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Neue Solidarität
Nr. 43, 26. Oktober 2017

Offener Brief an US-Präsident Donald Trump:
Verteidigen Sie Kolumbus!

Von Liliana Gorini

Der folgende Offene Brief wird seit dem 20. September 2017 vom Schiller-Institut verbreitet.

Sehr geehrter Herr Präsident,

Als italienische Staatsbürgerin und Vorsitzende von MoviSol – Lyndon LaRouches Bewegung in Italien – fordere ich Sie auf, Christoph Kolumbus und den Kolumbus-Tag zu verteidigen. Die gleichen Leute, die versuchen, Ihre Präsidentschaft zu zerstören, angeführt von dem Wall-Street-Spekulanten George Soros (der 1992 auch die italienische Lira zerstörte), versuchen nun auch, die Geschichte und Kultur zu zerstören – nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit.

Kardinal Nikolaus von Kues und seine italienischen Mitstreiter Paolo del Pozzo Toscanelli, Kolumbus, Amerigo Vespucci und andere waren Teil einer Revolution in Kultur, Kunst, Geographie und Wissenschaft, die die Entdeckung Amerikas möglich machte. Die italienische Renaissance, diese bewußt ausgelöste Welle menschlicher Kreativität, ist ein wahrhaft stolzer Moment in der gesamten Menschheitsgeschichte, und das nicht nur für die Italiener. Die Menschen, die den Kolumbus-Tag abschaffen möchten, wollen – sei es bewußt und böswillig oder lediglich irregeleitet – dieses kulturelle und wissenschaftliche Erbe auslöschen.

Es waren schon immer die Briten, nicht zuletzt die „kulturelle Gedankenpolizei“ im Umfeld des Britischen Museums, die versucht haben, die italienische Renaissance herunterzuspielen und zu demontieren, ihren erfolgreichen Aufbruch zur Erforschung von Neuland zu unterminieren und ihre Mission, „in einer neuen Welt“ einen neuen und besseren souveränen Nationalstaat als die in Europa aufzubauen, zu verschleiern und zu leugnen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika wurden schließlich dieser Nationalstaat. Das war ein zentraler, bewußter Teil des großartigen Projektes von Cusa, Toscanelli und Christoph Kolumbus. An dieser Absicht war nichts „fehlgeleitet“.

Auch an der jetzigen Bewegung des Finsteren Zeitalters, die Denkmäler stürzen will, ist nichts „fehlgeleitet“. Das Abschlagen des Kopfes einer Kolumbus-Statue in Yonkers im Bundesstaat New York am 29. August erinnert an die Enthauptung von 28 Statuen religiöser Persönlichkeiten an nur einem Tag im Oktober 1793 während der Französischen Revolution -demselben Monat, in dem auch Marie Antoinette guillotiniert wurde. Damals nannten sie ihre Bewegung den „Kult der Vernunft“.

In ähnlicher Weise versuchte der Kongreß für kulturelle Freiheit seit den 1950er Jahren, die Kultur und unsere historischen Wurzeln zu zerstören, und inspiriert offenbar diese Banden von Protestierenden, die – ähnlich wie ISIS Palmyra und andere Juwelen der Kultur in Syrien, Irak und Jemen – die Monumente und Statuen, die die Bevölkerung an ihr Erbe erinnern, zu zerstören. Schönheit, im klassischen, ästhetischen Sinn, stört sie.

Kolumbus und seine Entdeckungsreisen waren das Resultat der italienischen Renaissance, die bis heute in Momenten großer Krisen ein wichtiger Referenzpunkt für jeden italienischen Bürger ist. Deshalb herrschte zurecht Bestürzung hier in Italien und in der italoamerikanischen Gemeinde in den Vereinigten Staaten, als wir hörten, daß eine Statue des Kolumbus gestürzt wurde und daß es Petitionen gibt, den Kolumbus-Tag und die Kolumbus-Parade auf der Fifth Avenue abzuschaffen.

Was kommt als nächstes? Wird man die Stadt Columbus in Ohio, die ich vor Jahren besuchte, um dort die Kolumbus-Statue zu bewundern, dem Erdboden gleichmachen? Wird man Brunelleschis Dom in Florenz abreißen? Oder die Statue des Leonardo da Vinci vor der Scala in Mailand, die zeigt, daß Leonardo nicht nur ein Renaissancegenie, Ingenieur und Maler war, sondern mit seiner Schrift De Vocie über die menschliche Stimme auch den Belcanto begründete?

Wir vertrauen darauf, daß Sie intervenieren werden, um dieses historische Erbe zu verteidigen, das nicht in Vergessenheit geraten darf, sondern uns vielmehr zu einer neuen Renaissance in der Kultur inspirieren sollte, die zur wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten mit der übrigen Welt führt, Rußland und China eingeschlossen.

Als Italiener fordern wir Sie auch auf, Ihr Wahlversprechen einzuhalten und das Glass-Steagall-Trennbankengesetz wieder einzuführen, das nicht nur den Spekulationen ein Ende setzen und Kredit für den Bau dringend benötigter Infrastruktur freisetzen würde, sondern auch der übermäßigen Macht der Wall Street ein Ende setzen würde, die mit Sicherheit hinter solchen „Graswurzel-Kampagnen“ steht und sie finanziert. Wir hoffen, hier das gleiche zu tun, und so gemeinsam mit Ihrer Regierung und anderen Nationen auf neue Entdeckungen hinzuarbeiten, die dem wahren Erbe des Christoph Kolumbus und der westlichen Zivilisation gerecht werden.

Liliana Gorini,
Vorsitzende des Movimento Internationale per i Diritti Civili Soldarietá (MoviSol),
Mailand, Italien