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Der nächste Ministerrat der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) tagt vom 27.-28. November im spanischen Sevilla; ein Hauptgegenstand auf der Tagesordnung ist das geforderte Budget von 12,5 Mrd.€ für die nächsten drei Jahre, 500 Mio.€ mehr, als beim letzten Treffen 2016 bewilligt wurden (12 Mrd.€). Das Budget entfällt in etwa zu gleichen Teilen auf die drei Kategorien Erkunden und Entdecken, Dienste und Anwendungen sowie Entwerfen und Betreiben.
Zur Kategorie „Erkunden und Entdecken“ gehören bestehende Verpflichtungen wie die Internationale Raumstation und wahrscheinlich neue Mond- und Mars-Projekte. Die ESA unternimmt eigene Initiativen und beteiligt sich an internationalen Missionen, beispielsweise am Gateway-Projekt der NASA und möglicherweise einer Mission, die Gesteinsproben vom Mars zur Erde bringt.
Auch wenn Finanzierung und Zeitplan des Artemis-Programms der NASA noch nicht endgültig geklärt sind, erklärte ESA-Direktor Jan Wörner, für die ESA seien die offiziellen Mitteilungen maßgebend. Die ESA verhandelt über die Lieferung eines dritten Europäischen Servicemoduls für das geplante Orion-Raumschiff der NASA, das Astronauten zum Mond fliegen soll. Sechs weitere sind im Gespräch.
Die NASA erwägt auch eine Beteiligung der ESA an ihrem Projekt Lunar Gateway, einer Raumstation im Mondorbit, die als Kommunikationsknotenpunkt, wissenschaftliches Labor, kurzfristiges Wohnmodul und Station für Rover und andere Roboter dienen soll. Mit der Teilnahme an diesem Projekt eröffne sich die Möglichkeit, daß in der Zukunft auch ein europäischer Astronaut den Mond betritt, so Wörner. Wir möchten hinzufügen, daß die ESA auch gemeinsame Missionen mit China plant, wofür jetzt drei Astronauten Chinesisch lernen.
Das geforderte ESA-Budget von 12,5 Mrd.€ mag auf den ersten Blick beeindruckend erscheinen, ist jedoch recht bescheiden, gemessen daran, was die Europäer tatsächlich brauchen, um ein führender Akteur bei Weltraummissionen zu werden. Die ESA bräuchte viel mehr Trägerraketen, um das Material für den Bau des „Monddorfes“ zu transportieren, für das sich Wörner einsetzt. Diese Idee, derzeit noch im Stadium einer Vision, besteht darin, eine dauerhafte, große Basis auf der Mondoberfläche zu bauen, die von Wissenschaftlern aus vielen Nationen besetzt ist und u.a. zukünftige Marsmissionen vom Mond aus vorbereitet.
Es ist sicherlich ratsam, daß die Europäer ihre laufenden Diskussionen über neue Rüstungs-Großprojekte auf Eis legen und stattdessen diesen Industriesektor darauf umstellen, Hardware für Weltraummissionen zu produzieren. Die ESA würde damit in Zusammenarbeit mit den Weltraumagenturen der USA, Rußlands, Chinas, Indiens und Japans dazu beitragen, den Weltraum als gemeinsamen Tätigkeitsbereich der Menschheit neu zu definieren.
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