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Von Diane Sare
Diane Sare leitet das Chor-Projekt des Schiller-Instituts in Manhattan.
Guten Tag. Ich möchte Helga danken, daß sie mir die Möglichkeit gibt, über etwas zu sprechen, das mir sehr am Herzen liegt: die Notwendigkeit einer Renaissance der klassischen Kultur. Das ist für alle Generationen dringend, besonders jetzt, weil wir uns in einem Moment des epochalen Wandels befinden, wie Helga bereits sagte. Meine größte Befürchtung ist, daß wir nicht das volle Potential dieses Moments erkennen, weil es uns an Dichtern fehlt oder weil wir im Namen des „Realistischen“ unseren inneren Dichter unterdrücken. Wir brauchen Künstler und Träumer, die sich das volle Potential für die Menschheit vorstellen können, ohne es vorher erlebt zu haben – wie Alexander Hamilton, die für eine Zuckerplantage in der Karibik die Buchhaltung machte, das schreckliche Leid der Sklaverei sieht, aber eine Vision für eine Regierungsform hat, die die Prinzipien der göttlichen Natur der Menschheit wahrt.
Wir müssen auch unseren Sinn für Ironie und für Humor wiederfinden. Die sogenannten Nachrichtenmedien sind wirklich „Fake News“, und eigentlich ist es noch schlimmer, weil sie jetzt ganz offen von schurkischen Geheimdienstagenten betrieben werden, wie dem ehemaligen CIA-Direktor und Folter-Freund John Brennan, der jetzt ein wichtiger Kommentator bei CNN ist (und dessen Bruder übrigens meinen Ehemann in New York City Prügel angedroht hat). Josh Campbell, Mitarbeiter von James Comey beim FBI, ist jetzt bei MSNBC – und ich bin sicher, daß es noch viel mehr sind.
Ist es also ein Wunder, daß die Presse verrückt spielt, wenn Präsident Trump ankündigt, daß er unsere Truppen aus Syrien und Afghanistan abziehen will? Sie erfinden Argumente, warum wir Syrien für immer besetzen und aufspalten sollten, und erklären der Türkei den Krieg, die zufällig über viele unserer Atomwaffen verfügt. Sie beschuldigen Trump, Krieg zu verursachen, aber es war nicht er, der sich über den qualvollen Mord an Gaddafi freute und der sagte: „Welchen Unterschied macht das?“, als die Amerikaner in Bengasi starben.
Viele Leute mögen denken, daß Präsident Trump nicht wie ein Dichter aussieht oder redet – obwohl ich finde, daß manches, was er sagt und tut, eine poetische Qualität hat – gute, beißende Ironie und Humor. Ich bin mir nicht sicher, ob eine weniger aggressive Persönlichkeit den Ansturm der Hyänen in den Nachrichtenmedien hätte überleben können und in der Lage wäre, Zehntausende verzweifelte Amerikaner zusammenzubringen, damit sie wieder wie Bürger handeln.
Stellen Sie sich vor, wieviel Spaß Shakespeare an einem Charakter wie Präsident Trump hätte, der zusammen mit Putin, Xi und Modi (Staatsmänner, die von den Fake News genauso „geliebt“ werden) Architekt für ein edles, neues Paradigma für die Menschheit und für eine Welt ohne Krieg werden könnte.
Nun, um eine Renaissance zu erleben, denke ich, muß man erst fast tot sein – wie könnte es sonst eine Wiedergeburt geben? Erfüllen wir hier im Westen dieses Kriterium? Letzte Woche las ich eine schreckliche Geschichte über zwei junge Männer von 17 und 19 Jahren, die einen 79jährigen Mann die Straße entlang jagten und sich selbst dabei filmten, wie sie auf ihn einschlugen, bis seine Rippen und sein Bein gebrochen waren und er in kritischem Zustand ins Krankenhaus gebracht wurde. Vor einigen Monaten wurde ein Gymnasiast in Long Island auf dem Bürgersteig vor seiner Schule zu Tode geprügelt, während 50 andere Schüler zusahen und den Vorfall filmten.
