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Neue Solidarität
Nr. 43, 28. Oktober 2021

Mikrochips und Fracht: Ist die Verknappung künstlich?

Zusätzlich zum sprunghaften Anstieg der Energiepreise ist die Weltwirtschaft ernsthaft bedroht durch einen Mangel an Mikrochips, der mehrere Produktionsbereiche lahmlegt, sowie einen fast hyperinflationären Anstieg der Frachtkosten. Das Narrativ des Finanzestablishments besagt, der von China angetriebene weltweite Aufschwung führe zu einer Verknappung der Halbleiter- und Frachtkapazitäten, und diese Krise werde wegen der geringen Flexibilität dieser Bereiche mindestens bis 2022 andauern. Aber ist das wirklich der Fall – oder handelt es sich hier um Spekulation? Einige Fakten:

Mikrochips: Der weltweit größte Hersteller, TSMC, hat seinen Sitz in Taiwan. Er stellt fast alle hochentwickelten Mikrochips her, die in Autos, Telefonen, Computern und vielen anderen Geräten verwendet werden. In einem Interview mit Time am 1. Oktober enthüllte TSMC-Chef Mark Liu, daß einige Kunden Mikrochips horten: „In einer Zeit, die als globale Chip-Knappheit beschrieben wird, wurden an Fabriken mehr Chips geschickt, als in den Produkten verbaut werden, was bedeutet, daß es definitiv Leute gibt, die wer weiß wo in der Lieferkette Chips anhäufen.“ Liu nannte keine Namen, aber zu den Kunden von TSMC gehören Apple, Intel, Qualcomm, AMD und Nvidia.

Frage: Was passiert, wenn ein Teil der Produktion eines Unternehmens, das 90% der weltweiten Chipnachfrage produziert, gehortet wird? Nach Angaben von Michele Carlet, Chef eines italienischen Unternehmens für Leiterplatten, sind die Preise für Bauteile von einigen Cent auf 8-10 Dollar gestiegen, wenn man überhaupt welche findet. Er ist „überzeugt, daß die Spekulanten von Staatsanleihen auf Rohstoffe umgestiegen sind. Schauen Sie sich den Aluminiumpreis nach dem Putsch in Guinea an.“ Die Lieferzeiten liegen jetzt zwischen 40 und 100 Wochen. Carlets Firma, die unter einer Apple-Lizenz produziert, hat Kryptochips bestellt, aber Apple erklärt, sie wüßten nicht, wann sie liefern können.

Fracht: Innerhalb von zwölf Monaten stiegen die Kosten für die Verschiffung eines 20-TEU-Standardcontainers von China in die USA von 2000 auf über 20.000 Dollar – ein Anstieg um 1000%. Laut dem italienischen Istituto per lo Studio della Politica Internazionale können spekulative Geschäfte „auf einem Markt, der faktisch von einem Oligopol beherrscht wird, nicht ausgeschlossen werden“. In der Tat beherrschen nur drei Allianzen den Weltfrachtmarkt.

Außerdem gibt es einen Spotmarkt für Fracht, auf dem alle möglichen Tricks möglich sind. Die Börse Inter-Continental Exchange (ICE) sagt dazu folgendes:

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