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Neue Solidarität
Nr. 23, 8. Juni 2023

Wer steckt hinter Agora? Die Spur des Geldes

Von Dean Andromidas

Die Agora Energiewende operiert hauptsächlich über die Smart Energy for Europe Platform gGmbh (SEFEP). Offiziellen Angaben zufolge haben sie im Jahr 2022 insgesamt 19.494.137 Euro aus privaten und staatlichen Quellen aufgebracht.

Aus staatlichen Quellen stammten 3.169.429 Euro. Mit Ausnahme von 90.000 Euro vom österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Innovation und Technologie und 8.500 Euro vom Land Berlin stammt der Rest von verschiedenen deutschen Bundesministerien.

Auf private Spender entfallen 15.824.708 Euro, von denen nicht weniger als 12.212.974 Euro von amerikanischen Stiftungen stammen. Von den 17 privaten Spendern stammen sieben aus den USA. Die einzigen anderen privaten ausländischen Spender waren das University of Cambridge Institute for Sustainability Leadership mit Sitz im Vereinigten Königreich, das 72.463 Euro spendete, und die European Climate Foundation in Den Haag, die 1.504.270 Euro spendete.

Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: Entweder ist die Organisation nicht in der Lage, in Deutschland und Europa ausreichende Mittel zu beschaffen, weil die Geldgeber dazu nicht bereit sind – oder sie ist eine Fassade für amerikanische Privatstiftungen, deren Ziele den nationalen Interessen Deutschlands und seiner Bevölkerung widersprechen.

Festzustellen ist, daß es bei der Gründung des SEFEP im Jahr 2019 nur drei private Geldgeber gab: die Stiftung Mercator (1.912.000 Euro), die European Climate Foundation (697.642 Euro) und das amerikanische Aspen Global Change Institute (2.350.815 Euro). Es sei darauf hingewiesen, daß die Stiftung Mercator im Jahr 2022 nur 500.000 Euro spendete, das Aspen Global Change Institute hingegen nicht weniger als 4.710.658 Euro. Weitere US-Stiftungen haben im Jahr 2020 weitere Millionenbeträge zur Verfügung gestellt.

Unser Bericht liefert kurze Zusammenfassungen zu den verschiedenen US-Stiftungen, die an der Finanzierung von SEFEP beteiligt sind. Einleitend läßt sich feststellen, daß die Finanzierung dieser Stiftungen in erster Linie von der amerikanischen Finanzoligarchie stammt, insbesondere von Hedgefonds, die nur Kreaturen der alten Finanzoligarchie und der neuen IT-Oligarchie des berüchtigten Silicon Valley sind.

Man kann noch einen weiteren Aspekt beobachten: Dieselben Kreise investieren Milliarden von Dollar und Euro, um ein gut bezahltes Heer von Fußsoldaten zu schaffen, die für ihre malthusianische Politik werben. Wir sprechen hier von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen gut bezahlten Kadern.

Die Stiftungen, die Agora finanzieren, sind praktisch „Durchgangs“-Stiftungen („pass throughs“), die zu speziellen Zwecken von den viel größeren Schenkungs-Stiftungen („endowments“) wie denen von Bill Gates, der Hewlett-Packard-Familie und nicht zuletzt den zahlreichen Stiftungen der Familie Rockefeller finanziert werden. Dabei handelt es sich um ältere Stiftungen, die schon lange bevor vom Klimawandel die Rede war, eine explizit malthusianische Politik, einschließlich Eugenik und insbesondere Bevölkerungskontrolle, gefördert haben. Diese Stiftungen gründen koordiniert die Durchgangs- und Aktivistenstiftungen, die für sie die Drecksarbeit erledigen. Diese Aktivisten-Stiftungen arbeiten pausenlos daran, verschiedene Organisationen zu gründen und/oder zu finanzieren. Es wurde nachgewiesen, daß einige dieser Stiftungen sogar gefälschte Organisationen und Webseiten gegründet haben, um ihre Ziele zu erreichen. Einigen der Stiftungen wird vorgeworfen, „schmutziges Geld“ zu verwenden, weil ihre Geldquellen versteckt sind. Da Spenden an gemeinnützige Organisationen steuerlich absetzbar sind, wird einigen Steuerhinterziehung vorgeworfen (siehe Liste).

