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Neue Solidarität
Nr. 19, 12. Mai 2022

– Kommentar –

Wirtschafts-„Fachleute“ noch dümmer als Habeck

Von Andrea Andromidas

Folgte man den Empfehlungen der Autoren, denen in der FAZ vom 21. April 2022 eine ganze Seite gewidmet ist,1 dann würde der wirtschaftliche Selbstzerstörungsprozeß sich noch wesentlich beschleunigen. Nach dem Willen dieser „Fachleute“ soll Deutschland sich nicht nur in der Energiewende als großes Beispiel präsentieren, sondern nun auch mit einer Kriegswirtschaft allen voran gehen.

Schon der Titel sagt eigentlich alles: „Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren, jetzt! Notfallpläne zu beschließen, die erst bei Knappheit greifen, reicht nicht... Vielmehr sollten wir uns schon jetzt auf die Möglichkeit eines Lieferstopps vorbereiten, um die Gefährdung der deutschen Volkswirtschaft möglichst gering zu halten.“

Der Empfehlung nach sei es völlig falsch, Prioritäten bei der Versorgung mit Energie zu setzen, wie es Habecks in seinem „Osterpaket“ vorgeschlagen hat. Vielmehr seien selbst Preise von 300 Euro pro Megawattstunde für ausnahmslos alle Marktteilnehmer zumutbar, und nur so würden Anreize zum Energiesparen gerecht verteilt. „Gewiß sind die Preissteigerungen für die Nachfrager schmerzhaft, teilweise sogar existenzgefährdend. Sie haben aber auch Lenkungswirkungen und zwingen alle Beteiligten, den Änderungen der Knappheitsverhältnisse Rechnung zu tragen. Deshalb sollte der Staat nicht versuchen, die Preisänderungen als solche zu neutralisieren...“

Ob diese Empfehlungen nur aus Dummheit oder mehr aus Böswilligkeit gegeben werden, steht zur Diskussion. Was jedoch für jedermann sogleich deutlich wird, ist, daß die physische Wirtschaft im Denken dieser Leute überhaupt keine Rolle mehr zu spielen scheint. Der vielgelobte Mittelstand, Millionen von Arbeitsplätzen und das Schicksal einer Industrienation haben keine Priorität mehr. Es ist schockierend zu sehen, daß die Zerstörung der Wirtschaft wie selbstverständlich hingenommen wird, während die Unantastbarkeit des „Marktes“ wortreich beschworen wird.

Dabei ist die unsichtbare Hand des Marktes alles andere als unsichtbar. Es ist hinreichend bekannt, daß die Spekulation mit fossilen Rohstoffen schon lange vor dem Krieg in der Ukraine anfing und daß sich einige Wenige auf Kosten der Gesellschaft maßlos bereichern.

Interessanterweise vergleichen die Autoren die gegenwärtigen Ereignisse mit der Ölkrise von 1973/1974. Aber auch damals war es nicht die unsichtbare Hand des Marktes, die zugeschlagen hat. Es waren mächtige Finanzkreise unter Führung der Londoner City und der Wall Street, die das Ereignis verursachten, um die Märkte nach ihrer Vorstellung umzugestalten.

Die wichtigste Aufgabe ist aber, die physische Wirtschaft (gewöhnlich sagt man Realwirtschaft) gerade in Zeiten wie heute vor dieser Finanzmafia und ihren Professoren zu schützen, die den Staat längst aus seiner eigentlichen Funktion gedrängt haben. Die Stunde für die Einführung einer Trennbankengesetzgebung ist gekommen. Sie muß der physischen Wirtschaft wieder den ersten Platz einräumen, wie das in der Aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war, und sie muß dafür sorgen, daß die Finanzwirtschaft in ihre Schranken verwiesen wird.


Anmerkung

1. Christian Bayer, Prof. für Makroökonomik an der Uni Bonn, Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien, Martin Hellwig, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn, und Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim.