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Neue Solidarität
Nr. 50, 12. Dezember 2019

LaRouches Entdeckungen: Ausbildung einer neuen Generation

Von Megan Beets und Jason Ross

Einführung

Jason Ross: Lyndon LaRouche, der Anfang dieses Jahres verstorben ist, hat, wie wir auf dieser Konferenz gehört haben und hören werden, in vielen Bereichen bedeutende Arbeit geleistet. In diesem Vortrag werden Megan Beets und ich LaRouches Arbeit in der Wissenschaft behandeln, mit besonderem Augenmerk auf einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt, bei dem wir beide mit ihm zusammengearbeitet haben – dem sogenannten „Basement-Team“ (Keller-Team).

© EIRNS/Delonte Bess
Lyndon LaRouche 2007 bei einem Treffen mit Mitgliedern des Basement-Teams.

Wir werden über LaRouches Arbeit in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik sprechen, einige der wissenschaftlichen Themen diskutieren, die er für am wichtigsten hielt, ihre Relevanz für die Wirtschaft ansprechen, aufgreifen, wie sie zur Rekrutierung junger Menschen für seine Perspektive beitrugen, und über die Bedeutung der Fragen reden, die er heute der Wissenschaft stellt.

LaRouche zeigte, daß wirtschaftliche Verbesserung eine Erhöhung der sogenannten Energieflußdichte erfordert – der Intensität des Energieflusses, gemessen in Bezug auf Stromerzeugung, in den industriellen Anwendungen und in der Wirtschaft insgesamt. Aufgrund der enorm höheren Kraft der atomaren Bindungen im Vergleich zu chemischen Verbindungen muß die nächste Stufe der menschlichen Wirtschaft auf der Kraft des Atoms basieren, und die großartigste Technologie am Horizont zur Verbesserung der Energieflußdichte der menschlichen Wirtschaft ist die Kernfusion.

LaRouche war ein unermüdlicher Verfechter der Forschung und Forschungsfinanzierung für die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen in der Plasmaphysik, der gerichteten Energie und der Kernforschung, die erforderlich sind, um diese Energiequelle der Zukunft zu erreichen. Er leitete 1974 die Gründung der Fusion Energy Foundation, deren US-Magazin Fusion Zehntausende Abonnenten hatte, bevor sie durch ein staatliches Zwangskonkursverfahren, das später für illegal erklärt wurde, geschlossen wurde.

In seiner Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern auf den Gebieten der Kernfusion, Plasmaphysik und Weltraumforschung setzte sich LaRouche für mehrere Themen ein:

© EIRNS
Lyndon LaRouche mit jungen Teilnehmern bei einer Konferenz des Schiller-Instituts 2003.

Die Einstellung des Magazins Fusion und anderer LaRouche-Publikationen war Teil eines Prozesses, der 1989 zur betrügerischen Verurteilung und Inhaftierung LaRouches führte. Nach seiner Entlassung auf Bewährung aus dem Gefängnis im Jahr 1994 – dank außerordentlicher Anstrengungen und Unterschriften von Hunderten gewählten Amtsträgern und Tausenden führenden Vertretern aus Gesellschaft, Kirchen, Wirtschaft und anderen – und mehr noch nach dem Ende seiner Bewährungsauflagen 1999 hatte LaRouche freie Hand, eine neue Generation von Denkern für seine Ideen zu gewinnen.

Dazu rekrutierte er junge Menschen für einen Prozeß politischen Handelns und wissenschaftlicher Entdeckung, um in der damals aufstrebenden Generation den Kader einer kompetenten politischen Führung aufzubauen. Im Rahmen dieses Prozesses schuf er ein Bildungsprogramm, das weit über das hinausging, was mit typischen Hochschulprogrammen erreicht werden konnte, er nannte diesen Prozeß „Basement“.

Das sind die Themen unseres gemeinsamen Vortrags. Ich übergebe das Wort jetzt an Megan Beets.

