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Neue Solidarität
Nr. 49, 7. Dezember 2023

Selig sind, die Frieden stiften

Zum Gedenken an Präsident John F. Kennedy

Von Harley Schlanger

Harley Schlanger sprach zum 60. Jahrestag der Ermordung Präsident Kennedys am 22. November 2023 über dessen Kampf gegen die Kriegstreiber.

In einer Zeit, in der die Spannungen in der Welt zunehmen, in der Kriege nicht enden, in der zu viele Menschen verhungern und an Krankheiten sterben und in der führende Politiker nicht bereit sind, sich gegen die privaten Interessen der Oligarchen zu stellen, die im Verborgenen agieren, empfehle ich, einen Moment innezuhalten und sich an das Leben eines großen Amerikaners zu erinnern – an den ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy, der heute vor 60 Jahren in Dallas, Texas, ermordet wurde, und zwar durch ein Attentat, das immer noch von denselben Kreisen vertuscht wird, die damals sowohl seinen Tod als auch die Vertuschung der Hintergründe organisiert haben.

Kennedy war ein sehr mutiger Mann, am berühmtesten vielleicht dafür, daß er sich gegen die Schattenregierung seiner Zeit stellte, die ihn zum Krieg mit der Sowjetunion drängte – vor allem während der Krise in der Schweinebucht 1961, für die besonders Allen Dulles und die CIA verantwortlich waren, und dann noch einmal im Oktober 1962 während der Kubakrise. John F. Kennedy sagte bekanntlich, er wolle lieber Verhandlungen als einen Krieg, auch wenn seine Berater Angriffe auf Kuba, Drohungen mit einer Invasion oder einem Angriff auf die Sowjetunion, die Aufstellung von Raketen in der Umgebung der Sowjetunion usw. befürworteten.

In seiner Antrittsrede sagte Kennedy: „Wir sollten nie aus Angst verhandeln, aber wir sollten auch nie Angst davor haben, zu verhandeln.“ Das war am 20. Januar 1961. Drei Tage zuvor hatte Präsident Eisenhower seine Abschiedsrede gehalten, in der er sich wie folgt äußerte: Eisenhower sprach darüber, wie die private Rüstungsindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem festen Bestandteil der Wirtschaft geworden war, und sagte:

Er schloß mit einem Aufruf an eine „wachsame und sachkundige Bürgerschaft“, sich gegen den Mißbrauch dieser Macht zu wappnen.

Es war dieser Militärisch-Industrielle Komplex, gegen den John F. Kennedy in den letzten Monaten seines Lebens vorging. Ich möchte Ihnen einige Beispiele dafür nennen. Beginnen wir mit seiner berühmten Friedensrede vom 10. Juni 1963 an der American University, in der er die Bemühungen um einen Vertrag über das Verbot von Atomtests ankündigte und am Ende der Rede einen Appell an die Sowjetunion richtete. Wörtlich sagte er:

Deshalb müsse man auf der Grundlage dieser Gemeinsamkeit handeln. Es gibt unzählige Beispiele dafür, was Kennedy in diesen letzten Monaten getan hat, aber ich werde mir die Zeit nehmen, drei davon zu nennen.

Die letzten Monate Kennedys

Am 4. Juni 1963, eine Woche vor der Rede an der American University, unterzeichnete Kennedy die Exekutivanordnung 1110, die die Ausgabe von US-Banknoten durch das Finanzministerium anstelle von Banknoten der Federal Reserve vorsah. Es ist umstritten, ob er beabsichtigte, noch weiter zu gehen. Ich denke, die Beweise sind eindeutig, daß er die Zentralbanken entmachten wollte. Die Privatbanken beherrschten die Zentralbank der Vereinigten Staaten, die Federal Reserve. Kennedy kämpfte dafür, daß der produzierenden Wirtschaft Kredite zur Verfügung stehen, in diesem Zusammenhang erließ er diese Exekutivanordnung.

Am 11. Juni, dem Tag nach der Rede an der American University, hielt er eine landesweit im Fernsehen übertragene Rede über Bürgerrechte. Er kündigte ein Gesetzespaket an, das er dem Kongreß vorlegen wollte, um eine ganze Reihe von Bürgerrechtsgesetzen durchzusetzen, die das Land aus der Ära der Rassentrennung und Diskriminierung in eine bessere Zukunft führen sollten. Wörtlich sagte er: „Jeder Amerikaner sollte das Recht haben, so behandelt zu werden, wie er selbst behandelt werden möchte, wie er seine Kinder behandelt wissen möchte.“

Auch hier sieht man den Appell an das Wohl des anderen – daß wir alle Verantwortung für das Gemeinwohl unserer Mitbürger wie für unsere Mitmenschen in anderen Ländern tragen. Dies war ein zentraler Punkt bei dem, was Kennedy in den letzten Monaten seines Lebens tat. Seine Bürgerrechtsgesetze wurden erst nach seinem Tod verabschiedet.

