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Neue Solidarität
Nr. 51, 19. Dezember 2019

Wohin geht Amerika?

LaRouches Lösung als Ausweg aus dem Chaos

Von Harley Schlanger,
ehemaliger Sprecher von Lyndon LaRouche,
Vorstandsmitglied des Schiller-Instituts

Ein guter Ausgangspunkt, um die Frage „Wohin geht Amerika?“ zu beantworten, ist, sich anzusehen, was Roger Stone sagte, als er gebeten wurde, den Tod von Lyndon LaRouche zu kommentieren. Stone, ein langjähriger Freund von Präsident Donald Trump, steht derzeit als letzter der Angeklagten der betrügerischen Russiagate-Strafverfahren des juristischen Auftragstäters Robert Mueller vor Gericht. Er wurde vor allem aufgrund seiner Rolle als Schlüsselstratege für Trumps Wahlkampf ins Visier genommen.

Stone war LaRouche erstmals 1980 in New Hampshire begegnet, als er in Neuengland Koordinator für Ronald Reagans Präsidentschaftswahlkampf war. Auf die Frage nach seiner Beziehung zu LaRouche sagte Stone, er sei mit LaRouches „außergewöhnlichem und prophetischem Denken sehr vertraut“, und er fügte hinzu, LaRouches Ideen hätten bei Donald Trumps Wahlsieg „hinter den Kulissen eine wichtige Rolle gespielt“.

Viele, die LaRouche über die Jahre verfolgt hatten, äußerten sich überrascht darüber, daß er und seine Bewegung Trump seit seiner Wahl gegen den Regimewechsel-Putsch verteidigen, den der britische Geheimdienst in Verbindung mit Obamas Geheimdienst-Team betreibt, um ihn zu stürzen. Trumps öffentliche Persönlichkeit als grober, ignoranter, egomanischer Tyrann, wie sie von den feindlichen Medien dargestellt wird, scheint Lichtjahre entfernt von dem nachdenklich machenden, philosophischen Ansatz LaRouches. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß der laufende Putschversuch vom gleichen Netzwerk und sogar einigen derselben Personen durchgeführt wird wie damals, wie Robert Mueller, der den Schauprozeß führte, der Lyndon LaRouche 1989 ins Gefängnis brachte.

In einem Interview im Februar 2017, in dem er über Trumps Wahlsieg sprach, nannte LaRouche den Grund für seine Unterstützung. Er erinnerte an Trumps Wahlversprechen, zum Amerikanischen System der Ökonomie zurückzukehren – damit könne man möglicherweise „die Voraussetzungen für eine Wiederbelebung der amerikanischen Wirtschaft schaffen“. Die Stimmen für Trump, so LaRouche weiter, „sind eine der vielen Ausdrucksformen davon, daß die Bevölkerung es satt hat, Opfer der... Globalisierung zu werden, die die Armen ärmer macht und die Mittelschicht kaputtmacht. Trump gab diesem Gefühl Ausdruck.“

Damit die USA die turbulente Zeit überleben können, in der sich Menschen auf der ganzen Welt erheben und angesichts der Implosion des neoliberalen Wirtschafts- und Finanzsystems die traditionellen politischen Parteien zerfallen – wie hier in Deutschland –, ist es dringend erforderlich, daß Trump dieses Versprechen aufgreift, das Amerikanische System zu erneuern und es als Politik seiner Regierung umzusetzen.

Das bedeutet, daß immer mehr amerikanische Bürger die Geschichte des einzigartigen Charakters Amerikas kennenlernen müssen, der es in seinen besten Momenten auszeichnete und der sich am deutlichsten im Lebenswerk eines seiner größten Denker, Lyndon LaRouche, widerspiegelt. Und das ist die lange Geschichte des Kampfes eines klassischen, republikanischen, humanistischen Menschenbildes gegen eine imperiale, oligarchische Sichtweise.

LaRouche bemerkte oft, seine konkurrenzlose Leistung als Prognostiker sei auf seine Zurückweisung der Axiome des Neoliberalismus zurückzuführen und auf seine Weigerung, die Tyrannei der „öffentlichen Meinung“ zu akzeptieren.

(Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine kurze Anmerkung zu seiner beispiellosen Fähigkeit zur Prognose. Wenige Tage vor der Wahl im Jahr 2000 zwischen dem verrückten Grünen Al Gore und dem zukünftigen Kriegsverbrecher George W. Bush wurde Lyn während einer Jugendkaderschule gefragt, was seiner Meinung nach das Ergebnis der Wahl am nächsten Dienstag sein würde. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern sagte er: „Wir werden es nicht sofort wissen, vielleicht bekommen wir das Ergebnis sogar erst in einigen Wochen oder Monaten.“ Dabei beließ er es. Der Raum reagierte mit verblüffter Stille. Später, nachdem er gegangen war, wurde ich als sein Sprecher gefragt, was er meinte. Ich suchte nach einer Antwort, doch dann mußte ich zugeben: „Ich habe keine Ahnung.“ Aber bemerkenswerterweise stellte sich heraus, daß er Recht hatte!)

In seinen Wirtschaftsprognosen ging er immer von oben nach unten vor. Vergeßt die Statistiken, sagte er, die Systemanalyse und die Quanten-Algorithmen. Man muß damit beginnen, zu erkennen, daß der Neoliberalismus keine Wirtschaftstheorie ist, sondern eine Krankheit, die ihren neuzeitlichen Ursprung im imperialen Venedig hat.

Die Venezianer orientierten sich insgesamt am barbarischen Weltbild des Römischen Reichs, sie sahen sich jedoch mit einem neuen Feind konfrontiert: mit der Entstehung des modernen Nationalstaates, einem Produkt der Goldenen Renaissance, einer Bewegung, die das von Kardinal Nikolaus von Kues entwickelte wissenschaftlich-philosophische Menschenbild mit der wissenschaftlich-künstlerischen Brillanz Leonardo da Vincis verband.

Die politische Form des Nationalstaates, die aus dieser Kombination hervorging, war die Idee, daß die Regierung „moralisch dafür verantwortlich sein muß, das allgemeine Wohl aller Menschen und ihrer Nachkommenschaft, ihre kulturellen Entwicklung, ihr Wohlergehen, die Verbesserung des Landes zu fördern“. Dieses Konzept, das zur Grundlage der Idee der nationalen wirtschaftlichen Souveränität wurde, bildete die Grundlage für die Fortschritte in der Staatskunst, die mit der Herrschaft von König Ludwig XI. von Frankreich in der Mitte des 15. Jahrhunderts und Heinrich VII. von England am Ende dieses Jahrhunderts verbunden waren. Und diese Tradition beseelte drei Jahrhunderte später die Gründerväter der USA und ist in deren Gründungsdokumente, die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung, eingebettet.

Die Venezianer erkannten sofort die Bedrohung, die diese sich ausbildenden souveränen Staaten für ihr imperiales System darstellten, das auf Sklavenarbeit und Freihandel basierte. Als es unmöglich wurde, ein globales Imperium von Venedig aus zu führen, zog das venezianische System nach Norden und wurde als anglo-niederländischer Liberalismus erneuert, der 1688 durch die Machtübernahme in England gefestigt wurde. Nach 1763 wurde die Britische Ostindien-Gesellschaft zur wirtschaftlichen Basis dieses Reiches, das bald zu einem globalen Empire wurde.

Einer der Hauptsprecher dieses Imperiums war John Locke, der oft fälschlicherweise als der wichtigste philosophische Einfluß auf die amerikanischen Gründerväter bezeichnet wird. Schändlicherweise wird dies heute an amerikanischen Universitäten als Evangelium gelehrt und von den meisten Ökonomen und Politikwissenschaftlern akzeptiert. In Wirklichkeit war Locke ein führender Apologet des Imperiums. Er war Investor der Königlichen Afrika-Gesellschaft, die im Zentrum des Sklavenhandels stand. Seine „Grundlegenden Verfassungen von Carolina“, verfaßt im Rahmen seiner Tätigkeit als Sekretär des erz-imperialistischen Earl of Shaftesbury, ist eine Verteidigung der Regierung durch eine feudale Aristokratie. Er war maßgeblich an der Gründung der Bank von England 1694 beteiligt, die laut ihrer offiziellen Geschichte als „Privatbank gegründet wurde, um als Bankier der Regierung zu fungieren“. 1696 wurde Locke vom König in den Handelsrat berufen, den ursprünglichen Vollstrecker des britischen Freihandelsdogmas, ähnlich wie dies heute der Weltwährungsfonds, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und die Welthandelsorganisation als Vollstreckungsorgane privater Finanzinstitute verkörpern.