Der Geist an sich

Megan Beets: Was Sie gerade von Lyn gehört haben, ist meiner Meinung nach einer seiner wichtigsten Beiträge zur Wissenschaft und zum menschlichen Denken im allgemeinen: die Frage des menschlichen Geistes an sich. Dieses Konzept ist eines, in das er im Laufe seines Lebens immer mehr Einsichten entwickelte und auf das er bei seiner Arbeit mit dem Basement-Team großen Wert legte.

Der menschliche Geist wird nicht vom Gehirn produziert. Es ist nicht replizierbar durch Computersysteme, egal wie komplex. Es gibt eine Funktion des menschlichen Geistes, die durch keinen dieser beiden untergeordneten Bereiche erklärt oder lokalisiert werden kann.

Lyn war davon schon sehr früh überzeugt, das sieht man an seiner Ablehnung der Ansichten von Norbert Wiener in den 1950er Jahren, der in seiner Theorie der Kybernetik behauptete, man könne die gesamte menschliche und biologische Kommunikation mit Computern replizieren. LaRouche schreibt darüber in einem Artikel von 1993, Über LaRouches Entdeckung:

Mit dieser Aussage stellt sich Lyn in eine lange Reihe großer Denker, von Platon über Nikolaus von Cues, Johannes Kepler, Gauß, Riemann, Bach, Beethoven bis Planck und Einstein, und vielleicht an ihre Spitze. All diese wichtigen Denker behaupteten, explizit oder implizit, daß es die Natur des menschlichen Geistes ist, Gedanken, kreative Hypothesen, zu erzeugen, die nicht aus den Sinneswahrnehmungen abgeleitet sind und nicht aus ihnen abgeleitet werden können, sondern die aus unserer eigenen inneren Überzeugung, unserer Vorstellungskraft stammen. In Einsteins Worten: Das „Wunder“ ist, daß unsere Gedanken in einigen Fällen eine Übereinstimmung damit haben, wie das Universum tatsächlich funktioniert. Sie werden dann zur Grundlage des wissenschaftlichen Fortschritts.

Dagegen zeigen uns unsere Sinne, wie Lyn betonte, nur Schatten. Die scheinbar konkreten Objekte, die wir sehen, hören oder berühren – sind sie echt? Einerseits ja, denn unsere Sinne reagieren auf etwas Reales, einen Prozeß, der sie wirklich beeinflußt. Aber ist das Objekt, das unser Gehirn als Antwort heraufbeschwört, auch wirklich ein Bild des wirkenden Prinzips? Vielleicht sollte man die Frage anders stellen: Was ist realer – die Tatsache, daß oder der Grund, warum?

Lassen Sie uns das ein wenig untersuchen. Ein Naturprinzip ist sozusagen eine Art „Objekt“, das jenseits dessen liegt, worauf unser Gehirn über unsere Sinne direkten Zugriff hat. Es hat weder Größe, Form, Farbe noch Masse – und doch hat es die Kraft, Schatten zu werfen, Veränderungsprozesse im gesamten Universum zu bewirken. Wie können wir es dann schaffen, ein Prinzip an sich zu „sehen“, zu erkennen?

Lyns philosophische Feinde – Aristoteles, Sarpi, Newton, Decartes, D'Alembert, Laplace, Euler, Russell – sagten, das kann man nicht! Es sei sinnlos, eine solche Frage zu stellen, denn der menschliche Geist sei ein Epiphänomen des Gehirns – nicht mehr als eine leere Tafel, auf die im Laufe der Zeit Sinneseindrücke geschrieben werden. Wir könnten daher nicht mehr tun, als die Beziehungen zwischen diesen Sinneswahrnehmungen durch Logik und Mathematik beschreiben, und manchmal, wenn diese Beziehungen konsistent sind, halten wir sie in Sätzen fest (wie dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, den Lyn sein Leben lang immer wieder angegriffen hat).

Mit dieser bösartigen Sichtweise wird der Mensch auf die Ebene eines klugen Tieres herabgewürdigt.

Wie Lyn betont, hat der menschliche Geist sehr wohl die Fähigkeit, Prinzipien zu erkennen – nicht durch unsere Sinne oder Logik, sondern durch Sprünge in der Hypothese, ausgelöst durch Widersprüche zwischen den Sinneseindrücken.

