr. 29, 18. Juli 2024

Hainan-Veranstaltung zeigt den Ausweg für die deutsche Wirtschaft

Von Caroline Hartmann

Am 3. Juli fand in Frankfurt/Main eine von mehreren bedeutenden Veranstaltungen für die deutsche Wirtschaft für Investitionsprojekte in Hainan statt, unter dem Motto, „Invest in China – Hainan Free Trade Port Europe Conference“. Mehr als 500 Personen, hauptsächlich deutsche Geschäftsleute und Investoren, versammelten sich, um verschiedene Präsentationen hochrangiger Vertreter der chinesischen Wirtschaft – u.a. den Vizeminister des chinesischen Handelsministeriums Ling Ji, den Sekretär des Provinzkomitees der KPC für Hainan H.E. Feng Fei, den stellvertretenden Direktor der Bank of China Zhang Xiaodong sowie den Wirtschafts- und Handelsattaché in der Chinesischen Botschaft in Deutschland, Zhai Qian – über die Investitionsmöglichkeiten zu hören, die sich durch die Entwicklung des Freihandelshafens von Hainan ergeben.

Am 13. April 2018 hatte Präsident Xi Jinping anläßlich der Feier zum 30. Jahrestag der Gründung der Provinz und Sonderwirtschaftszone Hainan die Entscheidung der Regierung verkündet, Hainan schrittweise zu einem Freihandelshafen auszubauen und zu fördern. Am 1. Juni 2020 wurde ein Masterplan veröffentlicht und ein neues Kapitel für Hainan aufgeschlagen: Bis 2025 soll ein Rahmen geschaffen werden, um Hainan zu einem Freihandelsplatz für Investitionen und Handel auszugestalten und damit internationalen Firmen eine offenere Wirtschaft in China zu bieten.

Chinas Großprojekt Hainan ist Teil des neuen westlichen Land-Meer-Korridors der Gürtel- und Straßen-Initiative (Belt and Road Initiative, BRI).

Wie der chinesische Konsul in Frankfurt betonte, bestätige die große Beteiligung an der Veranstaltung seine Erfahrung, daß die deutsche – und die europäische – Bevölkerung im Gegensatz zu Politik und Medien China gegenüber aufgeschlossen sei und Kooperation statt Handelskrieg wolle.

Dies wurde auch von Carola Paschola hervorgehoben, der Beauftragten für Internationale Angelegenheiten des Wirtschaftsrats Hessen, und ebenso vom Vizepräsidenten der Belgisch-Chinesischen Handelskammer Vincent de Saedeleer.

Hier geht es wahrhaftig um eine große Chance für die deutsche Wirtschaft, von der viele Vertreter anwesend waren, denn seit der Verkündung des „Masterplans“ ist die regionale BIP-Wachstumsrate von Hainan die größte im Land, und die Zahl der neu hinzugekommenen Marktteilnehmer und die Nutzung des eingezahlten ausländischen Kapitals haben die Gesamtzahl der letzten 30 Jahre übertroffen. Laut Angaben des Büros der Provinz Hainan für auswärtige Angelegenheiten betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Warenhandels von Hainan in den letzten fünf Jahren 23,4%, die der Dienstleistungen 17,7%. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der eingezahlten Auslandsinvestitionen der letzten fünf Jahre erreicht sogar 63,5%. Damit sind in den letzten fünf Jahren mehr ausländische Investitionen genutzt worden als in den ganzen letzten 30 Jahren nach der Gründung der Hainan Provinz, was Hainan hinsichtlich der Höhe der eingezahlten Auslandsinvestitionen China-weit auf den ersten Platz stellt.

Schiller-Institut beim „Panel Talk“

Während des abschließenden „Panel Talks“ war neben einigen Vertretern der Wirtschaft aus Hainan und Deutschland auch Claudio Celani als Vertreter des Schiller-Instituts eingeladen, seine Ansichten und Aussichten für eine zukünftige Zusammenarbeit mit der EU darzustellen. Celani ging zuerst auf die BRI und ihre Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Menschen als Schicksalsgemeinschaft ein und prangerte die geopolitische Mentalität der EU als Relikt der Vergangenheit an, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung Afrikas. Er betonte, innerhalb dieser großen Idee der Schicksalsgemeinschaft „sollten wir uns als nächsten Schritt der Entwicklung Afrikas, dem Aufbau Afrikas anschließen… Ich bin froh, daß der Generalkonsul und der Wirtschaftsattaché der chinesischen Botschaft in Deutschland das Thema ,Überkapazität‘ angesprochen haben, denn tatsächlich haben wir angesichts der Investitions-Nachfrage in Afrika und anderen Ländern auf dieser Welt eine industrielle ,Unterkapazität‘“.

