Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 41, 14. Oktober 2021

– Kommentar –

Herrschaft der Drogenbanken oder Neue Seidenstraße?

Von Michael Billington

Wie kürzlich bekannt wurde, hat die für den Schutz von Whistleblowern zuständige Behörde, das Office of Special Counsel, das US-Justizministerium aufgefordert, einer von Mitarbeitern der Drogenbekämpfungsbehörde DEA aus Haiti eingereichte Beschwerde nachzugehen, wonach die DEA seit 2015 regelmäßig riesige Heroin- und Kokainlieferungen von der Insel ungehindert in die USA durchläßt. Dies wirft erneut ein Licht darauf, wie die weltweite kriminelle „Drogen-GmbH“ (Gegenstand der Bestseller-Buchserie Dope, Inc. von EIR) zur Verelendung der elf Millionen Einwohner des Inselstaates beiträgt.

In dem Schreiben des Special Counsel wird der DEA vorgeworfen, sie habe bewußt „weggeschaut“, und Haitis Hauptstadt Port au Prince sei „seit über einem Jahrzehnt ein sicherer Hafen für den ungehinderten Transport von Heroin und Kokain, das im allgemeinen für Florida in den Vereinigten Staaten bestimmt ist“.

In Haiti selbst werden keine Drogen produziert – es gibt nicht einmal nennenswerten Drogenkonsum, da sich fast niemand Drogen leisten kann. Für die Drogen GmbH ist Haiti nur als Umschlagplatz Richtung USA von Bedeutung.

Nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar 2010, bei dem in Haiti bis zu 250.000 Menschen ums Leben kamen, wurde praktisch nichts getan, um die massiven Schäden zu beheben, geschweige denn eine moderne Wasser- und Abwasserinfrastruktur oder ein modernes Gesundheitssystem zu schaffen. Die Cholera, die zu diesem Zeitpunkt in Haiti wie anderswo weitgehend ausgerottet war, breitete sich aus und forderte Tausende von Todesopfern.

Ganz anders ist die Herangehensweise Chinas, wie im Sonderbericht in dieser Ausgabe der Neuen Solidarität ausführlich beschrieben wird (Seite 5-8). Im August 2017 schlugen die beiden chinesischen Unternehmen SMEDRIC (Southwest Municipal Engineering and Design Research Institute of China) und MCC (Metallurgical Corporation of China) Projekte im Wert von 4,7 Mrd. Dollar für den Wiederaufbau der Hauptstadt Port-au-Prince und ihrer Umgebung vor. Wie SMEDRIC erwähnt, sind diese Projekte für die Hauptstadt Teil eines umfassenderen Vorschlags für 30 Mrd. Dollar Investitionen im ganzen Land. Der Artikel enthält Karten und Beschreibungen des chinesischen Plans zum Auf- und Wiederaufbau des (fast inexistenten) Abwasser- und Wassersystems, des Straßen- und Eisenbahnnetzes, der Stromversorgung etc., um in Haiti eine moderne, menschenwürdige Wirtschaft zu schaffen.

Warum wurde diese Erweiterung von Chinas Gürtel- und Straßeninitiative in Haiti nicht umgesetzt? Dem Schiller-Institut wurde damals gesagt, daß der Internationale Währungsfonds und die damit verbundenen Wall-Street-Interessen Druck auf Haiti ausübten, sie abzulehnen. Die US-Regierung war nervös, weil Panama nur zwei Monate zuvor die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und dafür solche mit VR China aufgenommen hatte, und sie wollte keinen Aufbauplan tolerieren, der bedeutet hätte, daß Haiti das gleiche tut.

Die Netzwerke der Drogen GmbH setzten sich gegen Chinas Ansatz der Neuen Seidenstraße durch.

Ähnliche Machtprobe in Afghanistan

In Afghanistan gibt es eine vergleichbare Machtprobe zwischen Dope, Inc. und der Neuen Seidenstraße. In den Jahren vor der US/NATO-Invasion in Afghanistan im Herbst 2001 hatte der Exekutivdirektor des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (1997-2001), Pino Arlacchi, mit der Taliban-Regierung erfolgreich ausgehandelt, den Opiumanbau einzustellen und mit finanzieller und technischer Hilfe der UN durch Nahrungsmittelanbau zu ersetzen. Arlacchi erklärte jedem, der es hören wollte, daß der Opiumanbau den Bauern und auch der Taliban-Regierung weniger eintrug als Nahrungsmittelanbau – das Geld aus dem Drogenhandel fließt in die Banken, die den Schmuggel finanzieren.

