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Neue Solidarität
Nr. 13, 31. März 2022

Die Gefahr eines Nuklearkrieges ausschalten:
Die Lehren aus LaRouches und Reagans SDI

Von Harley Schlanger

In einer Pressekonferenz am 23. März, kurz bevor Präsident Joe Biden zu seinem Kriegsrat mit der NATO, der EU und der G7 in Europa aufbrach, verkündete sein Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan eine Botschaft, nach der alle Alarmglocken hätten schrillen müssen. Sullivan behauptete, Präsident Putin drohe mit dem Einsatz von Atomwaffen, weil er das russische Kernwaffenarsenal in Alarmbereitschaft versetzte, und verkündete dann, ein Nuklearkrieg sei nicht mehr undenkbar.

Zu der Möglichkeit, daß auf den Gipfeltreffen über den Einsatz von Kernwaffen diskutiert wird, sagte Sullivan: „Das ist etwas, worüber wir uns Sorgen machen müssen. Auf der Grundlage unserer aktuellen Analyse haben wir unsere nukleare Haltung bis heute nicht verändert. Aber wir beobachten ständig diesen möglichen Fall. Und natürlich nehmen wir das so ernst, wie man es nur nehmen kann.“ Er fuhr fort: „Wir werden uns mit unseren Verbündeten und Partnern über diese und eine Reihe anderer möglicher Fälle beraten und diskutieren, was unsere möglichen Antworten sind.“

Daß Bidens Nationaler Sicherheitsberater den Einsatz von Atomwaffen ungerührt als „möglichen Fall“ bezeichnet, hätte für jedermann eine abschreckende Erinnerung daran sein müssen, wie irrational das Verhalten der US- und NATO-Vertreter gegenüber Rußland ist. Doch es blieb offenbar weitgehend unbemerkt, die Medien konzentrierten sich stattdessen auf das Narrativ der „Einheit der NATO“ im Angesicht russischer „Barbarei“. Sie berichteten ungeprüft über Bidens Vorwurf, Rußland bereite möglicherweise den Einsatz biologischer und chemischer Waffen vor – „Ich glaube, das ist eine reale Gefahr“, sagte er – und über Bidens Unterstützung von Außenminister Blinkens Aussage, die russische Führung solle für Kriegsverbrechen, die US-Geheimdienste angeblich beobachtet hätten, vor Gericht gestellt werden.

Und anstatt Vorschläge zur Deeskalation zu unterbreiten und vielleicht sogar anzuerkennen, daß Putins Forderung nach Sicherheitsgarantien nicht ganz grundlos ist – sie wurde von Anfang an brüsk abgelehnt –, wurden auf den Gipfeltreffen die Provokationen gegen Rußland noch intensiviert. Dazu gehören die Bereitstellung von mehr Waffen, nachrichtendienstliche und logistische Unterstützung, mehr Geld, mehr Truppen an den Flanken der NATO an der Grenze zu Rußland sowie mehr Sanktionen, um die russische Wirtschaft zu „zerstören“ und als Endziel einen Regimewechsel in Rußland vorzubereiten.

Dieser Prozeß der Eskalation gegen Rußland, bei dem die Ukraine und ihre Menschen als Kanonenfutter geopfert werden, war überhaupt erst der Grund für Putins Entscheidung gewesen, seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen. Angesichts der Drohung mit einem Atomkrieg ist es nicht verwunderlich, daß das Versprechen Bidens und Putins auf ihrem Gipfeltreffen am 16. Juni 2021, „ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf nicht geführt werden“, mit keinem Wort erwähnt wurde.

Reagan und die SDI

Es ist eine Ironie des Schicksals, daß Sullivan über einen möglichen Einsatz von Kernwaffen ausgerechnet an dem Tag sprach, an dem der amerikanische Präsident Ronald Reagan genau 39 Jahre zuvor – am 23. März 1983 – die Welt schockiert hatte, indem er ankündigte, neue Technologien zur Abwehr ballistischer Raketen zu entwickeln: die Strategische Verteidigungsinitiative (SDI). Reagan sagte dies am Ende einer landesweiten Fernsehansprache, inmitten erhöhter Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion um die Stationierung von Kernwaffen beider Seiten in unmittelbarer Nähe in Europa. Durch die Stationierung von Pershing-2-Raketen der USA in Westdeutschland gegen die sowjetische Stationierung von SS-20-Raketen in der DDR waren die beiden Blöcke des Kalten Krieges wegen der kurzen Vorwarnzeit in permanent akuter Alarmbereitschaft („launch on warning“1), wogegen eine starke Antikriegsbewegung protestierte, die nukleare Abrüstung forderte.

