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Neue Solidarität
Nr. 10, 5. März 2020

Italien und das Coronavirus

Das sind die Folgen der Privatisierungen und der Sparpolitik der EU

Von Liliana Gorini

Die Vorsitzende der LaRouche-Bewegung in Italien (MoviSol) veröffentlichte am 26. Februar die folgende Stellungnahme zur Entwicklung der Covid-19-Epidemie in Italien.

In den letzten zwei Wochen haben Italien und besonders die Region Lombardei in den Medien weltweit wegen der raschen Ausbreitung des Coronavirus Aufmerksamkeit erregt. Die Regionalregierungen der Lombardei und Venetiens, aber auch die nationale Regierung in Rom haben außergewöhnliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen, u.a. die Schließung von Schulen, Kirchen, Theatern und ein Verbot öffentlicher Versammlungen und Veranstaltungen. Davon betroffen war auch eine geplante Konferenz am 1. März in Seregno, nahe dem Epizentrum der Ansteckung, bei der ich zusammen mit dem italienischen Wirtschaftswissenschaftler Nino Galloni über die „Vier Gesetze“ von Mattei und LaRouche sprechen sollte.

Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts (bis einschließlich 26.2.) ist die Zahl der Infizierten in Italien auf 374 gestiegen, davon 240 allein in der Lombardei, und es gab zwölf Todesfälle, alles Personen, die über 75 Jahre alt waren oder an einer Vorerkrankung wie Krebs litten. Was die Ansteckung problematisch macht, ist die Tatsache, daß es sich bei sämtlichen Patienten um sekundäre Ansteckungen handelt, d.h., daß keiner von ihnen in China war, sondern sie alle direkt oder indirekt mit dem ersten Patienten in der Region Lodi in Kontakt standen, einem 38jährigen Mann, der immer noch mit einer schweren Lungenentzündung auf der Intensivstation liegt, obwohl er nicht alt ist und Läufer und Fußballer war. Von Codogno in der Region Lodi aus verbreitete sich das Virus in andere Regionen, darunter die Emilia Romagna, Venetien, Piemont, Ligurien, Basilikata und nun auch die Marken und die Toskana. Restriktive Maßnahmen wie in Wuhan, darunter Polizeistreifen auf den Straßen, die verhindern, daß Menschen Orte betreten oder verlassen, gibt es nur in der sog. „roten Zone“ (Codogno und ein kleines Dorf in Venetien). Zu den Maßnahmen der Regionalregierungen im übrigen Norditalien, insbesondere in der Lombardei, Venetien und in der Emilia Romagna, gehören die Schließung von Schulen, aber auch die Absage öffentlicher Veranstaltungen wie dem Karneval in Venedig, Fußballspielen und wichtigen Ausstellungen wie die geplante Möbelmesse in Mailand im April.

All dies trifft die italienische Wirtschaft natürlich sehr hart. 500 landwirtschaftliche Betriebe in der Gegend von Lodi droht die Schließung, wie der Landwirtschaftsverband Coldiretti ankündigte, und dies wird Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung haben, erst recht in Verbindung mit der verrückten Green-Deal-Politik der Europäischen Union, die den Landwirtschaftssektor sehr hart trifft.

Viele Menschen sind aufgefordert worden, das Haus möglichst nicht zu verlassen und von zu Hause aus zu arbeiten, auch außerhalb der „rote Zone“ von Codogno. Eine von Agenparl zitierte Intensivmedizinerin in Venetien begründet dies damit, daß die Menschen nicht in Panik geraten, sondern nur zu Hause bleiben sollten, weil es nicht genügend Betten auf der Intensivstation für eine größere Patientenzahl gibt. Bei der Grippe, die ähnliche Symptome aufweist, müßten weniger Patienten auf die Intensivstation, während beim Coronavirus, das sich schneller ausbreitet, der Anteil der Intensivfälle 20% beträgt, deshalb „hätten wir bald mehr Fälle als Betten, und wir haben nur 4000 Betten auf Intensivstationen“.

Dies ist die Folge der systematischen Privatisierungen, die in Italien 1993 vom späteren EZB-Chef Mario Draghi nach einem Treffen an Bord der königlich-britischen Yacht Britannia eingeleitet wurden. Nicht nur öffentliche Unternehmen, sondern auch öffentliche Krankenhäuser in der Lombardei und in Venetien wurden privatisiert und können die Intensivpflege nicht garantieren. Dies ist auch die Folge der Sparpolitik, die Italien von der Europäischen Union auferlegt wurde, mit drakonischen Kürzungen der Gesundheits- und Bildungsbudgets. Es gibt nicht genügend Ärzte, um eine solche Epidemie zu bewältigen, viele haben Italien verlassen und sind in die USA oder andere Länder gezogen, weil sie nicht bezahlt wurden.

Eine der Folgen der raschen Ansteckungen und der rigiden Maßnahmen der Regionalregierungen ist, daß sich in der Bevölkerung Panik ausbreitet. Als am 21. Februar der regionale Erlaß über die Schließung der Schulen verkündet wurde, stürmten die Menschen die Supermärkte, um alles aufzukaufen, als ob sie einen Bunker mit drei Monaten Proviant füllen müßten. Die Autorin beobachtete dieses Phänomen selbst, als Menschen 24 Flaschen Wasser, Nudeln und Milch für zwei Monate stapelten und in wenigen Stunden die Regale leerten. In einem Esselunga-Supermarkt in Cusano Milanino kam es sogar zu einer Messerstecherei zwischen Kunden, die um Lebensmittel stritten. Einen passenden Vergleich findet man vielleicht nur bei Boccaccio in seinem Decameron oder Manzoni in seinem I promessi sposi (Die Verlobten), die ähnliche Ereignisse als typische Phänomene einer Massenpsychose zur Zeit der Schwarzen Pest beschreiben.

Die Panik in der Bevölkerung beweist aber auch das mangelnde Vertrauen in die politischen Institutionen in Europa – anders als in China, wo man den Anweisungen der Regierung folgt und Präsident Xi Jinping vertraut. Heute vertrauen nur noch sehr wenige Italiener der Regierung von Giuseppe Conte, die auch als „Ursula von der Leyens Regierung“ bekannt ist, da sie gebildet wurde, um Neuwahlen zu verhindern und die Sparmaßnahmen der EU durchzusetzen, und die den Italienern noch bis vor wenigen Wochen versicherte, sie habe „alles unter Kontrolle“.