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Neue Solidarität
Nr. 4, 24. Januar 2019

„Eine Nation muß zu den Sternen aufschauen“

Nach der erfolgreichen Chang’e-4-Mission zum Mond berichteten führende Vertreter des chinesischen Mondprogramms über ihre weiteren Pläne.

Chinas Nationale Weltraumbehörde CNSA veranstaltete am 14. Januar eine Pressekonferenz, in der u.a. der Vizechef der Behörde, Wu Yunhua, und der Chefkonstrukteur des Mondprogramms, Wu Weiren, über die laufende Chang’e-4-Mission und über zukünftige Mondmissionen informierten. Wu Weiren sagte, daß die CNSA bereits Experten für die Arbeit an den nachfolgenden Mondmissionen anwirbt. Derzeit seien vier Missionen geplant:

Wu Yunhua fügte hinzu: „Für Chang’e-8 planen wir noch wichtigere Experimente für unsere Mondexploration, u.a. zu prüfen, ob eine Mondbasis für die wissenschaftliche Forschung errichtet werden kann, ob wir 3D-Druck auf dem Mond durchführen können und ob man Mondgestein für den Bau von Gebäuden nutzen kann, um gemeinsam eine Mondbasis für die weitere Erforschung des Mondes zu bauen.“

Bei früheren Gelegenheiten hatte die CNSA erklärt, die erste chinesische Mondbasis werde mit Robotern betrieben und regelmäßig von Astronauten besucht werden. Die erste bemannte Mondmission soll um 2030 stattfinden.

Mehrere Redner der Pressekonferenz hoben die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit hervor. Der CNSA-Sprecher Li Guoping sagte, China werde bei den weiteren Aktivitäten im All die im vergangenen Jahr von der UN-Weltraumkonferenz UNISPACE+50 beschlossene Resolution „Stärkung der internationalen Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung des Weltraums zur Verwirklichung der Vision einer Gemeinschaft des gemeinsamen Schicksals“ aktiv umsetzen. Alle Länder seien herzlich eingeladen, sich an Chinas weiteren Projekten zur Erforschung des Mondes und des tieferen Alls zu beteiligen.

„Armut überwinden, aber auch tiefer in den Himmel zielen“

In Verbindung mit der Pressekonferenz führte der chinesische Fernsehsender CGTN ein Interview mit Wu Weiren. Gesprächspartner war der Moderator der bekannte Sendung „Von Angesicht zu Angesicht“. Der Titel des Interviews lautete: „Von Angesicht zu Angesicht – Wu Weiren: ein großer Schritt für die Menschheit“.

Wu wurde mehr als einmal nach der Zusammenarbeit mit den USA gefragt, und er antwortete, bei dieser Mission gebe es tatsächlich eine gewisse Zusammenarbeit mit Amerika. Der Übertragungssatellit von Chang’e-4 werde nach der Mission weiterarbeiten, dann könnten ihn auch die Amerikaner nutzen. „Die USA haben darum gebeten, Ort und Zeit der Landung im voraus zu erfahren, damit ihr Satellit [der Lunar Reconnaissance Orbiter LRO] so eingestellt werden kann, daß er den Landeplatz überquert und den genauen Standort des Landeplatzes erfaßt.“ Dies sei auch für China von Vorteil.

Er fuhr fort: „Das ist eine einmalige Gelegenheit für die Vereinigten Staaten. Sie wollten schon immer Meteoriten messen, die auf dem Mond einschlagen, was den Mondstaub aufwirbeln kann.“ Die Wahrscheinlichkeit, einen solchen Meteoriteneinschlag zu beobachten, sei allerdings sehr gering. „Doch diesmal haben wir eine solche Gelegenheit, also wollen die Amerikaner sie nutzen, und wir sind bereit, ihnen die Gelegenheit zu bieten.“ Wu sagte weiter: „Die Wissenschaftler beider Länder hoffen noch immer, zusammenarbeiten zu können“, und er nannte einige Beispiele für Bereiche, in denen sich die Forschungen beider Staaten ergänzen können.

Ein chinesischer Reporter fragte: „Unser Land gibt dafür sehr viel Geld aus und setzt sehr viele Wissenschaftler ein“, warum solle man anderen Ländern solche Gefallen tun? Wu Weiren antwortete: „China ist in den letzten hundert Jahren zurückgefallen. Aus Sicht der modernen Wissenschaft und Technik profitieren wir nach wie vor von den westlichen Ländern. Wir haben im Meer des weltweiten wissenschaftlichen und technischen Fortschritts gebadet, wir genießen die Vorteile. Jetzt, wo wir dazu in der Lage sind, hat sich unsere Wirtschaft entwickelt, und unsere Wissenschaft und Technik holt allmählich das Tempo der weltweiten Entwicklung ein. Wie Generalsekretär Xi sagte, große Länder müssen große Aufgaben übernehmen. Ich denke, wir sollten jetzt zur Wissenschaft und Technik der Welt beitragen. Wir können das tun, es ist die Zeit unseres Beitrags.“

Wu fuhr fort: „Eine Nation muß zu den Sternen aufschauen, und Chinas Weltraumforschung wird weiter und immer weiter fliegen. Wir hatten die erfolgreiche Landung der Chang’e-4, die Relaisverbindung, den Nutzlaststart, die Trennung des Rovers von der Landesonde, die Ruhephase und das Aufwachen des Rovers am Mondtag, und es wurden gegenseitige Aufnahmen gemacht. Jede Bewegung und jeder Schritt zieht die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich.“