Ich will Ihnen ein Beispiel anführen, das Lyn oft verwendet hat, speziell im Zusammenhang mit dem Kepler-Projekt, das er den ersten beiden Basement-Teams aufgetragen hat: Sehen und Hören.

Johannes Keplers erste Hypothese über das universelle Prinzip des Sonnensystems 1596 war, daß die Struktur der Planetenbahnen – der Grund, warum jeder Planet seine bestimmten Entfernungen von der Sonne einnimmt und keine anderen – dem Prinzip entsprach, das sich in der Geometrie der fünf Platonischen Körper äußert. Dies ist ein Prinzip der Organisation des Raumes, das für unseren Sehsinn zugänglich ist.

Bilder: Johannes Kepler
Geometrische Darstellung der Planetenabstände aus Johannes Keplers Mysterium Cosmographicum [rechts].





Musikalische Darstellung der Planetenbewegungen aus Keplers Weltharmonik [unten].

Hier sehen Sie eine verschachtelte Gruppe von fünf Körpern, die eine ganz bestimmte Kombination von Abständen zum gemeinsamen Mittelpunkt bilden. Diese sind hier durch die Kugeln dargestellt, die in jeden Körper eingeschrieben sind bzw. ihn umschreiben.

Kepler, der damals 25 Jahre alt war, wußte, daß die Verhältnisse der Abstände zwischen den Planeten zwar weitgehend denen entsprachen, die dieses geometrische Prinzip vorgab, er wußte aber auch, daß sie nicht hundertprozentig damit übereinstimmten. Es gab Diskrepanzen. Er wußte auch, daß er seine Vorstellung von der Sonne, die die Planetenbewegungen verursacht, noch weiter verfeinern mußte.

Er brauchte fast 25 Jahre, um das Paradox zu lösen. In seinem letzten großen Werk, der Weltharmonik, zeigte Kepler, daß die Entfernungen zwischen den Planeten – die immer noch ein geometrisches Ordnungsprinzip widerspiegeln – nicht der primäre Parameter sind. Vielmehr sind die Abstände eine Funktion ihrer Bewegungen, und der Grund, warum die Planeten genau ihre jeweiligen Bewegungen ausführen, liegt darin, daß die Planetenbewegungen als System die gleichen temperierten Verhältnisse widerspiegeln wie im entwickelten Dur-Moll-System in der Musik, einem temperierten System, wie es später Johann Sebastian Bachs Kompositionen erforderten.

Das heißt, die sich ändernde Bewegung jedes Planeten entspricht einem Notenpaar der Dur- und Moll-Tonleiter – einem Prinzip der Organisation des Raumes, das unserem Gehör zugänglich ist. Der Planet „singt“ seine Töne in Harmonie mit sich selbst und seinen Nachbarn, und er paßt seine Stimmung leicht an, so wie es ein Chorsänger tun muß, um mit dem gesamten Ensemble in Einklang zu sein. Es ist ein physikalischer Prozeß, der sich nicht auf starre mathematische Weise darstellen läßt. Aber fragen Sie einen Chorsänger oder Orchestermusiker, und er wird Ihnen bestätigen, daß dieser Prozeß sehr wohl existiert und wißbar ist.

Was sagen uns diese beiden nicht miteinander vergleichbaren, aber sich überschneidenden Bereiche des Sehens – Geometrie – und des Hörens - musikalische Obertöne? Ist das Sonnensystem ein geometrisches System? Oder ist es eher ein musikalisches System?

Die vielleicht beste Antwort ist, daß das Sonnensystem beides ausdrückt, aber keines von beidem ist. Kepler löst diesen Widerspruch, indem er sich selbst – und damit auch Sie und mich – in die Schuhe des Schöpfers stellt. Kann ich mir die schöpferische Handlung oder den Gedanken vorstellen, der sich zwangsläufig zu dieser Kombination von Planetenbewegungen entfalten wird? Kann ich den Gedanken Gottes denken – etwas, das man nicht sehen, sondern nur im Geist erfahren kann –, der im physischen Universum genau diesen und keinen anderen Schatten werfen muß?

