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Neue Solidarität
Nr. 24, 11. Juni 2020

Trump: G7-Format ist „vollkommen veraltet“
Neues Format mit Rußland – und China?

Von Alexander Hartmann

US-Präsident Donald Trump schockierte das westliche Establishment, als er das ursprünglich für Juni geplante Treffen der G7 auf September verschob und gleichzeitig ankündigte, er wolle zum nächsten Treffen der G7 auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin einladen. Im Interview mit Fox News sagte Trump am 3. Juni: „Es geht nicht darum, was er getan hat. Es ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes.“ Viele der Dinge, über die bei den G7-Treffen gesprochen werde, hätten mit Putin zu tun. „Wir sitzen also nur herum und verschwenden Zeit, denn dann müssen wir das Treffen beenden, und jemand muß Putin anrufen und mit Putin über verschiedene Dinge verhandeln. Und ich sage: Holt ihn in den Raum... Erledigt die Dinge.“

Schon am 1. Juni hatte Trump den russischen Präsidenten angerufen, um mit ihm über die Idee zu sprechen, einen erweiterten G7-Gipfel abzuhalten, an dem auch die Staats- und Regierungschefs von Rußland, Australien, Indien und Südkorea teilnehmen könnten. Im Gespräch mit Journalisten auf dem Rückflug vom Start der Crew Dragon in Cape Canaveral begründete Trump seine Idee, das G7-Treffen für weitere Teilnehmer zu öffnen: Die Zusammensetzung der Gruppe sei„vollkommen veraltet“. Er habe nicht das Gefühl, daß die Gruppe der sieben großen Industriestaaten das Geschehen auf der Welt richtig abbilde.

Auf diesen Vorschlag angesprochen, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa, die Ausdehnung auf andere Länder sei ein Schritt in die richtige Richtung, sie garantiere aber noch immer keine vollständige Vertretung. Bei der Beantwortung von Medienfragen zu diesem Thema bekräftigte Sacharowa die Position Rußlands, daß man „im Rahmen eines ,Klubs’, der ausschließlich aus westlichen Ländern besteht, die politischen und wirtschaftlichen Probleme der Welt nicht lösen kann“. Sie wies aber auch auf den offensichtlichen Schwachpunkt des Vorschlags hin: „Ohne Chinas Beteiligung, fürchte ich, werden wir keine wichtigen Maßnahmen von globaler Bedeutung umsetzen können.“

Helga Zepp-LaRouche kommentierte diese Debatte am 4. Juni in ihrem Internetforum und sagte: „Ich finde es sehr gut, daß Präsident Trump die G7 erweitern will, um Putin, aber auch Indien und einige andere Länder einzuladen.“ Sie stimme allerdings mit Sacharowas Einwand überein, „daß es keinen Sinn macht, China nicht einzuladen, weil es keine globalen Probleme gibt, die ohne die Teilnahme Chinas gelöst werden können“.

Tatsache ist: Wenn sich die Vereinigten Staaten, Rußland, China und Indien in den Fragen, die für die Zukunft der Menschheit entscheidend sind, auf ein gemeinsames Vorgehen einigen – wie es Lyndon LaRouche und das Schiller-Institut schon seit langem fordern –, dann werden sie auch in der Lage sein, diese Lösungen auch gegen den Widerstand des westlichen Establishments durchzusetzen, da sich die meisten Nationen der Welt anschließen werden. Und aufgrund der globalen Entwicklungen, die nur gemeinsam gemeistert werden können, wächst der Druck, eine solche Zusammenarbeit einzugehen.

Britische Versuche, China auszugrenzen

Genau deshalb versucht dieses von den britischen Eliten angeführte westliche Establishment, das seine beherrschende Rolle in diesem neuen Paradigma verlieren würde, China mit allen Mitteln auszugrenzen und quasi einen neuen „Eisernen Vorhang“ zu errichten, um eine solche Zusammenarbeit zu verhindern. Beispielhaft hierfür ist ein von sieben ehemaligen britischen Außenministern unterzeichneter Offener Brief an ihren derzeitigen Nachfolger, Außenminister Dominic Raab, in dem die britische Regierung aufgefordert wird, bei der Koordinierung der internationalen Reaktion auf Chinas Hongkong-Politik die Führung zu übernehmen.

