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Von Alf Schmidt
Am 28. August veröffentlichte das Schiller-Institut einen Videobericht über die Bauerndemonstrationen in Deutschland und den Niederlanden und über Unterstützungsbotschaften aus vielen Ländern und Gesellschaftsschichten für diese und weitere internationale Aktionen. Der Titel lautet: „Traktoren rollen; machen Sie an vorderster Front mit!”1 Es folgen Auszüge aus dem Video, in dem Alf Schmidt aus erster Hand über die deutsche Agrarkrise berichtet.
Ich bin ein unabhängiger Landwirt in Deutschland. Wir hatten für den 26. August eine große Demonstration in Berlin geplant. Aufgrund massiver Drohungen gegen uns persönlich haben wir diesen Plan vorerst fallengelassen. Trotzdem hier ein kurzer Lagebericht von uns Bauern hier in Deutschland.
So wie es aussieht, sollen wir auf 35% unserer Flächen die Produktion einstellen. So sieht es das Gesetz derzeit vor. Auf 70% dürfen wir keinen Pflanzenschutz mehr betreiben. Auch dürfen wir dort nur noch 80% der notwendigen Düngemittel einsetzen, was bedeutet, daß auf diesen 70% der Flächen kein Lebensmittelgetreide mehr produziert werden kann. Auf den übrigen Flächen dürfen wir nur noch 50% des Pflanzenschutzes einsetzen. Das bedeutet, daß auch dort die Produktion den Bach runtergeht.
30% der verbleibenden Flächen sollen dem ökologischen Landbau weichen, was bedeutet, daß wir dort mindestens auf 50% der tatsächlichen Produktionsmöglichkeiten zurückgehen. In Deutschland werden mit der neuen Gesetzgebung etwa 60 Millionen Tonnen Lebensmittelgetreide nicht mehr produziert. Das sind 2,5 Millionen LKW-Ladungen, nur um Ihnen eine Vorstellung von der Größenordnung zu geben.
Das ist die Zukunft Deutschlands!
Ein Kilo Holz wird im Moment für einen Euro oder mehr gehandelt. Das Betreten der Wälder ist inzwischen in vielen Gegenden verboten, weil die Menschen versuchen, sich Brennholz als Brennstoff zu sichern. Unsere Regierung will Ende des Jahres die Öllieferungen aus Rußland kappen. Sie haben es bereits geschafft, daß wir nur noch 20% unseres Gases aus Rußland beziehen. Die Düngemittelhersteller haben gestern die Produktion eingestellt, weil das Gas, das sie dafür brauchen, nicht mehr bezahlbar ist. Es steht auf der Sanktionsliste gegen Rußland. Düngemittel stehen nicht auf der Sanktionsliste gegen Rußland. Das heißt, wir können die Düngemittel jetzt ganz normal aus Rußland kaufen. Alles ist krank. Alles wird mit Gewalt an die Wand gefahren von der rot-grünen Regierung. Ich glaube, das wird nicht mehr lange gut gehen.
Gestern habe ich mit einer Verkäuferin in einem Geschäft gesprochen, die sagte, daß die Lebensmittelpreise so stark gestiegen sind, daß die Leute nicht mehr Zigaretten und Schnaps klauen, sondern Lebensmittel, um ihren Bedarf zu decken.
Unsere Jugend wird in der Schule ideologisch verdummt. Währenddessen werden Kinder, die im Dorf aufwachsen, diskriminiert, ihre Eltern seien Mörder, sie „stinken“ – all solche Dinge.
Die Zahl der Tiere in Deutschland soll halbiert werden. Aber während wir weniger Dünger haben, verlangt die Regierung, daß wir mehr Gülle verwenden. Wahrscheinlich denken sie, daß wir den Dünger bisher unter dem Bett versteckt haben! So führt eines zum anderen.
Die Dieselpreise sind im Vergleich zum Vorjahr von einem Euro auf zwei Euro gestiegen. Zum Jahresende werden die Dieselpreise voraussichtlich 3 Euro erreichen.
Das ist die Situation in Deutschland.
Wir können nicht mehr zur Versorgung der Welt beitragen. Im Gegenteil, wir werden die Nahrungsmittel der Welt von noch ärmeren Völkern aufkaufen.
Alles ist im Moment katastrophal. Veränderungen sind dringend notwendig. Aber ich denke, daß die friedliche Revolution in Deutschland kommen wird – kommen muß! Die Bevölkerung in allen Teilen ist inzwischen in Aufruhr.
Und es ist schrecklich, daß wir uns in einem der reichsten Industrieländer der Welt jetzt um Brennholz streiten! In den Geschäften gibt es kein Holz und keine Kohle mehr zu kaufen, fast nichts. Es wird unter der Hand gehandelt. Wohin geht die Reise? Die Versorgungssicherheit am Ende des Jahres ist überhaupt nicht mehr gewährleistet, weder bei Lebensmitteln noch bei Energie.
Ich hoffe, daß es in den anderen Ländern nicht so schlimm ist. Aber wir müssen gemeinsam auf die Straße gehen. Wir müssen gemeinsam etwas tun.
Anmerkung
1. Das ganze Video finden Sie im Internet unter:
https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/09/01/video-traktoren-rollen-machen-sie-an-vorderster-front-mit/