Was ist mit uns los?? Unsere Kinder sind zu kaltblütigen Mördern geworden! Wird diese schreckliche Grausamkeit und Gewalt durch Waffen verursacht? Man kann argumentieren, daß Personen, die sich an solchen Verbrechen beteiligen würden, keine Waffen haben sollten, aber man kann nicht argumentieren, daß die Waffen die Ursache sind, der Streit über Waffenbesitz wird daran nichts ändern.
Ich möchte Sie an eine Schrift erinnern, die Lyndon LaRouche 1999 nach dem Massaker an der Columbine High School verfaßte. Sie hieß „Star Wars und Littleton“. Darin behauptet er, daß Kinder systematisch zu Terroristen gemacht werden, und identifiziert zwei Faktoren, die entscheidend sind, wenn man einen Mörder produzieren will. Er schreibt:
„Wenn Sie etwa nur einen kleinen Teil der Star-Wars-Serie sehen, fällt das wichtigste epistemologische Thema schon auf den ersten Blick deutlich auf. In diesem Moment muß man sich nur fragen: ,Sehen diese Kreaturen für mich menschlich aus?' Wie könnte jemand im Ernst behaupten, die Bedeutung dieser Frage zu übersehen?
Wie kann man unschuldige Kinder so weit verderben, daß sie psychotische Mörder werden? Die schnelle Antwort auf diese Frage lautet: Man entmenschlicht das Menschenbild. Die Einzelheiten, wie dies zur Produktion junger ,Nintendo’-Terroristen führt, sind eine kompliziertere Angelegenheit. Dennoch ist es keine übertriebene Vereinfachung zu sagen, daß sobald dieser erste Schritt der Entmenschlichung des Menschenbildes vollbracht ist, die axiomatische Grundlage dafür geschaffen ist, aus dem Krieg und dem Töten nur noch ein kindisches Spiel zu machen, das nach der Auffassung eines kindlichen Geistes über die Bedeutung der Einhaltung der Regeln gespielt wird.“
Man verwischt also bewußt den Unterschied zwischen Mensch und Tier, und dann erlegt man der Gesellschaft ein willkürliches Regelwerk von Verhaltensregeln auf, bei denen das grundlegendste Prinzip des Universums nicht berücksichtigt wird, nämlich das Prinzip der Veränderung, und vor allem die einzigartige Fähigkeit des Menschen, seine Gattung und sogar seine persönliche Identität zu verändern.
Wir stießen auf dieses Problem im Zusammenhang mit dem „Gesetz zum Schutz von Eigenheimbesitzern und Banken“, das Lyndon LaRouche 2007 entwarf, um einen Bankenzusammenbruch zu stoppen und zu verhindern, daß Millionen Amerikaner ihre Eigenheime verlieren und auf die Straße geworfen werden. Das größte Argument dagegen war immer: „Warum sollten wir die Leute schützen? Sie haben doch die Hypothek unterschrieben!“ Willkürliches Recht sollte gelten – die Tatsache, daß die Banken vorsätzlichen Betrug begangen hatten, um ahnungslose ältere oder arme Menschen abzuzocken, wurde nicht als ausreichender Grund angesehen, um die vertragliche Vereinbarung aufzuheben.
Ich bin überzeugt, daß die systematische Entlassung der psychisch Kranken aus den Kliniken, die ab den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten stattfand, uns dazu bringen sollte, die Armen nicht mehr als vollwertige Menschen zu betrachten. „Die sind verrückt“ – und viele waren es tatsächlich. Wenn man heute das Wort „Obdachlose“ hört, denken viele, das sei gleichbedeutend mit „Verrückte“? Irgendwie soll das rechtfertigen, daß wir diese Menschen auf der Straße sich selbst überlassen, bis sie an Kälte oder Krankheit sterben oder Gewaltverbrechen gegen andere begehen.
Die Gefängnisse in den Vereinigten Staaten sind voll von Menschen, die psychisch krank sind, und viele von ihnen werden nicht behandelt. Auch hier kann man die Rechte der Gefangenen einfach ignorieren, denn es sind ja „böse Menschen“ oder „Verrückte“. Es kann einem egal sein, daß Menschen in den Vereinigten Staaten jahrelang im Gefängnis festgehalten werden können, bevor ihr Prozeß stattfindet, weil sie zu arm sind, um sich die Kaution zu leisten. Im vergangenen Winter während des sogenannten „Arktiseinbruchs“ mit Temperaturen von minus 5 und 10 Grad Celsius hatte das Gefängnis in Brooklyn eine Woche lang keine Heizung!
