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Harley Schlanger vom Schiller-Institut war am 22. März Gastredner eines Seminars in der finnischen Hauptstadt Helsinki, das zu Ehren der Familie des russischen Staatsmanns Graf Sergej Witte (1849-1915) veranstaltet wurde. Anlaß war die Veröffentlichung eines neuen englischsprachigen Buches („Fliegerbaron und Eisenbahn-Graf: Die Geschichte des Witte-Systems in Rußland“, bisher noch keine deutsche Ausgabe) über Wittes Organisation der Transsibirischen Eisenbahn und über das Leben seines Verwandten Vladimir von Witte, der in den 1960er Jahren während seiner Tätigkeit für die Fluggesellschaft Finn Air die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion im Verkehrssektor eröffnete. Die Autoren des Buches sind Vladimir von Witte selbst und seine Tochter Christina Witte von Schwanenberg, die auch die Veranstaltung organisierte.
An der Präsentation nahmen 60 Personen teil, darunter Diplomaten, Akademiker, Geschäftsleute, gewählte Mandatsträger und Pressevertreter.
Der heute 84jährige Vladimir Witte eröffnete die Veranstaltung. Er erinnerte in seinem lebhaften Vortrag an einige der Ereignisse, über die er in dem Buch berichtet, unter anderem seine Abenteuer in der Sowjetunion während des Kalten Krieges. Nach ihm sprach Christina Witte, die betonte, daß das Leben ihres Vaters in der Tradition des Grafen Witte stand, der durch die Verbesserung des Verkehrs Menschen und Völker einander näher brachte. Frau v. Witte wirbt in ganz Europa, besonders in Finnland und Deutschland, um Unterstützung für die Eurasische Landbrücke und zeigt die wirtschaftlichen und kulturellen Vorteile des Aufbaus der Neuen Seidenstraße auf, wie sie Sergej Witte schon vor mehr als hundert Jahren erkannt hatte (s. www.vonwitte.org).
In Schlangers Vortrag stand das von Lyndon und Helga LaRouche entwickelte Konzept der Weltlandbrücke im Mittelpunkt, mit der Wittes Ideen zu dem Gedanken weiterentwickelt wurden, weltumspannende Entwicklungskorridore aufzubauen, um einen friedlichen Dialog der Kulturen zu ermöglichen. Dies sei nun ein Element im „Win-Win-Ansatz“ des chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei der Gürtel- und Straße-Initiative (BRI). Schlanger stellte das Amerikanische System der politischen Ökonomie vor und berichtete, wie Witte dieses System durch die Beschäftigung mit Friedrich Lists Werken entdeckte und anwendete, um die industrielle Revolution in Rußland in Gang zu setzen. Er berichtete auch, wie Lyndon LaRouche Anfang der 80er Jahre im Auftrag von US-Präsident Reagan mit der Sowjetunion über die Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) verhandelte und deshalb ins Fadenkreuz des britisch-imperialen Establishments und seiner Laufburschen in den USA geriet, darunter der heutige Sonderermittler Robert Mueller. Schlanger betonte, das sei dasselbe Netzwerk, das heute gegen Präsident Trump arbeite.
Der Vortrag wurde gut aufgenommen – so wie es die Gastgeberin Christina Witte auch geplant hatte, um dem Mißtrauen vieler Finnen gegenüber Rußland entgegenzuwirken. Die Entdeckung, daß Wittes Vorschlag und jetzt die BRI ursprünglich „amerikanische Ideen“ oder besser gesagt universelle Ideen sind, weckte großes Interesse. Ein ehemaliger US-General, der Anfang der 90er Jahre in der NATO gedient hatte, lobte diese kohärente Darstellung, sie erkläre nämlich, warum die Neokonservativen Trumps Wunsch nach einer Kooperation mit Rußland heute so vehement ablehnen. Es gab auch Fragen zur britischen Rolle, zum Irak-Krieg, warum sich die EU gegen Chinas Bündnis mit Italien wehrt und was eine „Hamiltonische“ Politik des nationalen Kredits ist.
Anschließend sprach Simo Pälvinen, der Direktor des Logistikzentrums im Hafen von Kouvola nördlich von Helsinki. Pälvinen berichtete, daß es jetzt einen regelmäßigen Bahnverkehr von Kouvola nach Xian in China gibt. Die Waggons von Kouvola nach Xian waren anfangs nur zu 20-30% ausgelastet, doch inzwischen wird die Kapazität zu 75% genutzt. Scherzhaft sagte er, Xian sei strategisch geschickt ausgewählt worden, weil es nicht nur in der Mitte Chinas liegt, sondern auch Präsident Xis Heimatstadt ist.
Ein weiterer Vortrag eines pensionierten Ingenieurprofessors befaßte sich mit der Frage, warum Kohlendioxid für das Wachstum von Wäldern notwendig ist. Ohne Kohlendioxid würde Finnland bald sein riesiges Waldland verlieren.
In der Pause sang eine russische Sopranistin ein schönes russisches Volkslied und eine Verdi-Arie. Es gab mehrere private Treffen und Gespräche, und die Sitzungen wurden den ganzen folgenden Tag über fortgesetzt.
Das neue Buch enthält zahlreiche Verweise auf die Arbeit von Lyndon und Helga LaRouche, Artikel in Executive Intelligence Review und Konferenzen des Schiller-Instituts. Christina von Witte sagte, sie habe erst durch die Beschäftigung mit der Arbeit des Schiller-Instituts den Kampf ihres Verwandten Sergei Witte schätzen gelernt, und das habe dazu geführt, daß sie sich seit zehn Jahren dafür einsetzt, sein Projekt heute zum Erfolg zu führen. Deshalb habe sie auch beschlossen, das Schiller-Institut, das sie ursprünglich durch ein Internetinterview mit Schlanger entdeckt hatte, nach Finnland einzuladen.
hcs