Die zwei Gesichter von Hal Harvey alias Thomas H. Harvey

In Bezug auf Agora ist das Schlüsselglied in der Geldkette zwischen den USA und Agora der Amerikaner Hal Harvey, der als Stellvertretender Vorsitzender von Agora aufgeführt ist. In den deutschen Medien wurde er als Geldgeber, ja sogar als „reicher amerikanischer“ Mäzen von Agora berüchtigt. Er mag vielleicht als „Millionär“ gelten, ist aber sicher kein Milliardär. Doch er ist eindeutig der Mann, der dafür gesorgt hat, daß die amerikanischen Stiftungen Agora unterstützen, und er ist sicherlich politisch hochmotiviert, die deutsche Wirtschaftspolitik im Sinne der selbstmörderischen Klimaschutz-Agenda umzukrempeln.

In Deutschland und den weltweiten Umweltorganisationen und -stiftungen als „Hal Harvey“ bekannt, kennt man ihn in der Geschäftswelt auch als „Thomas H. Harvey“. Er ist geschäftsführender Gesellschafter profitabler Umweltberatungsunternehmen, die Kunden dazu beraten, wie sie die „Klimaschutzmaßnahmen“, für die die von ihm unterstützten Stiftungen und Organisationen werben, umsetzen sollen. Dazu gehören Energy Innovations LLC und Energy Innovation: Policy & Technology LLC, deren Vorstandsvorsitzender er ist, und Ajax LLC, dessen geschäftsführender Gesellschafter und Haupteigentümer er ist. Er war früher Vorsitzender der Bankholding MB Financial und ist derzeit unabhängiges Verwaltungsratsmitglied der Firth Third Bank, seitdem diese mit ihr fusionierte. Er war auch Direktor der Unternehmensgruppe American Energy Innovation Council, der CEOs und Führungsleute von Unternehmen wie Lockheed Martin, Shell Oil und Prudential Insurance angehören. In der Politik war Harvey Mitglied in Umweltkommissionen der Regierung, sowohl unter Präsident Clinton als auch unter Präsident George W. Bush. Früher war er Direktor des Bipartisan Policy Center, dem führende Politiker der Demokraten und Republikaner angehören.1

Inzwischen hat „Hal Harvey“ beste Verbindungen zu einigen der finanzstärksten Stiftungen in den Vereinigten Staaten. Die Medien stellen Harvey als eine Art klimapolitisches Genie dar, das im Alleingang Stiftungen organisiert, die sich dem Klimaschutz verschreiben, und gleichzeitig knausrige reiche Stiftungen überzeugt, das Geld dafür zu spenden. In Wirklichkeit ist es genau anders herum: Von Anfang an waren es einige abgebrühte, sehr reiche und mächtige Stiftungen, die Harvey aus der Versenkung holten, um diese Stiftungen für ihre Zwecke zu organisieren.

Der 1961 geborene Harvey erwarb seinen Bachelor of Science und Master of Science in Ingenieurwissenschaften an der Stanford University und spezialisierte sich auf Energieplanung. Seine einzige bemerkenswerte Leistung in seiner frühen Karriere bestand darin, seinen alten Ford Escort zu einem Elektroauto umzubauen.

Es wird so dargestellt, daß er 1991 die Energy Foundation gründete, als eine der ersten Klimaschutz-Organisationen, die durch Beeinflussung der Regierungspolitik eine Emissionsreduzierung erreichen will, und daß er drei mächtige, mit Milliardenschenkungen superreicher US-Familien ausgestattete Stiftungen für die Finanzierung gewinnen konnte. Diese waren die Pew Foundation, die ihr Milliardenvermögen von der Familie des Gründers der Sun Oil Company, Joseph Pew, erhielt, die Rockefeller Foundation, die man nicht näher vorstellen muß, und die John D. und Catherine T. MacArthur Foundation, die ihr Milliardenvermögen aus dem Versicherungs- und Immobilienimperium des verstorbenen John D. MacArthur, einem der ersten Milliardäre der Vereinigten Staaten, bezog.

