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Neue Solidarität
Nr. 21-22, 25. Mai 2023

Die Macht menschlicher Arbeit in einer Zeit des epochalen Wandels

Von Jacques Cheminade

Jacques Cheminade ist Präsident der Partei Solidarité et Progrès und ehemaliger Präsidentschaftskandidat in Frankreich. (Übersetzung aus dem Englischen.)

Die Macht menschlicher Arbeit zu mobilisieren, ist unsere unmittelbare Aufgabe, um eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für uns alle zu schaffen. Sowohl die Nationen der globalen Mehrheit der Welt als auch die Völker des westlichen Teils der Welt streben nach der existentiellen, unmittelbaren Notwendigkeit, voranzukommen. Das ist der eigentliche Sinn, warum wir auf den Straßen Europas demonstrieren.

Im Gegensatz dazu betreiben die Finanzeliten des globalen Nordens eine Politik des sozialen Krieges gegen ihre eigene Bevölkerung und der Aufrüstung gegen die Nationen, die sich ihnen widersetzen. Ihre Politik ist eine Bedrohung für uns alle: Angesichts der Krise ihres räuberischen Finanzsystems handeln sie wie verwundete Tiger, die zu Menschenfressern werden.

Unsere wichtigste Waffe gegen sie ist unser Menschenbild, daß der Mensch von Natur aus gut ist. Die Errungenschaften der menschlichen Arbeit verkörpern und beweisen unsere schöpferische Kraft! Nichtsdestotrotz versuchen die oligarchischen Eliten mit allen Mitteln, Arbeit auf ein Machtgleichgewicht innerhalb ihres etablierten Umfelds zu reduzieren, das durch die Herrschaft des Geldes und der Preise vordefiniert ist.

Der Zweck meines Beitrags ist daher, die Macht der menschlichen Arbeit wieder davon frei zu machen. Erstens ist sie menschlich, weil sie weder tierisch noch mechanistisch ist. In einer Koltan- oder Goldmine physisch ausgebeutet zu werden, ist keine menschliche Arbeit, sondern koloniale Sklaverei. Menschliche Arbeit besteht darin, die Natur für einen nützlichen sozialen Zweck physisch umzuwandeln, und nicht darin, eine Aufgabe zu erfüllen, um eine Gegenleistung zu erhalten. Die Arbeit eines Menschen entwickelt und erweitert seine schöpferischen Kräfte. Sie ist kein Selbstzweck, sondern ein Beitrag zu unserem Gemeinwohl und unserer sozialen Zukunft. Arbeit ist ein Menschenrecht auf Entfaltung, nicht ein Preis.

Aber das zu sagen, reicht nicht aus. Die notwendigen philosophischen Grundlagen für ein neues Paradigma erfordern eine viel tiefere Untersuchung dessen, was menschlich ist. Der beste Verweis darauf, den ich finden konnte, ist eine Reihe von Vorträgen, die Lyndon LaRouche am 25. April 1984 über die Macht der Arbeit, das Naturrecht und den technischen Fortschritt gehalten hat.1

LaRouche geht von der Notwendigkeit aus, die potentielle relative Bevölkerungsdichte einer Gesellschaft zu erhöhen, um ihren Niedergang zu verhindern – potentiell bedeutet: über das Niveau der gegenwärtigen Bevölkerung hinaus. Es ist die Entdeckung neuer physikalischer Prinzipien und ihre Anwendung zur Förderung des technischen Fortschritts, der die Produktivkraft der Arbeit pro Mensch und pro Landfläche erhöht. Denn der Mensch hat die besondere Fähigkeit, seine Umwelt zu verbessern und die Energieflußdichte und die Tragfähigkeit seines Universums zu erhöhen!

Sehen wir uns dagegen den gegenwärtigen Zustand unseres transatlantischen Universums an. Es ist potentiell dem Untergang geweiht! Unter der Herrschaft einer Finanzoligarchie, die immer mehr Geld schafft, ohne wirkliches, physisches Wachstum zu erzeugen, wurde dieses Potential zerstört. Das politische Ziel unseres Kampfes ist klar.

