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Neue Solidarität
Nr. 11, 14. März 2019

Kooperation statt Konfrontation mit China!

Das Schiller-Institut veranstaltete am 27. Februar in Berlin ein Seminar zu den Beziehungen zwischen Deutschland und China.

Ein Seminar des Schiller-Instituts, das am 27. Februar in Berlin stattfand, ging der Frage nach, warum Bundesregierung und Mainstream-Medien Chinas Belt and Road Initiative (BRI) so feindlich gegenüberstehen, obwohl die BRI enorme Chance für die deutsche Exportwirtschaft bietet.

Zur Einstimmung sang Benjamin Lylloff zwei chinesische Lieder, begleitet vom Erhu-Spieler Wei Xiaobin. Zuerst brachten sie das sehr populäre, von Wang Luomin 1939 komponierte Lied Zai Na Yaoyuan De Difang (In einem fernen Orte) zu Gehör, gefolgt vom nicht minder bekannten Volkslied Mo Li Hua (Jasminblüte).

In ihrem Eröffnungsvortrag ging Helga Zepp-LaRouche dann auf das neue Paradigma ein, das der chinesischen Politik zugrunde liegt: Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen, Betonung auf Forschung und technologischen Fortschritt und nicht zuletzt Präsident Xis Einsatz für die ästhetische Erziehung der Jugend.

Sie widersprach vehement der immer wieder aufgestellten Behauptung, daß China die Partnerländer mit den Projekten der Neuen Seidenstraße in eine Schuldenfalle locke. Die einzig existierende Schuldenfalle sei die seit Jahrzehnten betriebene Politik des IWF, der mit seiner Auflagenpolitik eine reale Aufbauperspektive im Entwicklungssektor verhindert habe. Gerade das chinesische Engagement in Afrika zeige, wie ein ganzer Kontinent durch den Bau von grundlegender Infrastruktur zu neuem Selbstbewußtsein gelangt sei. Deutschland könne dazu beitragen, daß das riesige Potential Afrikas zur vollen Entfaltung käme, wenn man nicht gegen, sondern gemeinsam mit China an dieser Aufgabe arbeite – so wie es Italien bereits beim Transaqua-Projekt in der Tschadseeregion mache.

Vor dem Hintergrund des drohenden Finanzkrachs – die Spekulationsblasen sind heute größer als 2008 – und der wachsenden Kriegsgefahr sei es höchste Zeit, daß die USA, Rußland, China und Indien in diesen überlebenswichtigen Fragen zu einer Übereinkunft kämen und ein neues stabiles, weil reguliertes Weltfinanzsystem (Neues Bretton Woods) initiierten. Das Problem in Deutschland (und nicht nur hier) bestünde im Gruppendenken der Eliten, die alles ablehnen, was außerhalb ihrer eigenen, begrenzten Vorstellungswelt liege.

Dieses Thema wurde von Hans von Helldorf (Bundesverband Deutsche Seidenstraßen Initiative) aufgegriffen. Wie denkfaul seien eigentlich die deutschen Eliten, daß sie keinerlei Verständnis für die weltweiten Veränderungen aufbrächten? Das letzte intellektuelle Bundeskabinett sei 1983 per Mißtrauensvotum aus dem Amt gehebelt worden. Seitdem sei in der deutschen Politik Mittelmaß zum Credo geworden, und das sei eine wesentliche Ursache für den Niedergang der einstigen Volksparteien.

In Bezug auf die Neue Seidenstraßen-Initiative führte er aus, daß sich China als äußerst lernfähig erwiesen habe; er sei sich sicher, daß bestehende Meinungsunterschiede durch wohlwollende Verhandlungen bald beseitigt werden könnten. Die sich jetzt entwickelnde neue Weltwirtschaftsordnung könne deshalb nur durch Zusammenarbeit aller Akteure, nicht durch Konfrontation gelingen. China habe bereits 1 Billion Dollar in BRI-Projekte investiert. Das Potential verlange aber nach zusätzlichen 4 Bio. Dollar in den nächsten Jahren. Das könne China nicht alleine stemmen, und diese Herausforderung stelle somit eine große Chance für Investoren aus aller Welt dar. Und über diese Chancen im Interesse des deutschen Mittelstandes aufzuklären, sei vornehmliche Aufgabe seines Verbandes.

Unter dem Titel „Vertiefender Austausch und Offenheit beseitigen Vorurteile“ stellte Frau Dr. Mei Huang (Förderung des Internationalen Austausches für Künste und Erziehung e.V.) die Arbeit ihres 1999 gegründeten Vereins vor. Nachdem die Projekte am Anfang im wesentlichen darin bestanden hatten, Ausstellungen für Künstler im jeweils anderen Land zu organisieren, habe man in letzter Zeit auch den Dialog der Künstler untereinander über die verschiedenen Herangehensweisen im Bereich der bildenden Künste gefördert.

„Der jetzige Zustand der Nationen ist eine Folge der Anhäufung aller Entdeckungen, Erfindungen, Verbesserungen, Vervollkommnungen und Anstrengungen aller Generationen, die vor uns gelebt haben; sie bilden das geistige Kapital der lebendigen Menschheit, und jede Nation ist nur produktiv in dem Verhältnis, in dem sie diese Errungenschaften früherer Generationen in sich aufzunehmen und durch eigene Erwerbungen zu vermehren gewußt hat.“
– Friedrich List, Das Nationale System der Politischen Ökonomie

Zum Abschluß skizzierte Elke Fimmen (Journalistin u. Autorin, EIR) das Leben und Werk des hierzulande in Vergessenheit geratenen deutsch-amerikanischen Ökonomen Friedrich List. Dessen Werke seien in China und anderen asiatischen Staaten noch sehr präsent, da List im Gegensatz zu Adam Smith die Erzeugung von Werten und nicht bloß den Handel mit diesen zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht habe. Als Vertreter des „Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie“ habe sich List in der Tradition von Alexander Hamilton sowie Mathew und Henry Carey für die Entwicklung von Nationen eingesetzt und sein Hauptaugenmerk auf die „Pflanzung der produktiven Kräfte“ gelegt, womit er das geistige Potential einer Bevölkerung als den Ursprung des Reichtums einer Nation definierte. Lyndon LaRouche habe mit seinem Lebenswerk, u.a. mit seinem Begriff des „relativen Bevölkerungsdichtepotentials“, diese Schule der physikalischen Ökonomie auf eine neue konzeptionelle Ebene gehoben. Angesichts der Sackgasse, in die uns die monetären Doktrinen der neoliberalen Wirtschaftsschulen manövrierten, sei es eine dringenden Herausforderung an jedermann, sich mit den Konzepten von List (und LaRouche) auseinanderzusetzen.

In der regen Diskussion kam eine breite Palette von Fragen auf: ob das neue Paradigma einen neuen Menschen zur Voraussetzung habe, die (unrühmliche) Rolle von EU, Denkfabriken und dem militärisch-industriellem Komplex, bis hin zur Frage, ob nicht die Zusammenarbeit im Weltraum den besten Weg aufzeige, von der Konfrontation zur Kooperation zu gelangen. Da bei der Raumfahrt absolute Rationalität von Nöten sei, so Frau LaRouche in ihrer Antwort, sei Kooperation auf diesem Feld tatsächlich am besten geeignet, damit die Welt endlich ihre geopolitischen Kinderkrankheiten überwindet und die Menschheit zu ihrer extraterrestrischen Bestimmung geführt werde.

Klaus Fimmen