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Neue Solidarität
Nr. 30, 23. Juli 2020

Wenn ihr an ihrer Stelle wärt, was würdet ihr tun?

Von Daniel Burke

Daniel Burke ist unabhängiger Kandidat für den US-Senat im Bundesstaat New Jersey. Im Rahmen der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 27. Juni 2020 sagte er folgendes.

Das Schiller-Institut hat diese Konferenz mit dem dringenden Ziel einberufen, ein Gipfeltreffen der Staatschefs der sogenannten Vier Mächte zustande zu bringen: Rußland, China, Indien und den Vereinigten Staaten.

Ich richte meinen Vortrag an die Jugend der Welt, um sie zu ermutigen, selbst zu untersuchen, was der Charakter eines solchen Gipfels sein sollte. Denn wie kann man ernsthaft ein solches Treffen fordern, wenn man selbst keine Vorstellung hat, was es bewirken soll? Meine Frage lautet also: „Wenn ihr an ihrer Stelle sitzen würdet – oder stehen würdet –, was würdet ihr tun?“

Vielleicht ist es sinnvoll, mit der Frage zu beginnen, wer genau es ist, an dessen Stelle wir sind? Nicht im Sinne von: Wer sind Trump, Putin, Xi und Modi als Personen, sondern: Was ist ein Staatsmann und was sind seine Verpflichtungen? Welche Autorität wird euch übertragen, wenn ihr ihren Platz einnehmt, und woher kommt diese Autorität?

Einige Leute, wie vielleicht John Bolton, würden sagen, daß die Autorität der US-Präsidentschaft in ihrer gewaltigen Macht liegt, in der militärischen Macht: die Macht zu töten. Das sind die Erben von Thrasymachos, regelrechte Satanisten, die faktisch den Begriff „Autorität“ kaputtmachen, indem sie solche „Macht“ zur höchsten Qualität krönen – Macht ohne Rücksicht auf ihren Urheber. Das ist genau der Begriff von Autorität, der ein Gipfeltreffen verhindert. Das ist wie Mike Pompeos Doktrin der Abschreckung: Bringt sie sofort um, dann können sie nichts Schlechtes tun!

Für viele Amerikaner liegt die Quelle der Autorität eines Präsidenten im Begriff der „Demokratie“. Da wir unseren Präsidenten gewählt haben, erhält er seine Autorität vom Volk. Er sollte dessen Willen vertreten. Da gibt es die Leute, die am Auto einen Aufkleber haben: „Nicht mein Präsident!“ Was aber, wenn die Bürger in der Vergangenheit so irregeführt wurden, daß es nur noch ein Haufen degenerierter Verrückter ist? Was, wenn ihr Wille darin besteht, Drogen zu nehmen und Videospiele zu spielen? Das wäre ein schreckliches Gipfeltreffen!

Wenn wir unsere Herangehensweise ändern und sagen, daß die Autorität nicht vom „Willen des Volkes“, sondern von der „Zustimmung der Regierten“ herrührt, dann stellt sich eine offensichtliche Frage: Auf welche Autorität beziehen die einzelnen Personen ihre Zustimmung?

In der Unabhängigkeitserklärung unserer Nation beantworteten wir diese Frage mit einem Appell an die unveräußerlichen Rechte, die allen Menschen von ihrem Schöpfer verliehen wurden: das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Letztlich leitet sich die Autorität des Präsidenten und die Autorität des Staatschefs jeder souveränen Nation also nicht vom Volk ab, ja nicht einmal von der Verfassung oder der Unabhängigkeitserklärung (die Worte springen dort nicht heraus, um ihm die Schlüssel zum Weißen Haus zu geben), sondern von den natürlichen Rechten des menschlichen Individuums als lebendiges Abbild Gottes. Wenn Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gefördert werden, sind die Verpflichtungen dieser Autorität erfüllt. Dasselbe Konzept kennt man in China unter der Bezeichnung „Mandat des Himmels“.

Das schafft ein weiteres Problem: Ihr müßt herausfinden, was das sein soll, die „Glückseligkeit“! Wer deprimiert, kann damit nichts anfangen.

Ich behaupte, das größte Glück ist das, was unseren einzigartigen menschlichen Eigenschaften am ehesten entspricht. Wir sind keine Tiere! Wir sind kreative Geschöpfe. Wir denken, wir entdecken, wir widmen uns der Zukunft – nicht der Gegenwart, sondern der Zukunft!

Das kann euch von der Idee abbringen, daß ihr wichtig wäret, weil ihr jung seid! Nein, entscheidend ist, daß ihr Menschen seid! Ich zitiere Herrn LaRouche: „Das Naturgesetz ist die Hypothese, die dem notwendigen und hinreichenden Grund für das erfolgreiche Fortbestehen der Menschheit entspricht.“ Das heißt: der menschliche Fortschritt im Universum hin zu einer immer größeren Beherrschung von dessen Prinzipien ist eine wesentliche Funktion dieses Universums.

