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Neun Jahre, nachdem die Bundesregierung im Zuge der Fukushima-Hysterie abrupt beschlossen hatte, bis 2022 alle Kernkraftwerke abzuschalten, wächst die öffentliche Diskussion darüber, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Die Argumente konzentrieren sich zwar großenteils auf den Klimaschutz, aber es gibt auch die Erkenntnis, daß Deutschland als Industrienation schlicht nicht überleben kann, wenn es sich allein von erneuerbaren Energien abhängig macht.
Ein Beispiel dafür ist das neue Positionspapier des Fachausschusses Wirtschaft, Arbeitsplätze und Steuern der CDU, in dem es heißt: „Wir setzen uns dafür ein, daß sich Deutschland stärker in das von Euratom durchgeführte Programm ,Horizont‘ zur Zukunft der Kernenergie einbringt.“ In diesem Zusammenhang sollten Projekte für die Fusionsenergie und kleine modulare Reaktoren „ergebnisoffen“ als „mögliche Variante für eine CO2-freie Energieerzeugung“ geprüft werden (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-offen-fuer-atomkraft-und-gentechnik-a-00000000-0002-0001-0000-000169240272).
Unter führenden Christdemokraten befürwortete der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer kürzlich eine mögliche Rückkehr zur Kernenergie zu einem späteren Zeitpunkt. „Ob das nötig ist, wird davon abhängen, ob die Energiewende klappt, ob die Kosten im Rahmen bleiben und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist.“ Die Frage stehe aber „erst in zehn oder 15 Jahren“ mit dem geplanten Kohleausstieg an. Um dann noch die Wahlfreiheit zu haben, sollte Deutschland auf die Kerntechnik nicht ganz verzichten, sondern mit neuen technologischen Entwicklungen Schritt halten – was eine weitere Förderung der Forschung in dem Bereich impliziert. (https://www.mdr.de/sachsen/politik/atomkraft-kretschmer-versorgungssicherheit-100.html)
Deutlicher als die Politiker sprechen sich Unternehmer gegen den Atomausstieg aus. In einem Interview mit dem Magazin Focus nannte Klaus Fischer, der Chef von Europas größtem Dübelhersteller, den Ausstiegsbeschluß den größten Fehler von Kanzlerin Merkels Regierungszeit. Die Kernenergie sei die sauberste Energie der Welt und die deutschen Kernkraftwerke seien die sichersten auf der Welt, sagte er. Man frage sich, wie Deutschland die Kernenergie 2022 komplett abschalten könne, wenn andere europäische Länder wie Frankreich und Schweden sogar den Bau neuer Reaktoren erwägen.
In einem Gastkommentar im Handelsblatt vom 27. Januar beziehen sich BASF-Chef Jürgen Lambrecht und der ehemalige Vattenfall-Chef Lars Josefsson auf Phileas Fogg aus dem berühmten Roman von Jules Verne. Am 80. Tag seiner Reise um die Welt verbrennt Fogg verzweifelt sein halbes Schiff, um den Motor noch lange genug zu speisen, daß er den Hafen erreicht. Der Green Deal der EU und insbesondere der deutsche Atomausstieg liefen auf das gleiche hinaus: Ziel erreicht, aber kein Schiff mehr. Unter der Überschrift „Atomkraft? Ja bitte“ plädieren sie für eine Debatte „ohne ideologische Scheuklappen“, auch weil die Kernkraft den geringsten Kohlenstoff-Fußabdruck habe (https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-atomkraft-ja-bitte-/25444440.html?ticket=ST-878139-g7dwyj1GS6TTgbLLFmhA-ap2).
Das Handelsblatt berichtete in den vergangenen Wochen wiederholt über Argumente für die Kernenergie und darüber, daß immer mehr Länder zur Sicherung ihrer zukünftigen Energieversorgung auf sie setzen. Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien hat auf ihrer Webseite sogar 2020 zum „Jahr der Atomkraft-Newcomer“ erklärt.
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