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Neue Solidarität
Nr. 8-9, 23. Februar 2023

Wir sind verpflichtet, für den Frieden zu sprechen und zu handeln

Im Rahmen der Internetkonferenz am 4. Februar sprachen auch drei afroamerikanische Geistliche. Wir dokumentieren im folgenden ihre Beiträge.

© Schiller-Institut
Pastor Robert Smith Jr.

Pastor Robert Smith, New Bethel Baptist Church, Detroit,
Vorsitzender des Foreign Mission Board, National Baptist Convention, USA:

Hallo, ich bin Robert Smith Junior. Ich habe das große Glück, Pastor der New Bethel Baptist Church in Detroit, Michigan, zu sein. Das war die Kirche, in der Dr. Martin Luther King jr. zum ersten Mal seine Rede „Ich habe einen Traum“ hielt.

Pastor C.L. Franklin, der sehr viele großartige Dinge für den Weltfrieden getan hat, für die Bürgerrechte und insbesondere dafür, Menschen in Liebe zusammenzubringen, ist so bekannt für seine klaren Reden und für die Stimme seiner Tochter, Aretha Franklin, daß viele großartige Dinge über diese Kirche allerdings nie erwähnt werden. Es handelt sich um eine historische Kirche, die wegen der Veränderungen, die sie in Detroit bewirkt hat, in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Oder besser gesagt: Franklin hat dort im Oktober 1969 die panafrikanische Bewegung ins Leben gerufen, die in den folgenden zehn Jahren alles in Detroit verändert hat: Viele Schwarze wurden in Richterämter, in den Stadtrat und sogar in das Amt des Bürgermeisters und des Kongreßabgeordneten gebracht.

Als der Golfkrieg ausbrach, verurteilte unsere Kirche Präsident Bush und machte einen weltweiten Aufruf zum Frieden. Alle nationalen Medien waren dabei, unser Bürgermeister und andere, und wir schlugen Alarm für das, was in Detroit gebraucht wurde: Arbeitsplätze, Wohnungen, auch anständige Bildungseinrichtungen wurden in Detroit gebraucht. Was wir aber nicht brauchten, war, Menschen von dort in die ganze Welt zu schicken, um andere dunkelhäutige Menschen zu töten.

Dieser Krieg macht uns traurig, und er macht uns auch Angst, denn er ist anders als die meisten anderen vergleichbaren Ereignisse. Er geht hier es um etwas, das man als „Weiß gegen Weiß“ bezeichnen könnte, und das führt hin zu einem globalen Krieg. Kriege gibt es ständig. In ganz Afrika gibt es ständig Konflikte, derzeit etwa 92, aber das ist Schwarz gegen Schwarz. Es ist schon etwas anders, wenn es sich um Weiß gegen Braun oder Weiß gegen Schwarz handelt. Aber wenn ein Krieg „Weiß gegen Weiß“ zu lange dauert, dann bringt er massiven Zerstörungen, so wie im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Und unsere Befürchtung ist, daß wir uns wieder in diese Richtung bewegen!

Ich bin auch Vorsitzender der „Auslandsmission“, wie es die amerikanische National Baptist Convention nennt. Ich spreche von der „Weltmission“, denn in Christus gibt es keine Ausländer. Wie Jesus sagte: „Letztendlich nenne ich euch Freunde.“ Wir brauchen die gleiche Einstellung wie der Papst, zu diesem Krieg, zu all dem unnötigen Töten, zur Ausbeutung Afrikas, die schon ewig andauert. Ja, die Krümel sind aus den gleichen Zutaten wie der Kuchen: Aber es ist an der Zeit, daß Afrika etwas mehr bekommt als die Krümel. Sie brauchen ein Stück vom Kuchen, oder einen ganzen Kuchen für sich!

Deshalb bitten wir Sie, uns zu helfen, einen weltweiten Aufschrei zu verbreiten. Es reicht nicht, daß der Papst es tut – und wir danken Gott für ihn und seinen Aufschrei für Afrika und gegen den Atomkrieg –, wir brauchen jeden, wirklich jeden führenden Geistlichen! Methodisten, Presbyterianer, Baptisten, Pfingstler.

Die Kirche ist das Salz der Erde, das heißt, es muß die Unmoral herausziehen! Sie ist das Licht der Welt, das heißt, sie zeigt den Weg! Ich fürchte, wir haben uns zu lange zurückgehalten. Ja, es ist gefährlich, Stellung zu beziehen: Wenn es um Geld geht, fließt meist Blut. Martin (King) starb in jungen Jahren, Jesus starb in jungen Jahren, Malcolm X starb in jungen Jahren: Aber wir müssen es überwinden, uns selbst zu belügen, um eine bessere Welt zu schaffen, für unsere Kinder und die Kinder unserer Kinder.

