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Von Helga Zepp-LaRouche
Die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts hielt in der Internetkonferenz der LaRouche Legacy Foundation zum 50. Jahrestag des „Nixon-Schocks“ und der Warnung Lyndon LaRouches vor den verheerenden Folgen dieser Entscheidung den folgenden Vortrag. Die Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.
Die Geschichte der transatlantischen Welt entfaltet sich derzeit als ein Drama, bei dem noch nicht feststeht, ob es als apokalyptische Tragödie endet oder ob es den Weg zu einer neuen Ära der Universalgeschichte aufzeigt. Im Gegensatz zu den zweidimensionalen Annahmen vieler im Hier und Jetzt der Sinneswahrnehmung gefangener Zeitgenossen ist der gegenwärtige Zustand der Welt keineswegs das Ergebnis von naturgegebenen Prozessen, Formen von historischem Materialismus oder Zufall, sondern das Resultat von falschen axiomatischen Annahmen über die Realität seitens wichtiger Entscheidungsträger und deren Einfluß auf führende Institutionen.
Wir begehen heute den 50. Jahrestag der prophetischen Prognose von Lyndon LaRouche über die Auswirkung von Präsident Nixons fataler Entscheidung vom 15. August 1971, das Bretton-Woods-System zu zerstören und durch ein System flexibler Wechselkurse zu ersetzen.
LaRouche war damals weltweit der einzige Ökonom, der den systemischen Bruch in all seinen Implikationen erkannte, der in diesem Wechsel von einer bei allen Unvollkommenheiten auf wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt angelegten Wirtschaft zu einem monetaristischen Modell der Ökonomie angelegt war. LaRouche warnte damals, eine Fortsetzung dieser monetaristischen Politik werde notwendigerweise zu einer neuen Depression, einem neuen Faschismus und der Gefahr eines neuen Weltkrieges führen, es sei denn, eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung würde an ihre Stelle gesetzt.
Diese Prognosen scheinen sich derzeitig mit einer furchtbaren Präzision zu erfüllen.
Angesichts der explosiven Diskrepanz zwischen einer fragilen Realwirtschaft und einem sich in Richtung Hyperinflation bewegenden Überhang des transatlantischen Finanzsystems von an die vier Billiarden Dollar, angesichts der unverhohlenen Drohung der Zentralbankiers und Banker, „to shift the trillions“, d.h. Billionen in die Schaffung einer globalen Ökodiktatur zu lenken, was eine massive Bevölkerungsreduktion zur Folge hätte, und angesichts der Ungeheuerlichkeit, daß der Chef des US Strategic Command Admiral Richards das Pentagon angewiesen hat, die Möglichkeit eines Atomkrieges von „fast unmöglich“ auf „sehr wahrscheinlich“ zu ändern, ist es an der Zeit, den methodologischen Ansatz von LaRouche zu untersuchen. Denn noch könnte die Welt hoffentlich die falschen axiomatischen Annahmen korrigieren, die dem Denken führender Institutionen zugrunde liegen.
Lyndon LaRouche gehört zweifellos zu den produktivsten schöpferischen Autoren seiner Zeit, und um seine wissenschaftliche Methode in der Tiefe zu verstehen, ist es sicher notwendig, den größeren Teil seines enormen Werkes zu studieren, das zu veröffentlichen sich die LaRouche Legacy Foundation (LLF) zur Aufgabe gesetzt hat. Aber um einen Einstieg in seine Denkmethode zu bekommen, liest man am besten seine eigene Darstellung darüber, die er in der Schrift On LaRouche's Discovery („Über LaRouches Endeckung“) vom 21. November 1993 so beschreibt:
„Das zentrale Merkmal meines ursprünglichen Beitrags zur Leibniz-Wissenschaft der physischen Ökonomie ist die Bereitstellung einer Methode zur Untersuchung der kausalen Beziehung zwischen den Beiträgen von Individuen zu axiomatisch revolutionären Fortschritten in wissenschaftlichen und analogen Formen der Erkenntnis einerseits und der daraus folgenden Zunahme der potentiellen Bevölkerungsdichte der entsprechenden Gesellschaften andererseits. In ihrer Anwendung auf die politische Ökonomie konzentriert sich meine Methode auf die zentrale Rolle der folgenden dreistufigen Abfolge: erstens axiomatisch revolutionäre Formen wissenschaftlicher und analoger Entdeckungen; zweitens konsequente Fortschritte bei den maschinellen und analogen Prinzipien; schließlich konsequente Fortschritte bei den Produktivkräften der Arbeit.“
Dies ist die Quintessenz von LaRouches Entdeckung, die einen untrüglichen Maßstab dafür liefert, ob eine Idee, Technologie oder Investition der weiteren nachhaltigen und langfristigen Existenz der Menschheit zuträglich ist, oder ob sie im Gegenteil den Kollaps der Gesellschaft befördert. Der russische Wissenschaftler Pobisk Kusnezow hielt sie für so fundamental, daß sie seiner Überzeugung nach in die Wissenschaftsgeschichte unter dem Namen „La“ wie „LaRouche“ eingehen würde, so wie andere Maßeinheiten nach ihren Erfindern „Watt“, „Ampere“ oder „Volt“ genannt werden.