Keplers neue Hypothese – heute bezeichnen wir sie als „universelle Gravitation“ – hat der Menschheit eine unglaubliche neue Macht im und über das physikalische Universum gegeben. Der menschliche Verstand, als eine einzigartige Kategorie des schöpferischen Prozesses, der das Gehirn als Infrastruktur nutzt, kann neue Ideen entwickeln, die mit dem Universum so im Einklang stehen, daß wir unseren Handlungsspielraum darin erweitern.

Dies – und darauf hat Lyn größten Wert gelegt – ist die Grundlage der Wissenschaft, der Poesie und der Ökonomie, wie wir jetzt von Jason hören werden.

Die LaRouche-Riemann-Methode

Sinne contra Entdeckung

Jason Ross: Die Wissenschaft ist der Schlüssel zu unserer Fähigkeit als Menschen, unser Leben von einer Generation zur nächsten zu verbessern. LaRouche hat die Konsequenzen daraus auf eine neue Art und Weise verstanden.

In dem von Megan zitierten Artikel von 1993, in dem LaRouche seine zentrale wirtschaftliche Entdeckung und die Entstehung seiner sogenannten LaRouche-Riemann-Methode beschrieb, schrieb er:

© EIR
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Entwicklung der Weltbevölkerung, der Bevölkerungsdichte und der Lebenserwartung.

Worin hat sich Norbert Wiener – der Autor des Buches Kybernetik – so sehr geirrt? Wie haben LaRouches Einwände dagegen den Weg zu seiner Neukonzeption der Ökonomie aus Sicht Riemanns bereitet?

Wiener betrachtete die Kommunikation von Botschaften als einen Schlüssel zum Verständnis des Verhaltens mechanischer Systeme, biologischer Systeme wie auch der menschlichen Gesellschaft und des Denkens. Aber „Informationen“ gelten keineswegs für den kreativen Entdeckungsprozeß oder für die Messung wirtschaftlicher Werte! Betrachten wir die Natur einer Idee, die eine schöpferische neue Entdeckung eines wissenschaftlichen Prinzips verkörpert.

Wir beginnen mit einem Diagramm der menschlichen Bevölkerung in der Geschichte. Es gibt keine Tierart, deren Population sich in dieser Weise verändert hat, und keine, deren Population sich durch bewußte Veränderungen im Verhalten und in der Beziehung zur Natur verändert hat. Und das ist gut so! Jeder, der denkt, daß wir unser Verhältnis zur Natur nicht ständig verändern und verbessern sollten, ist ein Dummkopf.

Jason Ross: Sorry, ihr Grünen – wir sind keine Tiere. Wir sind in der Lage, Konzepte zu entwickeln, die über die Sinne hinausgehen – Konzepte und Theorien, die etwas von den unsichtbaren Ursachen natürlicher Phänomene verkörpern und uns mit der Fähigkeit belohnen, neue physikalische Zustände und Prozesse hervorzubringen.

Hören wir dazu noch einmal LaRouche:

Jason Ross: Wenn wir dieses größere Verständnis entwickeln, brauchen wir die Entwicklung einer neuen Sprache, die Konzepte vermitteln kann, die sich nicht in der bisherigen Sprache ausdrücken lassen. Betrachten Sie diese Beispiele:

Dieser Prozeß der Schaffung notwendiger Ergänzungen des Wissens (und der Sprache) durch Auflösungen sonst unlösbarer Paradoxien ist die Methode von Nikolaus von Kues (dem Schöpfer der Grundlagen der europäischen Renaissance), von Johannes Kepler (dem ersten modernen Wissenschaftler), von Pierre de Fermat, von G.W. Leibniz, von Carl Gauß, von Bernhard Riemann. Es ist auch der musikalisch-kompositorische Ansatz der großen Komponisten, zu denen insbesondere auch der Begründer des wohltemperierten Systems J.S. Bach gehört.

Dabei geht es eindeutig nicht um die Kommunikation von „Informationen“, wie Wiener behauptete. Solche Entdeckungen erfordern Hypothesen – und nicht, daß man Autoritäten hinten reinkriecht!

