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Neue Solidarität
Nr. 28, 9. Juli 2020

Wird die Menschheit prosperieren oder untergehen?

Das Schiller-Institut veranstaltete am 27. Juni eine Internetkonferenz mit weltweiter Beteiligung über die dringenden Probleme der Welt.

In einer ganztägigen Konferenz mit rund zwei Dutzend Rednern und Diskussionsteilnehmern in drei Vortragsrunden befaßte sich das Schiller-Institut am 27. Juni mit den dringenden Problemen, derer sich die Staatschefs der wichtigsten Weltmächte auf Sondergipfeln annehmen müssen. Die dringendsten sind:

Die Konferenz trug den Titel „Wird die Menschheit gedeihen oder untergehen? Die Zukunft verlangt jetzt einen Vier-Mächte-Gipfel“ – Rußland, China, Indien und die USA.

Die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, setzte zu Beginn ihrer Grundsatzrede den Ton: „Wenn wir nicht sehr kurzfristig ein Neues Bretton-Woods-System einführen, ganz so, wie Franklin D. Roosevelt es beabsichtigt hatte, droht die gegenwärtige Tendenz zu immer mehr Konflikten auf der Welt – sowohl innenpolitisch in vielen Staaten der Welt, aber auch auf strategischer Ebene – zu einem großen neuen Weltkrieg zu eskalieren, einem Dritten Weltkrieg, der aufgrund der Existenz thermonuklearer Waffen die Vernichtung der menschlichen Gattung bedeuten würde.“

In den anschließenden Podiumsrunden sprachen amtierende und ehemalige Regierungsvertreter aus Rußland, den USA, China und Japan sowie führende Vertreter aus Politik und Gesellschaft über die notwendigen Maßnahmen, damit die Menschheit gedeihen kann.

Infrastruktur ist der Schlüssel zu einer gesunden Entwicklung

Im ersten Panel (dessen Beiträge wir in dieser Ausgabe der Neuen Solidarität dokumentieren) erläuterte Chinas Exekutivdirektor beim IWF, Dr. Jin Zhongxia, den Vorschlag, daß alle multilateralen Kreditinstitute, wie die Weltbank, ihre Kreditvergabe (auch an die USA) jetzt stark ausweiten, um Infrastruktur wie Krankenhäuser, Hochgeschwindigkeitsbahnen usw. zu bauen und die Regierungen mit Krediten zu unterstützen. Der ehemalige Beamte im japanischen Finanzministerium und beim IWF Daisuke Kotegawa betonte, Japan strebe den Aufbau von Infrastruktur für die Industrialisierung in den Entwicklungsländern an und könne dabei mit Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative zusammenarbeiten. Boris Meschtschanow, Botschaftsrat bei der russischen UN-Mission in New York, sprach von der Notwendigkeit des „Baus neuer physischer Infrastruktur“. Rußland wolle Afrika dabei helfen, seine Stromkapazität rasch zu verdoppeln (was den Bau von mehr als 150.000 MW neuer Kapazität bedeutet). Rußland wolle auch seine Nahrungsmittelexporte ausweiten, zumal es bereits ein führender Getreideexporteur ist.

Zwei weitere Vorträge befaßten sich mit Fragen der Gesundheitsfürsorge. Dr. Joycelyn Elders, ehemalige Leiterin der Gesundheitsdienste der Vereinigten Staaten (Surgeon General, 1993-94), schlug eine Art medizinisches Jugendkorps vor, um junge Amerikaner für die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie und den Aufbau der fehlenden öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur im Entwicklungssektor und auch in einigen „fortgeschrittenen“ Nationen zu gewinnen. Dazu gehöre eine Ausbildung in der medizinischen Versorgung und in den Grundsätzen und Methoden des öffentlichen Gesundheitswesens, und man könne auch auf den Bedarf einer umfassenden neuen Infrastruktur und Personalausstattung im Gesundheitswesen in Afrika abzielen. Vielleicht käme ein „medizinisches Friedenskorps“ in Frage, da die jungen Menschen eine Ausbildung erhalten würden, um international arbeiten zu können.

Der Vizedirektor des Forschungsinstituts für Weltentwicklung des China Development Research Center, Ding Yifan, präsentierte eine „Chinesische Sicht auf ein Post-COVID-Paradigma“. Er plädierte für internationale Zusammenarbeit und Einigkeit, um die Epidemie zu überwinden. Die verschiedenen „Konjunkturpakete“, die jetzt umgesetzt werden, sollten nicht nur Soforthilfe für die von der Krise Betroffenen, sondern auch Mittel für Investitionen in die Infrastruktur bereitstellen.

Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Muscatine im US-Staat Iowa, DeWayne Hopkins, berichtete über den kulturellen Austausch, der sich zwischen seiner Stadt und China nach dem ersten Besuch von Xi Jinping in diesem Teil des US-Farmgürtels vor vielen Jahren entwickelt hat.

Das unveräußerliche Recht auf Nahrung und Gesundheitsversorgung

Das zweite Panel konzentrierte sich auf den Vorschlag zur Schaffung von 1,5 Milliarden neuen, produktiven Arbeitsplätzen weltweit. Jacques Cheminade, Vorsitzender der französischen Partei Solidarité & Progrès, stellte in seiner Hauptrede fest, daß zwei grundlegende Menschenrechte verteidigt werden müssen – nämlich das Recht, gut ernährt zu sein, und das Recht, gesund zu sein, um zum Gemeinwohl und zur Zukunft der Gesellschaft beitragen zu können. Leider seien unter der Finanzdiktatur der City und der Wall Street Zigmillionen Menschen von Hunger und Krankheit bedroht, während gleichzeitig die Bauern, die produzieren wollen, ruiniert werden.

Diogène Senny, Gründer der Panafrikanischen Liga, prangerte die „Geopolitik des Hungers und der Armut“ in Afrika an und betonte die Notwendigkeit von Ernährungssouveränität in allen Nationen. Aus Argentinien schilderte Walter Formento, Direktor des Zentrums für politische und wirtschaftliche Studien, die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Südamerika bis zur Einführung des neoliberalen, monetaristischen Modells. Dr. Kirk Meighoo aus Trinidad und Tobago kündigte an, seine Partei entwickle ein Programm für 150.000 neue produktive Arbeitsplätze in dem kleinen Land von 1,3 Mio. Einwohnern, damit es ein Land der Produzenten statt nur der Empfänger wird.

Robert Baker, Landwirtschaftsexperte des Schiller-Instituts in den USA, beklagte, daß eine Gruppe gegen die anderen ausgespielt wird - Bauern gegen Stadtbewohner, eine Nation gegen die andere –, damit das Kartellsystem der Finanziers umso leichter von allen „Geld erntet“. Der US-Farmer Mike Callicrate, Leiter der Organization for Competitive Markets, betonte, die gesamte heutige Struktur der Nahrungsmittelproduktion – mit riesigen multinationalen Kartellen, die Verarbeitung und Vertrieb steuern – müsse aufgebrochen werden, um eine viel höhere Nahrungsmittelproduktion zu ermöglichen, der Landwirtschaft wieder zu Wohlstand zu verhelfen und viel mehr Hochtechnologie-Landwirte auf der ganzen Welt auszubilden.

Die Aufgabe der Jugend

Die Abschlußrunde war dem Aufbau einer weltweiten Jugendbewegung gewidmet, die die Debatten und Aktionen zu allen diesen Themen vorantreibt. Nach einem Vortrag von Daniel Burke vom amerikanischen Schiller-Institut folgten Beiträge junger Leute aus Tansania, Jemen, Marokko, Mexiko, Kolumbien, Peru und Frankreich.

Helga Zepp-LaRouche brachte in ihrer Rede die Dringlichkeit und Entschlossenheit bei dem Webinar auf den Punkt: „Wenn Millionen von Menschen der Hungertod droht, wie das World Food Program warnt, warum können die Landwirte nicht die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln und dafür einen Paritätspreis erhalten, der ihre Existenz garantiert, auch im Hinblick auf den zu erwartenden Anstieg der Weltbevölkerungszahl auf über neun Milliarden bis 2050? Können wir uns nicht als die eine menschliche Gattung verstehen, und mit der gleichen Solidarität an den Baustellen der Menschheit Hilfe leisten, wie die gesamte chinesische Bevölkerung den Menschen in Wuhan und der Hubei- Provinz geholfen hat? Wäre es nicht höchste Zeit, daß wir damit aufhören, Trillionen-Beträge für die militärische Aufrüstung zu verschwenden, wie Präsident Trump  gesagt hat, wenn wir diese Ressourcen gleichzeitig für die Überwindung von Hunger, Krankheit und Armut, für die Ausbildung der kreativen Potentiale der jetzigen und künftigen Generationen einsetzen könnten? Ich denke, es ist an der Zeit, daß wir als Menschheit angesichts einer beispiellosen Katastrophe den qualitativen Schritt tun, das 21. Jahrhundert zum ersten wirklich menschlichen Jahrhundert zu machen!“

eir