Reagan, bekannt als überzeugter Antikommunist, hatte diese Abrüstungsbewegung noch zwei Wochen zuvor, am 8. März 1983, in einer Rede angegriffen, sie ignoriere „die Tatsachen der Geschichte und die aggressiven Impulse eines bösen Imperiums“ und würde sich damit „aus dem Kampf zwischen Recht und Unrecht und zwischen Gut und Böse herausstehlen“. Angesichts dieser Haltung schien er mit seiner Forderung, die Doktrin der nuklearen Abschreckung (Mutual and Assured Destruction, MAD) – die er als „Selbstmordpakt“ bezeichnete – durch ein defensives System abzulösen, ganz aus der Rolle zu fallen.

In seiner Fernsehansprache fragte Reagan: „Was wäre, wenn freie Menschen in der Gewißheit leben könnten, daß ihre Sicherheit nicht auf der Drohung mit einem sofortigen amerikanischen Gegenschlag gegen einen sowjetischen Angriff beruht, sondern daß wir strategische ballistische Raketen abfangen und zerstören könnten, bevor sie unseren eigenen Boden oder den unserer Verbündeten erreichen?“ Warum sollte man nicht „aus einer Zukunft ausbrechen, die sich für unsere Sicherheit ausschließlich auf offensive Vergeltungsmaßnahmen verläßt“, indem man eine Technologie entwickelt, die sich auf „defensive” Maßnahmen stützt?

Er rief „die Wissenschaftler in unserem Land, die uns Kernwaffen brachten, dazu auf, ihre großen Talente jetzt in den Dienst der Menschheit und des Weltfriedens zu stellen und uns die Mittel an die Hand zu geben, die diese Atomwaffen unwirksam und überflüssig machen“.

Ein noch größerer Schock war es, als Verteidigungsminister Caspar Weinberger dann Moskau ein Angebot Reagans übermittelte, daß die USA und die UdSSR diese neue Technologie gemeinsam entwickeln und das neue Abwehrsystem gegen strategisch-ballistische Raketen gemeinsam einsetzen, damit keine Seite einen Vorteil erlangt – man könnte von einer „Win-Win-Lösung“ gegen die Atomkriegsgefahr sprechen.

LaRouche und die SDI

Während sich um die Pershing-2/SS-20-Stationierung in Europa ein Gang-Countergang-Szenario zwischen antisowjetischen Falken und „Peaceniks“ entfaltete, organisierte Lyndon LaRouche Wissenschaftler und Geheimdienstler in der Reagan-Regierung und die Öffentlichkeit für das SDI-Konzept, das er erstmals im Juli 1977 in einer Broschüre mit dem Titel „Sputnik der 70er Jahre – Die Wissenschaft hinter der sowjetischen Strahlenwaffe“ vorgestellt hatte. Während LaRouche-Aktivisten Unterstützung für eine Raketenabwehr auf der Grundlage „neuer physikalischer Prinzipien“ (ein Schlüssel zu seinem Vorschlag) mobilisierten, nahm LaRouche an Treffen und Diskussionen mit Beamten und Beratern der Reagan-Regierung teil.

Im Dezember 1981 wurde LaRouche schließlich von der Reagan-Administration gebeten, inoffizielle Gespräche mit sowjetischen Vertretern über das Konzept zu führen.

In der Zeit zwischen 1977 und Reagans Ankündigung 1983 verfaßte LaRouche zahlreiche Artikel und Memoranden, in denen er das Thema nicht nur als eine Frage für Militärstrategen behandelte, sondern auch dessen Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik, die die Spannungen zwischen den NATO-Staaten und dem sowjetischen Block, dem Warschauer Pakt, verschärfte. Unter anderem präsentierte er seinen Vorschlag vom wirtschaftlichen, wissenschaftlichen wie auch strategischen Standpunkt aus in einem Memo vom März 1982 mit dem Titel „Nur Strahlenwaffen können das Kissinger-Zeitalter des gegenseitigen thermonuklearen Terrors beenden – ein Vorschlag für eine moderne Militärpolitik der Vereinigten Staaten“. Er identifizierte den Widerstand gegen die neue Perspektive in malthusianischen Netzwerken, darunter britischen Geheimdienstkreisen wie dem International Institute of Strategic Studies (IISS), sowie alten Feinden LaRouches und des Amerikanischen Systems der physischen Ökonomie wie Henry Kissinger und der britischen Premierministerin Thatcher.

