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Neue Solidarität
Nr. 7, 14. Februar 2019

Friedrich List, Adam Smith und Chinas Aufschwung

Prof. Justin Yifu Lin, früher Chefökonom der Weltbank und heute Dekan des Instituts für Neue Strukturreformen und des Instituts für Süd-Süd-Kooperation in Beijing, hielt am 1. August 2018 die Hauptrede beim Sonvoco-Forum in Salzburg zum Thema „Chinas Aufstieg und seine Konsequenzen für die Welt“ und beantwortete anschließend Fragen aus dem Publikum.

Auf eine Frage nach der Rolle des Staates in der Wirtschaft antwortete er (Paraphrase):

Deutsche Ökonomen sollten diese Frage sehr leicht beantworten können, denn Friedrich List ist die Grundlage für das, was Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert tat und noch heute tut. Die Rolle des Staates war sehr wichtig und sehr erfolgreich.

Leider ist die akademische Diskussion heute von Neoliberalismus beherrscht, der nur die Rolle des Marktes beachtet. Aber damit Länder wirtschaftlich aufholen und die Armut überwinden können, müssen der Markt und der Staat zusammenarbeiten. Der Staat muß den Zustand des Landes und dessen mögliche Vorteile berücksichtigen. Unternehmer sorgen sich nicht um die Wettbewerbsvorteile des Landes, sondern nur um ihren Gewinn. Wenn der Staat Technik, Arbeitskräfte und Infrastruktur wettbewerbsfähiger macht, werden die Unternehmen das nutzen.

Volkswirtschaften sind keine Ansammlung gegebener Ressourcen. Man braucht „Pioniere“, die neue Technologien entwickeln, deshalb muß der Staat diese Pionierunternehmen fördern.

China hat aus seinen Erfahrungen gelernt, daß die Infrastruktur der Engpaß bei der Entwicklung ist. Unternehmer können das nicht leisten – wie schon List sagte, den Infrastrukturaufbau muß der Staat entweder koordinieren oder selbst übernehmen.

Man braucht immer zwei Hände. Der Neoliberalismus redet leider nur über den Markt und spielt die Bedeutung des Staates herunter, es wird gefordert, zu Adam Smith zurückzukehren. Aber Smith wußte nichts von der industriellen Revolution. Heute sieht man, wie Länder aufholen können, indem sie ihre Industrie ausbauen, und wir müssen ihnen dabei helfen.

Auf eine Frage nach der Neuen Seidenstraße antwortete Lin:

China ist jetzt eine der großen Volkswirtschaften der Welt und muß daher auch Verantwortung übernehmen, anderen Ländern zu helfen.

In der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg waren die westlichen Länder sehr großzügig, sie gaben den Entwicklungsländern mehr als 13 Billionen Dollar. Aber wenn man China ausnimmt, ist die Zahl der Armen trotzdem nicht gesunken, sondern steigt weiter. Nur zwei Länder haben es geschafft, aus der Armut zu einkommensstarken Ländern aufzusteigen (Südkorea und China), und nur 13 der 101 armen Länder schafften den Aufstieg zu Ländern mit mittlerem Einkommen. Alle anderen sind immer noch arm. China muß also nicht einfach bloß Geld geben, sondern muß es besser machen.

China ist ein Entwicklungsland und man hat gesehen, was in China funktioniert und daher wahrscheinlich auch in anderen Ländern funktionieren wird. Der Engpaß ist die Infrastruktur. Deshalb stehen bei der Gürtel- und Straßen-Initiative der Ausbau der Infrastruktur und die Vernetzung im Mittelpunkt.

Den Mitschnitt seines Vortrags finden Sie im Internet unter: https://vimeo.com/282650091

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