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Oberst a.D. Richard Black gab EIR ein ausführliches Interview zu den Hintergründen des Konflikts in der Ukraine.
In einem 70minütigen Interview mit EIR sprach Oberst a.D. Richard Black, der nach 31 Jahren bei den Marines und in der US-Armee von 1998 bis 2006 dem Abgeordnetenhaus von Virginia und von 2012 bis 2020 dem Senat von Virginia angehörte, am 26. April über die Kriegspolitik der Vereinigten Staaten. Black widerlegte eindringlich die häufige Behauptung der Kriegsfraktion, die Russen begingen in der Ukraine schreckliche Kriegsverbrechen wie angeblich vor einigen Jahren im syrischen Aleppo. Black, ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der Armee im Pentagon und, wie er betont, ein echter „amerikanischer Patriot“, entlarvt seit Jahren die im Westen verbreiteten Lügen über den Krieg in Syrien und hat Aleppo, Damaskus usw. persönlich besucht.
Die USA, so Black, hätten wissentlich Al-Kaida bewaffnet und als Stellvertreterkräfte eingesetzt, um die Assad-Regierung in Syrien durch terroristische Operationen zu stürzen:
„Die Vereinigten Staaten verfolgen eine strategische Politik des Einsatzes von Stellvertretern, um Krieg zu führen. Unser Ziel war es, die rechtmäßige Regierung Syriens zu stürzen, und um das zu erreichen, haben wir Stellvertreter eingesetzt, die die abscheulichsten aller Terroristen waren. Etwas ganz Ähnliches geschieht derzeit in der Ukraine.“
Zur Politik der USA gegenüber Rußland betonte Oberst Black, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Warschauer Pakts hätte die NATO aufgelöst werden müssen:
„Leider ist es eine der großen Tragödien der Geschichte, daß wir es versäumt haben, auch die NATO aufzulösen. Der einzige Zweck der NATO war die Verteidigung gegen die Sowjetunion. Die Sowjetunion gibt es nicht mehr. Die NATO stand auf Augenhöhe mit dem Warschauer Pakt. Der Warschauer Pakt ist verschwunden; er existiert nicht mehr. Es gab keinen Grund für die weitere Existenz der NATO. Wir haben sie jedoch beibehalten, und sie konnte nur weiterexistieren, wenn sie einen Feind hatte. Aber Rußland wollte unbedingt Teil des Westens werden.“
Er betonte nachdrücklich:
„Rußland ist kein kommunistischer Staat; die Sowjetunion war ein kommunistischer Staat… Von einem offiziell atheistischen Land wurde Rußland zur mit Abstand am stärksten christianisierten Nation in Europa. Die Menschen waren nicht nur die am stärksten christianisierte Bevölkerung aller großen Ländern Europas, auch die Regierung selbst unterstützte die Kirche und den christlichen Glauben sehr. Sie änderten ihre Verfassung und legten fest, daß die Ehe die Verbindung von einem Mann und einer Frau ist. Die Praxis der Abtreibung wurde sehr restriktiv gehandhabt. Sie beendeten die Praxis von Auslandsadoptionen, bei denen Leute nach Rußland kamen, um kleine Jungen zu unmoralischen Zwecken zu adoptierten. Rußland entwickelte also eine völlig andere Kultur.“
Die USA verfolgten jedoch eine politisch-militärische Strategie der Ausweitung ihres Imperiums (im Bündnis mit den Briten). Sie hätten es im Nahen Osten versucht und täten dies nun in Eurasien.
Auf die Frage, was die Konsequenzen der riesigen Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine sein werden, antwortete Black:
„Ich denke, das wird unter anderem dafür sorgen, daß eine große Zahl unschuldiger ukrainischer Soldaten unnötig sterben wird. Eine Menge russischer Soldaten werden unnötig sterben. Es sind Kinder. Wissen Sie, Kinder ziehen in den Krieg. Ich bin als Kind in den Krieg gezogen. Man denkt, daß das, was das eigene Land tut, in Ordnung ist. Es bricht mir das Herz, wenn ich die Gesichter junger Russen sehe, die – in einigen Fällen auf sehr kriminelle Weise – von ukrainischen Streitkräften niedergeschossen wurden. Und ebenso sehe ich ukrainische junge Männer, die auf dem Schlachtfeld niedergemetzelt werden.