Von da aus ist es nicht schwer, die gleiche Geringschätzung auch auf Flüchtlinge, Arme, Behinderte usw. auszuweiten.
Aber was ist die wahre Natur des Menschen? Dies ist der Bereich, in dem LaRouche den Durchbruch in Bezug auf den Zusammenhang zwischen menschlicher Kreativität und physischer Wirtschaft erzielt hat. Und es gibt hier ein Paradox – Einstein hat darüber ein entzückendes kurzes Papier geschrieben –, denn eine bahnbrechende Entdeckung geschieht im Kopf eines einzelnen Individuums. Es handelt sich nicht um einen kollektiven Akt. Aber der einzelne wäre nie in der Lage, diesen Durchbruch zu schaffen, ohne alle die Vorteile, die er davon hat, Teil einer menschlichen Gesellschaft zu sein. Zudem ist die Entdeckung nur so lange von Wert, wie die Gesellschaft fähig ist, sie aufzunehmen. Das war der Durchbruch der Amerikanischen Revolution und unserer Unabhängigkeitserklärung, die das Recht auf „Leben, Freiheit und Streben nach Glück“ bekräftigte. Die Regierung existiert, um die Möglichkeit der individuellen Kreativität zu schützen, die wiederum von der Gesellschaft als ganzes aufgenommen werden kann.
Können wir von den Menschen „verlangen“, daß sie kreativ sind? Nun, hören wir uns LaRouche zu dieser Frage an. Das folgende stammt aus einer Rede, die er kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Mai 1994 auf der Gründungskonferenz einer „Bewegung für ein nationales Musikkonservatorium“ gehalten hat.
Lyndon LaRouche (Video): „Wir haben jetzt in diesem Land und auf der ganzen Welt Unterdrückung. Aber die schlimmste Unterdrückung ist die Unterdrückung der Seele. Das ist schlimmer als Mittelmäßigkeit: die Zerstörung des Persönlichkeitsgefühls, die Zerstörung der Konzentrationsfähigkeit, die Zerstörung der Erkenntnis, daß das eigene Selbst nach dem Bilde Gottes geschaffen ist.
Die Unfähigkeit, die eigene Kreativität zu erkennen. Die Unfähigkeit, die Erfahrung der Entdeckung eines großen Entdeckers der Vergangenheit, sei es auch nur des Satzes des Pythagoras oder so etwas, nachzuerleben – wo das Kind, indem es weiß, daß es die Erfahrung der Entdeckung eines großen Entdeckers repliziert hat, nun weiß: ,Auch ich habe diese Kraft der Kreativität in mir.’ Und wenn das Kind das in einer Reihe von Fällen tut, sagt sich das Kind: ,Ich habe diese schöpferische Kraft, die ich mit Gott dem Schöpfer verbinde! Ich bin Ebenbild Gottes! Es ist wahr, Moses hat Recht. Ich bin im Ebenbild Gottes geschaffen – und allen anderen auch.’
Und dann will das Kind das feiern. Und wie könnte man es besser feiern als mit einem Gedicht? Und welches Gedicht wäre besser als eines, das angemessen gesungen wird?
Und wir brauchen Musik. Sie ist ein Teil unseres Geistes. Sie liegt unserer Kreativität ganz nahe.“
Diane Sare: Es gibt eine Legende, die heute allzu weit verbreitet ist, wonach Kreativität unbegreiflich ist, von Launen abhängig, und sich nicht bei Bedarf heraufbeschwören läßt. Bach, Haydn, Einstein, Kepler und alle anderen wahren Genies, auch Lyndon LaRouche, würden natürlich alle vehement gegen eine solche Vorstellung protestieren – ihr unglaublich produktives Leben ist der Beweis. Aber die populäre Meinung ist, daß wir darauf warten müssen, bis wir zu irgendeinem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt eine Inspiration haben oder vielleicht eine minimale Dosis einer starken psychotropen Droge nehmen.
