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Neue Solidarität
Nr. 12, 20. März 2013

US-Seuchenbekämpfungsbehörde warnt vor „Alptraum-Bakterium“

Die amerikanische Seuchenbekämpfungsbehörde (CDC) warnte am 5. März, daß sich in den USA der gegen Antibiotika resistente Bakterienstamm CRE ausbreitet und bereits in 42 Bundesstaaten in Krankenhäusern und Pflegeheimen aufgetreten ist.

Die Behörde und andere Fachleute warnen, selbst gewöhnliche Infektionen - etwa der Harnwege, Lungenentzündungen oder Durchfallerkrankungen - könnten tödlich werden, wenn CRE nicht bald eingedämmt wird, weil CRE seine gegen Antibiotika resistenten Gene mit gewöhnlichen Bakterien wie etwa E.coli austauschen können.

Das Aufkommen von CRE und anderen neu oder wieder auftretenden Krankheitserregern schafft das Potential für einen „biologischen Holocaust“. Wie Lyndon LaRouche schon Mitte der siebziger Jahre gewarnt hatte, schafft der wirtschaftliche Zusammenbruch günstige Bedingungen für die Entstehung und Verbreitung bereits bekannter oder neuer Krankheitserreger. Dies kann zu verheerenden Seuchenwellen führen - eben einem „biologischen Holocaust“, wie LaRouche es nannte. LaRouche bildete damals eine Arbeitsgruppe, die dann Berichte über die Dynamik der dabei wirkenden Faktoren veröffentlichte. Diese Dynamik zeigt sich jetzt in der Ausbreitung und Ansteckungsfähigkeit dieser neuen Krankheitserreger sowie in der zunehmenden Sterblichkeit infolge des Mangels an Hygiene und Nahrung.

CDC-Direktor Thomas Frieden sagte am 5. März: „Das sind Alptraum-Bakterien, die eine dreifache Bedrohung darstellen. Sie sind resistent gegen sämtliche Antibiotika. Sie haben eine hohe Sterblichkeitsrate und töten die Hälfte der Menschen, die ernsthaft infiziert werden. Und sie können ihre Resistenz an andere Bakterien weitergeben.“

Frieden und andere empfehlen als Gegenmaßnahmen „Entdeckung und Schutz“, d.h., die systematische Suche nach der Mikrobe, die Schaffung und Nutzung von Quarantäne- und Isolierstationen für die Behandlung sowie andere Maßnahmen zur Eindämmung von CRE. Die Frage ist allerdings, ob überhaupt die Mittel vorhanden sind, um die entsprechenden Seuchenbekämpfungsmaßnahmen und Forschungsarbeiten durchzuführen.

CRE steht für Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae. 2001 waren nur 1,2% der Unterarten dieses Bakterienstamms gegen Carbapenem-Antibiotika resistent, 2011 waren es 4,2%. Carbapenem ist das stärkste heute verfügbare Antibiotikum, das aber starke Nebenwirkungen hat und beispielsweise die Nieren der Patienten schädigen kann.

Bakterien kennen keine Grenzen

Neben CRE gibt es in der transatlantischen Region und weltweit weitere Beispiele solcher „Alptraum-Mikroben“, die gegen die heute bekannten Antibiotika resistent sind.

In Europa zeigt sich bei Klebsiella pneumoniae zunehmend eine Resistenz gegen Antibiotika, sogar gegen Carbapenem-Mittel, die aktuell sozusagen die allerletzte Verteidigungslinie darstellen. K. pneumoniae tritt in der Lunge, in den Harnwegen und in der Blutbahn auf. Das Europäische Seuchenbekämpfungszentrum (ECDC) veröffentlichte im November 2012 einen Bericht, aus dem hervorgeht, daß der Anteil der resistenten K. pneumoniae-Arten in den europäischen Ländern insgesamt von 7% vor fünf Jahren auf jetzt bereits 15% angewachsen ist - in einigen Ländern sogar bis zu 50%!

Die Länder mit der höchsten Resistenzrate sind Griechenland, Zypern, Italien, Ungarn und Bulgarien - also genau jene Staaten, die am meisten unter der von der Troika verordneten Sparpolitik leiden.

Es heißt oft, dies sei eine Folge des zu häufigen Einsatzes von Antibiotika, was sicher teilweise richtig ist. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. In armen Wohngegenden bekommen vielleicht 1% der Patienten eine Behandlung (und nehmen dann auch Antibiotika), aber die übrigen 99% nicht.

Einige Daten liefert ein Bericht der US-Geheimdienste über „Die globale Bedrohung durch wieder oder neu auftretende Infektionskrankheiten und ihre Folgen für die Vereinigten Staaten“, der im Januar 2000 als Nationale Geheimdiensteinschätzung veröffentlicht wurde. Darin wird gewarnt: „Infektionskrankheiten sind die häufigste Todesursache und waren 1998 für ein Viertel bis ein Drittel der schätzungsweise 54 Millionen Todesfälle weltweit verantwortlich... 20 wohlbekannte Krankheiten - darunter Tuberkulose (TB), Malaria und Cholera - sind seit 1973 wieder aufgetreten oder haben sich geographisch ausgebreitet, oft in virulenteren und arzneimittelresistenteren Formen. Mindestens 30 vorher unbekannte Krankheitserreger wurden seit 1973 identifiziert...“

mgm