Als die britischen Streitkräfte die wichtigsten Opium-Zentren in der Provinz Helmand besetzten, stieg die Opiumproduktion so stark an, daß Afghanistan unter der US/NATO-Besatzung 80% des Opiums der Welt produzierte, das hauptsächlich in Rußland und Europa konsumiert wurde. Die City und die Wall Street florierten.

Bemerkenswert ist, was Arlacchis Nachfolger in der UN-Behörde (2002-10), Antonio Maria Costa, in einem Interview mit dem Observer am 13. Dezember 2009 sagte, worüber der Guardian berichtete; Costa sagte nach dem Zusammenbruch des westlichen Finanzsystems im Jahr 2008:

Heute, da Afghanistan wieder von den Taliban regiert wird, hat die amtierende Regierung in Kabul erneut zugesagt, den Opiumhandel zu unterbinden. Wenn ihnen jedoch weiter der Zugang zum eigenen Geld verwehrt wird (es wurde von der Notenbank und vom Finanzministerium der USA eingefroren) – und wenn ihnen ausländische Investitionen für den Wiederaufbau nach den Zerstörungen durch 20 Jahre US-NATO-Bombardements verweigert werden, dann haben die Bauern natürlich keine andere Wahl, als sich weiter mit Schlafmohnanbau über Wasser zu halten.

Eine andere Option

Aber die Geschichte bietet uns eine andere Option: die chinesische Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI), mit 140 Ländern als Partner, die allen Nationen eine grundlegende Infrastrukturentwicklung bietet, damit die ehemals kolonialisierten Länder endlich der Armut entkommen können, so wie China die extreme Armut seit 2020 vollständig überwunden hat. Alle Länder der zentralasiatischen Region unterstützen das Konzept, die BRI auf Afghanistan auszuweiten. Dazu gehört eine Verlängerung des China-Pakistan-Wirtschaftskorridors (CPEC) mit Bahnstrecken über den Chaiberpaß westlich von Peschawar nach Kabul und nördlich nach Usbekistan; damit erhielten die zentralasiatischen Länder über Gwadar und Karatschi in Pakistan und Chabahar im Iran ihre erste Verbindung zum Meer.

Das muß mit einer Substitution des Opiumanbaus verbunden werden, wie es Arlacchi 2010 als Mitglied des Europaparlaments wieder vorschlug, was das Parlament befürwortete. Die Präsidentin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, hat empfohlen, Arlacchi zum internationalen Sonderbeauftragten für die Entwicklung Afghanistans zu ernennen. Ein weiterer Aspekt ist der Aufbau eines modernen Gesundheitssystems, mit Wasser- und Energieversorgung für eine moderne, agroindustrielle Nation.

Wer würde sich einem solchen neuen Paradigma für ein Land, das 40 Jahre lang unter Krieg gelitten hat, widersetzen? Nur die internationale Finanzoligarchie, die in der gegenwärtigen Finanzkrise – die weitaus schlimmer ist als die von 2008 und sogar schlimmer als die von 1929 – das illegale Geld ihrer Drogen GmbH braucht, um sich noch etwas länger über Wasser zu halten und um die eigene Bevölkerung durch die Legalisierung von Rauschgift abzustumpfen, so wie das jetzt in den USA und Europa vorangetrieben wird.

Was für Haiti und Afghanistan gilt, gilt genauso für die ganze Welt. Die Menschheit steht vor der Wahl, vor einer Machtprobe zwischen der Drogen GmbH der Banken der City und Wall Street – die den Drogenhandel wie auch den Betrug der „grünen Finanzen“ betreiben und die der produktiven Industrie und Landwirtschaft Kredite verweigern – und der Neuen Seidenstraße, wie sie jetzt in Form der Gürtel- und Straßen-Initiative existiert. Insbesondere die Vereinigten Staaten müssen sich entscheiden: Bleiben sie auf der Seite von Dope Inc. und versuchen weiterhin zu sabotieren, daß China und seine vielen Partner Haiti, Afghanistan, Syrien, Jemen, Libyen und die Nationen Afrikas und Iberoamerikas entwickeln? Oder schließen sie sich der Neuen Seidenstraße an und kooperieren mit China, Rußland und letztlich allen Ländern der Erde in einem neuen Paradigma, das auf Frieden durch Entwicklung beruht?