Zwei Unterzeichner des Briefs sind David Miliband und Jack Straw, die bekanntlich unter Premierminister Tony Blair wesentlich dazu beigetragen haben, den damaligen US-Präsidenten George W. Bush mit Hilfe verlogener Dossiers des MI6 zu einem Angriffskrieg gegen den Irak zu verleiten. Zwei weitere Unterzeichner aus der Labour-Partei sind Margaret Beckett und David Owen, letzterer bekannt durch seine unrühmliche Rolle im Krieg der NATO gegen Jugoslawien. Auch der Konservative William Hague unterzeichnete den Brief, der 2011 für den Sturz und die Ermordung des libyschen Staatschefs Oberst Muammar al-Gaddafi mitverantwortlich war, durch die dieses Land in einen Bürgerkrieg gestürzt wurde, der noch heute andauert; ebenso seine Parteifreunde Malcolm Rifkind und Jeremy Hunt. Mit welchem Recht sprechen solche Leute von einer „moralischen und rechtlichen Verpflichtung gegenüber dem Volk von Hongkong“ – dem die britische Kolonialverwaltung nicht einmal das Recht eingeräumt hatte, eine eigene Vertretung zu wählen?

Auch der frühere MI6-Direktor Sir Richard Dearlove meldete sich zu Wort, der seinerzeit federführend war bei der Erstellung des Lügendossiers über – nicht existierende – Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins, die angeblich innerhalb von 45 Minuten europäische Hauptstädte angreifen könnten. Nun behauptete Dearlove in einem Interview mit dem Daily Telegraph, das COVID-19-Virus stamme aus dem Virologielabor in Wuhan, und forderte, China müsse für den Tod und die wirtschaftliche Katastrophe, die über die Welt hereingebrochen ist, „Reparationen“ bezahlen.

Tatsächlich stellt sich heraus, daß einer der Autoren des Papiers, auf das sich Dearlove berief – John Fredrik Moxnes, der wissenschaftliche Hauptberater des norwegischen Militärs –, bereits darum gebeten hatte, seinen Namen aus dem Forschungspapier zu streichen, und zwei renommierte Publikationen, Nature und Journal of Virology, das Papier als „ungeeignet zur Veröffentlichung“ erachteten.

Das offensichtliche Ziel dieser Aktivitäten ist es, einen Keil zwischen China und seine potentiellen westlichen Partner zu treiben, um eine „Entkopplung“ zu bewirken. Helga Zepp-LaRouche verwies dazu in ihrem Internetforum auf den Kommentar eines wichtigen Ökonomen im chinesischen Fernsehsender CGTN zu dieser Diskussion über die Entkopplung. Der Ökonom sagte, der Westen werde dies auf eigene Gefahr tun, denn wenn die Vereinigten Staaten und Europa sich von der Globalisierung abkoppeln, werde dies für China und die Schwellenländer, die bereits vor zwei Jahren gemeinsam die G7 umgangen hätten, keine Folgen haben.

Zepp-LaRouche betonte: „Es stimmt tatsächlich, daß die Idee, China irgendwie zu isolieren, nicht funktionieren wird. Das einzige, was ihnen bleibt, ist ein Atomkrieg, was bedeutet, daß selbst diejenigen, die ihn beginnen würden, ihn nicht überleben würden. Wenn es zu einem Atomkrieg kommt, dann ist das aller Wahrscheinlichkeit nach das Ende der Zivilisation. Aber abgesehen davon gibt es keine Möglichkeit, den Aufstieg Chinas aufzuhalten. Es hat sich inzwischen mit vielen anderen Ländern an diesen Projekten beteiligt.