Aber gehen wir mit Lyndon LaRouche einen Schritt weiter. Ein Tier oder ein Oligarch kann seine Umgebung nicht zum Besten verändern. Wir werden sehen, daß Künstliche Intelligenz Daten besser verarbeiten kann als der Mensch, aber sie kann keine Veränderung bewirken. Menschliche Arbeit kann das. Weil sie Hypothesen aufstellt. Sie hat die Macht, das Universum zu verändern und zu verbessern, indem sie die Spielregeln in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur ändert und gegebene Zwänge durchbricht!

LaRouche definiert drei Ebenen von Hypothesen, die die menschliche Arbeit zu etwas Einzigartigem machen.

Gehen wir noch einen Schritt weiter: die sogenannte Revolution der Künstlichen Intelligenz. Die KI verarbeitet Daten und stellt logische Zusammenhänge her, indem sie „lernt“, in Bereichen mit einer sehr großen, aber endlichen Anzahl von Fällen zu induzieren und zu deduzieren. Sie weiß nicht, was sie wirklich physisch tut, sie ist sich ihrer selbst nicht bewußt.

Es stimmt, sie kann einen menschlichen Gegner beim Schach oder Go besiegen. Das ist bereits geschehen. Das ist Logik. Aber im Bereich physisch unsteter Prozesse – der schöpferischen menschlichen Arbeit – kommt sie nicht voran, denn sie bleibt ein sehr ausgefeiltes statistisches Modell, das Korrelationen zwischen Werteskalen quantifiziert.

Für die KI ist eine Metapher – ein Bedeutungswechsel von einer Ebene des Denkens zu einer höheren – wie für ein Huhn, das ein Korn aus weißem Ton findet. Die KI kann die Ebene der höheren Hypothese nicht erreichen! Das bedeutet, daß die KI besser als der Mensch das verarbeiten kann, was nicht menschlich ist, nämlich den stupiden Bereich der Daten. Maschinelles Lernen und Deep Learning ermöglichen es ihr, bereits Bekanntes zu erforschen und in diesem Bereich Sinnvolles hervorzubringen – aber niemals Metaphern, niemals ein neues physikalisches Prinzip.

Wie LaRouche einmal sagte, Geld sei ein Idiot, so ist die KI ein weiterer Idiot, ein idiota senza mente, ein Datenanalytiker unter dem Einfluß elektronischer Steroide.

Ist das eine gute oder schlechte Nachricht? Das ist eine Frage der Intention. Eine sehr schlechte Nachricht, wenn die KI in den Händen derer bleibt, die versuchen, kreatives menschliches Denken auf einer noch raffinierteren Ebene menschlichen Verhaltens zu kontrollieren, dem oligarchischen Spiel, Menschen zu Nicht-Menschen zu machen – menschliche Arbeit durch die algorithmische Kontrolle von Bildern, Fake News und Finanzoperationen zu zerstören.

In diesem Sinne ist der wahre Feind menschlichen Wissens und menschlicher Arbeit nicht die Unwissenheit, sondern – wie Sokrates wußte – die Illusion des Wissens.

Eine sehr gute Nachricht, wenn die KI unter der Kontrolle der Macht menschlicher Arbeit steht. Die KI ist ein sehr nützlicher Helfer, nicht nur um zeitraubende Aufgaben zu erledigen, sondern auch um selbst in einem Bereich bekannter logischer Beziehungen voranzukommen.

So dauert beispielsweise die Kommunikation mit einem Rover auf dem Mars in beide Richtungen mehr als eine halbe Stunde. Die KI kann die Maschine so trainieren, daß sie mit allem rechnen kann, was zu erwarten ist, außer wenn ein unerwartetes, unlogisches Ereignis eintritt! Sehr nützlich.

Es stimmt, daß die KI viele von Menschen ausgeführte Arbeiten ersetzen wird. Aber diese Jobs sind nicht die kreative Arbeit des Menschen! Es sind also nicht-kreative Tätigkeiten, die ersetzt werden. Vor allem bürokratische Jobs, wie die der Strategieberater, der McKinseys, der Börsenhändler, der Anwälte, der Powerpoint-Experten, all der Hochstapler, die vorgeben, die Spielregeln zu beherrschen, aber in Wirklichkeit Profiteure sind.