Wir beten darum, daß Sie sich dem Aufruf anschließen und dazu beitragen, daß nicht länger Milliarden von Dollar für das Töten anderer Menschen ausgegeben werden. Geben wir Milliarden von Dollar aus, um die Obdachlosen zu beherbergen und die Nackten zu bekleiden. Geben wir Milliarden von Dollar aus, um die Hungernden zu ernähren. Gott segne Sie!

© Erie County TV
Reverend Kinzer Pointer

Rev. Kinzer Pointer, Pastor, Agape Fellowship Baptist Church (2010-19),
Liberty Missionary Baptist Church, Buffalo, New York:

Brüder und Schwestern, guten Tag. Ich bin Pastor Kinzer Pointer, Pastor der Liberty Missionary Baptist Church.

Ich stehe heute vor Ihnen, weil ich mit den Worten des großen sozialen Aktivisten des 20. Jahrhunderts, Martin Luther King jr. sprechen will. Warum gerade heute? Weil Martin Luther King vor 55 Jahren von der Kanzel der Riverside Church in Manhattan eine Rede hielt mit dem Titel „Es ist Zeit, das Schweigen zu brechen“. Ich denke, daß wir heute, angesichts der Ereignisse in der Ukraine, mehr als alles andere an dem Punkt sind, an dem es Zeit ist, das Schweigen zu brechen. King brach das Schweigen über die Notwendigkeit, den Frieden zu suchen, und deshalb denke ich, daß es für uns wirklich angebracht ist, noch einmal zu hören, was Martin sagte. Ich werde also Auszüge verwenden und diese Auszüge mit dem aktuellen Stand der Dinge verknüpfen.

Das sagte Martin King:

Wenn ich diese Fragen höre, verstehe ich zwar oft den Grund für ihre Besorgnis, bin aber dennoch sehr traurig, denn solche Fragen bedeuten, daß die Fragesteller mich, mein Engagement oder meine Berufung nicht wirklich kennen. Ihre Fragen lassen sogar darauf schließen, daß sie nicht wissen, daß die Welt, in der sie leben, voller Gewalt ist.

Da ich von Beruf Prediger bin, überrascht es wohl nicht, wenn ich sieben wesentliche Gründe habe, Vietnam in meine moralische Vision einzuschließen. Vor allem gibt es einen ganz offensichtlichen, fast naheliegenden Zusammenhang zwischen dem Krieg in Vietnam und dem Kampf, den ich und andere in Amerika führen. Vor einigen Jahren gab es in diesem Kampf einen glänzenden Höhepunkt. Es schien so, als ob das Armutsprogramm den Armen – sowohl den Schwarzen als auch den Weißen – echte Hoffnung geben würde. Es gab Experimente, Hoffnungen, neue Anfänge.

Dann kam die Zuspitzung in Vietnam, und ich sah, wie dieses Programm zerschlagen und ausgeweidet wurde, als wäre es ein müßiger politischer Spielball einer vom Krieg verrückt gewordenen Gesellschaft. Und ich wußte, daß Amerika niemals die notwendigen Mittel oder Energien in die Rehabilitation seiner Armen investieren würde, solange Abenteuer wie Vietnam weiter Männer, Fähigkeiten und Geld anzogen wie ein großer dämonischer, zerstörerischer Staubsauger. So sah ich mich zunehmend gezwungen, den Krieg als Feind der Armen zu betrachten und ihn als solchen anzugreifen.“1

Das war vor 55 Jahren, und daran hat sich nichts geändert. Jetzt sind wir voll und ganz in die Geschehnisse in der Ukraine verwickelt, aber nicht, weil wir nach Gerechtigkeit streben, was wir eigentlich tun sollten. Sondern wir sind in die Ukraine verstrickt, weil das die Räder des Kapitalismus am Laufen hält. Und wir sind uns nicht bewußt, daß diese Räder direkt über unser eigenes Volk hinwegrollen, und wir geben begeistert Hunderte von Millionen Dollar aus, um einen ungerechten Krieg zu unterstützen, obwohl wir schon vor Jahren hätten offen sprechen können, als der erste Überfall in der Ukraine stattfand, aber wir haben wenig gesagt und nichts getan.

