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Neue Solidarität
Nr. 46, 17. November 2022

Warum ein Nuklearkrieg verhindert werden muß

Amerikanische und französische Sicherheitsexperten sprachen am 5. November bei einem EIR-Forum über die drohende Atomkriegsgefahr.

Am 5. November veranstaltete Executive Intelligence Review (EIR) eine außerordentliche dreistündige Pressekonferenz, an der eine internationale Gruppe von Rednern mit wissenschaftlichem, militärischem, geheimdienstlichem und politischem Hintergrund teilnahm, die sich alle dem Grundsatz verschrieben haben, den US-Präsident Ronald Reagan 1984 in seiner Rede zur Lage der Nation formulierte: „Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf niemals geführt werden.“ In seiner Rede an die Bevölkerung der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion fuhr Präsident Reagan damals fort: „Der einzige Wert, den der Besitz von Atomwaffen für unsere beiden Nationen hat, besteht darin, sicherzustellen, daß sie niemals eingesetzt werden. Aber wäre es dann nicht besser, sie ganz abzuschaffen?“

Das wäre es in der Tat. Doch 38 Jahre nach dieser folgenschweren Aussage ist das westliche Staatsschiff von verrückten Geopolitikern gekapert worden, die uns skrupellos in einen Atomkrieg steuern, der das Aussterben der Menschheit zur Folge hätte.

Kann dieser wahnsinnige Prozeß rückgängig gemacht werden? Das Ziel dieser Pressekonferenz wie auch früherer und künftiger Konferenzen des EIR und des Schiller-Instituts ist es, der Welt zu zeigen, daß es im Westen eine Bewegung vernünftiger Menschen gibt, die nicht nur gegen einen Vernichtungskrieg aktiv wird, sondern auch positive Ideen für eine gedeihliche, harmonische Zukunft für die jetzigen und künftige Generationen vorschlägt.

Wird diese Bewegung Erfolg haben? Das wird, wie viele der Redner deutlich machten, von der Bereitschaft der Bürger abhängen, nicht länger Zaungäste zu sein, sondern sich dem Kampf anzuschließen. Es folgt eine kurze Zusammenfassung der einleitenden Bemerkungen der einzelnen Redner, die an der Pressekonferenz teilnahmen.

Die erste Rednerin, Diane Sare, tritt als unabhängige LaRouche-Kandidatin bei der Wahl am 8. November für das Amt der US-Senatorin für den Staat New York an. Angesichts des Schweigens der Mainstream-Medien über ihren Wahlkampf stellte Sare zu Beginn ihrer Ausführungen die Frage, ob dieses Totschweigen ihrer Kampagne ein Vorspiel für einen Atomkrieg sei? Damit antwortete sie auf die Erklärungen führender Politiker im Westen, Rußland „könne den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen“ – obwohl es doch für jedermann offensichtlich sein sollte, daß Rußland sich keine Niederlage leisten kann.

Sare erinnerte dazu an Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“: Der Sinn dieser Geschichte war nicht, die Eitelkeit und Korruption des Kaisers aufzudecken, sondern die Korruption seiner Untertanen, die alle bei der Lüge, der Kaiser habe wunderschöne neue Kleider, mitspielten, obwohl sie genau wußten, daß er nackt war. Ähnlich verhalte es sich heute mit der jüngsten Enthüllung, daß die damalige britische Premierministerin Liz Truss nur Sekunden nach der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines die Textnachricht an US-Außenminister Tony Blinken schickte: „Es ist erledigt.“ Die Frage angesichts dieser Enthüllung laute nun: Werden die Menschen heute rationaler sein als die Untertanen in Andersens Märchen?

Was würde ein Atomkrieg konkret bedeuten?