Die wahre Geschichte der Gründung der Energy Foundation und später der Energy Foundation of China (einem Geldgeber von Agora) ist die, daß die MacArthur-Stiftung 1989 eine „Durchgangsstiftung“ gründen wollte, um Gruppen zu finanzieren, die Druck auf die Energiepolitik der Regierungen machen, eine „neue Energiewirtschaft“ aufzubauen. In Zusammenarbeit mit den Rockefeller- und Pew-Stiftungen wurde Harvey, ein damals dreißigjähriger Energieplaner, als Leiter einer Expertengruppe angeheuert, die die Idee für die Gründung der Energy Foundation entwickelte, die dann mit 20 Millionen Dollar an Zuschüssen finanziert wurde. Harvey wurde zum Präsidenten ernannt und hatte diese Position bis 2001 inne. Die Stiftung beschrieb ihr Ziel als Aufbau einer „neuen Energiewirtschaft“.

Die Energy Foundation wurde bald zu einer Durchgangsstation für weitere große, wohlhabende Stiftungen, darunter die William and Flora Hewlett Foundation, deren Reichtum aus einer 11-Milliarden-Dollar-Stiftung der Familie des Mitbegründers des Megakonzerns Hewlett Packard stammt. Diese Beziehung zu Hewlett ermöglichte Harvey 2001 zweifellos den Wechsel zur Hewlett Foundation als Leiter ihres Umweltprogramms.

2007 beschlossen Hewlett und fünf weitere Stiftungen, darunter die Packard Foundation, die Energy Foundation, die Doris Duke Charitable Foundation, die Joyce Foundation und die Oak Foundation, eine Strategie zur Finanzierung von „Durchgangsstiftungen“ zu entwerfen, die darauf drängen, Treibhausgase massiv zu reduzieren und eine kohlenstoffreie Wirtschaft zu schaffen. Sie gaben einen Bericht in Auftrag, der zu ihrer Blaupause für eine massive Erhöhung der Finanzmittel für Organisationen in den USA, Europa, China und Indien wurde. Der Bericht mit dem Titel Design to Win: Philanthropy's Role in the Fight Against Global Warming („Gewinn-Plan: die Rolle der Philanthropie im Kampf gegen die globale Erwärmung“) forderte eine Aufstockung der Mittel für solche Organisationen von damals 210 Millionen auf 600 Millionen Dollar. In dem Bericht werden die zu fördernden Bereiche definiert. Ganz oben auf der Liste steht „König Kohle absetzen“. Und wie? Sie schreiben:

Wesentlich für diese Aufgabe seien Emissionshandelsprogramme, die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden und insbesondere die Förderung von CCS (Carbon Capture and Storage, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung).2

Auf der Grundlage des Berichts beschlossen diese Stiftungen 2008 die Gründung der ClimateWorks Foundation, und Harvey, der Hewlett im Finanzierungsausschuß des Berichts vertreten hatte, wurde zu ihrem ersten Präsidenten ernannt. Die Geldgeber nahmen die Forderung des Berichts nach einer massiven Aufstockung der Klimaschutzmittel offenbar sehr ernst, sie stellten der neuen Stiftung nicht weniger als 410 Millionen Dollar zur Verfügung – für eine Durchgangsstiftung ein enormer Betrag.

Harvey verließ ClimateWorks 2011, um in die „Privatwirtschaft“ zu gehen und die oben erwähnten Beratungsunternehmen zu gründen, er verdiente damit an der Beratung von Unternehmen und Organisationen bei der Einhaltung der Gesetze und Vorschriften, an deren Schaffung er selbst beteiligt war.

