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Die afghanische Regierung geht hart gegen den Opiumanbau vor und hat ihn in diesem Jahr um 80% reduziert. In der Provinz Helmand (wo 60-70% des Opiumanbaus stattfindet) ist der Mohnanbau 2023 auf weniger als 1000 ha zurückgegangen, was alle bisherigen Verbote, sogar das von 2000-01, übertrifft.
„Das ist eine wichtige Information“, sagte Pino Arlacchi, ehemalige Direktor des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC, 1997-2002), bei einem Internetseminar des Schiller-Instituts am 10. Juni, „denn Afghanistan produziert mehr als 90% des in Europa konsumierten Heroins, und das wird in den kommenden Monaten dramatische Auswirkungen auf den Drogenmarkt in ganz Europa haben. Es bestätigt, was ich 2001 gesagt habe, nämlich daß die Intervention der amerikanischen Streitkräfte eine sehr negative Auswirkung auf die Schlafmohnproduktion hatte.“
Arlacchi erinnerte daran, daß UNODC 2000-01 erfolgreich ein Programm durchgeführt hatte, in dessen Rahmen die Taliban-Regierung die Opiumproduktion verbot und im Gegenzug Hilfe zur Förderung alternativer Produktion erhielt. Dies führte zur fast vollständigen Beseitigung der Opiumfelder im Land.
Doch im September 2001 „marschierten die USA in Afghanistan ein, und gleich als erstes trafen [US-Verteidigungsminister] Rumsfeld und seine Freunde ein Abkommen mit den Warlords, die die Drogenproduktion kontrollierten, um den ,Terrorismus‘ in Afghanistan zu bekämpfen. Das bedeutete grünes Licht für die Rauschgiftproduktion – die Taliban waren zu diesem Zeitpunkt völlig aus dem Spiel –, und die Drogenproduktion schoß wieder in die Höhe.“
Nach dem Abzug der US-Streitkräfte und der Machtübernahme der Taliban im August 2021 erließ Taliban-Führer Hibatullah Achundsada im darauffolgenden April einen Erlaß, der den Schlafmohnanbau verbot. Auf den früheren Schlafmohnfeldern wird jetzt Getreide angebaut.
David Mansfield, ein Experte für den illegalen Drogenhandel in Afghanistan, hat die Situation genau untersucht. Anhand von Satellitenbildern bestätigte er, daß der Anbau auf das niedrigste Niveau seit 2001 gesunken ist. „Es ist wahrscheinlich, daß der Mohnanbau weniger als 20% des Stands von 2022 sein wird. Das Ausmaß des Rückgangs wird beispiellos sein“, sagte Mansfield laut BBC.
Am 7.6. berichtete die BBC über eigene Untersuchungen in ganz Afghanistan, insbesondere in den Provinzen Nangarhar, Kandahar und Helmand, sowie andere Studien von Satellitenbildern, die einen deutlichen Rückgang des Mohnanbaus zeigen. Das auf die Auswertung von Satellitenbildern spezialisierte britische Unternehmen Alcis stellte sogar fest, daß der Mohnanbau in Helmand um 99% zurückgegangen ist.
Die Beseitigung der Opiumproduktion in Afghanistan war ein zentraler Aspekt der „Ibn Sina“-Initiative des Schiller-Instituts für den Wiederaufbau des Landes und seine Einbindung in die Gürtel- und Straßen-Initiative.
eir