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Neue Solidarität
Nr. 40, 6. Oktober 2022

General a.D. Kujat warnt: „50 Jahre nuklearer Winter“

General a.D. Harald Kujat sprach in Zwickau über den Krieg in der Ukraine und die Rivalität der Großmächte.

General a.D. Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und ehemaliger Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, hielt am 22.9.22 im Peter-Breuer-Gymnasium in Zwickau einen Vortrag zum Ukrainekonflikt. Die Veranstaltung wurde von der Katholischen Akademie Dresden organisiert, trug den Titel „Der Ukrainekrieg und die Rivalität der großen Mächte“ und wurde von ca. 150 Leuten besucht, darunter 20 Schüler des Gymnasiums.

Kujat sagte, daß der Westen vor dem Krieg nicht alles getan habe, um diesen zu verhindern. Auch jetzt müsse man verhandeln, sonst sei eine Lösung des Krieges ganz unmöglich. Ansonsten werde die Logik der Gewalt dazu führen, daß immer mehr und gefährlichere Waffen geliefert würden, und genau diese müsse durch Verhandlungen und guten Willen durchbrochen werden.

Er zitierte Carl von Clausewitz, Krieg sei ein Akt der Gewalt, und diese habe keine Grenze. Heute bedeute dies, daß es bis hin zum Einsatz von Atomwaffen eskalieren werde, wenn nicht bald eine Lösung gefunden werde. Ein Atomkrieg würde dann auf der Erde 50 Jahre nuklearen Winter nach sich ziehen.

Kriege seien keine Naturkatastrophen, sie entstehen aus Streben nach Macht, Rücksichtslosigkeit und Dummheit. Die Verantwortlichen könnten oft die Folgen ihrer Handlungen gar nicht abschätzen. Der Erste Weltkrieg sei durch die Nibelungentreue Deutschlands zu Österreich entstanden, so könnte die Nibelungentreue zur Ukraine heute erneut die Grundlage für einen Weltkrieg liefern.

Die deutschen Medien würden uns immer nur das „Positive“ zeigen, wie etwa, daß die Ukraine enorme Gewinne und Fortschritte mache, aber die Realität sei, daß die ukrainische Armee verblute. So sei zum Beispiel der vielzitierte Erfolg des Gegenstoßes bei Charkiw nichts als westliche Propaganda, aber nicht Realität. Die häufige Rede von einem „Wendepunkt“ sei Wunschdenken, wer das sagt, habe überhaupt keine Ahnung.

Kujat verglich die Diskussion in den USA mit der hiesigen und meinte, sie sei sehr viel differenzierter als bei uns. Dort würde es einige Stimmen deutlicher Kritik an der US-Politik in der Ukraine geben, und er meinte sogar, daß die Stimmen in diese Richtung sich mehren. Als ein Beispiel nannte er den Erfinder der „shock and awe“-Strategie im Irakkrieg, der sagte, es sei ein Fehler, mit Rußland und China gleichzeitig in den Konflikt zu gehen, und daher sei die US-Politik eine tickende Zeitbombe.

Er wies beruhigend darauf hin, daß Präsident Biden sagte, er sei für Verhandlungen, und die Ukraine könne den Krieg nicht gewinnen. (Wir möchten allerdings anmerken, daß Herr Biden oft auch ganz andere Töne anschlägt.)

Als Herr Kujat auf die Gefahr eines Atomkriegs hinwies und sagte, deswegen müsse so schnell es gehe Frieden gemacht werden, intervenierte ein junger Mann im Publikum und sagte, wir müßten uns doch gegen Rußland verteidigen, woraufhin Kujat antwortete, daß es ein großes Problem in Deutschland sei, daß Leute oft nicht wissen, wie die Lage sei, aber dennoch eine Meinung haben. Zudem sei es falsch zu behaupten, Rußland sei in der Welt isoliert. So gebe es viele neue Anwärter auf Mitgliedschaft in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), und Rußland verstärke die militärische Zusammenarbeit mit vielen Ländern. Daher seien die Sanktionen nicht effektiv, aber Deutschland leide enorm darunter.

Als Lösungsvorschlag forderte Kujat, daß der Bundeskanzler aktiv werden müsse, so wie seinerzeit Helmut Schmidt, der Druck auf den damaligen US Präsidenten ausübte, die Dynamik des Kalten Krieges zu entschärfen. Das Ergebnis davon sei der NATO-Doppelbeschluß gewesen, der ganze Gattungen von Waffen abschuf. Gorbatschow meinte, dies habe wesentlich zum Ende des Kalten Krieges beigetragen.

Ein Mitarbeiter des Schiller-Instituts wies in der Fragerunde darauf hin, daß die Zusammenarbeit mit der Neuen Seidenstraße sowie mit SCO und BRICS jederzeit möglich sei, sobald der Westen dazu bereit wäre. Und genau diese Zusammenarbeit sei es, die den Konflikt beenden würde. Kujat antwortete, es sei ein Riesenfehler, die Kontakte zu Rußland und China abzubrechen. Denn bei Distanz wisse man nicht, was im anderen vorgehe. Und er gab dem Mitarbeiter des Schiller-Instituts vollkommen Recht, daß eine gewisse wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit eine Grundlage für Frieden sei.

Des weiteren forderte Kujat, daß bei der deutschen Außenpolitik die deutschen Interessen im Vordergrund stehen müssen. Die USA machten dies auch so. Und es müsse eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa her, in der sowohl die Interessen der Ukraine als auch die Rußlands berücksichtigt würden.

Leider erwähnte Kujat nicht die eigentliche Ursache des Konfliktes, nämlich den Bankrott des westlichen Finanzsystems. Denn wenn einem das klar wird, dann wird sofort klar, daß nur eine komplette Reorganisation des weltweiten Finanzsystems, so wie Lyndon LaRouche dies jahrzehntelang gefordert hat, den Ukrainekrieg beenden wird.

Jonathan Thron