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Der wichtigste englischsprachige Fernsehsender Chinas, CCTV-9, sprach mit der „Seidenstraßen-Lady“ über die Weltlage.
Ein Interview mit Helga Zepp-LaRouche, der Präsidentin des Schiller-Instituts, wurde am 14. April in der beliebtesten Talkshow des wichtigsten englischsprachigen Fernsehsenders in China, CCTV-9, gesendet und ist weiterhin im Internet abrufbar. Frau Zepp-LaRouche wurde als die „Neue Seidenstraßen-Lady“ vorgestellt, und sie berichtete in dem Programm über ihren Einsatz für dieses Projekt in den letzten 20 Jahren, der ihr diesen Namen einbrachte.
Der Moderater Yang Rui wies darauf hin, daß die Idee schon am Ende des 19. Jahrhunderts von Sun Yat-sen vertreten wurde. Zepp-LaRouche bestätigte, Suns Einfluß habe dazu beigetragen, daß sie diese Idee, die wiederum von Abraham Lincoln und dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn in Amerika inspiriert war, aufgegriffen hat. Sie stellte die Idee der Seidenstraße den monetaristischen Konzepten gegenüber, bei denen die Menschen bloß daran denken, wie sie „billig einkaufen und teuer verkaufen“ können, während im Gegenteil die wahre Quelle des Reichtums in der Kreativität der Menschen liege. Wenn man aus der gegenwärtigen Krise wieder herauskommen wolle, müsse man die Ideen aufgreifen, die in der Vergangenheit die Industrialisierung ermöglichten.
Sie lobte die Vorschläge des chinesischen Präsidenten Xi Jinping für die Neue Seidenstraße, betonte aber auch, dabei gehe es nicht bloß darum, Verkehrswege zu schaffen, sondern darum, die gesamte Wirtschaft auf eine völlig neue „Plattform“ zu stellen. Man müsse neue Wasservorkommen erschließen, etwa durch die Umleitung von Flüssen und die nukleare Wasserentsalzung. Das Ziel müsse es sein, den Lebensstandard in den armen, landeingeschlossenen Regionen auf ein Niveau anzuheben, wie es in den Regionen an den Küsten und den großen Flüssen erreicht wurde.
Yang Rui zitierte dann einige negative Kommentare aus Rußland über die Idee der Neuen Seidenstraße. Zepp-LaRouche antwortete, ihr Eindruck aus den jüngsten Gesprächen mit ihren russischen Freunden sei, daß das Konzept wegen der Entwicklungen in der Ukraine sehr viel positiver eingeschätzt wird, als das früher vielleicht der Fall gewesen sei. Auch Präsident Wladimir Putin sei für das Projekt, und seine Haltung sei entscheidend. Sie betonte: „Wir befinden uns in einem gefährlichen Moment in der Geschichte. Entweder treten wir in eine neue Ära der Menschheit ein, oder wir werden vielleicht nicht mehr existieren.“
Yang Rui fragte auch nach der Rolle des Iran. Zepp-LaRouche verwies in ihrer Antwort auf das umfassendere Programm zur Entwicklung der gesamten südwestasiatischen Region. Man müsse die Wüsten begrünen und Prosperität und Entwicklung in die trockenen Regionen des Nahen Ostens und Südasiens bringen. „Infrastruktur ist der Schlüssel zur Entwicklung“, betonte sie.
Auch die Lage in Afghanistan und das damit verbundene Rauschgiftproblem wurden angesprochen. Sie erklärte, es sei sehr wohl möglich, den Drogenhandel und die Geldwäsche erfolgreich zu bekämpfen, aber der Schlüssel dazu sei der Aufbau eines Entwicklungskorridors, der den Menschen in der Region Hoffnung gibt. Dazu müßten alle Nachbarstaaten zusammenarbeiten, um die Region als ganze zu entwickeln.
Auf die Frage nach Präsident Xis Vorschlag der „maritimen Seidenstraße“ sagte sie, dies sei ein exzellenter Vorschlag, und berichtete dann über Projekte wie den Kra-Kanal, der das Südchinesische Meer mit dem Indischen Ozean verbinden soll.
Yang Rui fragte dann, wie all das angesichts der negativen Haltung der Vereinigten Staaten verwirklicht werden könne. Sie antwortete, es gebe auch ein anderes Amerika. Dafür stehe beispielsweise der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, General Martin Dempsey, der warnt, es sei völlig falsch, in Chinas wachsendem Wohlstand eine Bedrohung zu sehen - was Dempsey die „Thukydides-Falle“ nenne. Zepp-LaRouche sagte: „Wir brauchen einen Kurswechsel der amerikanischen Politik. Die derzeitige amerikanische Politik steht im Widerspruch zur amerikanischen Verfassung. Und viele reden von einem Wechsel, sogar die Leute im Kongreß.“
Auf die Frage, ob die Bevölkerung in der Ukraine - die sie ja schon erwähnt hatte - einen Wechsel wolle, oder ob das ein Konflikt zwischen den USA und Rußland sei, antwortete Zepp-LaRouche: „Das war das Resultat der Politik der Regimewechsel, die mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann. Jetzt ist es noch viel schlimmer, denn die Gewalttaten werden von den Nazis verübt. Und die EU und die USA unterstützen die Nazis in der Ukraine.“
Zum Abschluß bedankte sich Yang Rui für „ein sehr aufschlußreiches Gespräch“, und fragte, was sie von der Politik der Regierung Xi halte. „Ich denke, sie macht exzellente Arbeit“, antwortete Frau Zepp-LaRouche. „Premier Lis Besuch in Rumänien war sehr gut. Man muß verstehen, daß das Finanzsystem der transatlantischen Zone kollabiert. Und wir müssen zu einem Trennbankensystem zurückkehren, wie es unter Franklin Roosevelt geschaffen wurde.“
CCTV-9 ist eines der wichtigsten Medien in der englischsprechenden Welt für alle, die sich für China interessieren, und wird auch von der chinesischen Führung genau verfolgt. Teile des Interviews wurden auch von chinesischsprachigen Sendern übernommen.