Von Juni bis zu seiner Ermordung arbeitete er an einem umfassenden Projekt der Annäherung und Entspannung mit der Sowjetunion durch Gespräche mit dem sowjetischen Staatsoberhaupt Nikita Chruschtschow. Er genehmigte Kontakte mit Fidel Castro über einen Geheimkanal. Er stritt mit seinem Militär und seinen Geheimdiensten für den Abzug der Truppen aus Vietnam und für die Beendigung der gewaltsamen Durchsetzung von Kolonialismus gegen den Globalen Süden.

Kennedy hatte als Senator mehrere Reden zu diesem Thema gehalten, 1954 zu Vietnam und 1957 zu Algerien. Kennedy stand in der Tradition Franklin Roosevelts, der gesagt hatte, daß die Vereinigten Staaten eine Tradition der antikolonialen Revolution haben und sich nicht auf die Seite der kolonialen Unterdrücker gegen die souveränen Interessen der Staaten des Globalen Südens stellen dürfen. In diesem Sinne verfolgte Kennedy eine Politik, die man heute in der Entstehung der BRICS und anderer Allianzen wiederfindet.

Alle diese Äußerungen, die ich gerade zitiert habe, stellten die Macht des Militärisch-Industriellen Komplexes in Frage. Ich empfehle den Lesern das Buch von James Douglass, JFK and the Unspeakable (JFK und das Unaussprechliche), in dem er detailliert auf den Widerstand der CIA, des FBI, der Geheimdienste und der Netzwerke der Brüder Dulles gegen ihn eingeht. Die Ironie ist natürlich, daß nach seiner Ermordung ausgerechnet die Warren-Kommission unter Allen Dulles die Untersuchung seines Todes koordinierte. Kein Wunder, daß es eine Vertuschung gab.

Wovor hatte man in London und New York Angst? Sie befürchteten, daß mit einer zweiten Amtszeit und danach einer möglichen Präsidentschaft von Robert F. Kennedy als Nachfolger ihre Macht eingedämmt, wenn nicht gar beseitigt würde. Es gibt Berichte, Kennedy habe nach der Schweinebuchtkrise gesagt, er wolle „die CIA in tausend Stücke zersplittern und in alle Winde zerstreuen“.

Offenheit statt Geheimhaltung

Angesichts dessen, was wir heute wissen, und angesichts der Gefahr, die diese Kräfte damals wie heute darstellen, sollten wir den Geist John F. Kennedys beschwören, um die Arbeit zu Ende zu bringen, die er nicht vollenden konnte. Das ist die Aufgabe des Schiller-Instituts. Das war die Aufgabe, die Kennedys Mitstreiter aus dem Zweiten Weltkrieg, Lyndon LaRouche, in seinem Leben weiterführte: die Idee, daß die Vereinigten Staaten weiter die Tradition einer antikolonialen revolutionären Macht verkörpern müssen – mit einer Verfassung, die die Macht in den Händen des Volkes beläßt und nicht in den Händen privater Sonderinteressen, wie der Unternehmenskartelle, die das Bankensystem, das Gesundheitssystem, das Lebensmittelsystem und so weiter kontrollieren.

Kennedy hat noch eine weitere Rede gehalten, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte, die auch heute noch relevant ist und an der man deutlich sein Denken erkennt. Es handelt sich um eine Rede vor amerikanischen Zeitungsverlegern am 27. April 1961 gegen die Geheimhaltung. Darin sagte er:

Man denke daran im Zusammenhang mit der Zeit nach dem 11. September 2001 und mit den Enthüllungen von Edward Snowden. Kennedy fuhr fort:

Diese Worte sagen sehr viel für diejenigen von uns, die heute mobilisieren, um der Macht dieses Militärisch-Industriellen Komplexes, vor dem Eisenhower warnte und der John F. Kennedy das Leben kostete, ein Ende zu setzen.

In diesem Sinne möchte ich seinen Geist beschwören, damit Sie morgen beim Thanksgiving-Dinner diskutieren und diese amerikanische Tradition wieder aufleben lassen, die Gefahr läuft, ausgelöscht zu werden von denjenigen, die ihre Macht zur Führung einer unipolaren Ordnung unangefochten behalten wollen. Um Kennedy zu paraphrasieren: Wir müssen das nicht nur herausfordern, wir müssen die Herausforderung freudig annehmen, um unser Land zu seinen besten Traditionen zurückzubringen. Damit vielen Dank.