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Neue Solidarität
Nr. 38, 22. September 2022

„Ich hatte in meinem Leben noch nie einen so gebildeten Politiker getroffen“

Von Jozef Mikloško

Jozef Mikloško war nach dem Fall der Mauer 1990-1992 Vizepremierminister der Tschechoslowakei.

Liebe Helga und Freunde.

Vielen Dank für die freundliche Einladung zu dieser Konferenz. Ich komme aus der Slowakei und habe 27 Jahre in der Forschung im Bereich Mathematik und Informatik am Institut für Technische Kybernetik der Slowakischen Akademie der Wissenschaften gearbeitet.

Nach der Samtenen Revolution war ich dann in vielen verschiedenen Funktionen als Mitglied der Christdemokratischen Partei in der Regierung und im Parlament und auch in der Diplomatie tätig. Erlauben Sie mir, mit meinen Ausführungen über die heutige verrückte Situation in Europa und auch in der Slowakei fortzufahren.

Im Jahr 1989 ist der Kommunismus auf wundersame Weise zusammengebrochen. Wir hatten die Chance, ein Leben in Wahrheit zu beginnen. Aber es kamen Nationalismus, Egoismus und die westliche Schocktherapie, die keine Therapie war, sondern ein Schock. Viele fragten: „Warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeholt?“ Aber das Schiff drehte sich um 180 Grad zurück in Richtung Freiheit und Demokratie.

Seit 33 Jahren sind wir nun frei. Wir können schreiben, sagen und drucken, was wir wollen. Wir können reisen, Geschäfte machen und leben, wie wir wollen. Begrenzt werden wir nur durch die verrückte Welt der Werbung, des Konsums, der Mode und der Berühmtheiten. Das Denken der Menschen hat sich jedoch kaum verändert, alte Gewohnheiten sind geblieben – Verantwortungslosigkeit, Faulheit und Passivität.

Die Fähigkeit der Menschen, zwischen gut und schlecht, wichtig und unwichtig, wesentlich und unwesentlich zu unterscheiden, ist geschwächt. Die Revolution hat uns von den Kommunisten befreit, aber sie hat auch zu den großen sozialen Unterschieden, zur Zunahme der Arbeitslosigkeit, zur Rückkehr alter Strukturen und zum Ausschluß ehemaliger Dissidenten aus der Politik beigetragen.

Die Folgen der globalen, finanziellen, demographischen und moralischen Krise sind auch der Zusammenbruch von Familien, verlassene Kinder, der Druck der Werbung, eine konsumfeindliche Kultur und jetzt steigende Preise, Energiespekulationen und wachsende Bitcoins und Börsengeschäfte und das Streben nach größerer Polarisierung.

Die Probleme des Kapitalismus, der Globalisierung, der Arbeitslosigkeit, der Diktatur der Finanzmärkte, der sozialen Fragen usw. können nicht mit den Werten der westlichen Zivilisation gelöst werden, weil diese Werte die Ursache dieser Probleme sind.

Die einzige Lösung ist ein neuer Lebensstil, Solidarität, Subsidiarität und die Anerkennung der Würde eines jeden Menschen. Heute verschwindet die Moral aus Familie, Politik, Wirtschaft und Kultur. Die demographische Krise, Migration und Auswanderung, die Überflutung mit Menschen aus anderen Kulturen und der Wandel der Werteorientierung drückt uns nach unten. Europa stirbt unter dem Motto „In Vielfalt geeint“. Ja, es ist vielfältig, aber nicht geeint. Das Sozialsystem hat zu viele Arbeitslose produziert. Die Öffentlichkeit wird durch die Aggression der Kommunikations- und Informationsindustrie in den Medien manipuliert.

Jetzt möchte ich einige persönliche Erinnerungen an Lyndon LaRouche erwähnen. Ich habe ihn 17mal getroffen und mit ihm diskutiert. In meinem 700-seitigen Buch „Top Secret – Als wir frei waren“, das 1999 veröffentlicht wurde, sind etwa 80 Seiten über ihn und das Schiller-Institut enthalten.

Ich wurde 1990 mit seinem Fall vertraut, als ich nach der Samtenen Revolution Vizepremier der Tschechoslowakei war. Es war eine Tragödie, daß Lyn zur Zeit des Mauerfalls einfach so ins Gefängnis gesteckt wurde.

Ich hatte in meinem Leben noch nie einen so gebildeten Politiker, Wirtschaftswissenschaftler, Mathematiker, Musiker und Historiker getroffen, der auf jede Frage eine Antwort wußte. Er führte christlich-moralische Prinzipien in die politische Ökonomie ein. Ich war immer wieder überrascht über sein Wissen über klassische Musik, Supercomputer, Religion und Politik. Er war ein harter Kämpfer, aber auch voller Humor und Zärtlichkeit, wenn er zum Beispiel über die Liebe und Gott sprach. Er war immer ein Generator neuer Ideen. Sein Programm war: die Notwendigkeit zu produzieren, nicht zu spekulieren; moralische Prinzipien müssen in Politik und Wirtschaft etabliert werden. Er sagte viele Dinge voraus, die heute geschehen.

Seinetwegen habe ich die Vereinigten Staaten sechsmal besucht. Ich habe im Kongreß, im Senat, an Universitäten und auf Konferenzen Lobbyarbeit betrieben. Die Verurteilung zu 15 Jahren Haft war mit so vielen Unregelmäßigkeiten behaftet, daß die internationale Gemeinschaft, darunter auch ich, viele Male dagegen protestierte. Ich bin stolz darauf, daß auch ich dazu beigetragen habe, daß er 1994 auf Bewährung entlassen wurde.

Wir trafen uns zum ersten Mal im August 1993. Unsere Freundschaft begann im Gefängnis in Rochester, wo ich ihn besuchte. Seine Strafe von 15 Jahren war ein Todesurteil. Lyn empfing mich mit einem Lächeln und Optimismus. Wir sprachen sechs Stunden lang. Im Dezember 1993 war ich stolz, stolz darauf, daß ich wahrscheinlich der erste Mensch auf Erden war, der wußte, daß Lyn frei sein würde.

Ich war sehr froh, daß die Slowakei im August 1994 das zweite Land war, das er nach seiner Freilassung besuchte. Er traf auf der Konferenz mit 120 jungen Menschen aus 17 Ländern zusammen. Sein zweiter Besuch in der Slowakei war im Jahr 1996.

Auf einer Konferenz in den Vereinigten Staaten im Jahr 1996 stellte ich ihm eine Frage über Gott. Seine Antwort war wunderschön: „Der neue Wein, den ich hereinbringe, kann nicht in alten Schläuchen sein. Wir werden eine neue Revolution auf der Grundlage der christlichen Liebe beginnen. Dem Nächsten gegenüber wie ein Samariter.“

Als Lyn 75 wurde, fand in den Vereinigten Staaten ein Galakonzert statt. Ich war der Zeremonienmeister. Ich stellte ihm öffentlich diese Frage: „Welche Auswirkungen hat die Manipulation durch die Medien auf die Menschen und was sollte dagegen getan werden?“ Seine Antwort ist auch heute noch aktuell.

Dies war die Antwort von Lyndon LaRouche auf meine schwierige Frage.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.