Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Folgen Sie uns auf
acebook
Neue Solidarität
Nr. 19, 12. Mai 2022

Auf das Erdbeben an der Wall Street könnte ein Tsunami folgen

Die finanziellen Erdbeben, die am 21.-22. April und am 4.-5. Mai die Finanzmärkte erschütterten, könnten Vorläufer eines wahren Tsunamis sein. Auslöser des ersten Bebens im April war die Andeutung des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, daß die Fed die Zinsen im Mai um 0,5% anheben werde. In einer Podiumsdiskussion von CNBC mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde, der geschäftsführenden IWF-Direktorin Kristalina Georgieva, der indonesischen Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati und der Ministerpräsidentin von Barbados Mia Mottleydamals sagte Powell: „Ich versuche nicht, die spezifischen Marktpreise für Dinge zu kommentieren, sondern ich werde nur folgendes sagen: Bei unserer letzten Sitzung – und das stand im Protokoll der Sitzung – waren viele im Ausschuß der Meinung, daß eine oder mehrere Zinserhöhungen um 50 Basispunkte angemessen wären.“

Powell gab nicht zu verstehen, ob er selbst zu diesen „vielen“ gehörte, bekräftigte jedoch, die Fed werde „unsere Instrumente einsetzen“, um die Inflation wieder auf 2% zu senken. Dementsprechend werde eine Anhebung um 50 Basispunkte „für die Mai-Sitzung auf dem Tisch liegen“.

Schon seine Andeutung löste an der Wall Street ein Blutbad aus, die Aktien von Großbanken und Versicherern brachen zwei Tage hintereinander dramatisch ein. Der Dow Jones fiel an dem Tag um 368 Punkte und am nächsten um weitere 981 Punkte. Als die Fed dann am 4. Mai die Zinsen tatsächlich um 50 Basispunkte anhob, gab es zwar zunächst einem Kursanstieg an den Börsen, der aber schon bald in einen erneuten Absturz überging: Der Dow-Jones-Index fiel um 1063 Punkte, der S&P-500-Index um 3.6% – der größte Kursverlust in beinahe zwei Jahren –, der Nasdaq um 5%.

Die Webseite Wall Street On Parade weist darauf hin, daß die fünf US-Megabanken, auf die 86% des gesamten nominellen Derivat-Engagements entfallen, bei dem Wall-Street-Crash nach Powells Äußerung die größten Verluste erlitten. Es handelt sich um JPMorgan Chase, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America. Laut dem Quartalsbericht der Währungsaufsicht (Office of the Comptroller of the Currency) beläuft sich ihr Risiko auf insgesamt 200,18 Bio.$ – bei einem Nominalwert von 234 Bio. ausstehender Derivate der 25 größten US-Banken. In dem Bericht steht nicht, wer die Gegenparteien dieser US-Banken sind, es ist aber bekannt, daß eine davon die Deutsche Bank ist.

Das Erdbeben zeigt, daß schon eine geringfügige Zinsanhebung, selbst wenn sie zur Eindämmung der Inflation völlig unzureichend ist, große Risse im System verursacht. Auch eine große Zinserhöhung würde nicht ausreichen und das ganze System zum Einsturz bringen. Wie wir immer betont haben, ist das derzeitige System hoffnungslos bankrott, und jeder Versuch, es zu retten, wäre hoffnungslos und wird zu totalitären Maßnahmen führen. Jetzt liefert der Krieg in der Ukraine den perfekten Vorwand für eine Verschärfung des Ausnahmezustands, der über die transatlantischen Staaten verhängt wird und der gebraucht wird, um den nächsten finanziellen Mega-Bailout zu rechtfertigen.

eir