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Von Dennis Speed
Die Internationale Friedenskoalition „Humanity for Peace“ veranstaltete am 26. November ein Onlineforum zu den Entwicklungen in Südwestasien.
Wie kann die Menschheit eine Rückkehr zur Barbarei der ethnischen Säuberung in Gaza verhindern, die offen vor aller Augen durchgeführt wurde – von Leuten, die vor der ganzen Welt scheinheilig von „Rechtsstaatlichkeit“ sprechen? Um es mit den Worten von Ray McGovern zu sagen: „Organisieren, organisieren, organisieren!“
„Handeln und zwar jetzt!“ war das Motto des Krisenforums von Humanity For Peace am 26. November mit dem Titel „Keine Kriegsverbrechen mehr! Wirtschaftliche Entwicklung statt Entvölkerung!“
Das Forum begann nach der Begrüßung durch die Co-Moderatorin Anastasia Battle mit einem Video des „Kyrie“ aus Mozarts Requiem, aufgeführt in New York City zum Gedenken an die Bombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki vom 6.-9. August 1945. Den Abschluß der Veranstaltung bildete die Vorführung des Films 8:15 Hiroshima: From Father to Daughter. („8:15 Hiroshima: Vom Vater zur Tochter“). Was dazwischen geschah, drückte ein Teilnehmer so aus: „Ich war erschüttert und mir wurde klar, was wir, die Vereinigten Staaten und andere, getan haben, und was wir jetzt dagegen tun müssen. Ich bin danach spazierengegangen, um darüber nachzudenken.“
In ihrer Grundsatzrede sagte Helga Zepp-LaRouche den rund 375 Zuhörern: „Wir bemühen uns, die Internationale Friedenskoalition (IPC) stärker zu mobilisieren und sie wachsen zu lassen, bis wir die Welt vom derzeitigen Kurs abgebracht haben. Es ist klar, daß eine sehr große Gefahr besteht, daß die Fortsetzung der gegenwärtigen Geopolitik zu einer Katastrophe führen wird – viel schlimmer, aber ähnlich wie in dem Film, den wir zeigen werden, nämlich ein thermonuklearer Krieg, der das Leben auf der Erde beenden würde. Wenn auch nicht kurzfristig, so ist die Gefahr doch mittel- oder langfristig vorhanden… Eine umfassende Mobilisierung der Bevölkerung, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber natürlich auch in Europa und allen Ländern des Globalen Südens, ist wichtig, um zu eskalieren, bis wir stark genug sind, die Lösungen, die es sehr wohl gibt, umzusetzen.“
Redner des Forums waren neben Helga Zepp-LaRouche Ray McGovern, Mitbegründer von Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) und Mitglied der Veterans for Peace, und die Journalistin Vanessa Beeley.
Vanessa Beeley war aus Syrien zugeschaltet. Sie betonten, daß wir alle sofort handeln müssen, um eine Verlängerung der Waffenruhe in Gaza durchzusetzen, am besten einen dauerhaften Waffenstillstand, und berichtete über die Lage in Gaza:
„Um eine Vorstellung von der Verwüstung in Gaza zu haben: 36.000 Verletzte, 20.000 Tote, so ein heutiger Bericht von Euro-med Monitor, und darunter 8100 Kinder. Es ist sehr schwer, diese Zahl auszusprechen, ohne daß die Stimme versagt: 8100 tote Kinder. Viele andere sind natürlich immer noch unter den Trümmern begraben, nachdem Israel den Zivilschutz und die Sanitäter bombardiert und die Ausrüstung zerstört hat, die sie brauchen, um Leichen aus den Trümmern zu bergen…
Ich war 2012 dort, während der israelischen Aggression im November jenes Jahres. Was in den letzten sechs Wochen passiert ist, kann ich mir trotzdem nicht vorstellen. Auch wenn ich 2012 eine Woche lang unter der Aggression gelebt habe, kann ich mir nicht vorstellen, was die Menschen im Gazastreifen in den letzten sechs Wochen ertragen mußten. Und wie Sie bereits erwähnten, übertrifft die schiere Menge an Sprengstoff, die in sechs Wochen auf Gaza abgeworfen wurde, die Menge, die wir, glaube ich, in Hiroshima eingesetzt haben.