LaRouche war von jungen Jahren an ein wahrheitssuchender Geist, der sehr schnell die Hohlheit der akzeptierten Umgangsformen ebenso erkannte wie die epistemologischen Defekte verschiedenster Theorien und Überzeugungen. Schon früh machte er sich das Werk Leibniz‘ zu eigen, insbesondere dessen Auffassung über die dem Universum innewohnende prästabilisierte Harmonie und der Existenz von Monaden, in denen sich in quasi eingefalteter Weise die gesamte Gesetzmäßigkeit des Universums spiegelt, ebenso wie die von Leibniz definierten Prinzipien der physischen Ökonomie und die prinzipiell endlosen Freiheitsgrade des Denkens, die sich aus Leibniz‘ Konzept der „besten aller Welten“ ergeben. LaRouche beschreibt in seiner Autobiographie von 1988, wie er ausgehend vom Verständnis des klassischen Griechenlands einen sehr klaren Begriff von den harmonischen Proportionen lebender Prozesse erkannte, wie sie sich im Prinzip des Goldenen Schnitts in großen Werken der Malerei, Bildhauerei, Architektur, und in ähnlicher Weise in der Poesie und Musik widerspiegeln.
Sein Wissen über die großen Denker und Künstler der italienischen Renaissance hatte ihn gelehrt, daß die Morphologie des Wachstums bei allen lebenden Prozessen harmonisch geordnet ist, und zwar in einer Weise, die dem Goldenen Schnitt entspricht, und daß die Ordnung eine Richtschnur für die Schönheit ist, während dies bei nicht lebenden Prozessen nicht der Fall ist. Seine Liebe zur klassischen Musik und das Studium der Prinzipien der polyphonen Belcanto-Harmonik von Bach bis Haydn, Mozart und Beethoven, sowie die Beschäftigung mit den Werken Keplers und vor allem Bernhard Riemanns 1854 veröffentlichter Dissertation „Über die Hypothesen, welche der Geometrie zugrunde liegen“, schufen ein reiches Verständnis für den negentropischen Charakter des sich tatsächlich entwickelnden physikalischen Universums sowie für den negentropischen Charakter der Auswirkungen der Entdeckung dieser universellen Prinzipien durch den Menschen und ihrer Anwendung im Produktionsprozeß in Form von wissenschaftlichem und technischem Fortschritt.
Von dieser Perspektive aus erkannte LaRouche unmittelbar die Unangemessenheit der Theorien von Norbert Wiener und John von Neumann und ihrer linearen statistischen Methode von „Kybernetik“, „Informationstheorie“ oder „Systemanalyse“ bezüglich ihrer Fähigkeit, Ideen über das reale Universum, den negentopischen Charakter einer produktiven, d.h. auf der kontinuierlichen Entdeckung neuer physikalischer Prinzipien und deren Anwendung im Produktionsprozeß basierenden Wirtschaft zu kommunizieren. Da alle Ideen auf die metaphorische Kommunikation von Hypothesen und der Bedeutung von Diskontinuitäten beim Übergang von einem physikalischen Prinzip zur Entdeckung des nächsthöheren Prinzips angewiesen sind, ist die bewußte Schaffung von Paradoxen im Geist des Zuhörers notwendig. Eben dieses lebendige Prinzip wird von der Informationstheorie und Systemanalyse gewissermaßen „glattgebügelt“.
