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Die Behauptung in einer Pressemitteilung der Internationalen Energieagentur IEA zum IEA-COP26-Gipfel am 31. März, es gebe dort einen Konsens für den „beschleunigten Übergang zu sauberer Energie“, ist völlig irreführend. In den Entwicklungsländern wächst die Empörung darüber, daß man ihnen unter dem Mäntelchen des angeblich menschengemachten Klimawandels die wirtschaftliche Entwicklung verwehren will.
Am deutlichsten und emotionalsten brachte dies der indische Energieminister Raj Kumar Singh zum Ausdruck, der auch über die Folgen dieser Pläne für Afrika sprach. Es kam zu einem Eklat mit dem Exekutivdirektor der IEA, Fatih Birol, der ihn – vergeblich – in seinen Ausführungen zu unterbrechen versuchte. Bei diesem Vorbereitungstreffen zum COP26-Gipfel im November in Schottland sprach sich Singh entschieden gegen die Pläne für eine „Netto-Null-Kohlenstoffemission“ aus. Er stellte fest:
„Es tut mir leid, dies zu sagen, aber die Idee ist einfach ein Luftschloß. Uns wird gesagt, … bis 2060 sei es noch lange hin, und wenn die Menschen in dem Maße emittieren, wie sie es jetzt tun, werde die Welt nicht überleben, also was soll in den nächsten fünf Jahren geschehen? ...
Es gibt 800 Millionen Menschen, die keinen Zugang zu Elektrizität haben. Man kann denen nicht sagen, daß sie auf Null zurück gehen müssen. Sie haben das Recht, sich zu entwickeln, sie wollen Wolkenkratzer bauen und einen höheren Lebensstandard haben – das kann man nicht aufhalten.“
Zu Beginn seiner Rede hatte Singh berichtet, daß Indien große Fortschritte beim Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien an seinem Energiemix mache und daß seine Regierung durchaus verstehe, daß die Klimabedrohung real sei. Aber dann sprach er mit großer Empörung darüber, daß die entwickelte Welt, die „bereits fast 80 Prozent des Kohlenstoffbudgets besetzt hat“, nun „leere Versprechungen“ über eine eigene Null-Emission in einigen Jahrzehnten mache, während sie von den Entwicklungsländern verlange, ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.
„Um anderen Raum zu geben, sich zu entwickeln, müssen Sie an den ganzen Kontinent Afrika denken! Dort haben 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu Elektrizität. Es geht nicht um uns. Wir werden erreichen, was auch immer erreicht werden muß, weil wir Investitionen bekommen. Aber es geht um diese Länder… Sie müssen sich entwickeln! Für diese Entwicklung braucht man mehr Stahl, und das in riesigen Mengen; für diese Entwicklung braucht man mehr Zement, und das in riesigen Mengen. Sie wollen auch Wolkenkratzer bauen. Sie wollen auch einen hohen Lebensstandard für ihre Leute. Und man kann sie nicht aufhalten…
Diesen Ländern, deren derzeitiger Pro-Kopf-Verbrauch weniger als ein Fünftel des Weltverbrauchs beträgt, deren derzeitige Emissionen ein Sechstel der Weltemissionen betragen, muß man Raum geben. Man muß ihnen Raum geben, sich zu entwickeln. Sie müssen verstehen (hier schlug er zur Betonung auf den Tisch): Wenn sie mehr Stahl verbrauchen, werden sie mehr Stahl produzieren; wenn sie mehr Zement verbrauchen, werden sie mehr Zement produzieren; wenn sie mehr Kunststoffe verbrauchen, werden sie mehr Kunststoffe produzieren – und all das wird mit Kohlenstoff produziert.“
Trotz Birols Unterbrechungsversuchen bestand Singh darauf, einen letzten
Punkt zu machen: „Sie wollen, daß wir auf Kohlenstoffabscheidung und
Indien hat offenbar nicht die Absicht, seine Energieversorgung auf dem Umweltaltar zu opfern. Noch am gleichen Tag erließ das indische Umweltministerium eine Verfügung, die Frist zur Einhaltung strengerer Emissionsrichtlinien für indische Kohlekraftwerke um bis zu zwei weitere Jahre zu verlängern. Die Kosten für die Nachrüstung von Emissionswäschern für bestehende Kohlekraftwerke sind dem indischen Energieministerium zufolge unerschwinglich.
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