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Neue Solidarität
Nr. 21-22, 25. Mai 2023

Ein Beitrag zur Diskussion von Prinzipien

Von Shakeel Ahmad Ramay

Shakeel Ramay ist Geschäftsführer des Asian Institute of Eco-Civilization Research and Development in Pakistan. (Übersetzung aus dem Englischen.)

(Begrüßung auf Arabisch). Zunächst möchte ich dem Schiller-Institut, insbesondere Frau Helga LaRouche, für die Einladung zu dieser wichtigen Veranstaltung danken. Ich denke, Madame LaRouche hat bereits viele Prinzipien dargelegt, die berühmten Zehn Prinzipien, in denen sie treffend beschrieben hat, was diese Welt braucht und wie das neue System aufgebaut sein sollte.

Aber ich möchte hier noch ein weiteres Prinzip hinzufügen: das Prinzip der Harmonie. Das Prinzip der Harmonie bedeutet, daß wir Harmonie zwischen den Menschen schaffen müssen, und wir müssen Harmonie zwischen den Menschen und der Natur schaffen. Das sind die beiden Dinge, die wir in der heutigen Zeit brauchen.

Dieses Prinzip der Harmonie sollte von zwei grundlegenden Änderungen begleitet oder unterstützt werden.

Beginnen wir mit der Wirtschaft. Sie ist wichtig, weil sie die Harmonie zwischen den Menschen bestimmt, die zwischenmenschliche Harmonie.

Vor allem müssen wir die Sicherheit von der Wirtschaft trennen. Was im Moment auf der ganzen Welt passiert, ist, daß wir Wirtschaft und Sicherheit vermischen, und das bedeutet, daß wir dem Militär und den Sicherheitsbehörden eine Rechtfertigung für ihre Einmischung geben. Das Militär und die entsprechenden Behörden mischen sich jetzt ein. So ist die Agenda für menschliche Entwicklung in den Hintergrund getreten, und das Problem der Sicherheit hat die Oberhand gewonnen. Deshalb sage ich, wir müssen die Wirtschaft von der Sicherheit trennen.

Warum sage ich „Wirtschaft und Sicherheit trennen“? Weil das eine Idee und eine Politik ist, die vom Militärisch-industriellen Komplex herkommt. Wenn man Wirtschaft und Sicherheit vermischt, dann schafft man eine Rechtfertigung für Einmischung, und wir können sehen, was deshalb in der ganzen Welt passiert.

Das Buch Economic Hit-Man beschreibt genau, wie diese Kreise arbeiten, und das Ergebnis ist das, was wir heute erleben. Wir haben es nicht mit wirtschaftlichem Wettbewerb zu tun, sondern mit wirtschaftlichem Konflikt. Wenn Länder sagen: „Meine wirtschaftliche Sicherheit ist in Ordnung“, dann bedeutet das, daß sie den anderen angreifen. Sie reden von Sicherheit ihrer Wirtschaft, aber sie benutzen diesen Begriff der wirtschaftlichen Sicherheit, um andere Länder anzugreifen und sie zu beherrschen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie Finanzinstitutionen geschaffen, um Länder zu kolonisieren. Wir haben gesehen, wie die westlichen Institutionen die Welt in eine Schuldenfalle gelockt haben. Viele Entwicklungsländer und arme Länder sind aufgrund dieser Schuldenfalle mit harten Bedingungen konfrontiert. Das sehen wir in Afrika, in Asien und in Lateinamerika.

Die eine Seite sind also die Finanzinstrumente, aber wenn sie damit nicht das gewünschte Ergebnis erzielen können, insbesondere was die Ressourcen der Länder angeht, dann verlegen sie sich auf die militärische Lösung. Und warum? Sie haben bereits die Wirtschaft mit dem Begriff der „Sicherheit“ belegt! Wenn man die Wirtschaft mit dem Begriff „Sicherheit“ beschreibt, dann kann man jede beliebige Maßnahme ergreifen. Und sie haben ihrer Bevölkerung Angst gemacht: „Wenn wir diese Ressourcen nicht erobern, dann bedeutet das, daß euer Lebensstandard weg ist.“ Auf diese Weise haben sie eine Euphorie geschaffen, in der sie versuchen, den Begriff der „wirtschaftlichen Sicherheit“ einzuführen, um die Ressourcen der armen Länder zu erobern. Und genau das tun sie.