An diesem methodologischen Grundfehler ändert sich auch nichts, wenn in den Jahrzehnten seit Wiener und von Neumann die Systeme und Subsysteme komplexer geworden sind und deren Komplexitäts- und Informationsverarbeitung und komplexe Netzwerk-Prozeßstrukuren heute so gut wie alle Bereiche durchdrungen haben: Raketen und Satelliten, die in den Weltraum vorstoßen, die Steuerung von Drohnen für die Remote-Kriegsführung, Supercomputing in Nanosekundenschnelle für die Derivatspekulation 24 Stunden täglich rund um den Globus, Algorithmen, die angeblich vorhersagen können, wann welche Person in welcher Straße in fünf Jahren statistisch gesehen einen Mord begehen wird, und Quantencomputer, die bei der gigantischsten Datensammlung und -auswertung und Überwachung von Gesellschaften helfen.
Damit soll nicht gesagt werden, daß diese hochkomplexen Systeme nicht nützliche Anwendungen haben können, wie z.B. bei der Programmierung von Rovern für Mars-Missionen, bei denen diese scheinbar autonome „Entscheidungen“ treffen können. Aber die entscheidende Frage bleibt immer die moralische Qualität des Menschen, der diese Systeme programmiert, und was dessen Intention ist – welches Ziel damit erreicht werden soll.
Neben seiner unerreichten Fähigkeit, ökonomische Analysen und Prognosen zu erstellen, besaß Lyndon LaRouche eine einzigartige Fähigkeit, historische Prozesse und Kategorien zu definieren, die vorher unklar erschienen, aber nachdem er sie benannt hatte, sofort in ihrer Definition einsichtig waren.
Bezüglich des radikalen Positivismus der Vertreter der Informationstheorie unterstrich er, daß diese Denkweise eine immer wiederkehrende Torheit widerspiegelte, die seit rund 6000 Jahren gewissermaßen wie eine heilbare Infektion Teil der europäischen Geschichte gewesen ist. Heilbar deswegen, weil die Neigung zu dieser Torheit nicht eigentlich der Natur des Menschen entspricht.
Diese fremdartige Infektion bezeichnete LaRouche als eine beinahe genetische Schwäche des intellektuellen Charakters der europäischen Zivilisation bis zum heutigen Zeitpunkt – nämlich eine Neigung, das oligarchische Gesellschaftsmodell zu akzeptieren. Auch wenn sich die spezifische Form dieses meist imperialen oligarchischen Modells über die Jahrtausende gewandelt hat – von Babylon zum Römischen Reich, zu Byzanz, Venedig und dem Britischen Empire und der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung von heute. LaRouche verglich diese Wandlungen desselben Systems mit einem Schleimpilz, der seine Farbe und Form ändert, aber ein Schleimpilz bleibt.
Ob es die Sichtweise der Priesterkaste von Mesopotamien war, die der Gesetze des Tyrannen von Sparta, Lykurgus oder die Gepflogenheiten des Römischen Reiches (bis im 15. Jahrhundert das Menschenbild der Goldenen Renaissance in Italien und anderen Regionen in Europa aufkam) – prinzipiell gingen diese verschiedenen Formen des oligarchischen Modells gleichermaßen davon aus, daß es das Schicksal der Mehrheit der Menschen sei, wie Vieh zu leben; wie Kühe, Schweine, Schafe oder Hühner, die man für seine Zwecke züchten kann, zur Arbeit nutzen und wenn sie zu zahlreich werden, auch keulen kann.
Während der durchschnittliche eurozentristische Liberale oder Neoliberale snobistisch die Nase in die Luft reckt und sich meilenweit erhoben dünkt über solche vermeintlich antiquierten Gesellschaftsformen, erkannte Lyndon LaRouche die Wesenseinheit der Ideologie der Kybernetik, Informationstheorie etc. mit dem oligarchischen Modell. In seinem Artikel „Information Society: A Doomed Empire of Evil“ (Informationsgesellschaft: ein todgeweihtes Reich des Bösen) vom 13. April 2000 nimmt er emblematisch die Bekenntnisse von Bill Joy, dem Mitbegründer von Sun Microsystems, auseinander, die dieser in der April-Ausgabe der Zeitschrift Wired in dem Artikel: „Why the future doesn't need us“ (Warum uns die Zukunft nicht braucht) zum Ausdruck bringt. Es geht um das bis heute in der IT-Gemeinde wild wuchernde Szenario, daß es Computerwissenschaftlern gelingt, intelligente Maschinen zu konzipieren, die schneller und effizienter sind als ihre Erfinder, von deren Fähigkeiten sie dann so abhängig werden, daß sie letztlich keine andere Wahl haben, als deren Entscheidungen zu akzeptieren.