Die große Frage ist natürlich, wie dieser Kampf ausgehen wird, welche Art von Ordnung entsteht und wie die Welt nach einer Pandemie aussehen wird. Ich denke, das ist der wirklich entscheidende Kampf, der hinter den Kulissen bereits jetzt stattfindet.“

Kooperation dringend notwendig

Sie fuhr fort: „Ich hoffe, daß die Art der Zusammenarbeit, die jetzt glücklicherweise zwischen Roskosmos und der NASA stattfindet, und die Vorstellung, daß russische Astronauten in Zukunft auf amerikanischen Raumtransportern reisen werden und umgekehrt – daß dies die Art der Zusammenarbeit für die zukünftige Existenz der Menschheit ist. Denn wenn man sich die Welt so ansieht, wie sie jetzt ist – es gibt diese Unruhen, es gibt Ängste, es gibt Menschen ohne Arbeit, es gibt Menschen in Armut: Die Welt ist in einem so schrecklichen Zustand, und jeder, der das sieht, sieht, daß es so nicht weitergehen kann! Viele Menschen haben Angst davor, was die Zukunft bringen wird.“

Sie betonte: „Es gibt einen Weg, all diese Probleme zu lösen, und der besteht darin, daß wir den nächsten Schritt in der Evolution der Menschheit tun müssen. Das ist die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt, in der Weltraumforschung, um die gemeinsamen Ziele der Menschheit zu bewältigen.“

Als Beispiel hierfür nannte sie den Schutz vor Asteroiden. „Allein in dieser Woche werden fünf große Asteroiden vorbeiziehen; der nächstgelegene wird direkt hinter dem Mond passieren, und er hat einen Durchmesser von 36 Metern, das ist also keine Kleinigkeit. Wir wissen noch nicht, wie wir die Erde gegen solche Asteroiden verteidigen können, die manchmal – und Kometen noch mehr – extrem schnell auftauchen. Wenn wir diese Dinge jetzt nicht gemeinsam planen, könnte es irgendwann zu spät sein, und wir könnten einen Einschlag eines dieser Kometen oder Asteroiden erleben. Das kann verheerende Folgen für die gesamte menschliche Gattung haben.“

Sie fuhr fort: „Beseitigung der Armut, Verteidigung gegen Asteroiden, Aufspüren der Geheimnisse des Universums – dies sind Dinge, die uns als eine menschliche Spezies vereinen, und wir sind an dem Punkt angelangt, an dem wir entweder zu der Erkenntnis gelangen, daß die Menschheit als Ganzes eine höhere Priorität hat als die vielen anderen Interessen, oder aber wir existieren vielleicht gar nicht mehr. Ich bin optimistisch, daß mit dem Weltraumstart ein sehr wichtiger Schritt getan wurde, er erinnert die Menschen daran, was es bedeutet, eine optimistische Perspektive für die gesamte Menschheit zu haben. Aber wir müssen dringend eine neue Ebene des Denkens einführen, ein neues Paradigma und das, was wir seit langem vorgeschlagen haben: die ,Vier Gesetze’ von Lyndon LaRouche. Seine Vorschläge für ein Weltentwicklungsprogramm, die Weltlandbrücke, für die er sein ganzes Leben lang leidenschaftlich gekämpft hat – das ist jetzt der Weg, der eingeschlagen werden muß, und das muß auf die Tagesordnung gesetzt werden. Ich möchte Sie alle bitten, dazu beizutragen, daß diese Diskussion in Gang kommt und so schnell wie möglich umgesetzt wird; wir haben nicht viel Zeit zu verlieren.“

Sie schloß: „Man sollte nicht den Glauben daran verlieren, daß die menschliche Kreativität alle Probleme lösen kann, wenn wir gemeinsam an einem guten Plan arbeiten. Wenn man dieses Vertrauen hat und seine Mitbürger von diesem Standpunkt aus betrachtet, entdeckt man die Kreativität im anderen Menschen – und nicht das, was einem nicht gefällt, und die Probleme, die man sieht. Man muß eine Vorstellung davon haben, daß die menschlichen Beziehungen die Ebene einer höheren Gattung erreichen müssen, und wenn man diesen Ansatz hat, dann kann jedes Problem gelöst werden.“