46.000 Häuser wurden zerstört, 234.000 sind beschädigt. 88 Moscheen wurden zerstört und drei Kirchen beschädigt. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, weil der Westen und Israel den Widerstand als islamistische Front darstellen und gerne mit ISIS vergleichen. Die Ironie dabei ist, daß ISIS in Wirklichkeit ein Stellvertreter der US-Allianz, einschließlich Israels, in Syrien ist – und daß ISIS seit dem 7. Oktober intensive, bösartige Angriffe auf Stellungen der syrischen Armee und der Zivilbevölkerung durchführt, um das Gebiet um die Gaspipelines zurückzuerobern, das sie 2015 verloren hatten, als Rußland intervenierte und ISIS aus den zentralen Gebieten Syriens zurückdrängte. Während Israel und die USA also die Hamas mit ISIS vergleichen, unterstützen, fördern, bewaffnen und rüsten sie ISIS in Syrien aus; das ist für mich die größte Ironie.“
Die Botschaft der unabhängigen US-Senatskandidatin Diane Sare an das Forum bot eine wichtige Einsicht, warum das abstruse Hobbessche Geschichtsbild Netanjahus und auch der NATO und der angloamerikanischen Oligarchie allgemein die Grundlage für ihre kommende militärische, politische und moralische Niederlage ist:
„Wie vielleicht bekannt ist, hat Bibi Netanjahu vor ein paar Tagen eine Pressekonferenz gegeben, wo er auf die Aussagen des ägyptischen Präsidenten El-Sisi und der Premierminister Spaniens und Belgiens reagierte, es sei jetzt an der Zeit, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Netanjahu sprach daraufhin über den großen Historiker, den er bewundert, Will Durant, der gesagt hat: ,Die Geschichte bevorzugt nicht Jesus Christus gegenüber Dschingis Khan. Die Geschichte bevorzugt die Starken.’ Nun, es gibt Hunderte von Millionen von Anhängern Christi und offenbar nur einen einzigen Anhänger von Dschingis Khan, nämlich Bibi Netanjahu.“
Ray McGoven, der 27 Jahre lang CIA-Analyst war, sagte zum Abschluß seines Vortrags, in dem er auch von seinem eigenen Besuch in Gaza vor sieben Jahren berichtete:
„Mein Punkt ist einfach der folgende. Wir haben den Vietnamkrieg gestoppt, zwar später als wir gehofft hatten, aber wir haben ihn gestoppt. Wie haben wir ihn gestoppt? Wir riefen: ,Hey, Hey, LBJ! (Präsident Lyndon Johnson) How many kids did you kill today?’ (Wie viele Kinder hast du heute umgebracht?) Sehr laut. Wir wissen jetzt aus freigegebenen Dokumenten, daß das eine Wirkung hatte. Das hat Johnson davon abgehalten, nach Nordvietnam vorzustoßen und China mit hereinzuziehen, was sonst mit ziemlicher Sicherheit geschehen wäre.
Was müssen wir also heute tun? Nun, mir ist eingefallen, daß wir einen neuen Slogan brauchen, und ich schlage folgendes vor: ,Ho! Ho! Sleepy Joe! Genocide has got to go!’ (,Ho! Ho! Schläfriger Joe! [Präsident Biden] Der Völkermord muß aufhören!'
Wenn wir es nicht tun, wird es kein anderer tun. Aber Bibi Netanjahu kann ohne die Unterstützung des amerikanischen Volkes nicht weitermachen. Er verläßt sich wahrscheinlich darauf, daß die Amerikaner einfach nur fernsehen und ihre Lieblings-Football-Mannschaft anfeuern. Das werden wir jetzt nicht tun. Wir sagen nicht mehr: ,Hey, Hey, LBJ! Wie viele Kinder hast du heute umgebracht?’, sondern ,Ho! Ho! Schläfriger Joe! Der Völkermord muß aufhören!' Ich danke Ihnen.“
Zahlreiche Geistliche verschiedener Glaubensrichtungen und politische Organisationen unterstützten die Versammlung mit Erklärungen, die umgehend veröffentlicht wurden, um sie bei den Aktivitäten der nächsten Tage und in der Advents- und Weihnachtszeit zu verwenden. Die IPC muß zu einer katalytischen Kraft werden, deren unmittelbare Aufgabe es ist, die vielfach getrennten Proteste zu bündeln und sich auf die Unterstützung der Idee einer internationalen Friedenskonferenz zu konzentrieren, die so schnell wie möglich stattfinden muß. Da China derzeit den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat innehat, kann es eine solche Konferenz vorschlagen, und es muß sehr schnell breite internationale Unterstützung für diese Initiative gewonnen werden.
Bei der Konferenz wurden mehr als 50 Fragen gestellt, und etliche davon konnten im Rahmen des Forums nicht mehr besprochen werden, daher forderten die Organisatoren die Zuhörer auf, an der wöchentlichen Zoom-Konferenz der IPC teilzunehmen, um sie dort aufgreifen zu können.