Zuvor hatten sowohl der Wirtschaftsattaché der chinesischen Botschaft in Deutschland, Zhai Qian, als auch der Generalkonsul in Frankfurt, Huang Yiyang, den Vorwurf der „Überkapazität“, den der Westen gegenüber China erhebt, klar abgewiesen und als Beispiel die deutsche Automobilindustrie angeführt, die 80 Prozent ihrer Produktion exportiert.

Celani warf der EU vor: „Sie errichtet Blöcke und Mauern, wo Xi Jinping Brücken bauen will. Es gibt zwei Ideen, wie Beziehungen unter Staaten in der Welt geführt werden sollten. Die eine sagt, durch Kooperation und Entwicklung findet man immer Win-Win-Lösungen für alle Beteiligten. Die andere ist die Idee der Geopolitik – wenn Staat A einen Vorteil hat, müsse Staat B ein Nachteil haben. Das basiert auf der malthusianischen Idee, daß Rohstoffe begrenzt sind, und das ist schlicht und einfach falsch, wie die industrielle Revolution mehrmals bewiesen hat.“

Er betonte: „Das ist leider die veraltete Ideologie, die heute die EU-Politik prägt. Wir müssen diese Ideologie anprangern und zurückweisen, denn ich denke, wenn wir diesen Saal verlassen haben, werden wir kein Wort über diese großartige Konferenz in den Medien finden; statt dessen wird man von ,Überkapazität‘ reden und darüber, daß die EU neue Sanktionen gegen China verabschieden wird. Mein Wunsch ist, daß die Stimme der Menschen und der Produzenten und die Vertreter der Wirtschaft, die hier versammelt sind, mehr gehört wird. Und bitte erheben Sie Ihre Stimme, gehen Sie über Ihre übliche Funktion hinaus, wir müssen mehr Verantwortung für diese Dinge übernehmen, weil die Politiker es nicht tun.“

Celanis Rede wurde gut aufgenommen, und einige Teilnehmer kamen nach dem Ende des offiziellen Teils auf ihn zu, um seine mutige Stellungnahme zur EU-Praxis zu unterstützen.

Investitionsverträge

Im Rahmen der Veranstaltung wurden mehrere Verträge von Vertretern der deutschen Industrie- und Handelskammer, Partnerunternehmen und Vertretern der Hainan Free Port Authority unterzeichnet. Die chinesische Handelskammer in Deutschland, vertreten durch ihren Vizepräsidenten Zhou Hongtu, betonte nochmals die neuen Chancen, die Hainan nicht nur für chinesische Firmen in Deutschland, sondern auch für den weiteren Ausbau der chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen bietet. Hainan garantiere Investitionsmöglichkeiten mit niedrigen Steuern in vielen Bereichen: Tourismus, Dienstleistungen sowie High-Tech-Industrien wie Halbleiter, Computertechnik, Entwicklung intelligenter Terminals, Forschung und Entwicklung, Elektronik, künstliche Intelligenz, Datenverarbeitung und Satelliteninternet.

Besonders zu betonen seien die drei großen Schwerpunkte Hainans bzgl. Luft, Wasser und Land: Technologieentwicklung in der Landwirtschaft, Schiffahrt, Tiefseeforschung, Luft- und Raumfahrt, Umwelt bzw. saubere Energieerzeugung einschließlich Kernenergie sowie neue Branchen der Medizinentwicklung einschließlich der Chinesischen Medizin.

In den letzten Jahren hat Hainan die Luft- und Raumfahrtindustrie kontinuierlich weiterentwickelt, dabei konzentrierte sich Wenchang auf die Entwicklung von Branchenclustern für Weltraumstarts und unterstützende Dienstleistungen und Sanya sich auf Branchencluster für Anwendungen der Satelliten-Fernerkundung. Die Tiefseeforschung und eine „Technologiestadt“ sind weitere große Projekte. Im Hinblick auf die Forschung, Entwicklung und Anwendung von Tiefseewissenschaften und -technologie strebt diese Stadt die Entwicklung von Tiefseeausrüstung und -technologie, Tiefseekommunikation, Tiefseematerialien, Tiefseeerkundung, Tiefseeenergie und die Erforschung von Meeresfarmen an. Die allgemeine Technologiebranche konzentriert sich auf intelligente Fertigung, Informationstechnologie der neuen Generation und neue Materialien. Die maritime unterstützende Industrie entwickelt Schiffe, Schiffsausrüstung und öffentliche Meeresdienste.

Diese faszinierenden und zukunftsweisenden Projekte auf vielen Gebieten können nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch alle von der jetzigen Politik gelangweilten jungen Köpfe begeistern und optimistisch stimmen.