Joy berichtet von seinen Gesprächen mit Ray Kurzweil, dem Erfinder der ersten Lesemaschine für Blinde, und dessen Buch The Age of Spiritual Machines (Das Zeitalter der Geistesmaschinen), in dem er den „Unabomber“ zitiert, der die USA 17 Jahre lang mit seinen Anschlägen in Atem hielt:
„Aber wir behaupten weder, daß die Menschheit den Maschinen freiwillig die Macht überläßt, noch daß die Maschinen absichtlich die Macht an sich reißen werden. Was wir andeuten, ist, daß die Menschheit sich leicht in eine solche Abhängigkeit von den Maschinen begeben könnte, daß sie praktisch keine andere Wahl hätte, als alle Entscheidungen der Maschinen zu akzeptieren. In dem Maße, wie die Gesellschaft und ihre Probleme immer komplexer und die Maschinen immer intelligenter werden, werden die Menschen immer mehr Entscheidungen von Maschinen treffen lassen, einfach weil maschinelle Entscheidungen bessere Ergebnisse bringen als von Menschen getroffene… Die Menschen werden nicht in der Lage sein, die Maschinen einfach abzuschalten, weil sie so sehr von ihnen abhängig sein werden, daß es einem Selbstmord gleichkäme, sie abzuschalten.“
An diesem Punkt wäre es ausreichend, so Joy weiter, wenn die enormen Maschinen von einer kleinen Elite gesteuert würden – die Masse der Leute sei eine nutzlose Bürde für das System, die Elite könne deren Geburtsraten so weit reduzieren, bis sie weitgehend verschwunden seien, und die restlichen könnten einem harmlosen Hobby nachgehen und der Elite die Welt überlassen. „Diese manipulierten Menschen mögen in einer solchen Gesellschaft glücklich sein, aber sie werden ganz sicher nicht frei sein. Sie werden auf den Status von Haustieren reduziert sein.“
Die methodologische Abscheulichkeit des oligarchischen Denkens, die LaRouche 1952 in den Theorien von Wiener und von Neumann erkannte und die ihn zu dem Kern seiner eigenen Entdeckungen in der wirtschaftswissenschaftlichen Methode inspirierte, hier ist sie offen ausgesprochen!
Von hier ist es dann nicht weit zu den Ökoterroristen, die im wissenschaftlichen Fortschritt und der Entstehung der Industrialisierung die Quelle allen Übels zu sehen meinen. LaRouche verweist auf die morbide Ironie, daß Joy ausführlich lange Passagen aus dem „Manifest“ des „Unabombers“ zitiert, einem verschrobenen und in Ökonetzwerken gut vernetzten Mathematikprofessor namens Theodore Kaczinsky, den Joy zwar „auf kriminelle Weise für wahnsinnig“ und für einen „Maschinenstürmer“ hält, dessen Argumentation ihn aber trotzdem fasziniert. In der Zwischenzeit sind eine ganze Reihe Ökoterroristen aufgetaucht, die sich selbst als Ökofaschisten bezeichnen und in „Manifesten“ ihre radikale Ökologie-Ideologie als Motivation für ihre Taten angeben, wie die Massenmörder von Christchurch in Neuseeland und El Paso in Texas.
Zu einem Zeitpunkt, an dem eine ganze Reihe der führenden Institutionen der transatlantischen Welt versuchen, eine globale Ökodiktatur zu errichten, deren Logik auf dem gleichen radikalen Positivismus der Kybernetik, Informationstheorie, Systemanalyse aufbaut wie die von Wiener und von Neumann, ist das Studium von Lyndon LaRouche wirtschaftswissenschaftlicher Methode dringender als je zuvor. Der Green New Deal der Biden-Administration, der Green Deal der EU, der „Regimewechsel“, von dem Mark Carney auf der Jackson-Hole-Konferenz im August 2019 gesprochen hat und bei dem nicht nur die gesamte monetäre, sondern auch die Fiskalpolitik nicht mehr von gewählten Regierungen, sondern von den Zentralbanken und de facto den Megaplayern der City of London und der Wall Street übernommen werden soll: alle diese systemischen Veränderungen sollen dazu dienen, alle Investitionen ausschließlich in grüne Technologien und damit in Energiequellen mit sehr niedriger Energieflußdichte zu lenken.
