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Sir Simon Rattle, Dirigent und Musikdirektor des London Symphony Orchestra (LSO), wird im September drei LSO-Konzerte in Hongkong dirigieren, um den 30. Jahrestag des Hong Kong Culture Center zu feiern. In einem Interview, das am 17. Juli von der South China Morning Post (SCMP) veröffentlicht wurde, sprach der britische Dirigent über die Leidenschaft für klassische Musik, die er zur Schande des Westens in weit größerem Maße unter den Menschen in China und Asien sieht.
„Wir leben in einem Land, in dem die Kunst an den Rand gedrängt wird – und wir fragen uns, wer sich um sie kümmert. Wenn wir dann nach Asien gehen und Begeisterung und Leidenschaft für die Musik sehen, ist das etwas Greifbares und tief Bewegendes für uns“, berichtete Rattle. Im Laufe seiner vielen Asienreisen habe er erkannt, daß „jeder Ort seinen eigenen Einfluß auf die Musik hat; [Festlands-] China, Korea, Japan, Taiwan – sie alle haben einen gewaltigen Hunger nach Musik, aber völlig unterschiedliche Reaktionen darauf“. Zum Beispiel könne es in Taipeh 2.000 Zuschauer im Saal geben, „aber draußen gibt es 40.000, die es auf einem Bildschirm sehen. Diese Art der Liebe zur Kunst gibt es dort, wo wir sind, nicht. Vor allem in China gibt es eine klassische Musikszene, die beeindruckend ist.“
Rattle sagte, er glaube, daß es auf dem chinesischen Festland mehr Menschen gibt, die Klavier lernen, als in Deutschland Menschen leben. „Wenn ich ein Investmentmann wäre, würde ich im Moment mein Geld in chinesische Klaviere stecken!“
Die SCMP zitiert den 23-jährigen Pianisten Aristo Sham, der im September mit dem LSO auftreten wird, der sagt, die klassische Musik in Asien werde „immer stärker... Die Leute sagen gerne, daß die klassische Musik stirbt, aber das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein“, sagte er. „Es gibt heute mehr denn je unzählige Möglichkeiten, auf qualitativ hochwertige Aufführungen klassischer Musik zuzugreifen, wo immer wir sind.“ Die Pianistin Colleen Lee, die auch im September mit dem LSO auftreten wird, sagte der SCMP: „Ich freue mich, jetzt mehr junge Leute bei Konzerten zu sehen, in der Hoffnung, daß die klassische Musikszene in Hongkong weiter blüht, mit Unterstützung aus allen Lebensbereichen.“
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