Wenn wir den Bereich der KI kontrollieren, wird unsere Arbeit menschlich sein, denn unser geistloser Assistent wird das Unkreative erledigen! Die entscheidende politische Frage ist, wer die Kreditvergabe kontrolliert und zu welchem Zweck.

Es gibt noch mehr zu sagen. Entscheidend ist das Bewußtsein, daß unsere Arbeit wirklich menschlich ist.

Ich habe nicht genug Zeit, um darauf einzugehen. Daher möchte ich Ihnen nur raten, Nikolaus von Kues zu lesen, den besten philosophischen Freund von Helga Zepp-LaRouche.

Nur ein Beispiel: In De Beryllo (1458) lehrt er uns unter anderem den wahren Weg menschlicher Erkenntnis, befreit vom sterilen aristotelischen Prinzip des Widerspruchs, um in den Bereich des Intellekts jenseits der Vernunft vorzudringen, wo der menschliche Geist den Zusammenfall der Gegensätze begreift und fähig wird, eine höhere Ebene des Handelns zu erreichen. Die Metapher für diese schöpferische Einsicht in das, was er später posse ipsum, das Können an sich, nannte, ist der Beryll, ein Halbedelstein, aus dem zu seiner Zeit Brillengläser geschliffen wurden. Die menschlichen Augen würden so mit dem intellektuellen Beryll ausgestattet, der es dem Geist ermöglicht, den Zusammenfall von Gegensätzen zu erfassen.

Heute wendet Helga Zepp-LaRouche diesen Ansatz auf die Lösung menschlicher Konflikte an, um „von oben“ die zerstörerische Logik von Block gegen Block zu überwinden. Aus unserem eigenen Denken heraus und indem wir auf die Gedanken der anderen hören, erstellen wir im Geiste des Westfälischen Friedens (1648) mit unserer schöpferischen Arbeit den Fahrplan, um aus dem Dilemma herauszukommen.

Das ist die höchste Stufe der Erkenntnis, der schöpferischen Intuition, die eine Friedensdynamik hervorbringt, die nicht auf Daten oder zusammengestellten Plänen beruht, sondern auf Prinzipien, die die Macht der menschlichen Arbeit erzeugen. Der heutige Wandel in der Welt ist die beste Gelegenheit für uns alle, Akteure dieses Wandels zum Guten zu werden.

Lassen Sie mich mit einem Zitat von Bernhard Riemann über den Begriff der „Geistesmasse“ schließen:

Es sind also neue Ideen, die unser gesamtes Wissen zum Klingen bringen und anregen. Helga Zepp-LaRouche und meine Frau Odile haben sich mit Johann Friedrich Herbarts Beitrag zur Pädagogik schöpferischer Fähigkeiten beschäftigt, um die Seele des Schülers zu bilden und nicht in ein vorgefertigtes Format zu zwängen, wie es heute der Fall ist. Menschliche Arbeit ist ein Experimentieren mit diesem ständigen Fortschritt, von dem das gesamte Leben der Menschheit und das Beste von uns den experimentellen Beweis liefert.

Das ist es, was heute durch Krieg und wirtschaftliches Chaos bedroht ist. Werden wir uns dessen bewußter. Mobilisieren wir mehr Menschen, die daran arbeiten, die Richtung in unserem transatlantischen Teil der Welt umzukehren und die Gegensätze wieder zusammenzuführen. Das ist eine Frage von Leben und Tod. Die Kraft der menschlichen Arbeit muß uns dazu inspirieren, in Metaphern zu denken und Hypothesen zu entwickeln, die über eine sinnliche Erfahrung hinausgehen, die uns heute, wenn wir uns ihrer eigenen Logik überlassen, pessimistisch und damit machtlos machen würde.

Folgen wir dem Rat von Lyndon LaRouche, als er nach dem Geheimnis seiner Kreativität gefragt wurde: „Arbeit, Arbeit“. Der entscheidende Augenblick der Geschichte, in dem wir leben, erfordert von uns die Mobilisierung unserer schöpferischen menschlichen Arbeit, damit dieser große Augenblick der Geschichte auf ein größeres Geschlecht trifft.


Anmerkung

1. Siehe https://www.youtube.com/watch?v=Ja4KZqt3E88