LaRouche hat in unzähligen Schriften den Zusammenhang zwischen der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte und der im Produktionsprozeß verwendeten Energieflußdichte dargestellt, und wenn es nur auf die transatlantische Elite ankäme, wäre die Bevölkerung sowohl in den sogenannten und bald ehemaligen Industrienationen als auch in den dann nicht mehr sogenannten Entwicklungsländern bald um jenen „nutzlosen“ Anteil reduziert, den die Ökofanatiker als zu belastend für das Ökosystem der Erde betrachten.
Selbstverständlich bedienen sich die Befürworter des Green Deal nicht solch kruder Methoden wie der Unabomber, dafür ist die Wirkung um so größer, wie z.B. bei dem Abkommen zwischen Norwegen und Gabun, in dem sich Gabun verpflichtet, sein Regenwaldgebiet, immerhin 90% der Gesamtfläche des Landes, nicht zu entwickeln, für lumpige 150 Millionen Euro über zehn Jahre. Man könnte schätzen, wie viele Krankenhäuser, Schulen und Industrieparks nicht gebaut werden, wie viele Kinder deshalb das fünfte Lebensjahr nicht erreichen, etc. etc. Man kann auch ausrechnen, wieviel Lebensjahre der in Armut lebenden Menschen in den USA und Europa gekürzt werden, wenn die Hyperinflation die Lebensreserven dieser Menschen auffrißt, während die Milliardäre weiter scheffeln. Aber das sind ja „nur“ Schreibtischtäter, oder eben Computerdesigner, wie von Neumann bemerkte.
Es ist hoffentlich noch nicht zu spät, um das hoffnungslos bankrotte Finanzsystem durch die von LaRouche vorgeschlagenen „Vier Gesetze“ zu reorganisieren und die Welt vom Rand des Abgrundes einer geopolitischen Konfrontation zwischen der NATO und Rußland und China zurückzureißen.
Eine solche Lösung erfordert, daß man im Westen realisiert, daß der Grund für den relativ überragenden Erfolg des chinesischen Wirtschaftsmodells darin liegt, daß es in seiner Praxis auf kontinuierliche Innovation und Exzellenz in der Ausbildung einer enorm großen Anzahl von jungen Wissenschaftlern und Fachkräften setzt und dabei 10 Prozent des BIP für die kulturelle Entwicklung der Bevölkerung ausgibt. Das liegt um einige Größenordnungen näher an den Kriterien, die LaRouche für die physische Ökonomie definiert hat, als dies für die USA oder die EU der Fall ist, die entschlossen scheinen, die monetaristische Politik bis zu dem Endpunkt zu verfolgen, vor dem LaRouche vor 50 Jahren gewarnt hat.
Noch ist es nicht zu spät, zu der Kooperation der vier wichtigsten Nationen zu kommen, der USA, Rußland, China und Indien, ohne die realistischerweise keine der großen strategischen Fragen gelöst werden können, angefangen mit dem gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie und der Schaffung eines modernen Gesundheitssystems in jedem einzelnen Land auf dieser Erde. Aber das erfordert eine ehrliche Reflektion und Korrektur der axiomatischen Denkfehler der letzten 50 Jahre, für die Nixons Entscheidung exemplarisch steht.
Es sollte eine Herausforderung an die Ehre eines jeden Ökonomen sein, zu ergründen, warum sein Berufsstand es in so bemerkenswerter Weise versäumt hat, den systemischen Charakter der Finanzkrise vorherzusagen, so wie es vor der Krise 2007-08 verschiedene Behauptungen gab, daß die Aktienmärkte von nun an unbegrenzt steigen würden und jeder Millionär werden könnte.
LaRouche hingegen hatte mit allen seinen Prognosen Recht, und das hat mit seiner Methode zu tun, die nicht auf Statistiken und linearen Projektionen beruht, sondern auf dem, was Nikolaus von Kues „Vorwissen“ nennt. Da LaRouche eine klare Vorstellung vom negentropischen Charakter der Gesetze des Universums und der notwendigen Affinität dieser Gesetze mit denen der schöpferischen Geisteskräfte hat, weiß er im Prinzip, was der nächste Schritt der notwendigen Entdeckung sein muß.