Anwendung auf die Wirtschaftswissenschaft

Jason Ross: Welche Ähnlichkeiten ergeben sich zwischen der Herausforderung, eine Entdeckung eines Prinzips zu kommunizieren, und der Herausforderung, die wirtschaftlichen Auswirkungen solcher neuen Entdeckungen auszudrücken?

Ökonomen lieben es, den Dingen einen (Geld-)Wert zuzuweisen. Eine Tonne Stahl hat einen bestimmten Wert, ebenso wie ein Container mit Lebensmitteln oder Kleidung. Aber die größte Wertschöpfung entsteht durch neue Ideen, die unsere Fähigkeiten erweitern.

Welchen Wert hat die Erfindung der Dampfmaschine – nicht einer bestimmten Dampfmaschine, sondern des Konzepts an sich? Wie wertvoll war die Entwicklung der Metallurgie in der Bronzezeit, die Entwicklung der Chemie durch Mendelejew oder der Kernphysik, die die Kernkraft freisetzte?

Ein Versuch, den Wert in Bezug auf die zuvor bestehende Wirtschaft auszudrücken, scheitert zwangsläufig, da eine mit dem neuen Wissen ausgestattete Gesellschaft mehr – und nicht nur mengenmäßig mehr – schaffen kann als das, was die vorherige Wirtschaft produzieren konnte.

Das bedeutet, daß der wirtschaftliche Wert nicht in den Objekten selbst liegt, sondern im Prozeß der Verbesserung der Produktionskräfte der Menschheit insgesamt – in der Steigerungsrate der potentiellen menschlichen Bevölkerungsdichte. Ja, mehr Menschen!

Auf der Suche nach einer Mathematik, die geeignet ist, die anti-entropische Natur der Veränderungen durch die menschliche Entwicklung darzustellen, fand LaRouche einen Schritt nach vorne in der physikalisch-mathematischen Arbeit Bernhard Riemanns.

Aus Zeitgründen werde ich dazu nur zwei Dinge sagen:

Aus diesen Überlegungen heraus wurde das LaRouche-Riemann-Verfahren entwickelt.

Wissenschaft von innen sehen

Aber das darf keine akademische Übung sein! LaRouche bestand darauf, daß man, um die Ökonomie wirklich zu verstehen, eigene Erfahrungen mit dem Prozeß der Entdeckung machen müsse. Dazu entwickelte er einen sozialen Prozeß, um sicherzustellen, daß seine jungen Mitarbeiter in der Lage sein würden, eine solche eigene Erfahrung zu entwickeln. Darüber wird Megan nun mehr sagen.

Ausbildung einer neuen Generation

Megan Beets: In den frühen 2000er Jahren begann Lyn, eine Jugendbewegung aus meiner und Jasons Generation zu rekrutieren. Dies war eine Zeit, in der die Welt eine Reihe dramatischer Schocks erlebte: Auf die Währungskrisen der späten 90er Jahre folgten die Wahl von George W. Bush zum Präsidenten in den USA, gefolgt von den Anschlägen des 11. September 2001 und den amerikanischen Bombardements in Afghanistan und den Irak. Junge Menschen auf der ganzen Welt reagierten auf Lyns klare Stimme zur Orientierung in einer immer chaotischeren Welt, die scheinbar mehr von Reaktionen auf Ereignisse als von Zukunftsperspektiven getrieben war.

Lyn erkannte jedoch schnell, daß diese Generation eine besondere Ausbildung brauchte, wenn sie nicht die gleichen Fehler machen sollte wie die Generation ihrer Eltern. Er sagte, daß es „eine andere Kultur geben muß, die sich in der Führung dieser Generation entwickelt..., eine Kultur, die der der allgemeinen Kultur der früheren Generationen überlegen ist“.

