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Von Andrea Andromidas
Was nun mit den vielfältigen Vernetzungen des Graichen-Clans mit dem AGORA-Wendeprogramm ans Tageslicht kommt, ist zweifellos unter das Thema „Korruption“ einzuordnen. Schlimm genug, aber es geht dennoch um viel mehr.
Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke strich Habeck gleich die ganze Forschung an der Kernenergie aus dem Programm. Dieser Schritt zeigt den barbarischen Willen zum Rückschritt, der das eigentliche Programm der AGORA charakterisiert: Damit soll die Industrie in Deutschland von moderner Energietechnik höherer Leistungsdichten abgeschnitten werden, und diese Pläne gehen zurück auf die Zeiten der Gründung des Club of Rome.
Die Gegner der Industriepolitik haben seit mindestens 50 Jahren auf diese physikalische Falle gesetzt. Sie scheinen – im Gegensatz zu der Mehrheit naiver Industrievertreter und einer naturwissenschaftlich weitgehend ungebildeten Bevölkerung – ziemlich genau zu wissen, wie man die Unwissenden Schritt für Schritt dazu bringt, sich selbst zu zerstören.
Es folgen drei Beispiele, die zeigen, wie bewußt diese Strategie eingesetzt wird.
Die von finanzstarken Geldgebern getragene Institution mit dem Namen „Agora“ beschreibt freimütig, in welche Falle das Projekt „Energiewende“ führt. Man kann das in einem Strategiepapier aus dem Jahr 2017 mit dem Titel „Energiewende und Dezentralität“ nachlesen.1 Die Autoren lassen den Leser darin wissen, daß die „physikalischen Gegebenheiten“ sogenannter erneuerbarer Technik, sobald man sie als tragende Technik akzeptiert hat, für eine entwickelte Industriewirtschaft wie Sand im Getriebe sind und zwangsläufig das ganze System verändern werden.
„Der erste wesentliche Treiber ist die Physik, da der massive Ausbau von Wind- und Solaranlagen aufgrund der Physik der Wind- und Solarressourcen zu einer verteilteren Erzeugungsstruktur führt…“ (Herv. AA) „Energy from space“: Wegen der zu geringen Leistungsdichte muß der Strom auf den dafür notwendigen Flächen umständlich eingesammelt werden.
„Der zweite wesentliche Treiber ist die daraus resultierende Entwicklung der Akteursstruktur, da eine verteiltere Erzeugungsstruktur auch mit sich bringt, daß die Zahl der Stromproduzenten um ein Vielfaches steigt und bereits gestiegen ist.“ (Herv. AA) Während es noch in den 1990ern lediglich eine dreistellige Anzahl von Kraftwerken gab, die ganz Deutschland mit Strom beliefert haben, gibt es heute bereits mehr als 1,5 Millionen Stromerzeuger.
„Der dritte wesentliche Treiber in Richtung Dezentralität sind technologische Entwicklungen auf der Stromnachfrageseite (Stromspeicher, Elektromobilität, Wärmepumpen) sowie die digitale Revolution, die eine Vernetzung und Einbindung dezentraler Anlagen … ermöglichen … Diese Treiber sind weitestgehend unabhängig von politischer Regulierung und verschwinden insofern nicht mehr – sie werden vielmehr zwangsläufig dafür sorgen, daß Dezentralität dauerhaft ein neues Strukturmerkmal der Stromwirtschaft bleibt…
„Mit der Transformation des von fossilen und nuklearen Energieträgern beherrschten Energiesystems hin zu einem regenerativen wird ein in vielen Dimensionen fundamentaler struktureller Wandel ausgelöst.“ (Herv. AA)
Diejenigen, denen die Zusammenhänge zwischen Physik und Wirtschaft nicht bekannt sind, werden jetzt naiv fragen: Na und? Darüber reden doch alle, was ist daran so schlecht?
Antwort: Es ist der ungeheure wirtschaftliche Aufwand, der durch die genannten „Treiber“ zwangsläufig entstehen muß, und der mit wachsendem Ausbau der flächenfressenden, wetterabhängigen Technik zur unerträglichen Belastung und Verteuerung des gesamten wirtschaftlichen Prozesses führt. Das permanente Gerede von Effektivität dient lediglich der Täuschung, denn in Wirklichkeit wird eine über Jahrhunderte entstandene Produktivität auf diese Weise systematisch zerstört.
Wetterabhängige Technik, digitale Vernetzung, immer kleinteiligere Strukturen und ein zunehmend chaotischer Marktmechanismus benötigen außerdem ein krebsartig anwachsendes Management, das mit dem Ausdruck „Sand im Getriebe“ nur unzureichend charakterisiert ist. Im Vergleich mit dem vorher vorhandenen, bestens organisierten Energie-System, welches wetterunabhängig für sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Stromproduktion sorgte, ist es nicht übertrieben, diese Methode als eine Waffe gegen die Industriegesellschaft zu bezeichnen.
Der erschreckendste Aspekt wird gerade in der von CDU-Wirtschaftsminister Altmaier beschrittenen Wasserstoff-Strategie deutlich: Deutschland hat nicht genug Fläche, um den Bedarf an sogenanntem grünen Wasserstoff überhaupt zu produzieren! Sollen wir dadurch abermals zu einer Politik der territorialen Expansion getrieben werden?
Ein fundamentaler Strukturwandel wurde seit den Anfängen des Club of Rome, also in den 70er Jahren geplant. Es gibt dazu ein sehr lesenswertes Dokument von Dr. Penczynski (verstorben 2017) aus dem Jahr 1978, das im Auftrag der Siemens AG entstand. Das kleine Buch trägt die Überschrift Welche Energiestrategie können wir wählen? und beschreibt eine Diskussion, die im Jahr 1977 am IIASA-Institut stattfand (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien).2 Daran nahmen neben Dr. Penczynski teil: Prof. Häfele, der damalige Vizechef des IIASA, ehemals Leiter des Projekts „Schneller Brüter“ in Kalkar von 1960 bis 1972; der bekannte Dennis Meadows, Mitautor der Club of Rome-Studie Limits to Growth (Grenzen des Wachstums) und Amery Lovins, bis heute einer der radikalsten Ökologen. Lovins gründete 1982 das Rocky Mountain Institute und spielte später auch eine Rolle beim Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Technologie. Die Diskussionsrunde wurde inszeniert, um den bereits weit vorangeschrittenen Weg zu moderner Kerntechnologie infrage zu stellen.
Das Thema lautete: Welche Energiestrategie sollen wir wählen?
Den Weg der „soft“ Energie (sogenannte erneuerbare Techniken) oder den Weg der „harten“ Energie (fossile Brennstoffe und Kerntechnik)?
Dr. Penczynski erkannte in aller Klarheit die wirkliche Absicht hinter dieser als wissenschaftlich verbrämten Debatte. Er verstand die Absicht der Leute des Club of Rome, besonders die von Lovins, die sogenannten Erneuerbaren als politische Waffe mit dem Ziel eines Systemwechsels einzusetzen. Dr. Penczynski schrieb:
„Das Gedankengut des Soft-Energieweges entspringt dem soziopolitischen Bereich, die Einbeziehung des Energiesektors als wichtigen Teil unserer Gesellschaft soll diesen Weg des sozialen Wandels technologisch vorbereiten und gangbar machen helfen. Der Bewertungsschwerpunkt der Energietechnologien liegt deshalb bei nicht-wirtschaftlichen Faktoren. Die Stoßrichtung ist eindeutig gegen die Kernenergie als den Inbegriff einer zentralisierten Energie-,Wirtschafts-, Bevölkerungs- und Machtstruktur gerichtet…
Unter technisch-wirtschaftlichen Aspekten erscheint das Konzept des soft energy path nicht lebensfähig. Das technische Potential der Soft-Technologien ist nicht in der Lage, mit der quantitativen und qualitativen Entwicklung der Menschheit Schritt zu halten und den voraussehbaren Energiebedarf bei einer katastrophenfreien Entwicklung zu decken. Hier muß erst der von den Soft-Exponenten angestrebte tiefgreifende soziale Wandel stattfinden, so daß drastische Änderungen von Wertvorstellungen angestrebt werden. Dazu müssen der Übergang zu ländlichen Siedlungsstrukturen, starke Reduktion des Bevölkerungswachstums und Einbußen im materiellen Wohlstand von dem Großteil der Bevölkerung freiwillig akzeptiert werden.
Die Soft-Technologien sind die kapitalintensivsten aller Alternativen zu Öl und Gas. Der Soft-Pfad fordert für die Industrienationen so schnell wie möglich ein energetisches Nullwachstum.“
Wie von Dr. Penczinsky in aller Klarheit überliefert, hatten diese Leute schon damals die Gesellschaftsveränderung im Sinne der „Großen Transformation“ anvisiert und den Marsch durch die Institutionen angetreten.
Es ist durchaus bemerkenswert, daß in dem kürzlich erschienenen Buch COVID-19: The Great Reset die systemverändernde Wirkung mittelalterlicher Energiedichte erneut ganz deutlich betont wird.3 Die Finanz-Oligarchie, die sich seit Neuestem in aller Öffentlichkeit als der eigentliche Initiator fanatischer Dekarbonisierung zu erkennen gibt, war seit den Gründungstagen des Club of Rome der wirkliche Nutznießer grüner Ideologie. Nicht erst seit heute bevorzugen ihre Vertreter eine Gesellschaft, in welcher eine kleine Schicht reicher „Priester“ regiert, die Masse der Menschen aber dumm bleibt, Verzicht übt und zahlenmäßig (endlich) wieder abnimmt. Deswegen verwundert das folgende Zitat auf Seite 142 (englische Ausgabe) keineswegs:
„Selbst beispiellose und drakonische Lockdowns, bei denen ein Drittel der Weltbevölkerung mehr als einen Monat lang in ihren Häusern eingeschlossen war, erwiesen sich in keinster Weise als brauchbare Dekarbonisierungsstrategie, da die Weltwirtschaft dennoch weiterhin große Mengen an Kohlendioxid emittierte. Wie könnte eine solche Strategie also aussehen? Die enorme Größe und Tragweite der Herausforderung kann nur durch eine Kombination aus zwei Faktoren bewältigt werden: Erstens: eine radikale und tiefgreifende Systemveränderung der Art und Weise, wie wir die Energie erzeugen, die wir zum Leben benötigen, und zweitens: strukturelle Veränderungen in unserem Konsumverhalten“. (Herv. AA)
Anmerkungen
1. https://www.agoraenergiewende.de/fileadmin/Projekte/2016/Dezentralitaet/Agora_Dezentralitaet_WEB.pdf
2. https://solidaritaet.com/neuesol/2021abo/27/energiewende.htm
3. https://www.weforum.org/agenda/2020/07/covid-19-the-great-reset/