Seine Vorstellung der SDI, schrieb er, beruhe auf der Entwicklung von Raketenabwehrsystemen mit relativistischer Plasmastrahlung. Die Opposition maßgeblicher Wachstumsgegner wie Kissinger richte sich gegen die Implikationen von LaRouches Konzept, weil es „sowohl eine Eskalation der NASA-Programme als auch ein NASA-ähnliches Crashprogramm in Bereichen wie Fusionsenergieforschung und -entwicklung“ bedeuten würde. Eine solche Zielsetzung „würde automatisch ein Ende des Abdriftens des Westens in Richtung der utopischen Ziele einer ,technotronischen‘ Variante der ,nachindustriellen Gesellschaft‘ bedeuten“.

Am Tag nach Reagans Rede schrieb LaRouche über deren „weltbewegende Wirkung“: „Mit diesen Worten hat der Präsident den Lauf der modernen Geschichte verändert“, räumte aber auch ein, es werde „heftigen und hartnäckigen Widerstand gegen die Politik des Präsidenten geben, sowohl von Moskau als auch von den Abrüstungsbefürwortern in Europa und den Vereinigten Staaten“.

Dieser SDI-Vorschlag, den LaRouche ausgearbeitet und Ronald Reagan aufgegriffen hatte, wurde leider sabotiert. Noch vor Reagans öffentlicher Ankündigung kontaktierten Henry Kissinger und andere Mitglieder des außenpolitischen Beratergremiums des Präsidenten im Oktober 1982 den FBI-Direktor William Webster und verlangten, LaRouche zum Schweigen zu bringen. Eine daraufhin gebildete Arbeitsgruppe gegen LaRouche führte gegen ihn eine Kampagne mit schmutzigen Tricks und Verleumdung, die ihn schließlich zu Unrecht ins Gefängnis brachte. Die Sowjets ihrerseits lehnten den Vorschlag ab, woraufhin LaRouche die Prognose erstellte, daß die Sowjetunion innerhalb von etwa fünf Jahren zusammenbrechen würde. Tatsächlich geschah dies nach sechs Jahren, LaRouches Prognose bestätigte sich also.2

Die Lehre für heute

Die Netzwerke der Londoner City und der Hintermänner des Militärisch-Industriellen Komplexes in den USA, die sich gegen die SDI stellten und sie schließlich sabotierten, verkündeten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion den Beginn einer neuen, unipolaren Weltordnung, mit neoliberaler Wirtschaft und Finanzen unter dem Diktat der City und der Wall Street. Diese strategische Ordnung sollte mit der militärischen Macht der USA und der NATO weltweit durchgesetzt werden.

Um diese Ordnung zu verteidigen, wurde Putins Forderung nach Sicherheitsgarantien, die man Moskau am Ende des Kalten Krieges versprochen hatte und die er seit 2007 immer wieder einforderte, für inakzeptabel erklärt. Infolgedessen wird nun von der „Zerstörung“ Rußlands und einem möglichen Nuklearkrieg gesprochen – von eben den Netzwerken, deren Politik den Zusammenbruch des von ihnen selbst aufgebauten wirtschaftlichen und strategischen Systems verursacht hat.

Aber es gibt eine Alternative auf der Grundlage von Lyndon LaRouches wissenschaftlicher und strategischer Methode, die das Herzstück von Reagans SDI-Strategie bildete und die auch heute noch als Mittel gegen die existenzielle Bedrohung durch die arroganten „Unipolaristen“ hochrelevant ist. Dies wird ein Schwerpunkt der kommenden Konferenz des Schiller-Instituts am 9. April sein. Schließen Sie sich uns an, wenn wir eine neue Sicherheits- und Finanzarchitektur aufbauen, um den bankrotten und gefährlichen Status quo, durch den jetzt die Vernichtung der Menschheit droht, zu überwinden.3


Anmerkungen

1. Start nach Warnung: In diesem Alarmzustand werden die eigenen Raketen gestartet, sobald ein Angriff des Gegners gemeldet wird.

2. Eine ausführliche Darstellung von LaRouches Rolle bei der Entwicklung des SDI-Konzepts findet sich in der Rede von Paul Gallagher, veröffentlicht in Executive Intelligence Review, 5. Juli 2019: https://larouchepub.com/eiw/public/2019/eirv46n26-20190705/20-39_4626.pdf

3. Näheres über diese Konferenz erfahren Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts unter https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/03/18/internet-konferenz-am-9-april-2022-die-schaffung-einer-neuen-sicherheits-und-entwicklungsarchitektur-fuer-alle-nationen/