Und so waren Lyns Präsidentschaftswahlkampf 2004 und das folgende Jahrzehnt geprägt von etwas, was LaRouche einmal eine „rollende Kampfuniversität“ nannte: Auf das frühmorgendliche Flugblattverteilen folgten Chorproben am Vormittag, und auf die abendliche Kontaktarbeit am Telefon folgten am späten Abend Platon-Lesungen, Arbeiten über Gauß’ Fundamentalsatz der Algebra und über konstruktive Geometrie. Die Herausforderung war immer: Woher weiß man etwas? Statt bloß: Welche Fakten hast du dir gemerkt, oder was sagen die Autoritäten zu diesem Thema? Kannst du es dir selbst beweisen – kannst du es zu deiner eigenen Entdeckung machen, und kannst du andere erziehen?

© EIRNS/Dan Sturman
Lyndon LaRouche mit Mitgliedern des Basement-Teams bei der Arbeit an Animationen [rechts].
Das Basement-Team
präsentierte die
Ergebnisse seiner Arbeit
– hier beispielsweise über
Keplers „Weltharmonik“ –
im Internet, siehe: https://science.larouchepac.com [unten].
© LaRouchePAC

2006 begann ein Team von vier Mitgliedern der Jugendbewegung (darunter auch Jason), unter Lyns direkter Aufsicht an der Erstellung von Animationen von Prozessen in der Wirtschaft und in Wirtschaftskreisläufen zu arbeiten. Doch schon bald erhielt dieses Team eine neue Aufgabe: Keplers Neue Astronomie zu meistern und pädagogische Mittel und Vorträge auszuarbeiten, um sie anderen beizubringen. Dieser Einsatz wurde als das „Basement“ oder Kellerteam bezeichnet, aus dem einfachen Grund, weil sich unsere Büroräume im Keller von LaRouches Haus befanden.

Nach einigen Monaten wurde ein neues Team hereingeholt, dem ich angehörte, um Keplers Weltharmonik zu meistern, gefolgt von einem weiteren, das sich auf Gauß’ Entdeckung der Umlaufbahn des Asteroiden Ceres konzentrierte. Dem folgte ein weiteres Team, das sich erst auf das Werk von Bernhard Riemann konzentrierte, das so zentrale Bedeutung für Lyns eigene Beiträge zur Wirtschaftswissenschaft hatte. Dies verzweigte sich schließlich in breitere Forschungsgebiete, wozu Jason und ich beide in das Basement zurückkehrten.

Mit Lyn zusammen und auf seine Anregung hin hatten wir das Privileg, an Projekten teilzunehmen, die sich mit Werken einer Vielzahl großer Genies befaßten – darunter neben den bereits erwähnten Leibniz, Fermat, Wernadskij, Pasteur, Einstein, Robert Moon, Schiller und Bach. Das Kellerteam arbeitete mit Lyn an Projekten über die Prinzipien der Evolution des Lebens auf der Erde im Zusammenspiel mit der Galaxis, die Prinzipien des wohltemperierten Systems in der Musik, neue wirtschaftliche Plattformen für die Wasserwirtschaft und die Modifizierung des Wetters im Zusammenhang mit der kosmischen Strahlung, den Schutz der Erde vor Asteroiden und Kometen und die physische Wirtschaft als zunehmende Beherrschung der physikalischen Chemie durch die Menschheit. Und es gibt vieles andere, was man zu dieser Liste hinzufügen könnte.

Lyn war bemüht, das Potential aus jedem einzelnen herauszuholen. Er suchte ihre Stärken und drängte sie, Führung zu übernehmen und wichtige, bahnbrechende Arbeiten zu leisten, die nicht nur diese Person selbst erheben, sondern auch einen Beitrag zum Fortschritt der ganzen Menschheit leisten würden.

Gleichzeitig betonte er die Bedeutung des sozialen Prozesses – des Diskussionsprozesses, der oft weit mehr bringt als die Summe seiner Teile. Diese Diskussionen wurden in den meisten Fällen durch Lyns fruchtbare schriftstellerische Arbeit ausgelöst. Eines der großartigsten Erlebnisse war immer, früh am Morgen im Kellerbüro anzukommen, um festzustellen, daß Lyn gerade erst ins Bett gegangen war und Kopien des Papiers, das er die ganze Nacht über getippt hatte, auf unseren Schreibtischen warteten, damit wir es studieren.

