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Von Alexander Hartmann
Die Welt hat in der vergangenen Woche mit Entsetzen den Bericht über die beiden Angriffsdrohnen verfolgt, die am späten 2. Mai gegen den Kreml eingesetzt wurden und auf die offizielle Residenz von Präsident Wladimir Putin abzielten, sowie die anschließenden Reaktionen führender US-Vertreter, die den Angriff herunterspielten, schamlos darüber logen und sich dumm und arrogant stellten.
US-Außenminister Antony Blinken entschuldigte am folgenden Tag in einem Interview mit der Washington Post – ironischerweise zum „Welttag der Pressefreiheit“ – wiederholt die Tat: „Die Ukraine muß sich verteidigen.“ Auch andere US-Vertreter taten so, als wäre Rußland keine Atommacht und ein Mordanschlag auf seinen Präsidenten ein Kavaliersdelikt. Diese Leute befinden sich in einem klinischen Zustand der Realitätsverweigerung, das markiert einen neuen Höhepunkt der Gefahr, die in einem nuklearen Armageddon enden kann.
In dieser Art äußerten sich auch der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates John Kirby, die Nationale Geheimdienstdirektorin Avril Haines und Sprecher des Verteidigungsministeriums und anderer Behörden. Kirby stellte sich gegenüber MSNBC dumm: „Wir wissen nicht, was passiert ist. Wir sind noch dabei, das zu bewerten... Ich kann Ihnen versichern, daß die Vereinigten Staaten nicht beteiligt waren. Was auch immer es war, wir waren nicht daran beteiligt.“
Ukrainische Stellen und einige ihrer Mitläufer in den westlichen Medien verstiegen sich sogar zu der provozierenden Behauptung, Moskau habe den Angriff wohl selbst inszeniert, während der ukrainische Innenminister Geraschtschenko hämisch frohlockte, nun müsse Moskau wohl die jährlichen Paraden am 9. Mai zum Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg absagen.
Das Moskauer Außenministerium veröffentlichte eine Erklärung, in der es heißt, Kiew sei für den Drohnenangriff verantwortlich, aber genieße dabei „die Unterstützung westlicher Länder…, die es mit Waffen und Geheimdienstdaten versorgen, seine Kämpfer ausbilden und Angriffsziele vorgeben“. Das Schweigen des kollektiven Westens beweise, daß er „die terroristischen Methoden des neonazistischen Regimes in Kiew duldet“.
Die Sprecher des russischen Präsidialamtes und Außenministeriums hoben die Schuld der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und der NATO an dem Drohnenangriff hervor. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte vor Reportern: „Solche Entscheidungen – Wahl der Ziele, Wahl der Mittel usw. – werden aus Washington nach Kiew diktiert, und wir sind uns dessen wohl bewußt.“ Sämtliche Dementis ukrainischer und US-amerikanischer Offizieller, sie seien an dem Angriff nicht beteiligt gewesen, seien lächerlich. „Wir wissen sehr wohl, daß Entscheidungen zur Durchführung solcher terroristischen Aktionen nicht in Kiew, sondern in Washington fallen.“
Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, schrieb auf ihrem Telegram-Kanal: „In erster Linie tragen die Urheber und Drahtzieher des Kiewer Regimes aus Washington, London und der NATO die Gesamtverantwortung für alles, was es verbricht.“
Der russische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Anatoli Antonow, erklärte laut TASS, Rußland werde zu einem Zeitpunkt reagieren, an dem es das für notwendig erachte. Er fragte:
„Wie würden die Amerikaner reagieren, wenn eine Drohne das Weiße Haus, das Kapitol oder das Pentagon träfe? Die Antwort ist für jeden Politiker wie auch für den Durchschnittsbürger offensichtlich: Die Bestrafung wird hart und unvermeidlich sein. Rußland wird auf diesen unverschämten und anmaßenden terroristischen Angriff reagieren. Wir werden antworten, wenn wir es für notwendig halten. Wir werden antworten im Einklang mit der Einschätzung der Bedrohung, die Kiew für die Führung unseres Landes darstellt.“
Die Erklärungen der US-Vertreter seien „in ihrem Zynismus und ihrer Absurdität auffallend… Es handelte sich um eine vom Selenskyj-Regime geplante terroristische Handlung und ein Attentat auf den Präsidenten der Russischen Föderation. Außerdem wurde der Zeitpunkt nicht zufällig gewählt – vor dem Tag des Sieges und der Parade am 9. Mai, an der auch ausländische Gäste teilnehmen sollen“, so Antonow. Moskau hoffe, daß die US-Regierung „den Mut und die Würde hat, diese terroristische Handlung zu verurteilen. Die Welt erinnert sich daran, daß der russische Präsident 2001 der erste war, der dem amerikanischen Volk, das damals Opfer eines Terroranschlags wurde, geholfen hat. All das ist vergessen.“
Helga Zepp-LaRouche, die Vorsitzende des Schiller-Instituts und der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, nahm am 3. Mai in ihrem wöchentlichen Internetforum Stellung zu dem Thema. Sie stellte den Angriff in den Kontext der Bestrebungen, Rußland in Dutzende von Kleinstaaten zu zerschlagen:
„Wir sollten uns auch daran erinnern, daß erst letzte Woche in New York, Washington und Philadelphia mehrere Veranstaltungen einer Organisation namens ,Free Nations of Post-Russia Forum‘ stattgefunden haben, einer Organisation, die dazu aufgerufen hat, Rußland in viele Teile zu spalten, und die zu, ich zitiere, ,Partisanen-Sabotage‘ innerhalb Rußlands aufruft, was eine andere Form von Terrorismus ist.“
Auch wenn es für eine endgültige Einschätzung noch zu früh sei, so sei doch klar, „daß dies zu einem Zeitpunkt passiert, an dem offensichtlich erkannt wird, daß diese ganze Propaganda, daß die Ukraine gewinnt, daß Rußland den Krieg auf dem Schlachtfeld verlieren muß – daß das alles nicht stimmt“.