Aber was ist dann Kreativität? Ist es „Innovation“? Wie mißt man das? Wie mißt man, ob etwas gut für die Menschheit ist? Dies ist der Bereich, in dem LaRouche die Entdeckungen zum Zusammenhang zwischen Kreativität und physischer Wirtschaft gemacht hat: daß man die potentielle relative Bevölkerungsdichte erhöhen kann, daß mehr Menschen auf einer gegebenen Landfläche länger und glücklicher leben können, und daß dieses Wachstum über die zu Generationen anhält.
Denken Sie an Präsident Kennedys Apollo-Mission. Das war nicht nur ein Wettbewerb, auch wenn der Sputnik-Schock der erste Anstoß gewesen sein mag. „Erfolgreich auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzukehren“, erforderte vom amerikanischen Volk eine umfassende Mobilisierung von vielen Tausenden und den Einsatz der besten Köpfe für diese Mission. Als die Amerikaner sich der Herausforderung stellten, war der Effekt ansteckend – das ist Optimismus immer. Ziele im Dienst der Menschheit zu erreichen, die wenige Jahrzehnte zuvor unmöglich schienen, weckt den Wunsch nach immer mehr. Es ist kein Zufall, daß zu der Zeit, als wir dieses kühne Unternehmen wagten, die Bürgerrechtsbewegung an Stärke gewann, daß afrikanische Nationen beschlossen, daß sie ihre Souveränität und Unabhängigkeit sichern konnten, und daß das Peace Corps gegründet wurde – wir waren überzeugt, daß Armut überwunden werden kann. Die Liebe zur Menschheit, wie Martin Luther King als Schüler von Mahatma Gandhi und Christus zeigt, galt nicht als etwas für naive, unverbesserliche Optimisten, sondern als eine Kraft des Naturrechts.
Dieses hochinspirierte Menschenbild war zuviel für die Zeusse dieser Welt – das Britische Empire –, und es begann ein gewaltiger Ansturm, um die amerikanische Kultur vom Optimismus in Verzweiflung umzukehren.
Das war keine Kleinigkeit: die Kubakrise, die Morde an den Kennedys, King und Malcom X, der Vietnamkrieg, MK-Ultra mit Drogen an den Hochschulen, die Einführung des ökologische „Tags der Erde“, die Finanzierung der Beatles – 1972, als das letzte Mal ein Mensch auf dem Mond war, ein Jahr, nachdem Nixon den Dollar vom Gold abgekoppelt hatte, war Amerika nur noch ein buntes Chaos von erwachsenen Blumenkindern und Gruppenzwängen, wo jeder bereit war, für sich selbst alles zu tun: Vergnügen suchen und Schmerz vermeiden. Die Menschen waren bereit, ihre eigenen Eltern und Kinder zu verkaufen, nur um voranzukommen.
Doch da es glücklicherweise in der Natur des Menschen liegt, das Gute und das Schöne zu lieben, konnte Lyndon LaRouche trotz all der Häßlichkeit und Zerstörung eine kleine, aber einflußreiche Organisation aufbauen und rekrutieren – von der Sie bei diesem Treffen hier einen Teil sehen. Und Sie sehen, wie sie in den Vereinigten Staaten wieder wächst. Präsident Trump ist ein Optimist, weil er ein Kämpfer ist, und das inspiriert auch eine gewisse Qualität des Kampfes im amerikanischen Volk, aber es gibt noch mehr. Hören Sie, was LaRouche an seinem 75. Geburtstag sagte:
Lyndon LaRouche: „Wir sind an dem Punkt, an dem die Menschen wissen wollen, was sie tun sollen. Aber es ist sehr schwer, in Form von linearen Anweisungen zu erklären, was zu tun ist. Natürlich wissen Sie, daß Lyndon und Helga Zepp-LaRouche Programme für jeden Winkel der Erde entworfen haben, bis hin zur ersten Kolonie auf dem Mars. Aber wenn die Menschen nicht kreativ denken können, wird nichts davon funktionieren. Wir sind keine Maschinen.“
Diane Sare: Die Musik ist dafür entscheidend. Als er Anfang dieses Jahrtausends seine zweite Jugendbewegung rekrutierte, setzte sich LaRouche dafür ein, Chöre zu gründen, und entwickelte im Gespräch mit John Sigerson eine Pädagogik mit Bachs Motette Jesu meine Freude im Mittelpunkt.