Aber das kümmert uns nicht! Den Vereinigten Staaten und der NATO ist es egal, wie viele Ukrainer sterben. Nicht die Zivilisten, nicht die Frauen, nicht die Kinder, nicht die Soldaten. Es ist uns egal. Es ist ein großes Fußballspiel geworden. Wir haben unser Team, sie haben ihr Team, hurra, hurra. Wir wollen die meisten Punkte holen und die anderen in die Ecke treiben. Und es ist uns egal, wie viele unserer Spieler auf dem Spielfeld verkrüppelt werden, solange wir nur gewinnen.“
Aus Oberst Blacks Sicht entschied sich Wladimir Putin notgedrungen, Truppen in die Ukraine zu schicken, nachdem die ukrainische Armee eine riesige Streitmacht mobilisiert hatte, die kurz davor stand, in die Donbaß-Republiken einzumarschieren:
„Wenn man sich anschaut, wie sich das Ganze entwickelt hat, dann hat Präsident Putin im Dezember 2021 verzweifelt versucht, den Krieg zu verhindern. Er ging sogar so weit, daß er der NATO konkrete schriftliche Vorschläge unterbreitete, Friedensvorschläge, um das, was sich anbahnte, zu entschärfen. Denn zu diesem Zeitpunkt zog die Ukraine Truppen zusammen, um den Donbaß anzugreifen. Er versuchte, dies zu verhindern. Er wollte keinen Krieg. Doch die NATO hat die Sache einfach abgetan, hat Putin nicht ernst genommen und ist nicht in ernsthafte Verhandlungen eingetreten.“
Als Putin sah, daß Ukrainer mit tödlichen Waffen buchstäblich an seiner Grenze standen, habe er beschlossen, zuerst zuzuschlagen:
„Man konnte sehen, daß dies kein im Voraus geplanter Angriff war. Dies war nicht wie bei Hitlers Angriff auf Polen. Eine Faustregel besagt, daß man als Angreifer immer eine Übermacht von 3:1 braucht. Man muß dreimal so viele Panzer, Artillerie, Flugzeuge und Männer aufbieten, wie die andere Seite hat. Als Rußland einmarschierte, tat es das mit dem, was es hatte, was es kurzfristig zusammenschustern konnte, sie waren den ukrainischen Streitkräften zahlenmäßig unterlegen. Die ukrainischen Streitkräfte hatten etwa 250.000 Mann, die Russen hatten vielleicht 160.000. Sie hatten also nicht dreimal so viele, sondern sogar weniger Truppen als die Ukrainer. Aber sie waren gezwungen anzugreifen, um der sich abzeichnenden Schlacht zuvorzukommen, als die Ukrainer ihre Truppen gegen den Donbaß zusammengezogen hatten.“
Dabei bemühe sich Rußland, die Zivilbevölkerung zu schonen:
„Man konnte sehen, daß Rußland sehr hoffte, diese spezielle Operation durchzuführen, ohne den Ukrainern übermäßig viele Verluste zuzufügen, denn die Ukrainer gelten als slawische Brüder, mit denen man gute Beziehungen haben will.
Es gibt ein berühmtes Bild mit einem russischen Panzer, der von einer Gruppe von vielleicht 40 Zivilisten gestoppt wurde, die einfach auf die Straße liefen und die Straße blockierten, woraufhin der Panzer stehen blieb. Ich kann Ihnen sagen, wenn wir in Vietnam auf Leute getroffen wären, die sich einem amerikanischen Panzer in den Weg gestellt hätten, hätte der Panzer nicht angehalten! Er hätte kein Warnsignal gegeben, er hätte nichts getan, er hätte keinen Warnschuß abgefeuert. Er wäre einfach weitergefahren.
Und ich denke, das ist durchaus typisch. Ich kritisiere die Amerikaner nicht. Ich war dort und habe gekämpft, und ich wäre mit dem Panzer wahrscheinlich selbst weitergefahren.
Ich will damit sagen, daß die Einsatzregeln der Russen sehr, sehr zurückhaltend waren. Sie wollten nicht zuviel Haß und Feindseligkeit erzeugen. Die Russen gingen nicht hinein – sie bombardierten nicht das Stromnetz, die Mediensysteme, die Wassersysteme, die Brücken und so weiter. Sie haben versucht, die Infrastruktur der Ukraine in gutem Zustand zu erhalten, weil diese weiter benutzt werden sollte. Sie wollten einfach nur, daß es vorbei ist und die Normalität zurückkehrt.
Das hat nicht geklappt. Der Widerstand der Ukrainer war unerwartet hart. Die ukrainischen Soldaten kämpften mit großem, großem Mut, großem Heldentum. Und jetzt wurde die Gangart verschärft und alles ist viel ernster geworden.“
Washington interessiere sich nicht für die Ukraine oder ihre Menschen, es gehe um Rußland. Die USA würden den Krieg gegen Rußland fortsetzen, indem sie die Ukrainer als Stellvertreter benutzen:
„Ich glaube nicht, daß die Ukraine etwas mit der Entscheidung über Frieden oder Krieg zu tun hat. Ich denke, die Entscheidung über Krieg oder Frieden wird in Washington, D.C. getroffen. Solange wir wollen, daß der Krieg weitergeht, werden wir diesen Krieg führen, indem wir die Ukrainer als Stellvertreter einsetzen, und wir werden ihn bis zum letzten toten Ukrainer führen.“
Zwei republikanische US-Senatoren hätten vorgeschlagen, Rußland mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Black: „Das ist wahnsinnig. Ich denke, es ist wichtig, daß wir anfangen zu diskutieren, was ein thermonuklearer Krieg bedeuten würde… Rußland ist als Nuklearmacht in etwa mit den Vereinigten Staaten vergleichbar. Sie haben Hyperschallraketen, die wir nicht haben. Diese können sich jeder rechtzeitigen Entdeckung entziehen, und von Rußland aus können Raketen abgefeuert werden, die San Francisco, Los Angeles, Chicago, Detroit, Baltimore, Washington, D.C., New York City erreichen.“
Auf die Frage, ob die amerikanischen Bürger für die Forderung des Schiller-Instituts nach einem neuen Westfälischen Frieden und einer neuen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur gewonnen werden können, antwortete er, leider herrsche in den US-Medien totale Zensur. Er stimmte aber zu, daß die akute Gefahr zusammen mit dem nahen hyperinflationären Zusammenbruch des Finanzsystems den notwendigen Schock auslösen kann, um die Menschen aus ihrer Phantasiewelt zu holen.
Das vollständige Interview in deutscher Simultanübersetzung finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts unter: https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/05/04/video-oberst-a-d-richard-black-die-usa-fuehren-die-welt-in-den-atomkrieg/
alh