Steven Starr, pensionierter Direktor des Programms für Klinische Laborwissenschaften der Universität von Missouri und Experte für Atomkrieg, hielt einen erschreckenden Bildvortrag, in dem er schlüssig darlegte, daß ein thermonuklearer Krieg die Auslöschung der Menschheit und auch der meisten Tiere auf unserem Planeten zur Folge hätte. Die Zerstörungskraft von thermonuklearen Waffen (Wasserstoffbomben) heute sei um ein Vielfaches größer als die der Bomben, die im Zweiten Weltkrieg auf Japan abgeworfen wurden. Ein einziger Sprengkopf, der über New York City detoniert, würde einen Feuersturm auslösen, der alles in einem Radius von 400 Quadratkilometern verbrennen würde.

Wenn ein Raketenangriff auf die Vereinigten Staaten bemerkt würde, dann würde der Präsident innerhalb von 30 Sekunden darüber unterrichtet und hätte dann höchstens ein Zeitfenster von zwei bis drei Minuten, um zu entscheiden, wie er reagieren soll! Wenn er einen Gegenangriff anordnet, wären die Raketen innerhalb von zwei Minuten in der Luft und könnten nicht mehr zurückgeholt werden, falls sich die Warnung als falsch herausstellt.

Die Folge eines thermonuklearen Krieges wäre ein „nuklearer Winter“, in dem 70% des Sonnenlichts in der Nördlichen Hemisphäre und 35% in der Südlichen Hemisphäre über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren blockiert würden, was Landwirtschaft unmöglich machen würde. Die Folgen wäre Massenhunger und möglicherweise das Aussterben von Mensch und Tier.

Scott Ritter, ehemals Nachrichtenoffizier des US Marine Corps und leitender UN-Waffeninspekteur, begann mit der Feststellung, daß die Mehrheit (nicht nur) der Amerikaner nicht weiß, was ein atomarer Konflikt bedeutet. Als Sohn eines Luftwaffenoffiziers, der während des Kalten Krieges in Deutschland stationiert war und unter anderem für den Einsatz von Atomwaffen zuständig war, wuchs Ritter mit dem Bewußtsein auf, daß eine nukleare Vernichtung der Menschheit jederzeit möglich ist. Nach seinem Eintritt in das Marine Corps diente er in einer nuklearen Artillerieeinheit, die ständig atomare Angriffe übte. In den 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt der gefährlichen Zeit, als sowjetische SS-20- und amerikanische Pershing-II-Mittelstreckenraketen Ziele innerhalb von sieben Minuten erreichen konnten und keine Chance mehr bestand, auf einen Angriff zu reagieren, wurde er Waffeninspekteur.

Einer der am meisten unterschätzten Momente der Geschichte ist Ritter zufolge die Unterzeichnung des INF-Vertrags durch Präsident Reagan und den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow, weil dieses Ereignis die Welt vor dem nuklearen Selbstmord bewahrte. Aber seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hätten die USA keinen Respekt mehr vor Rußland und stationierten nun wieder atomare Mittelstreckenwaffen.

Ritter schloß mit einer Warnung an jene im Westen, die glauben, man könnte einen Atomkrieg gegen Rußland gewinnen: Bei einem erfolgreichen „Enthauptungsschlag“ gegen Moskau würde maschinell ein Vergeltungsschlag ausgelöst (das sog. System der „toten Hand“), der das Ende der Welt bedeuten würde.

Der französische Oberst a.D. Alain Corvez, ehemaliger Berater des Oberbefehlshabers der UNIFIL im Libanon und ehemaliger Berater für internationale Beziehungen im französischen Außenministerium, erinnerte an die Absicht von Präsident Charles de Gaulle, eine Nukleartruppe („force de frappe“) unter der alleinigen Kontrolle Frankreichs ausschließlich zum Zweck der nuklearen Abschreckung aufzustellen. De Gaulle war sich sehr wohl bewußt, daß ein Atomkrieg den Tod von Hunderten Millionen Menschen zur Folge hätte.

Corvez warf die Frage auf, ob die heutigen Regierungen überhaupt verstehen, daß ein Atomkrieg nicht zu gewinnen ist und daß sich dadurch das Wesen des Krieges grundlegend verändert hat. Selbst ein Krieg mit einer kleinen Atommacht wie Nordkorea hätte unvorstellbare Folgen.

Schiller-Institut „eine wichtige Stimme“

Oberst a.D. Richard Black, Veteran des US Marine Corps, ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der Armee im Pentagon und ehemaliger Landessenator des US-Staats Virginia, warnte eingangs, wir befänden uns in einem Wettlauf mit den globalistischen Dämonen, die den Dritten Weltkrieg anzetteln wollen. Die NATO sei darauf aus, den Krieg zu eskalieren.

Als empirische Belege für diese Eskalation verwies Black auf Ereignisse wie die Sabotage der Nord-Stream-Pipeline am 26. September, den Anschlag auf die Krim-Brücke über die Meerenge von Kertsch am 8. Oktober sowie Sabotageversuche tief im russischen Hoheitsgebiet, die von russischen Sicherheitskräften vereitelt wurden. Black glaubt, die Absicht bestehe darin, die russische Führung zu verwirren und eine Überreaktion von ihr zu provozieren, die den Vorwand für einen „Gegenangriff“ der NATO schafft. Präsident Biden habe die Möglichkeit, den Krieg jederzeit zu beenden, höre aber im Moment nicht auf das amerikanische Volk, sondern nur auf die Globalisten.

Black betonte abschließend, das Schiller-Institut sei heute die wichtigste Stimme für den Frieden auf der Welt, und dankte den „jungen mutigen Aktivisten des Schiller-Instituts“ für ihre öffentlichen Interventionen gegen Kriegstreiber-Politiker.

Der nächste Redner Jacques Cheminade, dreimaliger Kandidat für die französische Präsidentschaft und Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès, brachte seine volle Unterstützung für die Senatskampagne von Diane Sare in den USA zum Ausdruck. Was sie als ihre politischen Ziele formuliert, spiegle auch die Stimme der Menschen wider, die er in Frankreich trifft und die unter den gleichen Schwierigkeiten leiden wie die amerikanische Bevölkerung. Sie sei die einzige Kandidatin, die sich für Frieden, Stabilität und Zusammenarbeit in der ganzen Welt einsetzt. Cheminade riet allen New Yorkern, Sare zu wählen, um Frieden und die beste aller möglichen Welten zu erreichen.

Dr. Cliff Kiracofe, ehemaliger leitender Berater des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des US-Senats und Präsident des Washingtoner Instituts für Frieden und Entwicklung, vertrat die Auffassung, ein diplomatischer Prozeß sei der einzige Weg, den Krieg in der Ukraine zu beenden, und je früher dieser diplomatische Prozeß stattfinde, desto besser. Rußland betreibe eine „Diplomatie der alten Schule“ und sei offen für Verhandlungen, aber die ukrainische Regierung weigere sich derzeit, zu verhandeln, und ohne Verhandlungen ist Diplomatie unmöglich. Frankreich und Deutschland hätten den Minsk-II-Prozeß, der 2015 vom UN-Sicherheitsrat gebilligt wurde, nicht ernsthaft vorangetrieben. Die Folge sei nun, daß die Ukraine den Donbaß (früher bekannt als Noworossija) an Rußland verloren habe. Die Frage sei nun, ob Rußland eine Winteroffensive starten wird, um sich weitere Gebiete anzueignen, und ob dies zu einem allgemeinen europäischen Krieg oder sogar zu einem Atomkrieg führen wird. Kiracofe wiederholte zum Schluß, wir Friedensbefürworter müßten jetzt auf einen diplomatischen Prozeß drängen.

General a.D. Dominique Delawarde, ehemaliger französischer Verbindungsoffizier zur Offiziershochschule der US-Armee in Fort Leavenworth, Kansas, dankte zunächst Scott Ritter für seine vorbildliche Arbeit, die von seinen Kollegen in Frankreich sehr genau verfolgt werde. Er unterstütze auch „als Weltbürger“ die Senatskampagne von Diane Sare; sie sei eine seltene Kandidatin, die versteht, daß Rußland es sich nicht leisten könne, den Krieg mit der Ukraine zu verlieren, und daß Fehlkalkulationen katastrophale Folgen haben könnten. Sare verdiene es, Senatorin zu werden, weil sie eine starke Stimme für den Frieden sei. Der Westen müsse jetzt zu Kompromissen bereit sein, so während der Kubakrise 1962.

