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Neue Solidarität
Nr. 28, 9. Juli 2020

Ein Blick aus dem Farmgürtel von Iowa

Die kulturelle Verbindung zwischen Muscatine und China

Von DeWayne Hopkins

DeWayne Hopkins, ehemaliger Bürgermeister von Muscatine/Iowa und Mitglied des Muscatine China Initiative Committee, übermittelte der Konferenz des Schiller-Instituts am 27. Juni den folgenden Videobeitrag.

Guten Tag allerseits. Mein Name ist DeWayne Hopkins; ich bin der ehemalige Bürgermeister einer kleinen Gemeinde im Osten Iowas, die direkt am Mississippi liegt, und ich habe Ihnen eine Geschichte zu erzählen. Aber um diese Geschichte zu erzählen, wo sie beginnt, muß ich die Uhr bis 1985 zurückdrehen. Damals schickte die Volksrepublik China vier Personen nach Iowa. Diese Personen waren noch nie zuvor in den Vereinigten Staaten gewesen, aber über die Partnerschaft „Sister Cities and Sister States“ kamen sie direkt nach Muscatine/Iowa. Eine dieser Personen war Xi Jinping, natürlich war er zu dieser Zeit noch ziemlich jung, und er war Provinzbeamter in der Provinz Hebei.

Sie kamen nach Muscatine, und sie besichtigten einige unserer Fabriken in der Stadt und so weiter und so fort. Sie genossen sogar einen Grillabend mit Spareribs und Maiskolben. Jedenfalls verbrachten sie drei Tage in Muscatine und zogen dann weiter nach Des Moines/Iowa, wo sie sich mit dem damaligen Gouverneur Terry Branstad trafen.

Nun werde ich ein wenig vorspulen bis 2012. Unser Gouverneur war auf einer Art Landwirtschafts-Fachreise in Peking in der Volksrepublik China. Und er traf sich mit Xi Jinping, der zu diesem Zeitpunkt zum Vizepräsidenten aufgestiegen war. Und da Xi Jinping Gouverneur Branstad schon so lange kannte, von 1985 bis 2012, fragte er ihn, wie es seinen Freunden Sarah und Roger Lande gehe. Sarah und Roger Lande sind Einwohner von Muscatine, Roger ist ein Anwalt im Ruhestand, 1985 war Sarah die Präsidentin der Organisation der „Sister States“ hier in Iowa gewesen. Gouverneur Branstad antwortete, sie erfreuten sich guter Gesundheit und alles sei in Ordnung.

Doch das war es, was die Räder für einen erneuten Besuch des damaligen Vizepräsidenten Xi Jinping nach Muscatine in Bewegung setzte. Der geschah am 12. Februar, wenn ich mich recht erinnere. Er war auf einer Reise von Washington, um Präsident Obama in Los Angeles in Kalifornien zu treffen. Er dachte, er hätte Zeit, in Muscatine vorbeizuschauen, und das tat er auch. Wir alle begrüßten ihn auf der Veranda der Landes. Wir gingen alle hinein und genossen Snacks und Gespräche; wir ließen quasi die alten Zeiten wieder aufleben, nach dem Motto „alte Freunde“. Also war eine große Anzahl von Xi Jinpings alten Freunden in der Lande-Villa anwesend, und alle hatten eine wunderbare Zeit. Dann wurde es Zeit für Xi Jinping, Abschied zu nehmen, und alles war gut.

Aber kurz nach seiner Rückkehr nach China schlug Xi Jinping überraschend Sarah Lande per E-Mail vor, an eine Kommune in China heranzutreten, um eine Beziehung zu einer Partnerstadt aufzubauen. Das war es also, was die Räder für dieses Abenteuer ins Rollen brachte. Diese Stadt in China war Zhending.

© DeWayne Hopkins
Abb. 1: Chinesisch-Amerikanische Städtepartnerschaft: Bürgermeister a.D. DeWayne Hopkins mit Mitglieder der Muscatine China Initiative Committee (links) und mit seinem Amtskollegen, dem Bürgermeister von Zhending (rechts). Abb. 2: Bürgermeister a.D. DeWayne Hopkins mit einem chinesischen Künstler bei einer Kunstausstellung in Muscatine/Iowa

Der Rest ist gewissermaßen Geschichte. Ich reiste nach China und besuchte die Menschen in Zhending; ihr Bürgermeister, Bürgermeister Yang, kam nach Muscatine und besuchte die Menschen hier (Abbildung 1). Wir setzten uns zusammen und unterzeichneten eine Absichtserklärung, Partnerstädte zu werden. So lief das also in etwa ab. Im Laufe der Zeit wurde Xi Jinping Präsident der Volksrepublik China, und Sarah Lande ist immer noch in Muscatine, und sie haben hin und wieder Kontakt. Aber es ist eine Beziehung, die hier in Muscatine begann, und sie dauert bis heute an.

Ich möchte sagen, daß wir uns hoffnungsvoll in die Zukunft bewegt haben, und wir haben jetzt seit vier Jahren an unserer High School Unterricht in Mandarin-Chinesisch. Wir haben auch ein Orchester, das ziemlich versiert im Umgang mit chinesischen Instrumenten ist, die, wie Sie vielleicht wissen, allesamt Streichinstrumente sind. Sie haben uns einige dieser Instrumente geschickt, und wir haben gelernt, sie zu spielen. Und es findet hier in Muscatine jedes Jahr ein Konzert eines Orchesters statt, das entweder aus Peking oder aus Shanghai kommt. Ich glaube, wir haben schon vier davon veranstaltet. Und wenn wir diese Coronavirus-Pandemie hinter uns haben, hoffe ich, daß noch mehr solcher Veranstaltungen geplant werden.

Ich möchte ein wenig über die chinesischen Orchester sprechen, die Muscatine besuchen. Wie ich bereits sagte, waren es vier; sie kamen alle aus Peking oder Shanghai. Keines davon war zweimal hier, das ist ein weiteres Element in unserer Beziehung zur Volksrepublik China. Sie sind hervorragende Musiker, und sie kommunizieren mit den Besuchern ihrer Konzerte sehr gut. So ist es eine Freude, sie hier zu haben, es ist eine Freude zu wissen, daß sie in Zukunft kommen werden, und wir haben sie sehr gerne hier.

Ich denke, was ich Ihnen sagen will, ist, daß wir eine kleine Gemeinde sind und ein freundschaftliches Verhältnis mit der Volksrepublik China haben. Das wird sich nicht ändern, und es ist uns ganz egal, was die in Washington oder in Los Angeles tun. Wir haben eine Beziehung mit der Volksrepublik China. Es sind großartige Menschen, sie haben einen guten Sinn für Humor, und ich hätte nichts dagegen, einen von ihnen als Nachbarn zu haben.