Wu riet: „Natürlich müssen wir unsere Aufgaben zuhause gut erfüllen.“ So seien beispielsweise zehn Millionen Menschen in China noch nicht aus der Armut befreit. „Das sollte gelöst werden. Wir sollten aber auch tiefer in den Himmel zielen. Ein Philosoph hat gesagt, eine Nation, die nicht in den Sternenhimmel blickt und nur Kopf und Füße in den Sand steckt, hat keine Hoffnung und keine Zukunft. Wir haben 1,3 Milliarden Menschen und sind ein großes Land.“ Er hoffe, daß China im Laufe dieser oder der nächsten Generation von einer der großen Weltraummächte zur größten Weltraummacht aufsteigt. „Heute sagen wir, wir können das Fortschrittsniveau der Welt einholen. Als nächstes können wir die Welt anführen. Das ist der Traum unserer Generation.“

Ouyang Ziyuan über Chang’e-4 und die Zukunft der Raumfahrt

Auch der legendäre chinesische Vorkämpfer der Raumfahrt Ouyang Ziyuan wurde im Fernsehsender CCTV im Zusammenhang mit der Chang’e-4-Mission interviewt. Das Programm trug den Titel „Warum wollen wir zur anderen Seite des Mondes?“

Ouyang sagte, es sei schon immer der Traum der Wissenschaftler gewesen, etwas über die Seite des Mondes herauszufinden, die wir nie gesehen haben. Darüber hinaus enthalte die erdferne, zum Universum und allen seinen Wirkungen hin offene Seite zweifellos altes Gestein, das uns das Geheimnis des Ursprungs unseres Sonnensystems enthüllen werde. Die Wissenschaftler hätten ein ebenes Gebiet des Mondes im Aiken-Becken gewählt und sich auf einen alten Krater konzentriert, den Von-Kármán-Krater, vielleicht einer der ältesten Teile des Mondes. Eine Aufgabe sei es nun, altes Gestein aus dem Krater zurückzubringen, um es auf der Erde zu untersuchen.

Darüber hinaus könne der Mond als Basis für zukünftige Erkundungen dienen, sagte der über 80jährige Ouyang Ziyuan. „Letztendlich haben wir zwei Aufgaben. Die eine ist die niederfrequente Strahlung. Die andere ist die in den alten Felsen enthaltene Geschichte. Unsere nächste Phase auf dem Mond muß wissenschaftliche Forschung sein, und wir müssen eine Grundlage für Forschung schaffen und diese Grundlage für unsere Arbeit schrittweise verbessern. Ich bin überzeugt, daß wir uns damit auf neues Wissen und auf neue Durchbrüche freuen dürfen.“

Raumfahrt ist mehr als Marktwirtschaft

Ganz anders ist die Lage der Weltraumforschung in den Vereinigten Staaten. Bloomberg News berichtete am 13. Januar unter der Überschrift „SpaceX setzt am Hauptsitz in Kalifornien die Axt an“ über die Ankündigung des privaten Welttraumkonzerns SpaceX, daß ein Zehntel der Belegschaft entlassen wird. Elon Musks Unternehmen teilte den Mitarbeitern am 11. Januar, mit, daß etwa 10% der Mitarbeiter von SpaceX entlassen würden. Viele Mitarbeiter wurden bereits nach Hause geschickt, wo sie über ihr weiteres Schicksal informiert werden sollen.

Die überwiegende Mehrheit der mehr als 6000 Beschäftigten der Space Exploration Technologies Corporation arbeitet in der Zentrale und Raketenfabrik in Hawthorne, Kalifornien. Weitere Hunderte sind in Seattle, Florida, Texas und der Hauptstadt Washington. In Hawthorne werden fast 600 Stellen abgebaut, wie der Geschäftsführer der öffentlichen Arbeitsvermittlung South Bay Workforce Investment Board, Jan Vogel, angab. Betroffen sind Produktionsleiter, Luftfahrttechniker und -maschinisten, Inventarspezialisten und Antriebstechniker. Vogel sagte Hull am 13. Januar: „Es ist immer bedauerlich, wenn es große Entlassungen gibt. Wir stehen in Kontakt mit SpaceX und bieten Übergangsdienstleistungen für betroffene Mitarbeiter an. Im Raum Los Angeles gibt es eine Vielzahl von Luft- und Raumfahrtunternehmen. Wir stehen bereit, den Menschen zu helfen.“

SpaceX flog 2018 eine Rekordzahl von 21 Missionen für kommerzielle Satellitenbetreiber, die NASA und das US-Militär. Bloomberg kommentiert, der Markt für Weltraumstarts sei begrenzt. Die Präsidentin und Geschäftsführerin von SpaceX, Gwynne Shotwell, warnte, die Aufträge aus der Geo-Telekommunikationsbranche könnten weniger werden.

Der amerikanische Staatsmann und Ökonom Lyndon LaRouche hat immer betont, daß private Unternehmen zwar wichtige Beiträge zu Projekten in den Pioniergebieten des Wissens leisten können, daß aber eine staatliche Unterstützung, wie sie Präsident Kennedy der NASA gewährte, unverzichtbar ist, um Durchbrüche zu erreichen. Chinas Chang’e-4-Landung auf der erdfernen Seite des Mondes ist ein Beispiel dafür.

mgf