Der pensionierte CIA-Analyst Ray McGovern berichtete zunächst von seinen Erfahrungen als Leutnant in der US-Armee während der Kubakrise und ergänzte die Ausführungen von Scott Ritter darüber, wie nahe wir 1983 einem Atomkrieg mit der Sowjetunion gekommen waren, die Präsident Reagan als „das Reich des Bösen“ bezeichnet hatte. McGovern bezog sich insbesondere auf eine NATO-Übung aus dem Jahr 1983, „Able Archer“, bei der ein Atomangriff auf die Sowjetunion simuliert wurde. Damals habe ein Kollege, Mel Goodman, als CIA-Geheimdienstoffizier seine Vorgesetzten gewarnt, die Sowjets sähen diese Übung als ernste Bedrohung an, und es könnte einen Atomkrieg auslösen, wenn man sie nicht „abschwächt“. Sein Chef Bob Gates (der spätere CIA-Chef und Verteidigungsminister) wollte nicht auf die Warnung hören, aber sie wurde hinter Gates‘ Rücken an den damaligen CIA-Chef William Casey weitergeleitet, der sie zu unserem großen Glück ernst nahm.

Das Problem im gegenwärtigen politischen Klima sei, daß nur sehr wenige Menschen wissen, was wirklich vor sich geht. Deshalb müßten diejenigen, die es wissen, „ihren Hintern hochkriegen“ und etwas tun. McGovern erklärte dann, was er das „Noah-Prinzip“ nennt: „Keine Auszeichnungen für die Vorhersage von Regen, sondern nur für den Bau von Archen.“ Jeder müsse seinen Teil dazu beitragen, die Arche zu bauen, also etwas tun! Selbst wenn man keinen sofortigen Erfolg erwarten kann, geben wir so doch ein Beispiel für künftige Generationen, indem wir uns treu bleiben und die Wahrheit sagen.

McGovern beendete seine Ausführungen mit einem Aufruf an die ältere Generation – „diejenigen mit ein bißchen Grau im Haar“: Sie hätten den Vorteil, daß die breite Bevölkerung zwar die Aktivitäten jüngerer Menschen nicht unbedingt ernst nimmt, selbst wenn sie verhaftet oder verprügelt werden, aber die meisten Menschen sähen es nicht gerne, wenn alte Menschen verprügelt werden. Unter den heutigen Umständen sei es wichtig, daß Ältere diesen Vorteil nutzen und etwas tun!

Die letzte Rednerin war Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts. Wie mehrere ihrer Vorredner sagte sie, wir befänden uns in der gefährlichsten Phase der Geschichte, aber die meisten Menschen ahnten nichts davon. In den 80er Jahren hätten während der Pershing-Raketenkrise Hunderttausende von Menschen auf der Straße protestiert, heute geschehe wenig. Ihr verstorbener Ehemann Lyndon LaRouche habe zu der Zeit die Grundlage für eine neue Sicherheitsarchitektur geschaffen, ausgehend von einer Politik, die als Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) bekannt wurde und am 23. März 1983 von US-Präsident Reagan formell beschlossen wurde.

Um angesichts des laufenden Zusammenbruchs des transatlantischen Finanzsystems einen Dritten Weltkrieg zu verhindern, brauche die Welt eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die den Bedürfnissen aller Länder Rechnung trägt. Dies könne aber nur erfolgreich sein, wenn der Westen Teil dieser neuen Sicherheitsarchitektur ist. Sie sei überzeugt, daß der Grund, warum sie auf der „Abschußliste“ des Zentrums für Desinformationsbekämpfung der ukrainischen Regierung steht, gerade die Rolle des Schiller-Instituts in diesem Prozeß ist.