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Neue Solidarität
Nr. 42, 19. Oktober 2017

Aus Wissenschaft und Technik

Indien: Ende 2018 wird jeder Haushalt Strom haben

Indiens Ministerpräsident Narendra Modi hat ein Programm über umgerechnet 2,5 Mrd.$ angekündigt, um bis Ende 2018 alle Haushalte im Land mit Strom zu versorgen, so wie er es im Wahlkampf 2014 versprochen hatte. In einer Rede an die Nation am 25. September sagte Modi: „40 Millionen von 250 Millionen Haushalten haben immer noch keinen Strom, was bedeutet, daß 25% der Menschen im 18. Jahrhundert leben. Die Regierung wird jeden Haushalt elektrifizieren, sei es in einem Dorf, einer Stadt oder einer abgelegenen Region.“

Nach Schätzungen der staatlichen Denkfabrik Niti Aayog, die Modi als Ersatz für Indiens frühere Planungskommission gründete, haben ca. 304 Mio. Inder keine Stromversorgung, das ist ein Viertel aller Menschen auf der Welt ohne Stromanschluß.

Prinzipiell erzeugt Indien genug Strom für alle Haushalte. Aber die Verbraucher müssen das letzte Stück der Leitungen an die Häuser selbst bezahlen, und das ist ein großes Hindernis. Dazu sagte Modi in seiner Rede: „Der Stromanschluß an Haushalte armer Mitbürger wird sie nichts kosten.“

Modis Plan, genannt Saubhagya („Glück“), soll durch eine Mischung aus Bundeszuschüssen, Investitionen öffentlicher Versorgungsbetriebe und Krediten finanziert werden.

Indiens Stromversorgung stützt sich vor allem auf Kohle und Wasserkraft; in den letzten Jahren gab es einen Aufschwung von Kernkraft und erneuerbaren Energien. Bisher ist der Kernkraftanteil noch sehr gering, aber das Land verfolgt ein dynamisches Kernkraftprogramm. Letzten Monat gab die Regierung grünes Licht für den Bau von zehn im Inland konstruierten Schwerwasserreaktoren zu je 700 MW. Die geplanten Standorte sind Kaiga in Karnataka (Block 5 und 6), Chutka in Madhya Pradesh (Block 1 und 2), Gorakhpur in Haryana (Block 3 und 4) und Mahi Banswara in Rajasthan (Block 1-4). Derzeit gibt es in Indien 22 Reaktoren, davon 18 inländischer Bauart.

Außerdem meldete Indiens Atomenergiekommission im August gerade die Fertigstellung des Schnellen Brüters bei Kalpakkam mit 500 MW Leistung; die Stromerzeugung soll vor Jahresende beginnen. Der Reaktor von Kalpakkam nutzt statt Uran spaltbares Thorium. Derzeit gibt es auf der Welt nur noch einen anderen kommerziellen Schnellen Brüter, in Rußland.

Parallel dazu nutzt Indien auch Reaktoren, die ausländische Unternehmen bauen. Rußland hat bei Koodankulam zwei VVER-1000-MW-Reaktoren errichtet und arbeitet an zwei weiteren. Insgesamt hat Rußland Aufträge für sechs Reaktoren erhalten. Und die französische EDF (Électricité de France) führt derzeit letzte Verhandlungen mit indischen Behörden über den Bau von sechs 1650-MW-Reaktoren bei Jaitapur. Nach der Fertigstellung wird dies der größte Kernkraftstandort im Land sein. Es wird mit einer Einigung gerechnet, bevor Präsident Emmanuel Macron später in diesem Jahr Indien besucht.

* * *

Regierung Trump leitet Umkehr bei der Kernenergie ein

Während des Hurrikans Harvey haben sich Kernkraftwerke als der sicherste Ort erwiesen. Die beiden 1300-MW-Reaktoren des „Texas-Projekts“ in Bay City bei Houston lieferten während des Sturmes 2 Mio. Haushalten zuverlässig ununterbrochen Strom.

Die Regierung Obama hatte mit der Schließung der Kraftwerke gedroht, obwohl die 20jährigen Lizenzen erst 2027 bzw. 2028 auslaufen. Begründen wollte sie dies u.a. mit der Gefahr von Strahlenverseuchung, falls ein Kraftwerk durch einen Hurrikan beschädigt wird, was sich jetzt als große Ironie erwiesen hat. Die Regierung Trump hat jedoch am 28. September die Betriebsgenehmigungen bis 2047 bzw. 2048 verlängert.

Am nächsten Tag kündigte Energieminister Perry zudem an, die Bundesregierung werde bis zu 3,7 Mrd.$ Kreditgarantien für die Fertigstellung der beiden modernen Reaktoren Block 3 und 4 am Standort Alvin W. Vogtle in Georgia geben.

Die entspricht der neuen Energiepolitik, die Perry in einem achtseitigen Brief an die Energieaufsichtsbehörde FERC dargelegt hat. Er weist sie darin an, die Regulierung der Energiepreise so zu ändern, daß für die USA eine zuverlässige landesweite Stromversorgung sichergestellt ist, sowohl im alltäglichen Dauerbetrieb als auch im Falle von menschengemachten oder Naturkatastrophen.

Er schlägt einen „Paritätspreis“ vor, der die Erzeugungskosten zuverlässiger Energie deckt. So waren in letzter Zeit etliche Kernkraftwerke in den USA abgeschaltet worden, weil sie unter den Regeln des „freien Marktes“ mit staatlich stark subventionierten alternativen Energiequellen konkurrieren mußten, die nur Strom liefern, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht, oder mit Fracking-Gas.