Schauen Sie sich Syrien an, was passiert dort? Und schauen Sie sich Libyen an, was ist dort passiert? Irak – man kann so viele Beispiele nennen. Man kann das Beispiel von Afghanistan anführen; es gibt viele Beispiele aus der ganzen Welt.

Deshalb sage ich, daß wir eine Harmonie zwischen den Menschen schaffen müssen; wir müssen Wirtschaft und Sicherheit trennen. Das wird den Ländern helfen, an der Entwicklung der Menschen zu arbeiten und wirtschaftliche Ziele für die Entwicklung der Menschen zu nutzen. Es wird helfen, die Herausforderungen in den Bereichen Armut, Gesundheit, Bildung und anderen anzugehen.

Ausgewogene Klimapolitik

Und zweitens denke ich, daß wir ein Gleichgewicht zwischen den Ambitionen zur Bekämpfung des Klimawandels und den Lebensbedürfnissen der Menschen finden müssen.

Warum sage ich das? Weil wir auf der einen Seite sehen, daß einige Länder sehr danach streben, Zugang zu Elektrizität zu erhalten.

Wenn Sie sich zum Beispiel afrikanische Länder ansehen, wie hoch ist ihr Pro-Kopf-Verbrauch an Strom? In Niger, Tschad und einer Reihe anderer Länder liegt der Pro-Kopf-Verbrauch vielleicht im zweistelligen Bereich, aber auf der anderen Seite liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Strom in Island bei über 50.000 [kWh] pro Kopf. In den USA waren es früher 12.000, jetzt sind es mehr als 20.000. Ihr Pro-Kopf-Verbrauch liegt also weit vorne, und sie sind kein armes Land. Die armen Länder brauchen mehr Strom und Energie, um ihren Traum von Entwicklung zu verwirklichen. Dafür brauchen sie etwas Spielraum.

Und hier kommt die Ausgewogenheit der Politik ins Spiel. Warum sage ich das? Ausgewogenheit bedeutet: Auf der einen Seite wird der Pro-Kopf-Verbrauch zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards genutzt, zum Beispiel in Norwegen, in den USA, in Deutschland und anderen Ländern. Sie müssen ihren Pro-Kopf-Verbrauch senken, um ihn unter Kontrolle zu bringen – nur so viel, wie nötig ist. Dieser Bedarf sollte gedeckt werden, und zwar aus sauberen Quellen.

Und zum anderen, wenn die Entwicklungsländer, die armen Länder, davon sprechen, daß sie etwas Freiraum brauchen, dann sollten sie ermutigt werden, in Wasserkraft zu investieren; sie sollten ermutigt werden, in Kernenergie zu investieren. Und sie sollten bei diesen Aktivitäten unterstützt werden, denn das ist dringend notwendig. Aus diesem Grund sagte Präsident Xi Jinping einmal im Zusammenhang mit dem Klimawandel, man müsse ein Gleichgewicht zwischen den ehrgeizigen Zielen der Kohlenstoffemissionen und den Lebensbedürfnissen der Menschen schaffen. Weil er davon überzeugt ist.

Wenn man etwas tun will, braucht man die Unterstützung der Gesellschaft. Wer sich nicht um die Lebensbedürfnisse der Menschen kümmert, der wird die Unterstützung der Gesellschaft nicht bekommen. Ohne die Unterstützung der Gesellschaft kann man keine erfolgreiche Politik machen. Deshalb sage ich, daß wir ein Gleichgewicht schaffen müssen.

Ich denke, wenn wir ein neues Sicherheitssystem und eine neue Entwicklung anstreben, dann wird uns vielleicht dieses Prinzip der Harmonie, unterstützt durch diese beiden Maßnahmen – die Trennung von Wirtschaft und Sicherheit und das Ausbalancieren des Klimaschutzes – dabei helfen, dies zu erreichen. Ich danke Ihnen vielmals.