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Eine entscheidende Intervention gegen die Kriegsdynamik machte Papst Franziskus mit einem von ihm als „spiritueller Beitrag“ bezeichneten, an den G20-Gipfel gerichteten Brief. Die führenden Politiker der Welt sollten erkennen, daß es keinen militärischen Schlag gegen Syrien geben dürfe, „weil ohne Frieden keine Form wirtschaftlicher Entwicklung möglich ist“.
Der Papst schreibt: „Für die Völker der Welt ist klar, daß bewaffnete Konflikte immer eine Negation der internationalen Harmonie sind und tiefgehende Teilungen und Wunden verursachen, die zu ihrer Heilung vieler Jahre bedürfen.“ Er appellierte an die Staatschefs, Syrien nicht zu vergessen, wo „einseitige Interessen die Oberhand haben und die Suche nach einer Lösung behindern, die dem sinnlosen Massaker, das sich jetzt entfaltet, Einhalt geboten hätte“.
Und weiter: „An die anwesenden Staats- und Regierungschefs, an jeden Einzelnen, richte ich aus ganzem Herzen den Appell, dazu beizutragen, Wege zu finden, die widerstreitenden Positionen zu überwinden und das sinnlose Verfolgen einer militärischen Lösung abzulegen. Möge es statt dessen eine erneuerte Entschlossenheit geben, mit Mut und Bestimmtheit, durch Dialog und Verhandlungen der Parteien, einmütig unterstützt von der internationalen Gemeinschaft, eine friedliche Lösung zu suchen.“
Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, der New Yorker Kardinal Timothy Dolan, und der Vorsitzende ihres Ausschusses für internationale Gerechtigkeit und Frieden, der Bischof von Des Moines Richard E. Pates, sandten am 5. September einen Brief an alle Mitglieder des US-Kongresses, in dem sie sich diese Botschaft des Papstes zu eigen machen. Sie unterstreichen: „Unsere leidenden Bruderbischöfe der ehrwürdigen und alten christlichen Gemeinschaften des Nahen Ostens ... bitten die internationale Gemeinschaft darum, sich nicht auf eine militärische Intervention in Syrien zu verlegen. Sie haben deutlich gemacht, daß ein militärischer Angriff kontraproduktiv wäre, eine bereits mörderische Lage verschlimmerte und unbeabsichtigte negative Folgen hätte.“
Der Präsident des syrischen Parlaments, Dschihad Al-Laham, appellierte am 6. September in einem Brief leidenschaftlich an die US-Kongreßabgeordneten, mit ihren syrischen Kollegen zusammenzuarbeiten, um auf diplomatischem Wege Differenzen beizulegen.
Dschihad al-Laham betont dabei einen sehr wichtigen Punkt, den die Kriegspartei gerne unterdrücken will: „Der gemeinsame Feind unserer beiden Nationen ist die wahabitische Haßideologie des Dschihad, verkörpert in Al-Kaida, der Al-Nusra-Front und deren Ablegern.“ Diese „von den Saudis übernommene und finanzierte“ Ideologie sei der Hauptfaktor bei den Angriffen des 11.9. 2001 gewesen, und die Saudis finanzierten weiter religiöse Dschihad-Schulen, um Terroristen aus aller Welt auszubilden. Syrien als „der letzte verbliebene wirklich säkulare Staat im Nahen Osten“ kämpfe heute gegen Zehntausende ausländische Dschihadisten.
Die dem Brief beigefügte Faktensammlung widerlegt die Behauptungen über einen Chemiewaffeneinsatz der syrischen Armee. Weiter heißt es, ein Militärangriff wäre illegal, da Syrien keine Gefahr für die USA und den UN-Sicherheitsrat darstelle. Der Brief schließt: „Statt uns gegenseitig zu bekämpfen, sollten wir zusammenarbeiten, um die UN-Sicherheitsratsresolutionen 1373 und 1624 gegen Terrorismus vollständig umzusetzen. Statt Feinde zu sein, sollten wir gemeinsam den Weg zu Frieden und Wahrheit beschreiten.“
Wie zu erwarten, wurde der Inhalt von Al-Lahams Schreiben in deutschen Medien kaum erwähnt. Wie die Familie Bush vor ihm ist Obama fest entschlossen, die Verwicklung der anglo-saudischen Achse in die Finanzierung von Terrorismus und „Regimewechsel“ zu vertuschen und die schändliche „Sonderbeziehung“ zu Saudi-Arabien zu erhalten.