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Die wachsende Kluft zwischen den Reichsten und den Ärmsten auf der Welt und speziell in Rußland war das Thema einer Konferenz in Moskau am 10. Dezember, an der der Vorsitzende des Schiller-Instituts in Schweden, Ulf Sandmark, teilnahm. Gastgeber der Veranstaltung war die Gesellschaftskammer der Russischen Föderation (OPRF), eine beratende Einrichtung des nationalen Parlaments. Die Spitzenvertreter der OPRF – Lidia Michejewa, Sekretärin, Sergej Ordschonikidse, Vizesekretär, und Walerij Fadejew, scheidender Sekretär der OPRF und Berater Präsident Putins – waren in ihren Reden sehr offen und griffen die verschärfte Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt an.
Fadejew sagte in der Grundsatzrede: „Die Welt stagniert, das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, das Tempo des Welthandels hat sich deutlich verlangsamt und die sozialen Spannungen sind hoch.“ Diese Ungleichheit sei das entscheidende Problem, das sich in Rußland insbesondere seit der Einführung einer Einheitssteuer von 13%, die faktisch die Armen bestraft, verschärft habe.
Ulf Sandmark sprach auf der Konferenzsitzung zum Thema „Wirtschaft für alle“. Er widmete seinen Vortrag dem Andenken an Lyndon LaRouche als Vertreter der physikalischen Ökonomie in der Tradition von Leibniz, Hamilton, List, Carey, Mendelejew, Witte und Wernadskij. Anhand von Grafiken über das explosionsartige Wachstum der Derivate zeigte er auf, warum das gegenwärtige Finanzsystem zum Untergang verurteilt ist, so wie LaRouche dies in seiner „Tripelkurve“ veranschaulicht hat. Sandmark wandte sich auch gegen den „Grünen New Deal“ und die Pläne von Bankern wie dem Chef der Bank von England, Mark Carney, eine neue, grüne Finanzblase zu schaffen. Er erläuterte die Bedeutung einer strikten Bankentrennung und einer nationalen Entwicklungsbank, die Rußland dringend benötige, sowie die Projekte der Gürtel- und Straßen-Initiative und die Erforschung der Kernfusion – die beiden letzten von LaRouches Vier Gesetzen –, um durch wirtschaftliche Entwicklung Gleichheit zu schaffen.
In einer zweiten Rede in einer Sitzung zur Sozialpolitik betonte Sandmark, das kolossale Scheitern der neoliberalen Wirtschaftspolitik sollte nun der Ausgangspunkt sein, um die Wirtschaftspolitik auf mehr Gleichheit auszurichten, indem man eine Kreditpolitik für Infrastrukturaufbau, Vollbeschäftigung und Stärkung der wirtschaftlichen Rolle der Mittelschicht betreibt.
Prof. Enzo Siviero, ehemaliger Dozent für Brückenbau an der Universität von Venedig und heute Rektor der eCampus-Universität, präsentierte am 9. Dezember auf einer Konferenz in Tirana das ehrgeizige Projekt einer Brücken-Tunnel-Verbindung zwischen Italien und Albanien-Griechenland, kurz GRALBeIT.
Die Konferenz „Italien und Albanien: ein Tor zum Balkan“ wurde vom albanischen Diasporaminister Pandeli Majko eröffnet, der daran erinnerte, daß er 2005 als Verteidigungsminister diese Idee zum erstenmal aufgebracht hatte: „Damals lachten alle darüber und hielten mich für verrückt. Aber heute erscheint es nicht mehr so verrückt.“
Siviero, der GRALBeIT schon auf der Konferenz des Schiller-Instituts bei Frankfurt am 16. November vorgestellt hatte (siehe Neue Solidarität 49/2019), entwickelte dieses Projekt als Teil eines „Odysseus-Korridors“, wie er ihn nennt, weil er das geographische Gebiet abdeckt, das der legendäre Odysseus bereiste. Der Plan umfaßt Bahnverbindungen durch den europäischen Korridor 8 (Albanien, Nordmakedonien und Bulgarien) und Griechenland (von Vlora bis zum Hafen Piräus), über die Meeresquerung nach Süditalien und weiter über die Straße von Messina zum Westufer Siziliens; von dort soll dann ein weiteres ehrgeiziges Infrastrukturprojekt (TUNeIT) Italien und Tunesien verbinden. Siviero sieht diesen Odysseus-Korridor als Teil einer Weltlandbrücke von Kapstadt nach Peking.
Weitere Redner waren der ehemalige albanische Finanzminister und Prorektor des Tirana eCampus, Arben Malaj, der über Chancen und Risiken der Belt & Road-Initiative (BRI) sprach, und Dipl.-Ing. Kujtim Hashorva, Leiter der Direktion für Straßenverkehrspolitik des albanischen Verkehrsministeriums.
Claudio Celani vom Schiller-Institut wurde eingeladen, die Konferenz mit einer kurzen Vorstellung des Schiller-Instituts abzuschließen. Er beschrieb die von Helga und Lyndon LaRouche bereits 1989 initiierte Kampagne für Entwicklungskorridore zur Integration West- und Osteuropas, die sich zur Eurasischen Landbrücke, Neuen Seidenstraße und Weltlandbrücke weiterentwickelte. Angesichts der beiden Korridore Palermo-Berlin und Athen-Hamburg erscheint ein Projekt wie GRALBeIT nicht mehr utopisch, sondern erhält insbesondere im Rahmen der BRI regionale und globale strategische Bedeutung. Das Schiller-Institut plant, im nächsten Jahr eine internationale Konferenz zu diesem Thema in Tirana zu veranstalten, kündigte Celani an.