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Von Yang Yan
Yang Yan ist Politische Beraterin der Botschaft der Volksrepublik China in Paris. Sie hielt diese Ausführungen während des Panel 4 der Telekonferenz des Schiller-Instituts vom 25. bis 26. April.
Bevor ich beginne, möchte ich zunächst dem Schiller-Institut dafür danken, daß es mich zu dieser Videokonferenz eingeladen hat. Es ist mir eine große Freude, daran teilnehmen zu können, und ich möchte diese großartige Gelegenheit nutzen, um mit Ihnen über die chinesisch-französische Zusammenarbeit auf dem afrikanischen Markt zu sprechen.
Im Juni 2015 veröffentlichten die chinesische und die französische Regierung eine „Gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Drittmärkten“, die zum ersten Mal das Konzept der Zusammenarbeit auf Drittmärkten heraufbeschwört. Es handelt sich dabei nicht nur um eine wichtige Initiative der chinesisch-französischen Beziehungen, sondern auch um eine große Neuerung im Modell der internationalen Zusammenarbeit. Es geht vor allem darum, Chinas überlegene Produktionskapazität und Frankreichs fortgeschrittene Technologien wirksam mit den Entwicklungsbedürfnissen der Entwicklungsländer zu verbinden. Dies hilft chinesischen und französischen Unternehmen, sich gegenseitig zu ergänzen und gemeinsam das Wachstum der Industrien, Infrastrukturbau und das Wohlergehen der Bevölkerung in den Entwicklungsländern zu fördern, damit der Effekt erzielt wird „Eins plus eins plus eins ist größer als drei“.
Die Zusammenarbeit auf dem Drittmarkt ist für die afrikanischen Länder, die einen immensen Entwicklungsbedarf haben, von besonderer Bedeutung. Afrika ist reich an natürlichen und menschlichen Ressourcen und hat den starken Wunsch, diese potentiellen Ressourcen konkret in Entwicklung umzusetzen und auf dem Weg zur Industrialisierung, Urbanisierung und Modernisierung voranzuschreiten.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind beträchtliche Investitionen in die Infrastruktur, die Ausbildung von Frauen und Männern und die Unterstützung von Technologie, Produktionskapazitäten und Finanzen erforderlich. Dies kann weder von Afrika allein noch mit Hilfe einer einzigen Partei von außen bewerkstelligt werden. Andererseits können China und Frankreich im Rahmen der Zusammenarbeit auf Drittmärkten in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Gesundheit usw. kooperieren, wenn sie ihre jeweiligen Vorzüge hervorheben und die afrikanischen Entwicklungsbedürfnisse berücksichtigen. Dies ist von Vorteil für chinesische und französische Unternehmen, aber ebenso für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Afrikas.
In den letzten Jahren hat sich die Zusammenarbeit auf diesem dritten Markt unter dem Anstoß der chinesischen und französischen Staatschefs beschleunigt entwickelt. Im Arbeitsbericht der chinesischen Regierung für 2019 ist von einer Ausweitung der Zusammenarbeit in Drittmärkten die Rede. Geleitet von dieser Politik haben chinesische Unternehmen zunehmend den Wunsch, sich in diese Richtung zu bewegen. Derzeit haben die chinesische und die französische Seite die Liste der dritten Serie von Demonstrationsprojekten der Zusammenarbeit auf Drittmärkten beschlossen und einen Kooperationsfonds für Drittmärkte eingerichtet.
Diese Zusammenarbeit hat zu konkreten Ergebnissen geführt. Der China-Afrika-Entwicklungsfonds hat mit der französischen Gruppe Bolloré zusammengearbeitet, um im nigerianischen Hafen von Tincan einen Containerterminal in Betrieb zu nehmen, der den Containerumschlag auf 500.000 TEU erhöht, vor Ort mehr als 600 Arbeitsplätze schafft und einen kumulierten Beitrag von mehr als 100 Mio. Dollar leistet. Das Projekt der Route National 1 der Republik Kongo, das Gegenstand gemeinsamer Investitionen von China und Frankreich ist, wurde in Angriff genommen. Dieses Projekt, das Brazzaville mit Pointe-Noire verbindet, verkürzt die Fahrzeit von sieben Tagen auf sechs Stunden. Zusätzlich zu diesen Infrastrukturprojekten arbeiten China und Frankreich bei Projekten zum Wohle der afrikanischen Bevölkerung zusammen, darunter Abwasserreinigung im Senegal.
Die chinesisch-französische Partnerschaft in Drittmärkten dient als gutes Beispiel für andere entwickelte Länder. Bis Juni 2019 hat China mit 14 Ländern, darunter Frankreich, Japan, Italien und Großbritannien, Kooperationsdokumente für Drittmärkte unterzeichnet. Der chinesische Seidenstraßenfonds und die Europäische Investitionsbank haben einen Marktfonds in diesem Bereich eingerichtet. Die Zusammenarbeit auf Drittmärkten ist in der Tat eine wichtige Aktivität im Rahmen der Initiative der „Neuen Seidenstraße“.
Um die chinesisch-französische Zusammenarbeit auf dem afrikanischen Markt erfolgreich zu machen, müssen wir uns an die folgenden Grundsätze halten:
Erstens: Folgen wir dem Prinzip von gemeinsamem Beraten, Aufbau und Teilen sowie dem Prinzip des Nutzens für die dritte Seite. Afrika ist der Hauptgrund für diese Partnerschaft. Um den Erfolg einer solchen Zusammenarbeit zu garantieren, ist es unerläßlich, den Willen der afrikanischen Länder bei der Förderung dieser Projekte voll und ganz zu respektieren und so sicherzustellen, daß die Projekte mit den Entwicklungszielen dieser Länder in Einklang stehen. Man muß auch das Niveau der „Lokalisierung“ erhöhen, damit die Investitionen ihrer Wirtschaft und Beschäftigung und dem Wohlergehen der Bevölkerung vor Ort zugute kommen. Das Verfolgen eigener Interessen unter Berücksichtigung der Anliegen der Partner ist der einzige Weg, um die Zusammenarbeit der drei Parteien erfolgreich zu gestalten.
Zweitens sollten wir die zentrale Rolle des Unternehmertums durch staatliche Hilfe stärken. Da die Unternehmen ein wichtiger Akteur sind, muß diese Partnerschaft marktorientiert sein und die kommerziellen Grundsätze und internationalen Konventionen vollständig respektieren. Die Regierung muß ihrerseits ihre koordinierende Rolle wahrnehmen und politische Maßnahmen ergreifen, die die Unternehmen ermutigen und unterstützen, um sie zu dieser Zusammenarbeit zu motivieren.
Drittens, lassen Sie uns einen Geist der Offenheit, Inklusivität und Wertschätzung der Zusammenarbeit bewahren, der allen zugute kommt. Die chinesisch-französische Zusammenarbeit auf dem afrikanischen Markt muß offen sein für andere Länder, einschließlich afrikanischer Länder, sowie für regionale und internationale Organisationen, um gemeinsam zur Entwicklung Afrikas beizutragen.