De-Industrialisierung Europas: Die Wahrheit hinter Harveys Vorstoß nach Europa

Der zitierte Bericht Design to Win bezog sich nicht nur auf die Vereinigten Staaten, sondern rief zu einer internationalen Finanzierungskampagne auf. Im selben Jahr, in dem ClimateWorks gegründet wurde, also 2008, finanzierte dieselbe Gruppe von Stiftungen, die den Bericht bezahlt hatte, die Gründung der European Climate Foundation (ECF). Die ECF mit Sitz in Den Haag ist die wichtigste Organisation, die Klimaschutzkampagnen in ganz Europa finanziert und koordiniert. Sie ist praktisch eine Schwesterstiftung von Climate Works, in ihrem Kuratorium sitzt Caio Koch-Weser, ehemaliger hoher deutscher Finanzbeamter, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bank und jetzt Beiratsvorsitzender der ECF.

Die ECF hat die gleichen Geldgeber, wie die William and Flora Hewlett Foundation, die David and Lucile Packard Foundation, die Oak Foundation, die Rockefeller Brother's Foundation und Bloomberg Philanthropies. Weitere amerikanische Stiftungen sind der Children's Investment Fund, die von der Rockefeller-Familie unterstützte Growald Foundation, die IKEA Foundation und die Grantham Foundation for the Protection of the Environment. Die massive Rolle der ECF in der Klimapolitik wurde bereits an anderer Stelle ausführlich behandelt.

Das ist der Hintergrund für den Einsatz von Hal Harvey (alias Thomas H. Harvey) in Europa. Er ist nicht nur eine Art „Klima-Carpetbagger“,3 er wird in Europa und insbesondere in Deutschland als Vertreter der genannten milliardenschweren Stiftungen eingesetzt, die einige der mächtigsten wirtschaftlichen und politischen Interessen in den Vereinigten Staaten vertreten.

Es ist keine Überraschung, daß Harvey im Aufsichtsrat von Agora sitzt, er wird dort als CEO seiner privaten Beratungsfirma Energy Innovation: Policy and Technology LLC aufgeführt und gilt auch als einer der Gründer. Tatsächlich kontrolliert Agora mit seinen Alumni nun die gesamte Energie- und Umweltpolitik der deutschen Regierung. Sie entspricht damit genau dem Profil einer strategischen Organisation, die der Design to Win-Bericht als wichtige Finanzierungsziele empfiehlt.

Vor Agora war Harvey als Direktor des Umweltprogramms der Hewlett-Stiftung und später als Präsident von ClimateWorks an der Gründung der European Climate Foundation beteiligt und sorgte für deren Finanzierung durch die US-Megastiftungen.

2020 gründete und finanzierte Harvey als Leiter der amerikanischen Climate Imperative Foundation die Berliner Stiftung Klimaneutralität, in deren Beirat er zusammen mit deren Mitbegründer Prof. Bernhard Lorentz sitzt. Lorentz ist ein weiteres großes Rad in der deutschen Klimalobby, da er zu den Gründern von Agora Energiewende und dem Mercator Research Institute gehört und als Managing Partner Climate Strategy bei Deloitte das Portfolio für den globalen Klimawandel leitet.

Geschäftsführer der Stiftung ist Rainer Baake, ein führendes Mitglied der Grünen und ehemaliger Regierungsbeamter, der Gründungsdirektor von Agora Energiewende (2012-14) und Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (2006-11) war. Co-Direktorin ist eine weitere grüne Spitzenpolitikerin, Regine Günther, ehemalige Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klima des Landes Berlin und frühere politische Direktorin des WWF Deutschland. Bei all diesen grünen Politikern auf Harveys Gehaltsliste muß man sich fragen, wem die Grüne Partei eigentlich gehört.


Anmerkungen

1. https://www.marketscreener.com/business-leaders/Thomas-Harvey-003G9L-E/biography/

2. https://search.issuelab.org/resource/design-to-win-philanthropy-s-role-in-the-fight-against-global-warming.html

3. Carpetbagger, zu Deutsch etwa Teppichtaschenträger, war ein abschätziger Ausdruck für Nordstaatler, die nach dem Sezessionskrieg in den unterlegenen Süden kamen. Viele Südstaatler warfen ihnen niedere Beweggründe vor, nämlich sich als Profiteure der Niederlage der Südstaaten an der Bevölkerung und Wirtschaft des Südens bereichern zu wollen.