Unter Lyns Führung gingen aus diesem Basement-Prozeß, der sich keineswegs auf die Personen beschränkte, die in dem Kellerbüro arbeiteten, zahlreiche pädagogische Internetseiten hervor, und es gab Kurse und Workshops im ganzen Land zu Themen wie den Werken von Kepler, Gauß, Riemann und Einstein, den Paradoxien der Evolution und des sensorischen Bereichs und des Verstandes. Wir nahmen an wissenschaftlichen Konferenzen über Weltraum, Fusion, Asteroidenabwehr und Weltraumwetter teil und knüpften Beziehungen zu Wissenschaftlern auf verschiedenen Gebieten. Dadurch prägte Lyn die Politik und Wissenschaft in den USA und international, in der Weise, daß er forderte, daß die politische Diskussion über das Niveau der „aktuellen Ereignisse“ hinauswächst und sich auf die Ebene der realen Geschichte und der sie prägenden Ideen erhebt.

So wichtig wie das damals war, so dringend ist es auch heute, und da Lyn nicht mehr persönlich unter uns ist, stellt dies eine große Herausforderung und Verantwortung für uns alle dar.

Die Zukunft des Basements

Jason Ross: Ich möchte noch eine persönliche Anmerkung zur Zusammenarbeit mit LaRouche zu Riemann machen. Als ich im Rahmen eines erweiterten Riemann-Projekts ins Basement zurückkehrte, durchlebte ich gerade eine schwere Zeit in meinem Leben. Die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen mit Lyn, um manchmal Feedback zu einem Drehbuch oder einer Animation zu erhalten, manchmal über Musik oder die Bosheit von Bertrand Russell zu diskutieren oder manchmal nur über das Privatleben zu sprechen, das war mir enorm wichtig. Lyn fordert definitiv viel, aber er war auch ein sehr liebevoller Mensch, der aufrichtiges Interesse am Wohl der Menschen hatte und grenzenlose Ermutigung bieten konnte – und sei es manchmal in Form eines intellektuellen Tritts in den Hintern! Es war eine wirkliche Ehre und ein Privileg, direkt mit ihm zusammenarbeiten zu können.

Nun noch einige Gedanken über die Zukunft des Kellerteams.

Die von LaRouche vorgegebenen Herausforderungen gewinnen heute zunehmend an Bedeutung. Während die verfügbaren Mittel in Bereiche wie Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und „grüne“ Technologien gelenkt werden, liegen die fruchtbarsten Untersuchungsgebiete weitgehend brach:

Wir müssen das schöne Geburtsrecht aller Menschen zurückgewinnen: die atemberaubende, inspirierende Geschichte des Abenteuers und der Entdeckungen, die uns in die gegenwärtige Welt voller Möglichkeiten gebracht hat.

Man muß es richtig machen

Helga und Lyn haben für eine globale Renaissance gekämpft, und dazu gehört unbedingt eine Wiederbelebung des wissenschaftlichen Denkens! Wir müssen Lyns Methode, die auch die Methode der größten wissenschaftlichen Genies vor ihm ist, hegemonial machen. Die Fehler in der Gestaltung der Politik, die uns heute plagen, sind nicht vorübergehend, sie sind nicht zyklisch, sondern sie sind systemisch!

Was muß unsere Strategie sein, um den Diskussions- und Entscheidungsprozeß – die Wege, auf denen wir zu politischen Entscheidungen für die Zukunft gelangen – auf eine höhere Ebene zu heben, die dem Fortschritt und den Zielen der Zivilisation gerecht wird? Welche Axiome müssen überwunden werden?

Um diese Axiome zu identifizieren und zu beseitigen, sollten wir folgendes tun:

Wir ermutigen alle, sich an diesem Prozeß zu beteiligen, und wir schließen mit einem Auszug aus einem Gespräch, das Lyn 2007 bei einem Treffen junger Menschen hatte und das auch heute noch gültig ist:

(Den Videomitschnitt des Vortrags mit allen Abbildungen, Video- und Audioeinspielungen finden Sie auf https://schillerinstitute.com.)