In diesem Sinne sind Einflüsse, die über Entwicklung oder Schädigung der schöpferischen Geisteskräfte der Arbeitskräfte entscheiden, für die zukünftige Produktivität einer Volkswirtschaft viel aussagekräftiger als monetäre Zahlen. Deshalb war er auch in den 60er Jahren der einzige Ökonom, der die verheerenden Auswirkungen der Rock-Drogen-Sex-Gegenkultur auf das kreative Potential ganzer Generationen und damit auf die langfristige Produktivität der Gesellschaft erkannte. Das Bruttoinlandsprodukt hingegen zählt die Einnahmen von drogenverseuchten Rockkonzerten ebenso wie die Einnahmen von Bordellen und Tattoo-Studios als positive Größen.
Es ist diese Qualität der Voraussicht, die die Wissenschaft der physischen Ökonomie bei LaRouche zur „Königin der Wissenschaften“ gemacht hat, denn die physische Ökonomie umfaßt alle Wissensgebiete, die für die langfristige Überlebensfähigkeit der Menschheit notwendig sind, also alle Naturwissenschaften und klassischen Künste.
Es ist das absolute Verdienst von LaRouche, daß er entgegen der in neuerer Zeit üblichen beruflichen Spezialisierung demonstriert hat, daß die geistigen Fähigkeiten, die große Entdeckungen bahnbrechenden Wissens machen, für die Naturwissenschaften und die große klassische Kunst dieselben sind. Dies ist dieselbe Qualität der Voraussicht, die Fähigkeit zu angemessenen Hypothesen, die es Erasthostenes ermöglichte, den Erdumfang mit Hilfe einer Sonnenuhr auf 50 Kilometer genau zu berechnen, obwohl niemand jemals die Kugelgestalt des Planeten vom Weltraum aus gesehen hatte. Es ist dieselbe Eigenschaft, die es Kepler ermöglichte, die Überlegungen des „göttlichen Nikolaus“, wie er Cusa nannte, einen Schritt weiter zu führen und die Gravitation als Prinzip zur Erklärung der Planetenbahnen zu entdecken.
Der wichtigste Unterschied jedoch, der LaRouche über die blutleeren Buchhalter der linearen Welt der „regelbasierten Ordnung“ erhebt – die offenbar kein Problem damit haben, Millionen von Menschen mit einem Klick auf ihrem Computer auszulöschen –, ist seine Motivation durch eine leidenschaftliche Liebe zur Menschheit. In buchstäblich Hunderten seiner Artikel betonte er die zentrale Bedeutung des platonischen Prinzips der Agapē, der Idee der Liebe aus dem Korintherbrief des Paulus, von der er sagt, sie sei das einzige universelle Prinzip, auf dem eine wahre Moral beruhen könne. Diese Liebe zur Menschheit war die Richtschnur für sein gesamtes wirtschaftswissenschaftliches Wirken, sei es bei seinen frühen Plänen zur Entwicklung der Infrastruktur auf allen Kontinenten der Erde, sei es bei seiner visionären Vorstellung von der „Frau auf dem Mars“ und der Idee zukünftiger Wälder auf dem Mars. Bei allem, was er tat, ließ er sich von dem Grundsatz leiten: „Jedes einzelne Mitglied der Menschheit ist nach dem Ebenbild dessen geschaffen, was Platon in seinem Timaios als das komponierende, fortwährend wirksame Prinzip und die Persönlichkeit dieses Universums bezeichnet.“
Manch einer mag einwenden und fragen: Was haben diese grundlegenden Vorstellungen über die Identität der Menschheit und das Prinzip des Universums mit der Wirtschaft zu tun? Nun, wie Bernhard Riemann in seiner Dissertation sagt, die von Lyndon LaRouche oft zitiert wird: „Es führt dies (von der Mathematik) hinüber in ein anderes Gebiet, in das Gebiet der Physik...“
Die Chance auf einen positiven Ausgang der gegenwärtigen Ära der Menschheitsgeschichte könnte sehr wohl von der Hoffnung abhängen, daß genügend Menschen, auch Wirtschaftswissenschaftler, diesen Unterschied verstehen und in allen Universitätsfakultäten und Lehrbüchern der Welt die Quacksalberei der Kybernetik, Systemanalyse und Informationstheorie durch LaRouches Wissenschaft der physikalischen Ökonomie ersetzen.