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Neue Solidarität
Nr. 19, 9. Mai 2024

Nelson Mandela und unser Verständnis von Frieden und Entwicklung

Von Botschafterin Beryl Rose Sisulu

I.E. Beryl Rose Sisulu ist Botschafterin der Republik Südafrika in Mexiko. Im ersten Abschnitt der Konferenz des Schiller-Instituts zum Oasenplan am 13. April sagte sie folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt.)

Verehrte Delegierte, verehrte Gäste, ich habe die Ehre, im Namen der Republik Südafrika zu Ihnen zu sprechen, da wir heute hier auf der vom Schiller-Institut veranstalteten internationalen Konferenz zusammenkommen. Dieser Anlaß, der mit bedeutenden Meilensteinen in der Geschichte unseres Landes zusammenfällt, legt uns nahe, über den Weg nachzudenken, den wir zurückgelegt haben, über die Herausforderungen, die wir bewältigt haben, und über den Weg, den wir uns für die Zukunft vorstellen.

Vor 30 Jahren, am 27. April 1994, feierte Südafrika ein bedeutendes Ereignis: die ersten demokratischen Wahlen. Dieser entscheidende Moment markierte den Höhepunkt eines langen und mühsamen Kampfes gegen die Apartheid – eines Kampfes, der durch das unerschütterliche Engagement unseres Volkes für Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit angetrieben wurde. Wenn wir nun drei Jahrzehnte Demokratie feiern, ist es unerläßlich, daß wir die Lehren aus unserer Vergangenheit an die jüngere Generation weitergeben und sie dazu inspirieren, unsere hart erkämpfte Freiheit zu bewahren und gegenüber jeder Bedrohung unserer demokratischen Werte wachsam zu sein.

Das Thema dieser Konferenz – „Entwicklung als notwendiger Rahmen für den Frieden“ – steht in engem Zusammenhang mit dem Weg Südafrikas. Unsere Erfahrung unterstreicht die untrennbare Verbindung zwischen Entwicklung und Frieden, denn wir wissen, daß nachhaltiger Frieden nur in Gesellschaften gedeihen kann, in denen Entwicklung und integratives Wachstum gefördert werden.

Wenn wir über die Worte Nelson Mandelas nachdenken, werden wir außerdem an die grundlegenden Bestrebungen erinnert, die alle Menschen teilen: den Wunsch nach Sicherheit, Lebensunterhalt, Gesundheit und Bildung. Es ist unsere Pflicht als Weltbürger, unermüdlich daran zu arbeiten, diese Wünsche für alle zu verwirklichen.

Anläßlich des 30. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Mexiko und Südafrika würdigen wir die gemeinsamen Werte und gegenseitigen Verpflichtungen, die unserer Partnerschaft zugrunde liegen. Von der Förderung demokratischer Grundsätze bis hin zum Vorantreiben der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) verkörpert unsere Zusammenarbeit den Geist der Solidarität und Kooperation, der für die Bewältigung der drängenden Herausforderungen unserer Zeit unerläßlich ist. Die robusten Handelsbeziehungen zwischen unseren Nationen unterstreichen das immense Potential für weitere Zusammenarbeit und wirtschaftliche Synergien, die den Weg für gemeinsamen Wohlstand und gegenseitigen Nutzen ebnen.

Die Komplexität der heutigen Welt, die von Konflikten und Krisen geprägt ist, erinnert uns daran, daß wir uns im Streben nach Frieden zusammenschließen müssen. Von Gaza bis zur Ukraine und darüber hinaus kennt das Streben nach Frieden keine Grenzen und erfordert gemeinsames Handeln, das auf Dialog, Empathie und Verständnis beruht. Es ist unsere Pflicht, uns für den Frieden einzusetzen, für Diplomatie statt Zwietracht zu plädieren und Brücken der Zusammenarbeit zu bauen, die ideologische Grenzen überwinden.

Lassen Sie uns unser Engagement für die edlen Ideale von Frieden, Entwicklung und globaler Harmonie bekräftigen. Lassen wir uns von der Unbeirrbarkeit unserer Vorfahren und den Bestrebungen künftiger Generationen inspirieren. Lassen Sie uns gemeinsam eine bessere Welt schaffen – eine Welt, in der Gerechtigkeit regiert, Wohlstand gedeiht und Frieden herrscht.

Frieden und Entwicklung in den Augen Nelson Mandelas

Ausgehend von unserer Diskussion über den zwingenden Zusammenhang zwischen Entwicklung und Frieden möchte ich nun die Bedeutung des Friedens im Kontext Südafrikas näher beleuchten – einer Nation, die einen turbulenten Weg hin zu Demokratie und Inklusivität zurückgelegt hat.

Die Worte von Nelson Mandela haben einen tiefen Bezug zu unserem Verständnis von Frieden und Entwicklung. Er brachte zum Ausdruck, daß wahre Entwicklung von Bildung abhängt – ein Gedanke, der von führenden Politikern auf der ganzen Welt aufgegriffen wurde. Bildung befähigt nicht nur den einzelnen, sondern fördert auch das kritische Denken, das Einfühlungsvermögen und den sozialen Zusammenhalt, die für den Aufbau friedlicher Gesellschaften unerläßlich sind.

Darüber hinaus unterstreicht Mandelas Aussage, daß echte Führungspersönlichkeiten bereit sein müssen, für die Freiheit ihres Volkes Opfer zu bringen – das tiefe Engagement, das erforderlich ist, um einen Weg zu Frieden und Entwicklung zu beschreiten.