Meine beiden Kolleginnen dieser Runde haben wesentliche Beiträge zu diesem Prozeß geleistet, und ich denke, sie werden Ihnen gleich darüber berichten. Antonella Banaudi hat ihr Wissen über den italienischen Belcanto in unsere Bostoner Musikgruppe eingebracht, die besonders an Bach arbeitete, und Elvira Green brachte uns zusammen mit unserer hochverehrten, verstorbenen Sylvia Lee das Wissen und die Geschichte der Spirituals – und vieles mehr, aber die Spirituals sind enorm wichtig, um jeden zu erheben, der Unterdrückung erlitten hat.
Schließlich haben wir im Rahmen von LaRouches Initiative, 2014 nach Manhattan – dem Zentrum der Vereinigten Staaten in der Tradition Alexander Hamiltons und der Verfassung – zurückzukehren, einen Chor gegründet, der für das Organisieren des gesamten Umfelds entscheidend geworden ist. Er hat Ableger in New Jersey, Brooklyn, Queens und Manhattan, und wenn wir uns treffen, sind wir zwischen 80 und 140 Sängern – und noch mehr, wenn unsere Chöre aus Virginia und Boston mitmachen.
LaRouche schlug vor, wir sollten 1500 Sänger versammeln, daran arbeiten wir immer noch. Ich denke, jeder, der Lyn kannte, wurde zumindest gelegentlich durch seine Zukunftsvisionen stark herausgefordert!
Er erklärte dazu, der Zweck dieses Chores sei nicht nur der Einfluß auf das sogenannte Publikum – und manchmal sind jetzt mehr als ein Drittel unseres Publikums Menschen, die irgendwann im Chor gesungen haben, faktisch ist es also wie ein erweiterter Chor von Hunderten –, aber er sprach auch oft über die „Platzierung der Stimme“, was er sowohl wörtlich als auch metaphorisch meinte. Natürlich singen und spielen wir immer in der Verdi-Stimmung von a’ = ca. 430 Hz, und wir streben und kämpfen darum, den Belcanto-Stimmsitz zu erreichen, um schön und natürlich singen zu können. Aber noch wichtiger ist die Platzierung als eine Frage des Geistes – die Vorstellung, daß wir alle am Wahren und Schönen teilhaben können. Und Lyn wußte das. Er sprach darüber, wie der Chor funktionieren würde, indem die kompetenten, ausgebildeten Sänger die Führung übernehmen, und in den neuen Sängern Vertrauen entwickeln, die in einer Gruppe mit den Stärkeren singen. Unsere Amateursänger sind nach einem Konzert stets ganz erstaunt und überwältigt, weil sie in ihrem Inneren spüren, daß sie ein Teil einer universeller Schönheit waren, die sie alleine nicht hätten produzieren können, worin aber ihre scheinbar kleine Rolle, ihre kleine – aber gut platzierte – Stimme unerläßlich war.
Daher möchte ich mit einem kurzen Video mit Schlaglichtern unseres Fortschritts schließen: vom ersten öffentlichen Singen – als eine Jury einen Polizisten nicht anklagte, der einen Schwarzen erschlagen hatte, weil der Zigaretten verkaufte, und als am Tag unseres Konzerts zwei Polizisten erschossen wurden –, bis hin zu unserer Gedenkveranstaltung bei sibirischem Wetter für das russische Alexandrow-Ensemble, das am Weihnachtstag 2016 bei einem Flugzeugabsturz im Schwarzen Meer ums Leben kam, und unseren jüngsten Konzerten in diesem Jahr.1
Sie sehen, wir haben schon viel erreicht, aber wir brauchen immer noch etwa tausend weitere Sänger. Ich danke Ihnen.
Anmerkung
1. Den Mitschnitt dieses Vortrages mit den eingespielten Videoausschnitten finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts unter: https://schillerinstitute.com/the-future-of-humanity-as-a-creative-species/