Und nun sind wir hier, 55 Jahre nachdem King auf das Debakel hingewiesen hat, das Vietnam war und ist, und wir tun es wieder. Ich rufe dazu auf, den Frieden zu suchen, ohne Zweideutigkeiten, ohne Bedingungen, sondern einfach, um mit jedem Mann, jeder Frau, jedem Jungen und jedem Mädchen auf diesem Planeten in Frieden zu leben. Wenn wir schon Hunderte von Millionen Dollar ausgeben müssen, dann laßt sie uns nutzen, um auf die Schreie unserer Brüder und Schwestern zu antworten, für die Armen, für die Hungernden, für die, die ohne Kleidung sind, und auch für die, die schutzlos den Klimabedingungen ausgesetzt sind, die wir auf der ganzen Welt sehen. Laßt uns unsere Stimme erheben, nicht nur für das ukrainische Volk, sondern auch für das russische Volk, das unnötigerweise in einem Konflikt stirbt, der nichts anderes ist als die Förderung kapitalistischer Ideen, die nichts damit zu tun haben, daß wir jeden Menschen lieben sollen – jeden Mann, jede Frau, jeden Jungen und jedes Mädchen, die wir das Privileg haben zu treffen, und auch diejenigen, die wir nicht das Privileg haben zu treffen.

Und so bitte ich und flehe ich: Setzen wir uns an den Tisch des Friedens. Legen wir die Kriegswaffen beiseite und beginnen wir mit einem echten Dialog, als Menschen, die sich um die Lage unserer Brüder und Schwestern sorgen – nicht um den Militärisch-Industriellen Komplex in Amerika am Laufen zu halten, sondern um die Menschlichkeit unserer Brüder und Schwestern in diesem Konflikt in der Ukraine wirklich zu würdigen. Wir sollten uns vom Abgrund eines Dritten Weltkriegs zurückziehen und in diesem Konflikt Frieden stiften. Und dann sollten wir die Dollars nutzen, um Menschen zu helfen, die keine eigenen Dollars haben, hier bei uns zu Hause und Hunderte von Millionen auf der ganzen Welt. Laßt uns ihnen gegenüber gerecht handeln!

So beziehe ich mich auf Martin Luther King und sage Ihnen, daß dieser Krieg ungerecht ist und daß unsere Beteiligung daran darin bestehen muß, daß wir uns für seine friedliche Beendigung einsetzen.

© Southern University Law Center
Dr. Ernest Johnson

Dr. Ernest Johnson, Professor am Southern University Law Center
und Pastor der Windows of Heaven Ministry in Baton Rouge, Louisiana:

Mein Name ist Ernest L. Johnson. Ich bin der emeritierte Präsident der NAACP von Louisiana; außerdem bin ich Juraprofessor und lehre Bürgerrechte am Southern University Law Center in Baton Rouge, Louisiana.

Ich bin heute in meiner persönlichen Eigenschaft hier, um der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts dafür zu danken, daß sie mich eingeladen hat, an dieser Tagung teilzunehmen, die unter dem Motto steht: „Das Zeitalter der Vernunft oder die Auslöschung der Menschheit?“

Ich denke, das ist ein zentrales Thema für diese Tagung, die hier stattfindet. Ich glaube, diese Botschaft sollte in die ganze Welt hinausgehen, denn der Krieg mit der Ukraine ist einfach falsch. Ich sage es noch einmal: Der Krieg mit der Ukraine ist schlichtweg falsch.

Ich schließe mich den Stimmen anderer Menschen guten Gewissens an und fordere die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen in der Ukraine, ohne Vorbedingungen; eine Friedensdiskussion ohne Vorbedingungen. Wir brauchen eine friedliche Lösung für den Konflikt, der derzeit in der Ukraine tobt, und für den ungerechten Krieg gegen dieses Land und seine Bevölkerung. Kreative, gewaltfreie direkte Aktionen sind der beste Weg, um Gerechtigkeit zu erreichen.

Ich sage das noch einmal: Kreative gewaltfreie direkte Aktionen sind der beste Weg, um Gerechtigkeit für alle zu erreichen. Denn Ungerechtigkeit, egal wo, bedroht die Gerechtigkeit überall, wie Dr. King 1967 in seinem Kampf für die Beendigung des Krieges in Vietnam sagte. Wir schließen uns Dr. Kings Worten an, der in seiner letzten Rede zu einer friedlichen Lösung aufrief.

Und schließlich möchte ich Papst Franziskus und dem Vatikan für ihr Angebot danken, bei den friedlichen Verhandlungen über den Konflikt in der Ukraine zu helfen. Wir ermutigen andere religiöse Führer in der ganzen Welt, sich Papst Franziskus anzuschließen, und wir wollen sehen, ob wir nicht Gebete zum Himmel steigen lassen können, damit der Segen in Form eines sofortigen Waffenstillstands in der Ukraine herunterkommt. Und daß die Menschen in der Ukraine auch nach dem Ende dieses Konflikts versorgt werden.

Nochmals vielen Dank an Sie alle.


Anmerkung

1. https://www.americanrhetoric.com/speeches/mlkatimetobreaksilence.htm