Im südafrikanischen Kontext ist der Frieden aus mehreren zwingenden Gründen von größter Bedeutung, die alle eng mit dem historischen Erbe und den gegenwärtigen Bestrebungen unseres Landes verwoben sind:

Frieden ist von grundlegender Bedeutung, um unsere Gemeinschaften vor Gewalt und Kriminalität zu schützen und zu gewährleisten, daß alle Bürger in Sicherheit leben können. Lassen Sie mich klarstellen, daß Frieden in Südafrika nicht nur die Abwesenheit von Konflikten bedeutet; er ist der Eckpfeiler unseres gemeinsamen Strebens nach Fortschritt, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit.

Gegenwärtige und künftige Herausforderungen

Verehrte Delegierte, Südafrika hat seit dem Übergang zur Demokratie Mitte der 1990er Jahre erhebliche Fortschritte bei der Verbesserung des Wohlergehens seiner Bürger gemacht. Es ist jedoch zwingend erforderlich, die anhaltenden Herausforderungen anzuerkennen, die unseren Fortschritt behindern. Der prozentuale Anteil der Bevölkerung, der unterhalb der Armutsgrenze für Länder mit mittlerem Einkommen lebt, zeigt besorgniserregende Tendenzen: Er stieg von 56% im Jahr 2010 auf schätzungsweise 62,7% im Jahr 2023.

Diese Tendenzen werden durch strukturelle Herausforderungen und ein schwaches Wachstum verschärft, das durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie noch verschlimmert wird. Steigende Arbeitslosenquoten, insbesondere unter Jugendlichen, stellen eine ernsthafte Einschränkung des Wohlstands der Haushalte und der Wirtschaft dar. (Die offizielle Arbeitslosenquote lag im vierten Quartal 2023 bei 32,1%.)

Eine hohe Ungleichheit verlängert einen Kreislauf der Ausgrenzung, indem sie das Potential für integratives Wachstum, das allen Bürgern zugute kommt, einschränkt. Dieser Kreislauf wird angetrieben vom Erbe der Ausgrenzung und einer Arts des Wirtschaftswachstums, das den Bedürfnissen der Armen keine Priorität einräumt und nicht genügend Beschäftigungsmöglichkeiten schafft. Darüber hinaus verschärft das Wohlstandsgefälle die Situation, und die geringe Mobilität zwischen den Generationen führt dazu, daß die Ungleichheiten über Generationen hinweg bestehenbleiben und sich im Laufe der Zeit kaum ändern.

Angesichts dieser Herausforderungen hält Südafrika an seinem Engagement für Frieden und Entwicklung fest, sowohl im eigenen Land als auch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Im Einklang mit der visionären Agenda 2063 der Afrikanischen Union (AU): Das Afrika, das wir wollen, läßt sich unser Land von Prinzipien leiten, die integratives Wachstum, Einheit, gute Regierungsführung, Frieden, Sicherheit und die Bewahrung des kulturellen Erbes in den Vordergrund stellen. Durch die Einhaltung dieser Grundsätze legen wir den Grundstein für eine Zukunft, die von Frieden, Wohlstand und kollektivem Wohlergehen geprägt ist.

Darüber hinaus erkennt Südafrika die Bedeutung von Initiativen wie dem Oasenplan, der durch die Wiederherstellung und Verbesserung der Bodenqualität die globale Erwärmung bekämpfen soll. Dieses Projekt, das eine Fortsetzung der Emission Zero Global Initiative ist, sieht die Schaffung eines dauerhaften Regenwaldes im Norden Afrikas vor, wo sich einige der trockensten Regionen der Welt befinden. Durch die Beteiligung an Initiativen wie dem Oasenplan kann Südafrika einen Beitrag zur regionalen Klimastabilität und zur biologischen Vielfalt leisten, was unserem Engagement für eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Umwelt entspricht. Auf halbem Weg zur globalen Entwicklungsagenda 2050 ist unser Land immer noch mit den Herausforderungen von Armut, Ungleichheit und Arbeitslosigkeit sowie den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Die SDGs bieten einen Plan, der mit anderen regionalen, nationalen, kontinentalen und interkontinentalen Entwicklungsplänen im Einklang steht.

In den letzten vier Jahren hat die Welt mehrere Krisen erlebt, darunter die verheerende COVID-19-Pandemie, wirtschaftliche Abschwünge, zunehmende Auswirkungen des Klimawandels und politische Instabilität. Südafrika hat positive Fortschritte bei der Erhöhung des Lebensstandards, der Verbesserung des Zugangs zu grundlegenden Dienstleistungen und der Verringerung der CO₂-Emissionen gemacht. Trotz Herausforderungen wie der Stromknappheit engagiert sich Südafrika weiterhin für nachhaltige Entwicklung und integratives Wachstum durch gemeinsame Anstrengungen.

Der Satz „Entwicklung ist der notwendige Rahmen für den Frieden“ hat einen starken Widerhall auf dem Weg Südafrikas. Unsere Erfahrung unterstreicht den untrennbaren Zusammenhang zwischen Entwicklung und Frieden und zeigt, daß nachhaltiger Frieden nur in Gesellschaften gedeihen kann, in denen Entwicklung und integratives Wachstum gefördert werden.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Südafrika inmitten der Prüfungen einer Ära nach der Pandemie und den drohenden Schrecken von Umweltkrisen unerschütterlich an seinem Engagement für die Förderung von Frieden und Entwicklung festhält, und dies nicht nur für seine eigenen Bürger, sondern für die gesamte afrikanische und globale Gemeinschaft. Wir verpflichten uns zu einem unerschütterlichen Engagement für eine integrierte Entwicklungsagenda und arbeiten mit Partnern aus der gesamten Gesellschaft zusammen, um den nationalen Entwicklungsplan Agenda 2063 und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Auf diese Weise wollen wir die Hoffnung aller Südafrikaner und aller Menschen weltweit wecken und ihre Bestrebungen verwirklichen. Ich danke Ihnen.