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Ende Oktober startete die Stadt Stralsund eine Initiative, um auf Friedensgespräche über die Ukraine zu drängen, u.a. schrieb der Oberbürgermeister der Stadt Stralsund, Alexander Badrow, einen Offenen Brief mit dem Titel „Ein neuer Stralsunder Frieden“ an die Bundesregierung in Berlin und bot Stralsund als Ort für Friedensverhandlungen an. Der Brief und die Initiative nehmen Bezug auf einen wichtigen Friedensvertrag, der 1370 in der Stadt unterzeichnet wurde und der eine lange Reihe von Kriegen im Ostseeraum beendete.
Die Initiative machte international Schlagzeilen. Daraufhin haben bisher 19 Bürgermeister französischer Städte und Gemeinden diesen Aufruf in einer gemeinsamen Erklärung unterstützt.
Zwei dieser französischen Bürgermeister übermittelten die folgenden kurzen Grußbotschaften an die Konferenz des Schiller-Instituts. Patrice Kindt ist Bürgermeister von Chidrac, einer Ortschaft in der Region Auvergne Rhône-Alpes mit 535 Einwohnern, Patrick Gombault ist Bürgermeister von Viâpres-le-Petit, einem Ort im Nordosten Frankreichs mit 126 Einwohnern.
Guten Morgen meine Damen und Herren, guten Morgen an Sie alle.
Ich folge dem Aufruf des Oberbürgermeisters von Stralsund, den ich für notwendig halte, um Frieden zu schaffen und alle Probleme [des Krieges] zu vermeiden. Ich möchte ergänzen, warum ich mit meinen folgenden Positionen voll und ganz mit diesem Aufruf aus Stralsund übereinstimme.
Auch wenn man den Einmarsch Rußlands in der Ukraine nicht akzeptiert, muß man analysieren, wie es zu diesem Zustand gekommen ist. Es scheint offensichtlich, daß die Vereinigten Staaten in Europa seit langem zwei Ziele verfolgen: Europa zu schwächen und von den Vereinigten Staaten abhängig zu machen, und Europa vorzuschicken, um zu verhindern, daß unter anderem Rußland zu einer konkurrierenden Macht wird. Die Position Europas und insbesondere Frankreichs mit seiner Ausrichtung auf die amerikanische Kriegsmaschinerie namens NATO erlaubt es uns nicht, uns für den Frieden mit anderen Ländern einzusetzen. Daher ist es im Interesse der ukrainischen und russischen Bevölkerung und im Interesse der Welt dringend erforderlich, daß dieser Krieg aufhört.
Verhandlungen bleiben der einzige Weg, um die Abwärtsspirale des Krieges zu stoppen, sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft, bei der die Menschen immer die Verlierer sind.
Patrice Kindt, Bürgermeister von Chidrac im Departement Puy de Dôme
Es ist immer schwierig, sich zu einem Thema zu äußern, das man nicht perfekt beherrscht. Eines ist jedoch klar: Viele Möglichkeiten, eine friedliche Lösung dieses europäischen Konflikts zu erreichen, wurden schon vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten vernachlässigt. Man hat nicht bevorzugt auf diplomatische Aktivitäten gesetzt. Es ist an der Zeit, daß unsere führenden Politiker eine Bestandsaufnahme der Lage vornehmen und verhindern, daß eine völlig unumkehrbare Situation entsteht.
Meine Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine. Ich zweifle nicht daran, daß sie eine entmilitarisierte, neutrale Ukraine, eine wohlhabende, freie und harmonische Union anstelle von Exodus, Drama und Zerstörung vorgezogen hätten.
Wir sollten den festen Willen haben, auf Diplomatie statt Waffen zu setzen. Und so begrüße ich hier die Initiative der Stadt Stralsund in Deutschland für diesen Willen zum Frieden.
Ich danke Ihnen.
Patrick Gombault, Bürgermeister von Viâpres-le-Petit im Département Aube