Sie verwies auf die durchgesickerten Informationen aus dem Pentagon aus der Zeit von Januar bis April über Einschätzungen amerikanischer Militärs, daß die Ukraine davor stehe, den Krieg gegen Rußland zu verlieren. Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang insbesondere ein Interview von Richter Napolitano mit dem ehemaligen CIA-Experten Larry Johnson, einem Mitglied der Whistleblower-Organisation Veteran Intelligence Professionals for Sanity („Geheimdienst-Veteranen für Vernunft“, VIPS), der über viele gute Kontakte im Militär und in den Geheimdiensten verfügt.1
Ihm zufolge herrscht in diesen Kreisen die Einschätzung vor, „daß die Ukraine verliert und daß die Luftverteidigung der Ukraine gleich null ist“. Die Schlußfolgerung aus beidem sei, „daß die Vereinigten Staaten und die NATO auf eine totale Katastrophe zusteuern und daß dies [der Drohnenangriff] ein Versuch ist, den Kurs zu ändern“.
Obwohl Verteidigungsminister Austin wisse, daß die Mehrheit der Majore, Obersten und Oberstleutnants „absolut entsetzt sind über die bevorstehende Katastrophe“, habe Austin in einer Anhörung des Streitkräfteausschusses im US-Senat das Gegenteil behauptet: Die Ukraine hätte gute Chancen, „vorausgesetzt, wir versorgen sie weiterhin mit allem, was sie braucht“. Der Befehlshaber des US-Europakommandos General Cavoli hingegen habe erklärt, der Krieg habe das russische Militär nicht nennenswert geschwächt – „womit er Austin im Grunde widerspricht“, konstatierte Zepp-LaRouche. Sie fuhr fort:
„Das ist ungeheuerlich. Denn wenn man den Krieg fortsetzt, obwohl die Ukrainer den Krieg im Grunde schon verloren haben, was bedeutet das? Es bedeutet, daß man weiter die ukrainische Bevölkerung opfert, sogar das ukrainische Militär. Und in gewissem Sinne zeigt das in brutalster Form, daß es sich um einen Stellvertreterkrieg handelt, in dem die Ukrainer nur als Bauernopfer benutzt werden – ,bis zum letzten Ukrainer‘, wie es schon zu Beginn des Krieges zynisch hieß.“
„Deshalb ist es absolut dringend notwendig, diesen Krieg sofort zu beenden und zu Verhandlungen zu kommen. Aber diese Verhandlungen werden immer wieder sabotiert“, erklärte Zepp-LaRouche. So sei nach dem Telefonat zwischen Xi Jinping und Selenskyj, das Selenskyj „sehr produktiv“ nannte, der frühere Chef des britischen Geheimdienstes MI6, Richard Dearlove, sofort nach Kiew gereist, und schon am nächsten Tag habe ein hoher Berater Selenskyjs verkündet, China müsse erst „mit Rußland brechen, bevor es eine Rolle in dieser Angelegenheit spielen kann“. Und schon im April 2022 seien die erfolgversprechenden Verhandlungen zwischen Rußland und der Ukraine abgebrochen worden, nachdem der damalige britische Premierminister Boris Johnson Kiew besucht hatte, um Selenskyj die Friedenspläne auszureden.
„Wir haben also zweimal die offene, unverhohlene Rolle der Briten, die versuchen, die Hoffnungen auf eine Einigung durch Verhandlungen zunichtezumachen. Da stellt sich natürlich die Frage, wer hinter diesem Drohnenangriff auf den Kreml steckt. Es kann sein, daß es gar nicht die Ukrainer sind. Aber wenn man fragt, wer versucht, den Krieg zu verlängern, dann ist Cui bono eine ziemlich ernste Frage, die man stellen muß.“
Sie schloß: „Ich denke, daß das wirklich gefährlich ist und daß alle, die versuchen, die Situation zu entschärfen, bevor es zu spät ist, ihre Anstrengungen verdoppeln sollten. So wie Papst Franziskus, der gerade drei Tage in Ungarn war und auf dem Rückweg im Flugzeug erzählte, daß er an einigen Friedensverhandlungen beteiligt war und sich mit dem Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche und dem päpstlichen Nuntius in Ungarn getroffen hatte.“
In der gegenwärtigen Lage sind Bürgerinnen und Bürger auf der ganzen Welt aufgerufen, den Drohnenangriff auf den Kreml zu verurteilen und die degenerierte westliche Führung, die dahinter steht, anzuprangern. Wir brauchen jetzt dringend rationale Maßnahmen zur Deeskalation und zur Beendigung der Konfrontation der „Globalen NATO“ in der Ukraine und anderswo.
Warten Sie nicht, bis es zu spät ist! Setzen Sie sich jetzt für einen neuen Weltfriedensrahmen ein, der auf wirtschaftlicher Entwicklung und Respekt für alle beruht. Schließen Sie sich der internationalen Mobilisierung des Schiller-Instituts an!
Anmerkung