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Die NATO-Kriegssanktionen und die Zinserhöhungen der US-Notenbank stürzen nicht nur die Entwicklungsländer in Depressionskrisen und Hungersnöte, sie lassen auch die NATO-Volkswirtschaften selbst immer schneller schrumpfen. Noch vor kurzem hatten Wall Street- und Wirtschaftsexperten eine „leichte bis mäßige Rezession irgendwann in den nächsten Jahren“ vorhergesagt, das ist jetzt Makulatur. Nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P), die den sog. Einkaufsmanagerindex (PMI) veröffentlicht, herrscht jetzt im gesamten transatlantischen Raum Rezession. Der für die Indizes verantwortliche S&P-Manager, Chris Williamson, kam dabei zu fast identischen Einschätzungen der europäischen und der US-Wirtschaft.
Europa: Williamson erklärt, daß die Wirtschaft der Eurozone im dritten Quartal schrumpfen dürfte, weil die Wirtschaftstätigkeit im Juli zurückging und Zukunftsindikatoren auf Schlimmeres in den kommenden Monaten hindeuten. „Ein starker Rückgang der Auftragseingänge, sinkende Auftragsbestände und sich eintrübende Geschäftserwartungen deuten darauf hin, daß sich der Rückgang im Laufe des Sommers weiter beschleunigen wird.“ Besonders besorgniserregend sei die Notlage der Industrie, „wo die Hersteller berichten, daß die schwächer als erwartet ausgefallenen Verkäufe zu einem noch nie da gewesenen Anstieg der unverkauften Lagerbestände geführt haben. Die Produktion muß wahrscheinlich gedrosselt werden, da sich die Unternehmen auf die schwächere Nachfrage einstellen müssen, was wiederum weitgehend mit steigenden Preisen verbunden ist.“
USA: Die vorläufigen PMI-Daten für Juli ließen auf eine beunruhigende Verschlechterung der US-Wirtschaft schließen. „Abgesehen von den Monaten, in denen die Wirtschaft wegen einer Pandemie abgeschottet war, ist die Produktion so stark zurückgegangen wie seit 2009 nicht mehr, als die globale Finanzkrise ausbrach. Die Umfragedaten deuten auf einen Rückgang des BIP von aufs Jahr hochgerechnet etwa 1% hin.“ Die Industrie sei ins Stocken geraten, und die Erholung des Dienstleistungssektors vor der Pandemie habe sich ins Gegenteil verkehrt, weil steigende Lebenshaltungskosten, höhere Zinsen und trübere Wirtschaftsaussichten die aufgestaute Nachfrage mehr als ausgleichen.
„Die zunehmende Verschlechterung der Auftragslage, die im Juli zu einem drastischen Rückgang der Auftragsbestände führte, ist Ausdruck eines Überschusses an Betriebskapazitäten im Verhältnis zum Nachfragewachstum und deutet darauf hin, daß die Produktion sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor in den kommenden Monaten weiter gedrosselt wird, sofern die Nachfrage nicht wieder anzieht. Da die Erwartungen der Unternehmen an das künftige Wachstum jedoch auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie gesunken sind, ist eine solche Belebung nicht zu erwarten.“
Die Federal Reserve Bank von Atlanta rechnet weiterhin mit einer Schrumpfung der US-Wirtschaft um 1,6% im dritten Quartal. Sie schätzt nun, daß die Unternehmensinvestitionen dieses Jahr um 13% und die Wohnungsbauinvestitionen um 10% sinken, während die privaten Ausgaben pro Kopf stagnieren.
pbg