Britisches contra Amerikanisches System

In einem Internetforum am 12. Oktober 2005 mit dem Titel „Die Wahrheit in wirtschaftlichen Prognosen“ stellte LaRouche den Unterschied zwischen Lockes System – dem britischen System, das bis heute existiert – und dem Amerikanischen System heraus. Der Hauptunterschied ist die Herrschaft des Geldes privater Interessen und die Unterordnung der Realwirtschaft unter die Geldinteressen. Im britischen System wird ein Wert anhand monetärer Größen gemessen, die manipuliert werden können, so wie man es beim Ende des Bretton-Woods-Systems nach 1971 und in der Zeit vor dem Crash 2008 sah und auch heute wieder sieht; unhaltbare Schulden in den Büchern von Banken und Finanzinstituten werden zum Nennwert geschützt durch unbegrenzte Geldschöpfung und betrügerische Stützungsaktionen wie „Quantitative Lockerung“, negative Zinssätze und Tagesgelder, die in die sog. Repo-Märkte gepumpt werden.

In dem Internetforum sagte LaRouche, daß im Gegensatz dazu in einer Republik „die Leistung des Geldes an der Realwirtschaft gemessen wird. Wie betreiben wir ein Geldsystem zur Förderung von Handel und Investitionen, zur Steigerung der Produktivität und damit zur Erhöhung der Entwicklungsmöglichkeiten?“

Auf dieses Thema kam er am 2. März 2006 in einer Rede in Berlin über „Die Dringlichkeit des Amerikanischen Systems heute“ zurück. Er sagte darin, daß Regierungen, die derzeit wie in den USA und in Europa unter der Europäischen Union auf monetären Systemen basieren, egal ob einem angeblich linken „Keynesianischen“ oder einem neoliberalen „Friedmanschen“ System, „Untergebene einer Zentralbank sind. Die Zentralbank ist weitgehend eine von privaten finanziellen Interessen beherrschte Schöpfung... Wenn die Regierung nicht sehr mächtig ist und viel Unterstützung hat, wird die Regierung von ihr beherrscht.“ Er fuhr fort, das britische System verbinde heute diese private Kontrolle über die Geldpolitik mit der sog.„Globalisierung“, die die Politik der Regierungen im transatlantischen Raum bestimmt.

Lassen wir diese Worte kurz wirken: „Man braucht unbedingt souveräne Nationalstaaten.“ Nur in einem Land, dessen wahre Geschichte bewußt verzerrt und dermaßen umgelogen wurde, daß die führenden Politiker John Locke als Mentor unserer Gründerväter loben, konnte die Idee der nationalen Wirtschaftshoheit als „rassistische“ Doktrin angeprangert werden. Doch genau das behaupten diejenigen, die Präsident Trump angreifen – in den seltenen Fällen, wo sie überhaupt versuchen, eine Debatte zu führen.

Was sie mit ihren verrückten Tiraden gegen Trump in Wirklichkeit angreifen, ist die Vorstellung von Amerika, die LaRouche verteidigte, etwa als er in einem Internetforum im Oktober 2005 sagte: „Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land, das einzige nationale System, das mit dem Amerikanischen System der politischen Ökonomie jemals das britische System mit Erfolg in Frage gestellt hat.“

Die Zukunft der Vereinigten Staaten hängt davon ab, daß wir diese Worte in ihrer ganzen Bedeutung verstehen, damit wir uns heute für LaRouches Lösung entscheiden können, um den Kampf gegen das Empire zu gewinnen, an dessen Spitze die privaten finanziellen Machthaber von der City und der Wall Street stehen. Präsident Trump hat diese Kräfte kürzlich in der Formulierung von Präsident Eisenhower als „Militärisch-Industriellen Komplex“ bezeichnet, als er darüber sprach, warum er beschlossen hat, mit der Politik der amerikanischen Beteiligung an „endlosen Kriegen“ in den letzten zwei Jahrzehnten zu brechen, das ist zwar ein Schritt in diese Richtung, geht aber nicht weit genug.

Der Präsident sollte – genauso wie Sie – über die Bedeutung der folgenden Erklärung LaRouches aus einem Internetforum vom 11. November 2009 nachdenken, das er veranstaltete, nachdem klar geworden war, daß die neue Regierung Obama die gescheiterte und katastrophale Politik der Regierung Bush, die zum Crash 2008 geführt hatte, fortsetzen würde. Ich glaube, dieses klare Konzept für die Zukunft ist das, was Roger Stone im Sinn hatte, als er sagte, daß LaRouche eine „wichtige Rolle hinter den Kulissen“ bei Trumps Wahlsieg spielte:

Schlanger: Heute hängt die Zukunft Amerikas davon ab, daß es sich in Zusammenarbeit mit der Belt & Road-Initiative an dem von LaRouche konzipierten Viermächteabkommen beteiligt. Es ist an der Zeit, daß die USA als Nation ganz zu ihren antiimperialen Wurzeln zurückkehren und auf LaRouches Lösung setzen.

Vielen Dank.