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Ein Ausschuß der Nationalen Wissenschaftsstiftung (NSF) hat empfohlen, bis 2017 die Finanzierung mehrerer der modernsten Radio-Teleskope der USA einzustellen - d.h., sie stillzulegen und die Wissenschaftlerteams, die sie betreiben, zu entlassen.
Eines der betroffenen Teleskope ist das Green-Bank-Radioteleskop im Bezirk Pocahontas in West Virginia, das größte frei bewegliche Radioteleskop der Welt. Es wird ständig durch kostengünstige Verbesserungen seiner Instrumente auf dem modernsten Stand gehalten. Das Nationale Radioastronomische Observatorium (NRAO) betreibt noch eine Reihe weiterer Teleskope, um Wissenschaftlern, die an Entdeckungen über die Natur unserer Galaxis arbeiten, Beobachtungen in sämtlichen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums zur Verfügung zu stellen.
Das zweite betroffene Teleskop ist das von Socorro/New Mexico aus betriebene „Very Long Baseline Array“, ein Interferometer aus zehn gleichartigen Antennen, die in zehn verschiedenen Bundesstaaten - von Mauna Kea/Hawaii bis St. Croix auf den Virgin Islands - in einer Entfernung von bis zu 8000 km voneinander aufgestellt sind. Wenn man diese Teleskope in Verbindung mit dem Green-Bank-Teleskop verwendet, verfünffacht sich die Auflösung dieses Teleskops. Auch die vier von der Bundesregierung betriebenen Teleskope am Kitt Peak National Observatory in Arizona sollen stillgelegt werden. Die Befürworter der Stillegungen begründen die Empfehlung damit, daß dadurch Mittel für drei neue Teleskope der NSF in Chile frei würden.
Eine Schülerin der Pocahontas County High School, Amanda Gibson, hat unter der Überschrift „Goodbye, Green-Bank-Telescope?“ einen lesenswerten Artikel über die Stillegungsempfehlung verfaßt, in dem sie die offensichtlichen Fragen stellt, denen die Ausschußmitglieder ausweichen. Die Stillegung dieser Teleskope werde langfristig vergleichbare Folgen haben wie die Stillegung des Shuttle-Programms oder des DC General Hospitals in Washington. Diese Teleskope sind Teil der Kultur und der Bildungseinrichtungen in der Region, und die Arbeitslosenstatistiken werden uns nicht verraten, wie verheerend die Wirkung dieser Maßnahmen auf diese wissenschaftsorientierten Regionen sein wird.
Besonders kurzsichtig ist die Entscheidung auch deshalb, weil seit dem Meteoritenschauer über Tscheljabinsk und dem nahen Vorbeiflug des Asteroiden 2012 DA14 auch einer breiteren Öffentlichkeit klargeworden ist, daß die Menschheit unser Sonnensystem, die Galaxis und das Universum sehr viel besser verstehen muß. Anfang März wurden vier weitere Brocken in einer erdnahen Bahn entdeckt.
Der NSF-Ausschuß, der die Einsparempfehlungen ausgesprochen hat, wird von Daniel Eisenstein von der Harvard-Universität geleitet. Die endgültige Entscheidung der NSF über die Stillegungen wird im Dezember fallen.