Wie der deutsch-amerikanische Weltraumpionier Krafft Ehricke sagte: „Indem er sich durch das Universum ausdehnt, erfüllt der Mensch sein Schicksal als ein Element des Lebens, das mit der Kraft der Vernunft und der Weisheit des moralischen Gesetzes in sich selbst ausgestattet ist.“

Daher denke ich, es ist keine Übertreibung, zu sagen, daß die Autorität dieser vier Staatsführer, dieses neue Paradigma zu schaffen, von der Kolonisierung des Sonnensystems und implizit der Galaxis abhängt.

Euer heutiges Handeln ist notwendig für die vor uns liegende Aufgabe, die von entscheidender Bedeutung dafür sein wird, diese Zukunft zu schaffen. Wir müssen die ungerechte Herrschaft des Thrasymachos über die Weltpolitik aufheben! Seine Paläste in der Londoner City, in Lower Manhattan und jedem anderen internationalen Finanzzentrum sollten wieder in Besitz genommen werden, und seine Massenvernichtungswaffen – nämlich die Finanzderivate – sollten tief in einer Höhle begraben werden, wo sie niemandem schaden können.

Ein solches Vorgehen würde das Zeitalter des Prometheus entfesseln, in dem solche Wunder vollbracht werden wie die Freiheit von materieller Not für jedes Menschenkind. Und wenn der Mond und die Erde – die Percy Shelley zufolge schon immer verliebt waren – sich endlich vermählen, dann wird die Grundsteinlegung des ersten internationalen Monddorfes stattfinden. Und falls ihr denkt, ich sei zu optimistisch, denkt an die Worte von Lysander Spooner aus seiner Abhandlung von 1860 Die Verfassungswidrigkeit der Sklaverei:

Hier also finde ich die Aufgabe der Jugend. Betrachtet euch nicht als Jugend an sich, sondern als Praktizierende der natürlichen Rechte des Menschen – entdeckt selbst die Grenzen des Willkürrechts der Oligarchie, das die Menschheit als ganzes daran hindert, im Einklang mit dem Naturrecht zu handeln.

Wo liegen die Grenzen der Macht eines Tyrannen? Wo ist die schwache Flanke des Feindes?

Ich glaube, sie liegt in der Schwäche des sogenannten postmodernen Paradigmas. Die „vorherrschende Meinung“ sagt uns, daß wir frei von Urteilen, frei von Verantwortung, frei von Regeln oder Grenzen für unser Verhalten sein wollen. „Freies W-LAN.“ Oder, immer beliebter, wir werden ermutigt, die Gesellschaft so zu führen, wie die Big-Tech-Firmen die sozialen Medien führen: „Blockiert jeden, dessen Ansichten von euren abweichen, diese Leute sind nicht menschlich, ihr habt das Recht, ihr Leben zu ruinieren.“

Und über der Erzählung stapelt sich die Meta-Erzählung: nämlich, daß das Universum als solches im Grunde unbekannt ist und daß „Erzählungen“ die Art und Weise sind, wie wir unserem Leben einen Sinn aufzwingen – während wir alle mit einem wissenden Blick anerkennen, daß das in Wirklichkeit sinnlos ist: „Du kannst wissen, ob du Death Metal magst, Lo-Fi-Hip-Hop oder K-Pop, aber du kannst den Sinn deines Lebens in der Geschichte nicht wissen. Du kannst wissen, ob du dich als links-libertär oder rechts-autoritär identifizierst, aber du kannst nicht wissen, wie man die Armut beenden kann. Armut, menschliches Leid, das ist nur ein Teilchen des Potpourris, der millimetertiefen Collage von Erfahrungen, die unser Leben ausmachen.“

Diese betrügerische und ziemlich satanische Sicht des Universums ist eine schwache Flanke. Überall auf der Welt haben sich die realen, physischen wirtschaftlichen Bedingungen durchgesetzt. Die Leidenschaften der Menschen brechen aus und werden manipuliert, um uns weiter zur massenhaften Tötung der verarmten Weltbevölkerung zu treiben. Aber eine kleine Zahl von Menschen, die sich dafür einsetzen, eine höhere, schönere Vorstellung von der Natur des Menschen zu entwickeln, kann einen deutlichen Ton angeben und den Kurs ändern. Das ist kein hoffnungsvoller Wunsch, es ist die Hoffnung, auf die wir uns immer verlassen haben.

Werdet ihr in euch den moralischen Kompaß finden, um euch selbst und andere dazu zu bringen, die Prinzipien des Naturrechts zu entdecken?